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-r. Gechingen, 6. Febr. Bei der gestrigen Abendunterhaltung des hiesigen Kirchenchors (im ^Hirsch") hörte man fast lauter neue Lieder. Zwischen den einzelnetz gemischten und Männerchören erfreuten die Versammlung vier« und zweihändige Klaviervorträge von Frau Pfarrer Keller mit Frl. Tochter und Lehrer Breitling. Frl. Ziegler sang mehrere Sopran-Soli und — mit Frl. Günther — 3 Duette, Chr. Claß: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre." Reden wurden gehalten von Vikar Keller, Wundarzt Dingler u. a. Daneben kam auch die gemütliche Unterhaltung zu ihrem vollen Recht, und nur zu bald waren die schönen Stunden verflossen.
Stuttgart, 8. Febr. Strafkammer. Wegen fahrlässiger Körperverletzung wurde der Gastwirt Gustav Schmid von Cannstatt zu der Geldstrafe von 30 ^ verurteilt, weil in der Nacht vom 39./30. Nov. v. I. zwischen 12 und 1 Uhr ein etwas angetrunkener verheirateter Schreiner von dort trotz elektrischer Beleuchtung in dessen Wirtschaft eine Kellertreppe rücklings hinab fiel und sich dabei Quetschwunden an der Wirbelsäule und an den Rippen zugezogen, die übrigens nach 14tägig«r Behandlung im dortigen Bezirkskrankcnhaus geheilt waren. Der Unfall entstand dadurch, datz eine Querstange, welche als Verschluß der Kellertreppe diente, zufällig zurückgeschlagen war und der Neuangekommene lokalunkundige Besucher einen Fehltritt machte. Die Strafkammer fand ein gefährliches Verschulden darin, daß er als Gastwirt unterließ, abends vor seinem Weggang sich zu versichern, ob dis Kellertreppe durch die Qucrstange verschlossen sei und verurteilte ihn zu einer Geldstrafe von 30 und den Kosten des Verfahrens.
Stuttgart, 8. Febr. Im Wartesaal III. Klasse des hiesigen Bahnhofs begann heute ein Verkauf der in den Zügen und Bahnhöfen Württembergs liegengebliebenen Gegenstände (Schirme, Stöcke rc.) statt. Die Zahl solcher Gegenstände ist wieder so groß, daß die Versteigerung mehrere Tage beansprucht.
Stuttgart, 9. Febr. (Durchschnittspreise deS hiesigen Schlacht- und Viehhofs.) Farren und Stiere 48—53^, Rinder 58—61-H, Schweine 55 bis 58-H, Kälber 60—74 H.
Rottweil, 8. Febr. Freiherr v. Münch hat in seiner Ertnündigungsstreitsache gestern und vorgestern die sämtlichen Mitglieder der hiesigen Zivilkammer abgelehnt, weil sie ihm aus der Art und Weise ihrer Entmündigungsvormundschaftsführung regreßpflichtig und daher Kraft Gesetzes von der Ausübung des Richteramtes ausgeschlossen seien. Infolge dieses Ablehnungsantrags mußten die sämtlichen zur Beweisaufnahme auf die Zeit vom 8.—12. d. M. geladenen Zeugen und Sachverständigen noch in letzter Stunde telegraphisch abbestellt werden. Herr vvn Münch hat bisher stets mit allem Nachdrucke die thunlichste Beschleunigung des Verfahrens betrieben; von diesem neuesten Schritte hat ihn auch die Beratung seines eigenen Anwalts nicht abzubringen vermocht.
London, 9. Febr. Nansen hielt gestern Abend in einer überaus zahlreich besuchten Versammlung der Royal Geographical Society in der Alberthall, an welcher der Prinz v. Wales, der Herzog v. Aork und andere hervorragende Persönlichkeiten teilnahmen, einen längeren Vortrag. Hierauf ergriff der Prinz v. Wales das Wort. Er rühmte die wunderbare Beschreibung, die Nansen von seiner Reise gegeben habe, und zwar in einer Sprache, die nicht einmal seine Muttersprache sei. Der Prinz von Wales überreichte dann Nansen im Auftrag der Gesellschaft eine Medaille, welche eigens zur Erinnerung an diese Feier geprägt worden war. Nansen erwiderte mit lebhaften Worten des Dankes.
