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reiche historische Belehrung. Zunächst wurde der Limes begangen, so weit seine Spuren durch die von Prof. Sixt dieses Frühjahr entdeckten Teile desselben und die bloßgelegten Reste von Wachtürmen über den Linderst ins Murrthal bei der Lutzensägmühle hinab nun mit Sicherheit verfolgt werden können. Sodann hielt Dekan Klemm von Backnang im Gast­hof z. Stern einen von eingehenden Studien und großer historischer Findigkeit zeugenden Vortrag über die Urkunde von Kaiser Konrad II.. betr. die 1027 auf dem Reichstag in Ulm erfolgte Belehnung des Bistums Würzburg, zu dem die Abtei Murrhardt gehörte, mit dem Murrhardter Bannforst, der den größeren Teil des heutigen Oberamts Backnang um­faßte und sich in den Gaildckrfer und Welzheimer Bezirk erstreckte. Interessant war es, an der Hand alter, zum Teil aus keltischer Zeit stammender Namen uns bekannter Bäche und Berge die früheren Grenzen des Gaus vor unfern Augen erstehen zu sehen, eben­so, soweit es noch möglich ist, mit den in der Urkunde namhaft gemachten früheren Grafen und Herren des Gaus bekannt zu werden. Der jetzige schöne Wald­besitz der Murrhardter Gemeinde wurde von der Ab­tei Murrhardt erworben, die nach ihrer Lostrennung von Würzburg selbständig geworden war. Der Alter­tumsverein des Murrthalgaus, der etwa 70 Mitglieder zählt, gedenkt, nachdem er mit seiner nicht unbedeuten­den Sammlung seither in Backnang ein Mietlokal inne hatte, nun für seine Zwecke ein eigenes Haus zu bauen.

Göggingen OA. Gmünd, 30. Juni. Die evangelische und die katholische Gemeinde benützen seit alter Zeit das Kirchlein in Göggingen, das den Namen des heiligen Nikolaus führt. Die Eigentumsfrage war unentschieden. Die neuere kirch­liche Gesetzgebung hat die Entscheidung zu Gunsten der kathol. Gemeinde herbeigeführt. Der evangel. Teil mußte die Verpflichtung übernehmen, in abseh­barer Zeit die Kirche zu verlassen. So sieht sich die evangelische Gemeinde genötigt, eine Kirche zu er­bauen. Die Kosten von ca. 40 000 ^ aufzubringen, ist die kleine Gemeinde von nur 346 Seelen außer stand, trotz aller rühmenswerten Opferwilligkeit. Das Kgl. Konsistorium hat darum eine allgemeine Kirchenksllekte angeordnet.

Karlsruhe, 29. Juni. Wie derBadische Landesbote" meldet, sind jetzt die Diebe entdeckt wor­den, die auf dem hiesigen neuen Güterbahnhof an verschlossenen Güterwagen eine Reihe von Ballen, Eßwaren und Zigarren entwendet haben. Bisher wurden 4 Bahnarbeiter und 2 Hilfsschaffner verhaftet.

Wörishofen, 30. Juni. Nachdem hier vor noch nicht langer Zeit die elektrische Beleuchtung ein­geführt wurde, soll nun auch bald die von einer Berliner Firma hergestellte elektrische Bahn von Türlheim nach Wörishofen dem Betrieb übergeben werden, was wieder einen weiteren Fortschritt in der Entwicklung von Wörishofen bedeutet. Der Personen- und Güterverkehr wird mittelst Motorwagens vollzogen.

Ueber das verhängnisvolle Br and Un­glück in Metz werden folgende Nachrichten ver­öffentlicht :

Metz, 1. Juli. Bald nach 7 Uhr meldete gestern der Türmer auf dem Dom Feuer außerhalb der Stadt und sofort sah man in der Richtung von Devant-les-PontS eine Rauchwolke aussteigen. Erst hellgrau, verwandelte sie sich bald in das dichteste Schwarz, bald schien sie abzunehmen, bald stieg sie in neuer Dichtigkeit empor, Holz- und Ersenstücke mit sich schleudernd. Das Feuer war im Artilleriedepot zwischen dem kleinen Bahnhof upd Diedenhofcner Thor auSgebrochen, und die Explosion, welche all« Fenster der nächsten Gebäude bersten machte, streckte auch eine Menge Menschen zu Boden. Ueber die Zahl der Getöteten und Verwundeten gingen sofort die schrecklichsten Gerüchte, man sprach zuerst von Hunderten und erst heute erhielt man genaue Nachrichten. Nach der Explosion ließ man niemand mehr über das Mosel­fort hinaus und mit Recht; denn ein zweiter Hauptkrach erfolgte um 8'/, Uhr. Der Brand war durch Fun­ken verursacht worden, welche von einem auf dem nahe gelegenen Bahnkörper fahrenden Zuge in das Gebäude flogen und die ausgetrockneten Holzwände in Brand steckten. Das Feuer entzündete dann eine Menge Zünder und Schießbaumwollkörper. Um 7'/« Uhr gab es eine große Explosion, durch welche

