Hindenburgs Dank und Wunsch
Reichspräsident v. Hindenburg hat a» den Leiter der yindenbnrgspende, Ministerialrat Dr. Karstedt, folgendes Schreiben gerichtet:
„Sehr verehrter Herr Ministerialrat! Aus Ihrem Bericht habe ich mit lebhaftem Interesse gelesen, in welch her- vvrragcnder Weise sich trotz der Ungunst der Verhältnisse weite Schichten des Wirtschaftslebens, der Gewerkschaften, der Arbeiterschaft, der Kommunen usw. an der Hindenbnrg- spende beteiligen. Diese Tatsache hat mich aufrichtig gefreut. In jedem Beitrage zur Hindenburgspendc sehe ich dankbar ein Zeichen freundlicher Gesinnung für mich und darum auch einen Beweis dafür, daß die Treue und Dankbarkeit gegen die Kriegsopfer und brüderliches Mitgefühl für ihre Not im deutschen Volke nicht erloschen sind. Wenn die Hindenbnrg- spende ein günstiges Ergebnis zeigt, und mir damit die herzlich von mir gewünschte Möglichkeit gegeben wird, stärker als bisher in Einzelfällen Not und Elend in den Kreisen der Kriegsbeschädigten zu lindern, so werde ich gerne des Geistes der Treue und der Opferfreudigkeit gedenken, aus dem heraus mir das ganze deutsche Volk die Mittel in die Hand gegeben hat. Schon jetzt bitte ich Sie, allen, die die Freundlichkeit gehabt haben, de» Gedanken dieser Spende zu meinem 80. Geburtstag in die Tat umznsetzen, meinen aufrichtigsten und herzlichsten Dank zu übermitteln. Ich hoffe dabei gern, daß Ihre und der sonst Beteiligten Mitarbeit auch fernerhin von gutem Erfolg begleitet sein möge. Das würde mir die größte Freude meines Geburtstages sein. Mit freundlichen Grüßen v. Hindenburg.
Aus Stadt und Land
Lalw, den 15. September 1927
Dienstnachricht.
Dem Amtsverweser Oskar Statb in Agenbach wurde eine Lehrstelle an der dortigen Volksschule übertragen.
Persönliches.
Auf dem internationalen Gießereikongreß, welcher dieser Tage in Paris stattfand, wurde der deutsche AuStauschvor- trag mit dem Thema „lieber bas Graphiteutektikum tm Gußeisen" von Dr.-Jng. Emil Schüz-Leipzig, einem Sohn des verstorbene» Bergrats Schüz-Calw, gehalten. Der interessante Vortrag des durch bedeutende Erfindungen bekannten Hütteuchemikers wurde von den ausländischen Fachleuten mit großem Beifall ausgenommen.
Bon der Ragoldbah«.
Au dieser Stelle berichteten wir vor kurzem über den Empfang einer Abordnung des Nagoldbahnausschnsses bet der Reichsbahndirektion Stuttgart. Bon einem Mitglied dieser Abordnung werden nunmehr folgende eingehende, zum Teil rtchtigstellende Ausführungen zu de» gepflogenen Besprechungen gemacht: Es handelte sich um die über 1 Klmtr. betragende östliche Verschiebung des Bahnhofes Eutingen und um die Beibehaltung der bisherigen direkten Kurve Hochdorf — alter Bhf. — Eutingen — Horb als zweigleisige Strecke, welche die direkte Durchführung der Nagoldbahnzüge nach Horb und der Oberneckarbahu gewährleistet. Durch die östliche Vorlegung des Eutinger Bahnhofes würbe nämlich ohne Beibehaltung dieser Kurve die Nagoldbahu in Eutingen endigen, d. h. eine der verkehrsfeindlichen Spitzkehren ist Richtung Horb entstehen. Der Nagoldbahnausschuß will daher unbedingt die Möglichkeit der direkten Durchführung der Hauptzüge auf der Nagoldbahu nach Horb und weiter aufrechterhatten,' eine Spitzkehre in Eutingen würbe dies außerordentlich erschweren. Nach