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Amts- und Anzrigrblatl für den Bezirk Calw.

72. Jahrgang.

Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und in nächster Umgebung 9 Pfg. die Zeile, weiter entfernt l2 Psg.

!ienstag, den 5. Zanuar 1897.

Vierteljährlicher Abonnementspreis in der Stadt ML. 1. IS ins Haus gebracht, ML. 1. 15 durch die Post bezogen tm Dezirk- Autzer Btzirk Mk. 1. 35.

Amtliche AeAanntmachnngen.

Die Schnilheißeniimler

derjenigen Gemeinden, in welchen Fabriken oder diesen gleichgestellte gewerbliche Anlagen be­trieben werden, haben bis 7. d. M. hieher zu be­richten, ob und event. welche Ausnahmen auf Grund des Z 139 Abs. 1 Reich-Gew.-Ord. von den Be­schränkungen der Beschäftigung von Kindern, jugend­lichen Arbeitern und Arbeiterinnen im laufenden Kalenderjahre zugelaffen worden sind. (Vgl. auch Z 48 Vollz.-Verf. vom 26. März 1892 Reg.-Bl. S. 59.) Die Berichte haben die Bezeichnung portopfl. Diensts. zu tragen.

Calw, 3. Januar 1897.

K. Oberamt. Gottert, Amtm.

Die Schlilthkißkuaiulkr bezw. OrtsbehSrdea

werden an die Vorlage der Tportelrechnung pro ult. Dez. v. I. sowie der Regicbaunachweisungen für das abgelaufene Vierteljahr, eventuell an Erstat­tung von Fehlanzeige« erinnert und zwar mit der Bezeichnung als portopfl. Dienstsache.

Calw, den 2. Januar 1897.

K. Oberamt. Gottert, Amtm.

Dik Ortsbkhördev für die Arbkjtervrrfichkrvng

werden unter Hinweisung auf Art. 22 des Gesetzes betr. die Umlegung der Beiträge zu den landwirt­schaftlichen Berufsgenossenschaften vom 30. Mai 1891 <Reg.-Bl. S. 151) und §8 16 und 17 der Mm.- Lerf. v. 18. Juni 1891 (Reg.-Bl. S. 134) aufge­

fordert, die vorgeschriebenen Katasternachweisungen für das abgrlaufene Jahr, zu welchen die Formulare in den nächsten Tagen hinausgegeben werden, aufzu­stellen und dieselben nebst Beilagen frühestens am 10. Januar, spätestens bis zum 1. Februar d. I. hieher einzusenden unter Bezeichnung als portopfl. D.-S.

Calw, den 2. Januar 1897.

K. Oberamt.

Voelter.

Die Ortsirehörden

erhalten hiemit den Auftrag, das auf 31. Dez. ab­zuschließende Guterbnchsprotokoll, soweit noch nicht geschehen, alsbald abzuschließen (auch wenn keine Aenderungen vorgekommen sein sollten) und mit den neuen Meßurkunden längstens bis 10. Januar an die Kgl. BeznckSgeomete,"chelle einzusenden unter Be­zeichnung als portopfl. 9». S.

Wenn über eine angefallene Aenderung der vorgeschriebene Handriß mit Meßurkunde noch nicht beigebracht ist, so ist den Beteiligten zu deren Bei­bringung ein entsprechender Termin zu geben, wel­cher in Spalte 15 des Güterbuchsprotokolls eingetragen werden muß.

Calw, den 3. Januar 1897.

Kgl. Oberamt.

Voelter.

Die Standesämter

werden beauftragt, bis spätestens 16. Jan. 18S7 einen Auszug aus dem Sterberegister vom Kalender­jahr 1896, enthaltend -alle Eintragungen von Todes­fällen männlicher Personen, welche das 25. Lebens­jahr noch nicht vollendet haben und austerhalb des Gemeindebezirks geboren sind, hieher vorzulrgen.

Die hiezu erforderlichen Formulare wurden im vorigen Jahr den Standesämtern zugesendet. Fehlanzeige« sind nicht zu erstatten.

Calw, 4. Januar 1897.

K. Oberamt. Voelter.

Tagesneui-Keiten.

^Amtliches aus dem Staatsanzeiger.s Infolge der im Laufe des gegenwärtigen JahreS statt­gehabten Prüfung für den ärztlichen Staatsdienst oder für die öffentliche Anstellung als Gerichtswundarzt ist u. a. zur Bekleidung der in 8 1 der K. V.-O. vom 17. Juli 1876 (Reg.-Bl. S. 287) bezeichnet«» Stellen als befähigt erkannt worden: vr. msä. Heinrich Grorgii, praktischer Arzt in Rottenburg.

G In Dennjächt hat ein« geistesschwache Person ihr kaum zur Welt gekommenes Kind in de« Abort fallen lassen. Untersuchung ist eingeleitet.

