«W 64.

Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.

71. Jahrgang!

Eichel,n Diinitagr, Donn-rrlagi und Samiiag». Di- Einrückung,g-bkhr b-trügt im B-,trk und in nSchsier Um» g-bung s Big. di- Z-ile, sonst ir Pf».

Donnerstag» den 4. Juni 1896.

AbonnementSprelS vierteljLhrkich in her Stadt SV Pfg. und 2V Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. l.LS, sonst L» ganz Württemberg Mk. 1. SS.

Amtliche Nekarmtmachrmgea.

Bekanntmachung.

Nachdem die Maul- und Klauenseuche in Holzbronn ausgebrochen ist, wird das Treiben -von Rindvieh, Schafen und Schweinen außerhalb der Feldmarkgrenzen sowie das Durchtreiben dieser Tiere durch Markung und Ort Holzbronn bis auf Weite­res verboten.

Unterlassung oder Verzögerung der Anzeige von Seuchenausbrüchen und Zuwiderhandlungen gegen die ergangenen Anordnungen werden streng bestraft und haben auch den Verlust der Entschädigung für an Maul- und Klauenseuche gefallenes Rindvieh zur Folge.

Calw, den 3. Juni 1896.

K. Oberamt.

Amtm. Gottert, g. Stv.

Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Abhaltung eines Unterrichtskurses über Bienenzucht in Hohenheim.

Mit Genehmigung des K. Ministeriums deS Innern sowie des Kirchen- und Schulwesens und im " Einverständnis mit der K. landwirtschaftlichen In- stitutsdirektion soll in Hohenheim ein sechstägiger Unterrichtskurs abgehalten werden, in welchem dir Teilnehmer eine theoretisch-praktische Anleitung zum Betrieb der Bienenzucht erhalten werden.

Der Unterricht in diesem Kurs ist unentgelt­lich, dagegen haben die Teilnehmer für Wohnung und Kost während ihres Aufenthalts in Hohenheim /-selbst zu sorgen.

Der Beginn des Kurses ist auf Montag den .13. Juli d. I. festgesetzt.

Da jedoch nur eine beschränkte Zahl von Teil­nehmern gleichzeitig ausgenommen werden kann, so wird sich Vorbehalten, je nach Bedürfnis im Laufe der folgenden Wochen noch weitere Kurse zu ver­anstalten und die Angemeldeten in die späteren Kurse einzuweisen.

Anmeldungen sind vor dem 27.Juni d. I. an den Leiter des Kurses: Oberlehrer Mangler in Hohenheim zu richten.

Diejenigen Angemeldeten, welche nicht mittels besonderen Schreibens auf einen späteren Kurs ver­wiesen werden, wollen sich sodann am 13. Juli d. Js. vormittags 9 Uhr im Hörsaal der Ackerbauschule in Hohenheim einfinden.

Stuttgart, den 27. Mai 1896.

v. Ow.

Tagesneuigkeiten.

X. Calw. In der letzten zahlreich besuchten Turn-Versammlung wurde beschlossen, mit Rück­sicht auf verschiedene Festlichkeiten in Sindelfingen, HeSlachStuttgart und Pforzheim, welche am 5. und 12. Juli stattfinden, das hiesige Fest erst am Sonn­tag den 26. Juli abzuhalten.

Stuttgart, 1. Juni. Aus Anlaß der in der Zeit vom 11. bis 15. Juni d. I. in Cannstatt statt­findenden Wanderausstellung der deutschen Landwirt­schaftsgesellschaft wird zu Folge Entschließung des K. Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, Ab­teilung für die Verkehrsanstalten, vom 1. d. M. eine Fahrpreisermäßigung in der Art eingeräumt, daß denjenigen Reisenden des inneren württ. Ver­kehrs, welche zur Fahrt nach Cannstatt oder Stutt­gart Hauptbahnhof die am 12. und 13. Juni ein­

zulegenden Sonder-Personenzüge, sowie die auf diese Sonderzüge Anschluß bietenden, einzeln noch zu be­zeichnenden gewöhnlichen Züge benützen, auf Grund einfacher Fahrkarten III. Klaffe nach den genannten Stationen taxfreie Rückfahrt innerhalb 10 Tagen nach dem Ausgangsort mit allen gewöhnlichen Personen­zügen Schnellzüge ausgeschloffen gewährt wird, sofern die betreffenden Personen vor Antritt der Rück­reise ihre Fahrkarten in der Ausstellung abstempeln lassen. Bei der Kartenlösung auf der Ausgangs­station haben die Ausstellungsbesucher außerdem noch ausdrücklich zu verlangen, daß die ihnen auszufolgenden Fahrkarten III. Klaffe nach Cannstatt oder Stuttgart Hauptbahnhof mit dem Rückfahrtsstempel versehen werden. Die einzelnen Sonderpersonenzüge nach Cann­statt und Stuttgart, sowie die zur Benützung zu- gelassenen, auf die Sonderzüge Anschluß bietenden gewöhnlichen Personenzüge werden noch besonders be­kannt gegeben. (S. nächst.) Die Fahrkarten können heute schon gelöst werden.

Anläßlich der Wanderausstellung der Deutschen Landwirtfchaftsgesellschaft am 11.15. Juni in Cannstatt wird am Samstag, den 13. Juni, auf Strecke Nagold Calw StuttgartCann st att ein Sonderzug eingereiht mit folgender Fahrzeit:

Nagold ab 5,00 vorm., Wildberg 5,20, Thal­mühle 5,29, Teinach 5,36, Calw 5,55, Alt- hengstett 6,23, Schafhausen 6,36, Weilderstadt 6,44, Malmsheim 6,49, Renningen 6,55, Leon­berg 7,07, Stuttgart an 7,50, Cannstatt an 8 . 10 ,

ferner ein Sonderzug von Stuttgart nach Leon­berg, Calw und Nagold:

Stuttgart ab 8,55 nachm.. Leonberg an 9,31,

INachdrvck

Familie Norde«.

Erzählung von C. Wild.

(Fortsetzung.)

Achim lebte unterdessen in Berlin in angestrengtester Thätigkeit, aber vollständig befriedigt. Sein Horizont erweiterte sich unter den neuen Verhältnissen, und unter dem Einfluß derselben schrieb er sein schon früher begonnenes strategisches Werk teilweise um und zu Ende. Man wurde höheren Orts auf ihn aufmerksam, und so konnte er mit seinen Erfolgen wohl zufrieden sein. Und doch beschlich ihn recht oft ein leises Unbehagen, über dessen Ursache er sich keine Rechenschaft geben konnte.

Da kam ein Brief von Nora; nun wußte er plötzlich, Nora fehlte ihm. Sie schrieb so demütig, bat so rührend um Verzeihung und versprach so gänzliche Unter­werfung unter seinen Willen, daß er vollständig entwaffnet wurde und den letzten Rest von Groll, der in seinem Herzen noch vorhanden war. schwinden fühlte. Nur gloubte er noch nicht recht an ihre Bekehrung. Zur Zeit lebte sie noch bei ihren Eltern, und so lange sie dort blieb, war kein Rückfall zu fürchten. Kam aber erst der Winter mit seinen Vergnügungen und Nora nahm im Hause Melanies Aufent­halt. dann waren wohl alle guten Vorsätze wieder dahin, wie früher.

Indessen erfüllten sich seine Befürchtungen nicht, sie blieb auf dem Lande und Achim fing an, auf neuer Glück zu hoffen. Wie oft, wenn er schrieb, horchte er unwillkürlich auf ihm war es gewesen, als hörte er vom nächsten Zimmer einen leichten Schritt sich nahen, er glaubte ein leises Rauschen zu vernehmen, Noras Schipp- machte genau dasselbe; der Duft von ihrem Lieblingsparfüm umwehte ihn, und dann hatte er sich so lebhaft in die Vorstellung hineingeträumt, Nora müsse hinter seinem Stuhl stehen und ihm über die Achsel sehen, daß er sich umdrehte. Ja, da

war er wieder, der alte Zauber, den ihre Persönlichkeit noch stets auf ihn ausgeübt hatte. Selbst in der Erinnerung wirkte er noch.

Mit geheimer Angst sah Achim jedem Brief entgegen und atmete erst erleichtert auf. wenn er den Landpoststempel darauf erblickte. Nein, Nora blieb fest. Sie halt» unter der Vorstellung einer dauernden Trennung von Achim zu bitter gel-tten, als

daß sie ihr kaum gehofftes Glück hätte wiederum aufs Spiel setzen sollen.

* *

*

Allenthalben ebneten sich die Verhältnisse und lenkten zum Guten ein, nur bei WufsowS spitzten sie sich immer mehr zu einem Eklat zu. Wuffow lebt- in ge­wohnter Weise weiter, nur mit einer kleinen Abänderung. Edith reichte j-tzt voll­kommen mit ihrem Wirtschaftsgelde, denn ihr Mann brachte keine Gäste mehr za Tisch, dafür blieb er selbst zu häufig aus.

Die wenigen Besuche, die sie machte und demgemäß erhielt waren der einzige Verk hr mit der Außenwelt. Erst nach Weihnachten beabsichtigte sie eine größere Gesellschaft zu geben. Sie hotte dennoch, daß Runen keine Sympathie in der Gesellschaft besaß. Man sprach von seiner Brutalität gegen seine Soldaten, seinem CyniSmu», endlich davon, daß er ein leidenschaftlicher Spieler sei.

Edith zitterte; sie argwöhnte, daß Wuffow eng liiert mit ihm sei.

Eine Einladung zum Ball bei Exzellenz durfte Edith nicht ablehnen, sie ging, obgleich ihr zum Sterben elend zu Mute war.

Und doch war sie reizender d-nn je; die Bläffe stand ihr gut, der Bl ck der braunen R Haugen war zwar etwas verschleiert und der kleine Mund lächelte recht wehmütig trotz aller Mühe, die sie sich gab, heiter zu erscheinen, aber beides verlieh ihr einen neuen Reiz.

Rittmeister v. Runen ein feiner Kenner und leidenschaftlicher Verehrer weiblicher Schönheit, betrachtete sie mit verzehrenden Blicken. Wie ein elektrischer Schlag durch­zuckte eS sie, als sie beim zufälligen Aufschauen diesen Blick auf sie gerichtet sah, und ein Zittern durchflog ihren Körper. Da war er wieder, dieser Widerwille, aber