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Fuhrmann unter feinen mit Langholz beladenen Schlitten, wobei er einen Beinbruch erlitt.
Göppingen, 1. Febr. In der Nacht vom SamtStag anf Sonntag wurde der led. 18 Jahre alte Gerber I. Münz in der Fils tot aufgefunven. Gerüchtweise verlautet, daß derselbe bei Streitigkeiten totgeschlagen und dann in die Fils geworfen wurde.
Ulm, 2 Febr Aus dem Konkurs der hies. Langmühle wurde gestern die Mühle in Böhringen a. Iller samt Einrichtung um 52600 an G- Kimmeln, ann, Inhaber der Ulmer Rollgerstenfabrik, verkauft, der dieselbe als Kunstmühle weiter betreiben wird. Die Böhringer Mühle hatte fr. Zt. 160000 ^ gekostet.
Tuttlingen, 2. Febr. In der Ludwigsthaler Straße entstand in der Nacht vom Samstag auf Sonntag zwischen jungen Leuten ein Streit, wo- k>ei ein verheirateter Schuhmacher das Messer zog und zwei led. Arbeitern an der Brust nicht unbedeutende Verletzungen beibrachts. — Bei der gestern Abend stattgefundenen Plenarversammlung des Gewerbevereins kamen als Neusendunz zur Besichtigung und Besprechung 1 Werkzeugtaschenscheere, 1 verstellbarer Schraubenschlüssel, Baumscheeren, 2 Lineale für Zierlinien, 1 Haartrockner, 1 Zigarrenschützsr und 1 Hosenträger. — In der Versammlung des Eo. Männervereins hielt Amtsrichter vr. Schneidler einen Vortrag über das Recht vor Gericht; praktische Winke für Nechtsuchende.
Aus dem Oberamt Riedlingen, 28. Januar. Das letzte Fehljahr macht sich erst jetzt recht bei dem Landmann geltend. Das Getreide, das schlecht unter Dach kam, hatte beim Dreschen ein geringes Ergebnis. Hiezu kommt, daß man die Gerste nur schwer an den Mann bringt; die größeren Brauer kaufen von auswärts, worunter nicht geringer Unmut herrscht, zumal man doch den Gerstensaft der Brauer im Lande trinken soll. Auch die importierte Gerste soll übrigens nicht immer die beste sein und der eine und andere Jnporteur keine erfreulichen Erfahrungen gemacht haben. Das Futter war qualitativ auch nicht gut, die befriedigende Quantität allein nützt nicht viel, Kraftfutter muß beigemischt werden, und hiezu wollen sich manche Bauern nicht verstehen. Ungemein viel Torf lagert noch im Freien, da er nicht eingeführt werden konnte, große Quantitäten des eingesührten haben wenig Drennkraft Auch die Streu sollte mit Kunstdünger vermischt werden, da sie für sich allein die Dungkraft des Strohs nicht ersetzen kann. Mancher Bauer konnte seinen Verpflichtungen nicht Nachkommen.
Ravensburg, 31. Jan. Als etwas frühzeitiger Frühlingsbote hat sich heute hier der Storch eingefunden und sein Nest auf dem Frauenthor bezogen.
Vom schwarzen Grat, 31. Jan. In Jsny wurde gestern ein »junges Paar" aus Schaffhausen verhaftet, das sich hier zum Aufenthalte bis auf weiteres niederlassen wollte. Da aber die Mülel zu diesem Winteraufenthalt dadurch aufgebracht
worden waren, daß die „Dame" ihren wirklichen Ehe-- mann um 1100 Fr. bestahl, um solche mit dem neuen Auserwählten ihres Herzens zu verjubeln, wurde dein Treiben durch die Polizei Schranken gemacht. — Zu. Jsny wurde gestern wieder ein Dienstbotenball abgehalten, nachdem der erste Ball dieser Art im Vorjahr bei den Teilnehmern eine überaus günstige Aufnahme gefunden hatte.
Crailsheim, 30. Januar. Gestern abend brannte in dem zur Gemeinde Westgartshauscn gehörigen Weiler Lohr die wohlgefüllie Scheune, das Göpelhaus und der Pferdestall des Bauern Friedrich Frank nieder. Durch das thatkräftige Eingreifen der Feuerwehr von Westgartshausen und der Bürger von Schüttberg konnte das Wohnhaus gerettet werden. Auch das Vieh und die Pferde wurden mit Mühe gerettet; dagegen gingen 58 Hämmel, welche nichü aus dem Stalls zu bringen waren, zu Grunde. Der Schaden wird ca. 20 000 ^ betragen, dem aber eine Versicherungssumme von 17000 ^ gegenüdersteht. lieber die Entstehung des Brandes ist bis jetzt nichts bekannt gewoiden.
