114
Faure die Krankenhäuser und wurde überall herzlich begrüßt.
Gibraltar, 28. Febr. Der Kapitän des gestern abend auf der Reise von Newyork nach Genua in Gibraltar angckommenen Schnelldampfers „Nor- mannia" der Hamburg-Amerikanischen Paketfahrt-Aktiengesellschaft meldet, daß er den Dampfer „St. Pierre" auf hoher See in sinkendem Zustande an- grtroffen und die ganze aus 19 Personen bestehende Besatzung des Schiffes glücklich gerettet habe. ! ^,
Vermischtes.
— Ein vorzügliches Hühnerfutter find frische Heringe. Man bezieht dieselben zu 3 per Zentner ab Nordsee oder Ostsee in ganz frischer Ware. Die Fische salzt man leicht ein und kocht sie mit wenig Waffer weich. Das Wasser schüttet man ab und stampft die Fische in ein Gefäß ein. In dieser Form halten sie sich im Winter wohl '/« Jahr und länger. Die Gräten der Heringe sind sehr reich an phosphorsaurcm Kalk und das Fleisch besteht aus 19 Teilen Eiweiß und 17 Teilen Fett, während Rindfleisch 21 Teile Eiweiß und 5,5 Teile Fett enthält. Im Winter gebe ich den Hühnern bis zu '/4 der Gesamtnahrung von diesen cingestampften Fischen, im Sommer, wo dieselben sich selber schon viele Fleischnahrung suchen können, entsprechend weniger. Der Erfolg dieser Fütterungsweise ist erstaunlich. In Folge des hohen Eiweiß- und Fettgehaltes steigert sich die Eierproduktion im Winter um das 3—4fache, wobei die Qualität der Eier eine außergewöhnlich gute ist. Besonders zu empfehlen sind die Heringe zur Aufzucht der Kücken. Zu dem Zwecke trockne ich im Winter kleine Heringe vollständig aus. Beim Gebrauche werden sie dann zu Mehl zerklopft oder zerstoßen und samt Gräten und Allem dem Junggeflügel unter das Futter gemischt. Der Erfolg ist großartig; kein anderes Futtermittel kann dieses Fischmehl ersetzen!
— Staarenkästen verfertigt man aus Baumholz mit Rinde. Diese halten wärmer und die Vögel ziehen diese Nistkästen, wegen ihrer Baumähnlichkeit, den Bretterkästen vor. Die Ausflugöffnung sei der Größe des Vogels angepaßt und nach Sonnenaufgang gerichtet. In bereits vorhandenen Staarenkästen darf man das alte Nistmaterial nicht entfernen.
Humoristisches. Aus der Kaserne. Unteroffizier: (zu einem neu eingetretenen Einjährigen). „Was sind Sie denn in Ihrem Civilverhältnis?"
— Einjähriger: „Doktor der Philosophie!" — Unteroffizier: „Unsinn, so 'ne Krankheit giebt es ja gar nicht!"
Verwechselt. Die alte HäuSlerkathi geht mit ihrem Neffen zum Betteln. Unterwegs bemerkt sie an einer Thür einen auffallend großen Zettel mit der Aufschrift: „Sichere Hilfe für Blutarme." „So, so," sagte sie, „zu denen gehören wir auch. Seppel, da gehen wir 'rein. Jetzt hat dös Gfrett an End."
Gemeinnütziges.
Hammeltalg als Heilmittel. Unter den billigen und wohlthätigen Hausmitteln ist der Hammeltalg eines der wirksamsten. Er wird nur äußerlich angewandt, und erweist sich, auf weiche Leinwand gestrichen, sowohl heilend als erweichend. Bei allen oberflächlichen, durch Druck oder kalte Luft entstandenen Verwundungen der Haut wendet man Hammeltalg mit bestem Erfolg an. Aufgesprungene Hände reibt man allabendlich damit ein, ja selbst erfrorene Glieder sind durch fortgesetzte, gleichmäßige Einreibungen von Hammelfett gründlich geheilt worden. Ebenso wohlthätig ist dasselbe für wunde Füße. