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Amts- und Nnreigeblatk für den Bezirk Calw.
72. Iahrgau-.
Erscheint DienstaqS, Donnerstag- und SomStagr. Die EinrückuiigSgebühr beträgt im Bezirk und in nächster Umgebung S Pfg. die Zeile, weiter entfernt 12 Pfg.
Donnerstag, den 11. Abruar 1897.
Vierteljährlicher LbonnemeutSpretS in der Stadt ML 1.1v ins Haus gebracht, ML 1, 15 durch die Post dyogen im Bezirk!» Lutz« Bezirk ML 1. SS.
Amtliche Nska»»1mach»«se«.
Die Ortsbehorde«
werden darauf aufmerksam gemacht, daß die Akten in Betreff des Gebäudebrandversicherungswesens, wie z. B. Brandschadensumlage' Einzugsregister, Verzeichnisse der vorgekommenen Aenderungen, Gesuche um Ausbezahlung verwilligter Brandentschädigungen, dem -Oberamt mit der Bezeichnung als portopfl. D. S. ^uzusenden sind.
Calw, 8. Febr. 1897.
K. Oberamt.
D o e l t e r.
Die Gemeindebehörden
-werden höherer Weisung zufolge beauftragt, in Gemäßheit des Z 12 der Minist.-Verf. v. 1. Aug. 1894 Aiegbl. S. 235, in den Gemeinden Katastergeometer aufznstelle« und, soweit noch nicht geschehen, dem Oberamt bis zum SS. Februar d. I. unter Vorlage des abzuschließenden Vertrags Anzeige zu erstatten
Calw, 8. Februar 1897.
K. Oberamt. Voelte r.
Tagesneuigkeiten.
Calw. Am Donnerstag, den 4. Febr., beging Schuhmachermeister Bastian sein 25jähr. Jubiläum als Museumsdiener. Um diesen Abschnitt in dem Leben eines unverdrossenen Dieners nicht ohne Feier Vorbeigehen zu laßen, hatte sich am Abend der Ausschuß des Museums versammelt, wobei Hr. Fabkt. Zoeppritz der treuen Dienste des Jubilars gedachte und demselben ein ansehnliches Geld
geschenk überreichte. Auch ein Gedicht kam zur Verlesung, welches den Jubilar sicherlich ebensosehr erfreut hat. Dasselbe lautet:
Bald 100 Jahre blüht in Kraft Die Calwer Abendgesellschaft;
Den vierten Teil nimmt teil daran Als treuer Diener — Bastian.
Drum nehnie auch, so viele Jahr»
Als er Museumsdiener war.
So viele Mark jetzt freundlich an Der treue Diener Bastian.
Lang, lang sind 25 Jahr,
Den Herrn von damals graut das Haar,
Doch sehen wir den Diener an, —
Wic'n Jüngling blüht der Bastian!
Mit lächelnder Gefälligkeit Streicht er, wenn fällig ist die Zeit,
Den Beitrag ein bei Fern' und Nah'n,
Der dienstbefliss'ne Bastian.
Wie tänzelnd steigt er heute noch Trepp' auf, Trepp' ab, in Thal und hoch Und schleppt die Mappen uns heran Der nimmermüde Bastian.
Dann wieder sagt er, ohn' Verdruß,
Daß er umsonst so laufen muß,
Bäll', Piknik, Schlittenfahrten an,
Der unverdroß'ne Bastian.
Und abends dann in der Gard'rob,
Wenn sie doch kommen, spricht: .Gottlob!" — Und schaut verständnisinnig an Sein teures Weib der Bastian.
Allwöchentlich am Donnerstag Hat mit den Büchern er die Plag';
Doch rückt ein nettes Mädel an,
Darob freut sich der Bastian.
In früheren Zeiten, — 's ist kein Dunst,
Dient' er uns auch mit seiner Kunst Und führt' selbst die Kapelle an,
Der Tausendkünstler Bastian!
Doch wozu mehr! ihr alle wißt.
Wie tüchtig unser Diener ist.
Drum tretet alle jetzt heran Zum Glückwunsch für den Bastian:
Noch lange leb' er frisch, gesund Und blühend wie zu dieser Stund';
Nach aber 25 Jahr
Hat er vielleicht auch graue Haar
Und hüpft nicht mehr so leicht beschwingt,
Weil ihn dann auch das Mer zwingt.
Doch brav und treu, wie bisheran,
Bleibt immer unser Bastian!