Aus Bombay wird berichtet: Die Leichen der Parsers werden bekanntlich auf die „Thürme des Schweigens" gebracht, wo sie von Geiern verzehrt werden. Infolge der Pest werden jetzt täglich etwa 12—13 Leichen dorthin befördert und man hat sich die Frage vorgelegt, ob die Geier auch diese Masse bewältigen können. Wie nun die „Times of Jndia" mitteilt, hat der Sekretär des Parsee Panehayet dem Berichterstatter des Blattes erklärt, daß die Zahl der Raubvögel sich stark vermehrt habe; es sei daher auch nicht wahr, daß die Leichen un- verzehrt blieben und die Reste in eine Grube geworfen würden. In Wirklichkeit hätten die 3—4 Leichen, die in gewöhnlichen Zeiten täglich nach den „Türmen des Schweigens" gebracht werden, den Geiern nicht genügt und sie hätten noch anderswo Nahrung gesucht. Jetzt genügten ihnen aber die Leichen. Dagegen sind, wie dasselbe Blatt meldet, auf einem Plaze, wo die Hinduleichen verbrannt werden, wiederholt Leichen 48 Stunden lang liegen geblieben, weil die Anverwandten der Verstorbenen sich nicht genügend Holz für die Scheiterhaufen hatten verschaffen können. (Der „Köln. Volkszeitung" wurde dieser Tage aus Bombay gemeldet, daß der Unternehmer, der kontraktlich verpflichtet war, das Holz für die Verbrennung der Hinvuleichen in Bombay zu beschaffen, schon im November durchgegangen sei, um nicht ruinirt zu werden.)
vermischtes.
— „lieber kopfloses Erfinden und Schützenlassen," besonders im Ausland, schreibt für Alle, die nicht selbst ausbeuten können, Patent-Trabert-Leipzig wie folgt: Bei uns sonst vorsichtigen Deutschen fällt es um so mehr auf, wie ziellos meist die Verwertung von Erfindungen gehandhabt wird und welche Unsummen nicht nur für wertlosen inländischen Schutz, sondern vor allem für noch wertlosere Auslandspatente geradezu verschleudert werden. Und zwar schmerzt dieser Verlust weit mehr, als z. B. einer in Exoten, denn letztere werden aus dem Ueberfluß für Spekulation gedeckt, während der in seiner Idee befangene, auf Gewinn hoffende, in der Regel nicht bemittelte Erfinder guasi den letzten Groschen mobil und sehr oft noch zeitlebens drückende Schulden macht und des wohlmeinenden Kapitalisten Vertrauen bitter täuscht. Forscht man nach der Ursache dieser bedenklichen Erscheinung» so ergibt sich, daß sie im Wesentlichen bei
den Erfindern, im Uebrigen aber an deren üblen Beratern liegt. Elftere träumen schon bei der winzige» Zufallsidee von goldenen Bergen und den aus dem Dollarlands herüberschollenden chimären Riesenerfolgen, sie fragen nicht sich, geschweige denn einen nüchternen Fachmann, ob die Sache einigermaßen etwas für sich hat, sondern stürzen Hals über Kopf zum „Anwalt" unv natürlich zu einem, der den Reklametamtamwirbek am meisten versteht. Lo ip8v wird dort die „Idee" zu einem epochemachenden, unentbehrlichen Bedürfnis und im Handumdrehen werden so viel Patente aller Länder und Ländchcn zu möglichst hohen Preisen „herausgeholt," als nur Unerfahrenheit, Geldbeutel und Eitelkeit des „Clienten" gestatten. Oll die Construktion oder das Verfahren etwas taugt, ob sie vcrkaufsfähig oder in den fremden Staaten nur ein blasses Verständnis dafür vorhanden ist, wie es um Novelle steht, kümmert vorläufig niemand, Verwertung ist Nebensache und wird ja noch extra bezahlt. So sind L-chreiber dss., welcher auf eine 16jährige Patentthätigkeit blickt, allein binnen etlichen Monaten für 158000 Mark bezahlte Schutzmittel solcher „Patent fabriken" zum Verwerten angetragen worden, die durchweg wertlos sind, weil sie teils Allbekanntes, Unausführbares, teils dabei verarmte Besitzer betreffen, die weder für Modelle, noch Aufrechterhaltung sorgen können. Und dies ist nur ein verschwindender Bruchteil der so untergehenden Valuten, der Sorgen, Prozesse, zerstörten Familien- banden noch gar nicht zu gedenken! — Darum Vorsicht beim Schützenlassen von Erfindungen, doppelte Vorsicht aber mit dem Ausland, denn eL nimmt von auswärts Kommendes schwer an!
Land Wirtschaft!. Sexirksverem.
