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ter Zeitung durch Hrn. Rektor vr. Weizsäcker in Calw und die vornehme Ausstattung des Blattes durch de« uneigennützigen Verleger Hrn. Max Ringe in Wildbad zum lebhaften Ausdruck kam. Dagegen wurde der Vorsitzende auf seinen Antrag ermächtigt, alle nötigen Schritte zu thun, um die Herausgabe des Vereinsorgans in den Selbstverlag des Schwarzwald­vereins überzuführen und dadurch die erhoffte Ver­minderung der Herstellungskosten. zu erzielen. Zum Vorsitzenden des Hauptvcreins wurde Hr. Rechtsanwalt Stockmayer durch Akklamation wiedergcwählt und so­dann eine Einladung des Bezirksvereins Alpirsbach, die nächstjährige Hauptversammlung in den Mauem dieses idyllisch gelegenen Städtchens abzuhalten, mit freudigem Beifall ausgenommen. An die Beratung schloß sich nunmehr das gemeinsame Mittagsmahl im Gasthof z.Sonne" an, das unter den Klängen der Ludwigsburger Dragonermusik den hungrig gewordenen Festgästen trefflich mundete. Das erste Hoch hiebei, ausgebracht vom Vorstand des Neuenbürger Bezirks­vereins, Hrn. General v. Karraß, galt Sr. Majestät dem König, dem hohen Protektor des Schwarzwald­vereins, an den auch ein Huldigungstelegramm abge- fandt wurde., Noch manch brausendes Hoch und kräf­tiges Waldheil schloß sich dem ersten an und längst schien die goldene Nachmittagssonne über der Stadt, als sich die Gäste zum Gang auf den Festplatz rüsteten. Dort am Saume des schattigen Waldes ertönten die lockenden Tanzweisen der Militärmusik abwechselnd mit den klangvollen Vorträgen des Neuenbürger Lieder­kranzes und nach einigen fröhlichen Stunden trennte man sich hochbefriedigt mit dem Wunsche auf ein frohes Wiedersehen im nächsten Jahr in Alpirsbach.

Se. Majestät, der König haben am 26. Juni aus den verfügbaren Erträgnissen der König Karl Jubiläumsstiftung u. a. 200 Mk. für die Holzwarenindustrie Teinach und 200 Mk. für die Handstrickereiindustrie in Wildberg als Unter­stützung gewährt.

-s- Oberkollbach, 1. Juli. Gestern abend um 6 Uhr brannte hier der Schuppen des Holzhauers Flaig ab. Dem Eigentümer, welcher diesen Auf­bewahrungsraum für Wägen und Ackergeräte nicht versichert hat, erwächst ein empfindlicher Schaden. 2 Pflüge sind mitverbrannt, Brandstiftung wird ver­mutet.

Stuttgart, 29. Juni. Heute abend kurz vor 5 Uhr, fuhr ein Wagen der elektrischen Straßen­bahn, der nach der Liederhalle fahren wollte, an der Kreuzung der Linden- und Schloßstraße auf eine Droschke, in welcher sich ein Herr und 2 Kinder be­fanden. Die Droschkendeichsel wurde zersplittert und «in Pferd nicht unerheblich verletzt, der Kutscher und die Insassen der Droschke kamen mir dem Schrecken davon. Die Schuld am Zusammenstoß soll den Wagen­führer der Straßenbahn treffen, welcher das vorge­schriebene Läutezeichen zu spät gegeben habe. Ver­gangene Nacht '/,1 Uhr, als alle Lichtflammen in den Wirtschaftsräumen des Stadtgartens schon aus­gelöscht waren, wollte ein hies. Bummler und ein Polytechniker mit zweifelhaftenDamen" von der

frirdigung auSzud lden, sondern auch es für die Meinigen nutzbar zu machen; in Hohen-Moor würde ich jedoch kaum dazu im Stande sein, selbst wenn ich die Ver­waltung der Feld- und Forstwirtschaft in ander« Hände legte. Es ist etwas in der hiesigen Atmosphäre, das kältend und lähmend auf mich einwükt, und zwar abgesehen davon, daß ich in dem hiesigen Fam lierkreise für mein Streben, meine Interessen, meine Leber sanschouung weder Verständnis noch Sympathien finde.

War mir ja schon als Knabe das alte, düstere Schloß verhaßt, begann doch mit Hohen-Moor für mich das neue, traurige Leben: meines VattrS Trübsinn und wachsende Härte sowohl, wie meine Verweisung in die Kinderstube, unter die Obhut von Mellingen, die noch dazu nur widerwillig ihre Pflicht erfüllten; mein Vater und ich waren in ihren Augen unberechtigte Eindringlinge, zum Teil sind sie «och heute dieser Ansicht. Auch die beiden Vettern, Wulf und Hans, Pfl-gekmder deS verstorbenen Majoratsherrn, trugen zu meinem Unbehagen bei. Wulf, um zwei Jahre älter als ich, »in schöner, kräftiger Knabe, verlangte von seinem Bruder wie von mir eine Unterordnung, in di« ich mich nur widerstrebend fügte. Aber ich that «S, denn ich fürchtete mch vor dem unbändigen Gesellen mit den derben Fäusten und der mächtigen Stimme, während mir sein Bruder Hans, der mit mir im gleichen Aller war, lange Zeit eine Art mitleidigen Grauens einflößte.

Der arme Junge litt an Epilepsie, und ich erinnere mich deutlich, mit welchem Herzklopfen ich nachts, wenn d>e Anfälle eintraten, aus unser! m Schlafzimmer zu «nikoinmen suchte und barfuß, im dünnen Nachikleide, die Gänge entlang huschte voll heimlicher Angst, dem Hausgeistchrn zu begegnen, au das d e Schlcßdienerschaft felsenfest glaubte. ES war. unsagbar unheimlich, und selbst bei Tage fai d ich rs unbehaglich in den hohen, weiten Gemächern mit dem dunklen Wandgetäfel, dem schwerfälligen Mobiliar, den verblichenen Draperien und erblindeten Spiegeln. DaS

Neuzeit zu einem Anziehungspunkt unserer Hauptstadt für Fremde und Einheimische machte. Zur Feier des Jubiläums findet am Mittwoch, den 1. Juli, ein Gartenfest mit italienischer Nacht, Doppel-Konzert und Brillantfeuerwerk statt.

Ein Forstmann schreibt dem Staatsanz.: lieber die Hasendebatte im Reichstag machen sich viele Blätter lustig und auch im Reichstag selber wird darüber bei jeder Gelegenheit gespottet. Ganz mit Unrecht; der Hase schadet nur an jungen Obstbäumen;. wenn aber Jeder, der einen Baum setzt oder eine Baumschule anlegt, die nötigen Schutzmaßregeln er­greift, dann kann von einem Hasenschaden nie und nimmer die Rede sein. Auch das ist grundfalsch, daß es sich nur um die Passionen der Neichen und Vornehmen handle. Man denke doch nur an die Tausende von Gemeindejagden. Der Hasenparagraph hätte jede Jagdausübung unmöglich gemacht; unzählige Prozesse wären die Folge gewesen, von einer Hege­zeit hätte keine Rede mehr sein können, man hätte den Wilostand einfach ganz vernichten müssen. Eine Jagd hätte kein anständiger Jäger mehr pachten mögen und Tausende von Mark wären den Gemeinde­kassen verloren gegangen.

Untertürkheim, 1. Juli. (Dep. d. C. Wochendl.) In letzter Nacht tötete der trunksüchtige Weingärtner Huppenbauer seine Mutter, Tante und sein einziges 12jähriges Töchterlein durch Beil­hiebe. Die Ehefrau entkam. Der Mörder ist ver­haftet.