den Erklärungen der Reichsbahndirektion Stuttgart handelt es sich aber nur um Entfernung des zweiten Gleises, da ein solches für die an sich ebenfalls nur eingleisige Nagoldbahu bis zu deren zwet- gleisigem Ausbau völlig ausreicht und erhalten bletkt. Der später erforderliche zweigleisige Ausbau dieser Kurve ließe sich mühelos und ohne besondere Kosten ausftthren, die Möglichkeit, 2—3 Schnell- und Eilzüge direkt durchzuführen, ist und bleibt bestehe». Von einer direkten Durchführung von Zügen der Nagoldbahu über Eutingen war keine Rede, diese
hat auch, da sowohl In Pforzheim als m Ealw direkte Verbindungen auf kürzerem Wege nach Stuttgart bestehen, nur eine» sehr begrenzten Wert. Dagegen werden die Züge Stuttgart—Freudenstadt nach Erstellung des neuen Eutin- ger Bahnhofes durchgeftthrt werden. Bemerkt sei noch, daß bet dem starken Verkehr der Bezirke Neuenbürg, Pforzheim, Calw und Nagold mit der Universitätsstadt Tübingen, dem Sitz des für die württ. Bezirke zuständigen Landgerichts, die Station Horb nach wie vor der geeignetste Endpunkt der direkten Nagoldbahnlinie ist und daß durch die neue Spitzkehre bei Eutingen, die für Personenzügc in Frage kommen wird, eine wesentliche Verschlechterung gegenüber dem früheren Vorkriegsznstand, wo die Nagoldbahnzüge bis Horb durchfuhren, eintreten dürfte. Die Beibehaltung der bisherigen Durchgangsmöglichkeit muß daher auch für einen Teil der Personenzüge mit alle» Mitteln angcstrebt werden.
Wetter für Freitag und SamStag.
Der Kern des Hochdrucks hat sich nach Südostcn verlegt. Im Norden bestehen immer noch verschiedene Deprcssivns- gebiete. Für Freitag und Samstag ist immer »och zeitweise bedecktes, aber in der Hauptsache trockenes Wetter zu erwarten.
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SCB. Wildberg, 14. Sept. Am Montagnachmittag stürzte oberhalb Talmühle der ledige Automechaniker König von Lörrach (Baden) von seinem Motorrad und wnrde in bewußtlosem Zustand ins Calwer Krankenhaus verbracht.
SCB. Höfen a. E., 14. Sept. Das A. Stegmaiersche Anwesen ging durch Kauf um 12 600 an Niebel ans Mecrs- burg a. B. über.
SCB. Oberschwandorf, 14. Sept. Gestern abend gegen 12 Uhr entstand ans bisher noch nicht aufgeklärten Gründen tm Anwesen der Frl. Gottliebin Guteknnst Feuer, das sich ziemlich schnell ansdehnte. Die hiesige Feuerwehr war sofort zur Stelle. Die Weckerlinie von Nagold ist, ebenfalls sofort alarmiert, bald auf dem Branbplatz eingetroffen. Weder das Wohnhaus »och die Scheune und sämtliches Mobiliar und Inventar waren zn retten. Die Wehren mußten sich lediglich darauf beschränken, die zwei dicht angrenzenden Wohnhäuser vor dem Uebergreifen des Feuers zu retten. Die Besitzerin und alleinige Bewohnerin des Anwesens, Frl. Gntekunst, konnte nur bas nackte Leben retten.
SCB. Stuttgart, 14. Sept. Von -»ständiger Sette wird mitgetcilt: Der „Staatsanzeiger" vom 13. d. M. veröffentlicht in seinem amtlichen Teil folgende Mitteilung: Am 80. Geburtstag des Herrn Reichspräsidenten von Hinden- bürg, dem 2. Oktober 1927, werden auf dessen Wunsch keine amtlichen Feiern veranstaltet werden. Nach Anordnung des Staatsministeriums finden aber Schulfeiern statt und es werden die öffentlichen Gebäude in den Reichs- oder Lan- deSfarben beflaggt werden.