Calw, 10. Febr. (Viehmarkt.) Auf den heutigen Markt waren zugeführt 696 Stück Rindvieh und 37 Pferde. Handel anfangs schleppend, am Schluffe lebhafter. Preise etwa« weichend. Zugvieh war begehrt. Auf den Schweinemarkt waren 30 Körbe Milchschweine und 83 Stück Läufer zugebracht. Handel lebhaft bei Preisen von 15 bis 28 ^ und 36 bis 86 pro Paar.
r. Zu dem Bericht über die Versammlung des Bauernbundes in Simmozheim möge einem an der Debatte unbeteiligten Besucher folgende Bemerkung gestattet sein. Die Behauptung des Lehrers, der Redner Herr Körner erhalte Diäten für seine Reisen, erweckte des letzteren moralische Entrüstung in denkbar schroffster Weise. Wie ist es nun aber in Wahrheit? Als der Redner abgereist war, erklärte der Einberufer der Versammlung: Hr. Körner habe 10 Mark aus der Kaffe für sein Erscheinen bekommen ! — Was die weitere Bemerkung des Lehrers betrifft, keine Zehn in Simmozheim können Frucht verkaufen, so muß jeder, der die Verhältnisse dort kennt, zugeben, daß in der Thal keine Zehn so viel Frucht, das heißt Korn, produzieren, daß sie davon verkaufen können. Und um Korn handelt es sich dabei, und nicht um „Hafer".
^ tt, .NachdriiS vrrdsren >
Zrrtümer.
Erzählung von F. Arnefeidt.
(Fortsetzung.)
„Ich glaube Dir! Ich glaube an ihn!" rief Hildegard, von dieser Begeisterung mit fortgerissen. „Die Geliebte darf der Mutter nicht unwürdig sein! Verzeihe mir den Zweifel, verzeihe ihn mir in seinem Namen!"
Statt der Antwort schloß sie Frau Bodmer in die Arme.
„Ich will mir die Verzeihung verdienen!" rief Hildegard mit Entschlossenheit; „ich werde den Schlüssel suchen."
„Den Schlüsselwiederholte Frau Bodmer, „nicht nur den Schlüssel zu dem Kasten, sondern zu dem ganzen Rätsel, aber er wird gefunden werden; die Zuversicht, welche jetzt meine Brust erfüllt, täuscht mich nicht. Und nun laß uns gehen."
„Noch eine Fragesagte Hildegard, sie zurückhaltend, „darf ich meiner Mutter noch länger verschweigen, was ich Dir vertraut?"
Frau Bodmer blickte sinnend vor sich nieder, dann sagte sie: „Du darfst es. Du hast Gotthold versprochen zu schweigen, bis er es an der Zeit hält, zu reden, und Du könntest durch Dein Geständnis jetzt die Dinge nur noch verwirren. Warte noch, wer weiß, wie bald das Siegel von Deinem Munde genommen wird, und suche auch möglichst geräuschlos nach dem Schlüssel."
Sie verließen zusammen das Gehölz, dann trennten sich ihre Wege. Frau Bodmer ging nach dem Wirtshause, wo ihrer der Wagen harrte, mit dem sie
von der Station gekommen war, und Hildegard kehrte nach Lettenhofen zurück. Je näher sie jedoch dem Ziele ihrer Wanderung kam, desto mehr machte die gehobene Stimmung, in welche die Unterredung mit Gottholds Mutter sie versetzt, wieder der Niedergeschlagenheit Platz. Nicht, daß wieder Zweifel und Mißtrauen gegen den Geliebten ihr Herz beschlichen, wohl aber bedrückte sie schwerer und schwerer das Geheimnis, das sie vor ihren Eltern bewahren inußte; wohl fiel es ihr schwer auf die Seele, daß sie von neuem den Kämpfen mit dem Bruder und dem nicht minder hartem Kampf gegen Warnbeck entgegenging, für den sie niemand zur Hülfe aufrufen durste.
„Wäre Fritz hier!" seufzte sie. „Er wäre mir eine Schildwache gegen den Rittmeister, und ein Bundesgenosse bei meinen Nachforschungen nach dem Schlüssel!"
Als sie den Hof betrat, kam der Baron ihr eilfertig entgegen. Gut, daß Du da bist," sagte er; „ich muß sogleich nach Nauen fahren; der Kommandeur des Kadettenhauses hat an mich telegraphiert, daß er Fritz zurückschickt, ich will ihn abholen."
„Was ist mit Fritz?" fragte Hildegard von einer neuen Sorge erfüllt.
„Der Bursche ist so aufgeregt, daß der Oberstabsarzt erklärt hat, es könne auf seinen ganzen Organismus den nachteiligsten Einfluß ausüben, wenn man ihm nicht Frechheit gewähre; er ist deshalb bis nach den Pfingstferien beurlaubt.
„Ich denke, der Kommandeur fürchtet die Ansteckung und entfernt ihn deshalb; mir kommt er jetzt auch wenig gelegen."
„Aber mir kommt er sehr gelegen," flüsterte Hildegard, nachdem ihr Vater sich entfernt. „O Gott, ich danke Dir! Du hast mir den erflehten Beistand gesandt."
(Fortsetzung folgt.)