Zur Bekämpfung des so ungemein schädlichen Apfelblütenstechers oder Kaiwurms sollten Ende dieseK Monats die Raupenleimringe wieder erneuert werden. Bestellungen auf Leim und Papier wollen daher in Bälde bei Hrn. Oberamtsbaumwart Müller hier gemacht werden. Das Pfund Leim wird auf 30 H zu stehen kommen.
Die Herren Ortsvorsteher werden ersucht, die Obstbau-nbesitzer hierauf aufmerksam zu machen und die Bestellungen zu vermitteln.
Calw, 9. Febr. 1897.
Der Vereins-Vorstand:
Voelter, Oberamtmann.
Landwirtschaft!. Kezirksvereiu.
Am nächsten Sonntag, nachmittags 3 Uhr, findet in Liebenzell im Oberen Bad ein Vortrag: des Herrn Professors Dr. Sieglin von Hohenheim über Fischzucht statt, woran sich praktische Demonstrationen über künstliche Vermehrung der Fische anschließen.
Vor dem Vortrag um 2 Uhr wird die Brutanstalt des Müllers David Hai sch daselbst besichtigt: werden.
Jedermann ist hiezu freundlichst eingeladen.
Calw, 10. Februar 1897.
Der Vereins-Vorstand:
Voelter, Oberamtmann.
Milche Ktklimltlsachsugeü.
Stcrötgerneinös Wiköberg.
Dritter und letzter
Liegenschafts-Verkauf.
Am Mittwoch, den 24. Februar 1897, nachmittags 1 Uhr,
bringe ich die an der Nagold gelegene und in Nr. 144 ds. Blatteö vom vor. Jahr näher bezeichnet«
Klofterrrmhle in Ml-berg,
(Bahnstation der Linie Pforzheim—Horb),
mit ca. 40 kl?, konstanter Wasserkraft, auf dem Ralhause in Wildberg letztmals zum freihändigen Verkauf.
Im Anschluß hieran werden 50 Morgen Güter im Ganzen oder im einzelnen ebenfalls letztmals zur öffentlichen Versteigerung gebracht.
Der Anschlag der einzelnen Objekte, die Lage und der Meßaehalt rc. sind auS der am Rathause in Wilsberg angeschlagenen speziellen Bekanntmachung ersichtlich.
Zu dieser Versteigerung werden Liebhaber mit dem Anfügen eingeladen, daß auswärtige, der Verkaufskommission nichr persönlich bekannte Kaufslustige und deren Bürgen sich über ihre Zahlungsfähigkeit durch obrigkeitliche Vermögens- Zeugnisse neuesten Datums au-zuweisen haben und daß bei einem annehmbaren Erlös der Zuschlag alsbald erfolgt.
Den 6. Februar 1897.
Konknrsverrvakter:
Ger.-Notar.-Assistent Schütz in Nagold,
St.-V.
Revier Hirsau.
Wegöau-Akkord.
Die Herstellung einer 2 Icm langen Wegstrecke am „Untern Föhrberg", dem westlichen Hang gegen das Würz bachthal mit einem Gesammtkostenvor anschlag von 4400 wird im Wege der schriftlicken Submission verakkordiert. Die Angebote sind in Prozenten der Ueberschlagspreise ausgedrückt, verschlossen und mit der Aufschrift „Wegneubau" versehen bis längstens Samstag, den 20. d. M., vormittags 11 Uhr, beim Revieramt einzureichen. Zu dieser Stunde findet die Eröffnung derselben im „Löwen" in Hirsau statt.
Arennhoh-Mrkauf.
Am Montag, den 15.d. Mts., vormittags 9 Uhr, in der Bierbrauerei zur Linde hier aus den Stadtwaldungen Altweg, Abt. MäuleSwäldle und Tunnel. 3 Rm. eichene Prügel.
28 Nm. buchene Scheiter und Prügel und 166 Rm. Nadelholz, Scheiter, Prügel und Anbruch.
Gemeinderat.
Ottenbronn.
Im Vollstreckungswege verkaufe ich" am
Samstag, den 13. ds. Mts., mittags 1 Uhr,
eine bereits noch neue
IlulLerschneidmafchine»
Zusammenkunft beim Rathaus. Gerichtsvollzieher Wa cker.
Münklingen.
Säg- und Aauhotz- Herkauf
am Samstag, den 13. d. M., vormittags 1« Uhr,
-aus oberer und- lund unt. Brand r: ^560 Stück Säg- u. Baustämme und 114Bau- stangen (rot- tannen),
mit Borgsrist bis 1. Oktober d. I, auf dem Platz, bei ungünstiger Witterung iin Adler in Neuhausen. Auszüge wolle», vorher bestellt werden.
Den 4. Februar 1897.
Gemeinderat.