Mergentheim, 2. Febr. Heute früh machte ein Musketier der 7. Kompagnie einen Selbstmordversuch init seinem Dienstgewehr. Die Kugel nahm ihren Weg durch den Magen und wurde der Selbstmordkandidat, an dessen Aufkommen geznuifelt wird, schwerverletzt ins Lazaret verbracht. Der betr. Musketier kehrte erst gestern abend vom Militärschießplotz- Münsingen, wohin er abkommandiert war, in seine Garnison zurück. Was denselben zu diesem unglücklichen Schritte veranlaßte, ist bis j tzt unbekannt.
Pforzheim, 2. Febr. Die H.H. Jäger wird folgendes Jagderlebnis interessieren welches aus Peeßburg berichtet wird: Z w e i Rebhühnervölker die auf einer Jagd im Preßburger Komitate, vom Grafen Karl Esterhazy auf seiner Herrschaft Szt. Abraham zum Aufstehen gebracht wurden, strichen gegen einander zu und prallren mit solcher Wucht zusammen, daß vier Stück völlig betäubt zn Boden fielen. Der Graf selbst war von dem seltsamen Vorgänge so überrascht, daß er das Feuern vergaß, daher zu spät anlegte und somit nur ein einziges Huhn herabschoß.
Brette», 2 Febr. Heute, zwei Wochen vor dem Haupttage des Melanchthonjubi- läums hat der Verein zur Errichtung eines Me- lanchthonhauses in Breiten die Einladung zur Grundsteinlegung für dieses Gsdächtniswerk erlaffen. Der Akt findet auf der Geburtsstätte Melanchthons am 16. ds. Mts. mittags 12 Uhr statt; ihm voraus geht eine Schulfeier, cine Sitzung des Vereinsausschusses und Festgottesdienst; nachmittags 4 Uhr findet die erste Aufführung des Thoma'schen Melanchthonfest- spieles in der Turnhalle, abends Beleuchtung der Stadt und des Melanchthondenkmals statt. Ob der hohe Protektor des Vereins, Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Baden, an der Feier teilnimmt.
daß das nicht angeht, und ich fühle mich auch zu
begann Frau Bodmer, Hildegard beide Hände entgegenstreckend, aber diese unterbrach sie.
mit dem Verein vorwärts gegangen sei. Derselbe zählt heut« 1050 Mitglieder. Redner fordert zu weiterer Werbung auf und teilt mit, daß jedes Mitglied, auch die neueintretenden, als Vereinszabe die eben erschienene 2. Auflage des Buches von Gaucher „Praktischer Obstbau" erhalten werde. Das Buch kostet im Buchhandel -^6 — gebunden ^8 —.
Herr Fischer erstattete sodann Bericht über die Thälig- keit des Ausschusses und die Vereinsthätigkeit überhaupt. Die Ernte dieses Jahres hat nicht befriedigen können, es wurden im Jahre 1896 für 2135000 Obst eingeführt, für 1 145000 ^ Zibcben u. s. w.
Redner dankt allen denen, die zur Förderung der Vereinssache im abgelaufencn Jahre beigetragen haben und fordert zu weiterer Thätigkeit auf. Ueber die heute Vormittag stattgehabte Vertrauensmänner-Ver- fammlung erstattet sodann Herr Baumschulebesitzer Eblen-Stuttgart den Bericht. Die Ergebnisse der Beratungen über den Baumsatz an Staatsstraßen und anderen öffentlichen Wegen wurde von der Versammlung gutgeheißen. Weiter berichtet Herr Edlen über eine Eingabe an die Kgl. Generaldirektion der Württ.
Staatseisenbahnen „die Detarifierung frischen Obstes betreffend." Außerdem wurde in der Vertrauens- männcrversammlung ein Antrag Schelle-Tübingen angenommen, welcher die Abhaltung von WiederholunzS- karsen für Baumwärter empfiehlt. Nach Mitteilung deS Kassenberichts durch den Kassier, Herrn Albert Herz-Stuttgart, geht die Versammlung zur Wahl der Vertrauensmänner und des Ausschusses über.
Nach Beendigung dieses geschäftlichen Teils folgte ein sehr interessanter Vortrag über die „Schädlinge des Obstbaumes und deren Bekämpfung" von Elben- Stuttgart.
Stuttgart, 2. Februar. Durchschnittspreise des hies. Schlacht- und Viehhofes per Pfd. Schlachtgewicht: Farren und Stiere 46—49 -H, Rinder 56 bis 60 -öj, Schweine 57—60 -H, Kälber 60 74 H.
Ludwigsburg, 1. Febr. Der als Stadt- acciser nach Hall versetzte Zoll- und Stadtacciseamts- Gehilse Stellrecht von hier hatte heute das Unglück, daß ihm die Fuhrleute, welche feinen Möbelwagen zum Zweck der Beförderung nach Hall zur Bahn bringen sollten, denselben in der vorderen Schloßstraße umwarfen und zwar auf ganz ebener Stelle, wodurch ein ganz bedeutender Schaden an dem Hausrat des Beamten entstanden ist.
Freuden stadt, 1. Febr. Seit 10 Tagen hatten wir, einige größere oder kleinere Pausen abgerechnet, fast ununterbrochen Schneefall, so daß es keine geringe Mühe erforderte, die Verkehrswege offen zu erhalten. Letzten Freitag verunglückte auf dem hies. Bahnhof ein n it dem Wegräumen der Schneemassen beschäftigter jüngerer Arbeiter, indem er. auf der Brüstung eines mit Schnee beladenen Wagens sitzend, beim Anfahren des „Schneezugs" rücklings herabstürzte und unter die Räder fiel, wobei ihm ein Arm abgedrückt wurde. Am gleichen Tag kam «in
ich Dich; aber ich sehe ein schwach für ein solches Zusammentreffen."
„Willst Tu mir dazu helfen?" fragte Hildegard, die schmale, durchsichtige Hand der Mutter an ihre Lippen drückend.
„Ich will es, mein Kind!" versprach Frau von Letten; „es ist eine sehr kleine Abschlagszahlung auf eine große Schuld."
Beim Mittagessen äußerte die Baronin, es sei ihr recht schwer auf das Herz gefallen, daß sich seit der Katastrophe niemand wieder um die kranke Schullehrerwitwe in Markau gekümmert habe, und sprach den Wunsch aus, daß Hildegard am Nachmittag das Versäumte nachhole. Hocherfreut, daß seine Gattin wieder für äußere Dinge Teilnahme zeigte, stimnite der Baron zu und sagte, er werde anspannen lassen, damit Hildegard hinüberfahre, worauf diese jedoch lachend erklärte, um eines solchen Katzensprungs willen, werde sie weder die Pferde noch den Kutscher bemühen, sie sei doch wahrlich an weitere Fußpartien gewöhnt, und Räuber oder Wegelagerer wären auch nicht zu fürchten. Die Baronin pflichtete ihr bei und so ließ ihr der Vater den Willen.
Das Dorf Markau lag kaum eine halbe Wegstunde von Lettenhpfen entfernt, und Hildegard, lvelche überdies einen noch etwas näheren Weg über die Wiesen eingeschlagen hatte, war schon vor der ihr von Frau Bodnier festgesetzten Zeit dort, dennoch hatte diese sie bereits mit Ungeduld erwartet. Sie saß auf der hölzernen Bank vor der Thür des Dorfwirtshanses und kam dem jungen Mädchen, sobald sie desselben ansichtig wurde, entgegen.
„Tantchen Bodmer!" rief Hildegard, und Thronen schoflen ihr in die Augen, pls sie in das bleiche, vergrämte Gesicht der armen Mutter blickte.
„Haben Sie Tank, daß sie gekommen sind, liebes gnädiges Fräulein,"
„Gnädiges Fräulein! Bin ich nicht mehr Ihre Hildegard? Darf ich nicht mehr Tantchen Bodmer sagen?"
„Wollen Sie es denn noch?" fragte die arme Frau. „Wollen sie denn noch an frühere Zeiten erinnert sein?"
„Als ob man sie wegwischen könnte, wenn man wollte!" erwiderte das junge Mädchen init einem träumerischen Aufschlag der blauen Augen. „Aber ich will es auch nicht, und sind wir nicht jetzt noch enger verbunden als früher durch das gemeinsame Leid?"
Die alte Frau nickte mit dem Kopfe. „Ach, ich wäre ja so gern zu Ihnen gekommen, ich hätte Ihrer lieben Mutter so gern eine Zeile geschrieben, aber durfte ich das wagen? Ich, die Mutter desjenigen, den man als Mörder anklagt!"
Sie brach in Schluchzen aus.
„Er ist es nicht," erwiderte Hildegard.
„Gott segne den guten Fritz, daß er zu mir gekommen ist, seine Zuversicht hat mir wieder Mut gegeben," fuhr Frau Bodmer fort, „und ohne seinen Besuch hätte ich mich auch nie getraut. Sie zu bitten —"
„O, wenn Sie wüßten, wie Sie meinen Wünschen damit entgegengekommen sind!" fiel Hildegard ein. „Wir haben einander so viel zu sagen! aber nicht hier auf der Dorfstraße und auch nicht in der kleinen, niedrigen Stube des Wirtshauses. Lassen Sie uns in jenes kleine Gehölz gehen, es befinden sich darin ein paar hölzerne Bänke, wir sind dort ganz ungestört, denn nur am. Sonntag kommen die Dorfbewohner dahin."
(Fortsetzung folgt.)