SCB. Gchramberg, 14. Sept. Durch Einbringen schlechten OehmdS brach im Anwesen des Arbeiters und Landwirts Eugen Ranch jr. in Tennenbronn am Montag ein Brand aus. Verbrannt sind zwei Schweine, ein Stück mußte, da es schon angebrannt war, sofort geschlachtet werden. Außerdem ist das ganze Inventar sowie 6 Stück Bienenvölker dem Feuer zum Opfer gefallen, ebenso die gesamten Futtervorräte, die Rauch schon eingebracht hatte. Nach Aussagen soll dies das älteste Hans hier gewesen und vor mehr als 800 Jahren gebaut worden sein.
SCB. Ulm, 14. Sept. Gestern nachmittag entstand in der Scheuer des Bauern Lutkart in Unterelchingen während des Dreschens mit der Dreschmaschine ein Feuer. Trotzdem sofort an die Bekämpfung des Brandherdes durch die Ortsfeuerwehr gegangen wurde, gelang dies nicht. Der Stadel brannte vollständig nieder. Das Feuer sprang auf das Wohngebäude über und ergriff noch das Wohngebäude mit Stadel des Nachbars Maier. Auch hier brannten beide Gebäude vollständig nieder. Die Ernte der Brandgeschädigtcu ist vernichtet. Maschinen und Geräte fielen dem Feuer zum Opfer. Dagegen konnte das Vieh rechtzeitig aus den Stallungen entfernt werden. Drei Schweine kamen jedoch in den Flammen um. Am Brandplatze waren die Feuerwehren Unterelchtngen, Oberelchingcn, Tailfingen, Neu-Ulm und die Weckerlinte Ulm anwesend. Die beiden Anwesen sind sehr
hoch gelegen, und zwar zunächst der Kirche, die bald auch in Gefahr gekommen märe. Das Wasser mußte in Gülten fässcrn von unten heraufgeschafft werden, was eine ocfolg reiche Bekämpfung des Feuers unmöglich machte. Die branL geschädigten Familien wurden, bet anderen Einwohner,! untcrgebracht, ebenso das Vieh.
SCB. Vom Bayrisch:« Allgäu, 14. Sept. DaS Unwetter, das letzte Woche im Allgäu niedergegangen ist, hat sich in dem kleinen Bergdorf Tronsberg besonders katastrophal ausgewirkt. Die Gemeinde hat im Vorjahr unter großen Mühen und Kosten eine neue Straße gebaut, die jetzt ans eine längere Strecke unter einem Bergrutsch begraben liegt, so daß jeder Verkehr unterbiinden ist.
Geld-, Volks- und Landwirtschaft
Berliner Briefkurse.
100 holl. Gulden. 168,57
100 franz. Franken 16,50
100 schweiz. Franken 81,13
Börsenbericht.
Auch gestern war das Geschäft an der Börse ziemlich gering. Die Kurse zogen teilweise an.
Produktenbörse nnd Marktberichte deS Landwirtschaftlichen Hanptvcrbanbcs Württemberg und Hohenzollern E. B.
L. C. Berliner Produktenbörse vom 14. Sept.
Weizen märk. 287—261,' Roggen märk. 247—280: Sommergerste 220—268,- Wintergerste 212—219,- Hafer märk. 192 bis 209: MaiS prompt Berlin 196—197: Weizenmehl 33,75 bis 37,28: Roggenmehl 32,78—34,78, Weizenkleie 16,23: Noggeu- kleie 18,28: Raps 800—310: Biktvriaerbsen 46 -82, kl. Speise- erbscn 26—29: Futtcrerbsen 21—22: Peluschken 21—22, Acker- bohncn 22—23: Wicken 22—24: Lupinen blaue 16—16: Rapskuchen 16—16,40, Leinkuchen 22,60—23,10: Trockenschnttzel 14, Soyaschrot 20—20,80: Kartoffelstöcken 22,60—23. Tendenz:
fest.
Calwer Vieh- und Schwcinemarkt.