Heilbronn, 30. Juni. Gestern abend er­folgte die Eröffnung des Bergstraßendurchbruchs unter sehr zahlreicher Beteiligung. Voran eine Musikkapelle, dann die Schuljugend, anschließend der Herr Ober­bürgermeister und Mitglieder der bürgerlichen Kolle­gien, sowie eine große Zahl der Einwohner und Ver­einsmitglieder des Vereins der oberen Stadt und eine Anzahl Fuhrwerke. Der Zug bewegte sich nach dem Festplatze in der Rosenau, wo die übliche Peter- und Paulsfcier bis spät nach Mitternacht begangen wurde.

Reutlingen, 29. Juni. Bekanntlich soll alle zwei Jahre ein Kreisturnfest und im dazwischen­liegenden Jahr ein Gauturnfest abgehalten werden. So war auch für das laufende Jahr in Ravensburg ein Kreisturnfest in Aussicht genommen, doch wußte in Anbetracht der in der Stadt vorgenommenen all­gemeinen Canalisationsarbeiten, durch welche die Straßen unpassirbar wurden, der dortige Turnverein die Uebernahme des Festes leider ablehnen. Wegen der Kürze der Zeit konnte ein anderer Ort die Ab­haltung des Festes nicht mehr übernehmen und so wurde statt desselben die Abhaltung einer Kreisturn­fahrt auf die in der Nähe Reutlingens und Schel- lingens gelegeneWanne" einer fast 700 m hoch gelegenenHochwiese" mit herrlicher Aussicht unter­nommen. Bei dem herrschenden Prachtwetter fand eine förmliche Völkerwanderung zur Kreisturnfahrt statt, und von der Wanne aus nach dem alten Volks­heiligtum, derNebelhöhle." Nachdem vorgestern abend zum Empfang der etwa 2000 Gäste Bankette in Schillingen und hier stattgefunden hatten, wurden

Unbehaglichste war jedoch das unaufhörliche Rücksichtnehmen auf Tante Eveline. Durch den Tod des Gatten selbst wie zum Tode getroffen, war sie in eine Nerven­krankheit verfallen, die ihr jedes Geräusch zur Qual machte. DaS Zuschlägen einer Thür, ein lautes Wort, ein Auflachen im B reich ihrer Fenster waren Kapitalver­brechen; wie ein Bann, der nicht zum Aufatmen kommen ließ, lag eS auf dem ganzen Hause.

Os dies Jahre oder nur Monate gedauert hat, weiß ich nicht; wahrscheinlich ist eS unmerklich nach und nach besser geworden. Tante Eveline wurde sichtbar, nahm, obwohl sie gelähmt blieb, Teil am Familienleben und gewann meine Zu­neigung. mein Vertrauen. Auch ihr Töchterchen Evy, ein zierliches, rosiges, lustig, s- Geschöpfchen, nahm mein Knabcnherz gefangen und stellte sich bei unseren Sp elen am liebsten unter meinen Schutz. Wulf, der Soldat werden wollte, kam inSKadetten- hauS. Hans u d ich hatten einen Hauslehrer und waren mit der Zeit gute Kam raden geworden; da mußte ich wir waren beide im zwölften Jahre daS Schreckliche- erleben, daß er während eines Bades im Gaitsnteiche, von seinen Krämpfen befallen, vor meinen Augen ertrank.

D<n Eindruck dieser Schreckensscene habe ich bis heute nicht überwunden. In d«r ersten Zeit war er so stark, daß der Arzt sür notwendig erklärte mich m andere Umgebung zu bringen; ich kam nach Jhlefeld auf die Schule. Vkllecht wäre eS brsser gewesen, das Grauen durch Genöhrung abzuschwächen; so mußte ich, so oft ich die Ferien in Hohen-Moor zubrachte, aufs neue dagegen ankampfen Genug davon! Tu verstehst nun. warum ich'.ohne Bedauern auf den Besitz von Hohen-Moor verzichte, es sogar rmt Freuden th'ue, wenn ich mir dam,t Freiheit für mein Leben, mein Talent und meine Liede erkaufen kann. ...