eine Anzahl Militär- und Zivilpersonen getötet und verwundet wurden. Tot sind zwei Unteroffiziere, zwei Zivilisten und der Knabe Jungfleisch. In die öffentlichen Krankenhäuser wurden 14 Verwundete übergeführt, eine größere Anzahl befindet sich in Privat­pflege. Der Brand hat die ganze Nacht gewütet, ebenso haben die Explosionen fortgxdauert, doch mit weniger erheblichen Folgen. Das Hauptunglück wurde dadurch verursacht, daß, als man bereits mit den Löscharbeiten begonnen hatte, eine mit Zündern ge­füllte Kiste cxplodirte und unter den in der Nähe befindlichen Personen arge Verheerungen anrichtete. Die Explosion von Zünderkastcn dauerte noch bis in die Nacht hinein fort, es konnten daher die auf der Diedenhofener Linie fahrenden Eisenbahnzüge die Un- glücksstätte nicht passiren. Ein Extrablatt der Metzer Ztg. meldet:Wie wir aus dem Garnisonlazarett erfahren, sind fünf Personen getötet und zwar: 2 Unteroffiziere vom 9. Dragonerregiment, 1 Artillerie­depotarbeiter namens Zinnberger, ein Sohn des La­zarettwärters Jungfleisch und ein Kind aus Woippy. Schwer verwundet wurden folgende Zivilpersonen: 1. Grunewald, 2. Heizenrader, 3. Dahn, 4. Hops, 5. ein 12jähriges Märchen, welchem der Arm am Schulterblatt abgenommen werden mußte. Außerdem sind 15 Militärpersonen vom 8. bayerischen, 67. und 131. Infanterieregiment verletzt. Die Leichtverletzten wurden gleich nach dem Unfall verbunden. Von der städtischen Feuerwehr wurden 10 Mann verletzt, zwei davon schwer, einem sind beide Beine, dem anderen ein Arm abgenommen worden."

Berlin, 30. Juli. Daß unsere schwarzen Brüder in den Kolonien unserer abendländischen Kultur bereits entgegenreifen, beweist folgender von Berliner Blättern erzählter Vorfall. Dieser Tage trat ein Schwarzer aus der Kolonialausstellung an einen Polizeibeamten heran, dessen Eigenschaft ihm unbekannt war, und reichte ihm freundlich die Hand. Nachdem er den etwas kräftigen Druck überwunden hatte, fragte er:Kannst Du lesen?" und überreichte dabei einen Zettel mit der Aufschrift:Kamerun- Soldat 10 Pfennig bitte GlaS Bier". Der Beamte stellte jetzt die gleiche Frage:Kannst Du lesen?" und bot dem Schwarzen die Erkennungsmarke als Mann der öffentlichen Sicherheit. Der Kameruner, der sich bei dem verbotenen Betteln ertappt sah, ver­neigte sich höflich und verschwand schnell in einer Hütte. Ein anderer, der gleichfalls um 10 Pfennig gebettelt hatte und darauf aufmerksam gewacht wurde, entgegnet« pfiffig:Will ich nicht betteln, sollst Du auf Erde werfen und dann Weggehen, ich aufnehmen."

Vermischtes.

Württembergische Ausstellung für Elektrotechnik und Kunstgewerbe, Stutt­gart 1896. Für die jeweils am Mittwoch zum AusstellungSbesuch nach Stuttgart auszugebenden ein­fachen Personenzugsfahrkarten 3. Klaffe, die nach Abstempelung in der Ausstellung auch zur Rückfahrt berechtigen, wird die Gültigkeitsdauer mit sofortiger Wirkung auf 5 Tage erstreckt. Das Gleiche gilt auch für die Gesellschaftsfahrkarten, die ohne Beschrän­kung auf einen bestimmten Wochentag zum Aus­stellungsbesuch gelöst werden und mit denen dann die Einzeln-Rückfahrt erfolgt. Im Uebrigen verbleibt eS bei den in einer früheren Veröffentlichung ent­haltenen Bestimmungen.