Bei dem am gestrigen Mittwoch stattgefundenen Vieh- und Schweinemarkt wurden insgesamt 210 Stück Rindvieh zuge- führt,- darunter befanden sich 19 Ochsen, 21 Stiere, 22 Kal- btnnen, 66 Jungrinöer und 92 Milchkühe. Bezahlt wurden für Ochsen 1350 bis 1685 für Stiere 750-1250 je pro Paar; für Kühe wurden 480—620 für Kalbinnen 385 bis 660 für Jungrinder 165—350 je pro Stück bezahlt. Auf dem Schweinemarkt waren 39 Läufer und 552 Milchschweine zugeführt. Bezahlt wurden für Läufer 70—165 für Milchschweine 28—58 je pro Paar.
Psorzheimer Schlachtviehmarkt.
Auftrieb: 26 Ochsen, 13 Kühe, 21 Rinder, 15 Farren, 3 Kälber, 808 Schweine. Preise: Ochsen a 59—61, b 54 bis 57, Farren a 53—SS, b und c 52—SO, Kühe b und e 56—28, Rinder a 61-66, b 67—60, Schweine a 76—78, b 75—76, c 70—73 >«. Marktverkauf: Großvieh langsam, Schweine lebhaft.
Heilbronuer Schlachtviehmarkt.
. Zufuhr: 2 Bullen, 9 Jungrtnder, 19 Kühe, 75 Kälber, 170 Schweine. Erlös aus je 1 Ztr. Lebendgewicht: Bullen
1. 61—58, Jungrinder 1. 61—63, 2. 64-56, Kühe 1. 84—40,
2. 27-32, Kälber 1. 80—82. 2. 74—77, Schweine 1. 77—78, 2. 72—75 Marktverlauf: Kälber und Schweine rasch verkauft, Großvieh mäßig belebt.
Ulmer Schlachtviehmarkt.
Zutrteb: 2 Ochsen, 3 Farren, 10 Kühe, 15 Rinder, 162 Kälber, 211 Schweine. Preise: Ochsen a 52—64, Farren a 44-48, b 40-42, Kühe b 28-32, c 18—26, Rinder a 54—56, b 60—52, Kälber a 74—76, b 68—72, Schweine a 68-70, b 62 bis 66 Marktverkauf: In allen Gattungen langsam. Schweinepreise.
Blaubeuren: Läufer 20—85 — Buchau: Ferkel 20 bis
25 .6. — Engendtngen: Läufer 55—65 — Fellbach: Milch-
schweine 17—36, Schlachtschweine 98 — Gerabronn:,
Milchschweine 16—23 — Gschwend: Milchschweine 16 bis
24 — LudwigSbnrg: Läufer 65, Mtlchschwetne 15 3? ./k.
— Murrhardt: Milchschweine 18—26, Läufer 72 das Stück.
Calw, den 14. September 1927.
Todes-Anzeige.
Tiefbetrübt teile» mir Verwandten. Freunden und Bekannten die schmerzliche Nachricht mit, daß unsere liebe Gattin, Mutter, Tochter, Schwester, Schwägerin und Tante
Lilise Giebenrath
heute früh unerwartet rasch von uns geschieden ist.
Im Name»
der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Adolf Giebenrath, Küfermetster mit Kindern Liefet und Emmy; die Eltern: Georg Giebenrath mit Frau.
Beerdigung Freitag Mittag >/,4 Uhr. Für Blumenspenden wird gedankt.
Etllw, den 14. September 1927.
Todes-Anzeige
Unser lieber Vater und Großvater
Wilhelm Proß
ist heute Nacht im Alter von 88 Fahren sanft entschlafen.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Beerdigung Freitag Nachmittag 2 Uhr vom Bezirkskrankenhaus aus.
Agenbach, den 14. September 1927.
Todes-Anzeige
Verwandten, Freunden und Bekannten die schmerzlich« Nachricht, daß unsere liebe Tochter und Schwester
Anna
im Alter von 18 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit sanft im Herrn entschlafen ist.
3m Namen
der trauernden -inlerbliebene«:
die Eltern: 3oh«. Wurster «. Frau»
zum „Lamm".
Beerdigung Freitag nachmittag« 2 Uhr.
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