T In Unterreichenbach erlitt ein in Firma Ulrich und Cie. beschäftigter Schreiner, durch ein von der Dampfsäge abschnellendes Stück Hart­holz ein« Verletzung am Auge und an der Hirnschale. Man ließ den Verunglückten sofort nach Pforzheim in di^ vr. Brinkmann'sche Augenklinik verbringen.

x Ostelsheim, 1. Januar. Von einembe« sonderen Fall augenscheinlicher Bewahrung durch die göttliche Vorsehung hatten wir gestern Nachmittag Gelegenheit, Augenzeuge zu sein. Um seinen Pferden in der gegenwärtigen Winterest Bewegung zu verschaffen, belud ein hiesiger junger Mann seinm Schlitten mit einer Anzahl Kinder und wollte mit denselben eine kurze Spazierfahrt innerhalb des Ortes machen. Allein schon nach wenigen Schritten nahmen ^

Aeirikketori.

IrrtLmer.

Erzählung von F. Arnefeldt.

(Fortsetzung.)

VII.

Die sterblichen Ueberreste Adelheids von Letten waren in der Familiengruft -«ms dem Kirchhofe des Dorfes, dem Lettenhofen zugehörte, beigesetzt worden, an dem Tage, und beinahe zu derselben Stunde, zu welcher die Eltern gehofft hatten, sie bräutlich geschmückt vor den Altar der Kirche treten zu sehen, in der nun die Totenfeier für sie abgehalten ward. Bald nach Beendigung der düsteren Cere- monie zerstreute sich die Trauerversammlung nach allen Richtungen, denn man empfand, daß hier ein Fall vorliege, bei welchen man der Famile durch Schweigen und Zurückhaltung die größte Wohlthat erweise, was freilich nicht ausschloß, daß man ihn um so lebhafter erörterte, sobald man sich unbeobachtet von einem der Angehörigen glaubte. Die Angabe der Todesursache der schönen jugendlichen Braut stieß doch auf argen Zweifel, und selbst die sich in der Umgegend ver­breitende Nachricht, vr. Bodmer sei gefänglich eingezogen, und solle sogar schon geständig sein, vermochte nicht die Ungläubigen zu bekehren. Hatte man doch sehr wohl bemerkt, daß in der Familie des Baron selbst sich zwei oder eigentlich drei Parteien gebildet hatten: Ankläger, Verteidiger und Schwankende.

Der Rittmeister von Warnbeck, der mit gespitzten Ohren und forschenden

Blicken die Meinung jedes Einzelnen zu erkunden bemüht gewesen war, hatte denn auch manches Wort und manchen Blick aufgefangen, die seinem Stolz eine empfindliche Wunde schlugen, ohne daß er sich dagegen aufzulehnen vermochte. Einen um so grimmigeren Haß empfand er gegen Bodmer, den er als den Ur­heber der über ihn hereingebrochenen Schmach bettachtete, und seltsamer Weise fühlte er in seinem Herzen auch einen Groll gegen die tote Braut aufsteigen. Es war ihm nicht möglich, noch länger mit der Familie zu klagen und den zu Tode bettübten Bräutigam zu spielen. Die Art, wie Hildegard jeder Berührung mit ihm auswich, und die kindischen Ausfälle, mit denen Fritz ihn verfolgte, ver­drossen ihn und reizten ihn über alle Maßen, und so verabschiedete auch er sich kurz nach der Beerdigung von der Familie und kehrte trotz der dringenden Ein­ladung des Barons von Letten, doch noch länger sein Gast zu sein, nach Falken­horst zurück.

Die Fenster des auf einer kleinen Anhöhe gelegenen und weit in das von Feldern, dunklen Kieferwäldern und blinkenden blauen Seen bedeckte Land hinein­schauenden stattlichen Schlosses glänzten im Abendsonnenschein wie flüssiges Gold, als der Wagen des Barons sich seiner Besitzung näherte, die er so ganz anders wieder zu betreten gehofft hatte. Statt der Ehrenpforten, durch welche er die junge Gebieterin zu führen gedacht, sah er die Flagge auf der Zinne auf halbem Maste wehen; statt der Schaar der Dorfbewohner, die mit festlichem Jubel die Neuvermählten cinholen gesollt, begrüßte ihn in düsterem, respektvollen Schweigen die schwarzgekleidete Dienerschaft.

Das Schloß, ein schöner Renaissancebau, war von außen und im Innern mit bedeutendem Kostenaufwand neu hergerichtet worden. Wie ein Hohn blickten den Heimkehrenden die frisch vergoldeten Gitter, die gereinigte Sandstembekleid-

Des Erscheinungssestes Wege« wird die nächste Nummer Donnerstags, vormittags, anSgegeve«.