Württembergische Ausstellung für Elektrotechnik und Kunstgewerbe, Stutt­gart 1896. Ein Ausstellungsgegenstand, dessen Originalität besonders die ländlichen Ausstellungs­besucher ebenso belustigt, als die Nützlichkeit seiner Zweckbestimmung allgemein begriffen wird, ist neuer, dings im Hofe des Gewerbedorfs aufgestellt. Es ist ein elektrisch betriebener Stiefelputzer, eingerichtet von Julius Geiger, mechanische Werkstätte. Derselbe besteht im Wesentlichen aus zwei rotirenden Bürsten, von denen die eine den Schmutz entfernt, während die andere, nachdem ine Wichse mit einer Handbürste aufgetragen worden ist, das Schuhzeug mit verblüffender Schnelligkeit blank wichst.

Aus kolonialen Kreisen kommt die Mit­teilung, daß der Gesundheitszustand des Gouverneurs v. Wißmann besorgniserregend sei. Die Kur in der Nervenheilanstalt zu Konstanz sei bisher leider

von sehr geringem Erfolg gewesen, weßhalb Wißmann zur Stärkung seiner Gesundheit jetzt zunächst nach Lauterburg gereist ist, von wo er nach etwa 4 Wochen in die Anstalt von Konstanz zurückkehren will. Wiß­mann selbst.ist wegen seines Gesundheitszustandes weniger besorgt, als seine Umgebung, und hofft, sich im kommenden Herbst auf seinen Posten zurückbegeben zu können.

Unangenehme Nachkur. Der Drechsler­gehilfe Becker zu Geringswalde hatte nach Verbüßung einer Gefängnisstrafe von drei Monaten in Nr. 44 des Geringsw. Wochenblattes ein Inserat erlaffen, in dem er bekannt gibt, daß er wieder zmückgekchrt sei von seinerBadereise". Das Schöffengericht zu Roch- litz erblickte darin eine Verhöhnung der strafenden Ge­rechtigkeit und verurteilte ihn zu drei Wochen Haft.

Fahrrad undTabak. Infolge der rapiden Ausbreitung des Radfahrsports ist der Konsum von Rauchtabak, besonders Cigarren, nicht unerheblich zu­rückgegangen. Jedem Radfahrer gewährt die Be­nutzung seines Rades soviel Vergnügen, daß er gern auf den Genuß einer Cigarre verzichtet, umsomehr, da ihm dieselbe bei der Ausübung seines Sports nur hinderlich ist. Wie das Intern. Patentbureau von Heimann L Co. in Oppeln erfährt, wird der Minderverbrauch von Cigarren im vorigen Jahre auf 70 Millionen Stück angegeben und wird dieser Minder­verbrauch nur auf die Ausbreitung des Radfahrsports zurückgesührt.

Auch ein unlauterer Wettbewerb. Der Redakteur eines schweizerischen Blattes erhielt folgenden Brief:Habe schon viel in den Zeitungen vom unlauteren Wettbewerb gelesen, nun möchte Sie auf eine solche Spezies dieses Gewerbes aufmerksam machen und wünsche, daß dies gesetzlich als strafbar erklärt werden möchte und daß der Bauernbund da eine Initiative machen würde. Es ist nämlrch das Wegfischen des Bräutigams auch ein unlaute­rer Wettbewerb, und da besteht eine schmutzige Kon­kurrenz, noch ärger als in anderen Artikeln. Denn das habe ich wiederholt erfahren. Zeichnet hochachtend Babette F. . . ." _

Mutmaßliches Wetter. Für Samstag und Sonntag ist noch vorwiegend trübes und auch zu vereinzelten kurzen Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten.

Standesamt ßalm.

Geborene:

23. Juni. Klara, Tochter des Benjamin Kusterer, Metzgers hier.

26. . Paulinc, Tochter des Johann Sattler.

Bäckermeisters hier.

27. Karl Friedrich Julius, Sohn des Julius

Din gier, Taglöhners hier.

28. Anna Wilhelmine Friedrike, Tochter deS

Wilhelm Speidel, Musikdirektors hier.

Getraute:

25. Juni. Christian Julius Gustav M üllcr, Appretur­meisters in EberSbach, und Johanne Pauline Haydt von hier.

Gestorbene:

28. Juni. Friedlich Wilhelm Speidel, Musikdirektor hier, 45 Jahre alt.

Gottesdienste

am 5. Senntag nach Trinit, 5. Juli.

Vom Turm: 329. Predigtlied: 313.

9 Uhr Vorim-Pred.: Hr. Dekan Braun. Feier des h. Abendmahls. 2 Uhr Nachm.-Predigt: Hr. Stadt­pfarrer Schmid. Das Opfer ist für die bedürftige evang. Gemeinde Göggingen OA. Gmünd bestimmt.

Sieklameteil.

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