Wie ich meine Absichten am besten auszusührm vermag, weiß ich noch Nicht»

an den Stadtgarten angrenzenden Ausstellung noch in den letzteren übertreten, was ihnen den bestehenden Vorschriften gemäß von dem dienstthuenden Stadt­gartenportier nicht gestattet wurde. Der hinzugekom­mene Ausstellungsinspektor bestätigte das Verbot des Uebertritts und wurde dafür von dem schon lange unvorteilhaft bekannten Bummler auf impertinente Weise angeschnauzt, er solle erst durch Vorzeigen seiner Legitimationspapiere sich als Inspektor ausweisen. Inzwischen wollte der Polytechniker gewaltsam in den Stadtgarten eindringen, woran er aber von dem Portier gehindert wurde, weshalb er letzterem einen wuchtigen Stockhieb auf den Kopf versetzte, so daß der Portier ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. Die Namen der beiden Rowdies wurden polizeilich festgestellt und dem Polytechniker überdies seine Abonnementskarte abgenommen. Das gerichtliche Nach­spiel wird nicht ausbleiben..

Stuttgart. In der Ausstellung war gestern großes Leben. Die Eisenbahnzüge in der Frühe brachten viele Besucher, ein Sonderzug von Heidenheim über 500 Personen von der Maschinen­fabrik Voith, die vom Prinzipal freie Fahrt und freien Eintritt in die Ausstellung erhalten hatten. Von Pforzheim waren 100 Mitglieder des Werk­meistervereins nebst Frauen eingetroffen, dis das Mittagessen im Verein mit einer Deputation des Stuttgarter Vereins im Bürgermuseum einnahmen. Geschlossene Gruppen von Arbeitern kamen von Mar­bach und von den Reparaturwerkstätten Rottweil und Friedrichshafen. Von Ebingen und Hechingen waren die Gewerbevereine gekommen. Die Kassen des Ge­werbemuseums des Stadtgartens und der Gewerbe­halle hatten Einnahmen von je etwa 2000

Tags zuvor war die Frauenarbeitsschule Reutlingen zum Besuch der Ausstellung hier. Dielebenden Photographien" des Kinematographen wurden gestern wohl von 2000 Menschen besichtigt Im Gewerbe­dorf wars mittags kaum mehr zum Durchkommen. Besonders groß war der Andrang bei Spielmanns Wurstfabrik, welche bis 10 Uhr im Betrieb war und über 1000 Paar Würstchen absetzte, während Hof- bäcker Lehrenkraus etwa 3000 Tafelbrötchen vor den Augen des Publikums aus dem Backofen brachte. Sehr viel benützt wurde gestern auch der Zaisersche Aufzug, welcher für das Kasino des Dragonerregiments im Königin Olga-Bau bestimmt ist.

Stuttgart. Nill's Tiergarten. Am 1. Juli feiert der Tiergarten sein 25jähriges Jubi­läum. Aus kleinen Anfängen ist der zoologische Garten durch die Thatkraft und das Verständnis seines Besitzers zu einer Sehenswürdigkeit Stuttgarts herangewachsen. Gegenüber den übrigen größeren zoologischen Gärten Deutschlands muß ganz besonders auch der rein private Charakter des Unternehmens betont werden, um eben damit zu zeigen, was tüch­tiger Unternehmungsgeist auch eines Privatmanns zu­stande bringen kann. Stillstand ist Rückgang, war das Nill'sche Motto, nach dem er immer und immer wieder Verbesserungen und Vergrößerungen vornahm, bis der Garten die Größe und Reichhaltigkeit zeigte, die ihn auch bei den verwöhnteren Anforderungen der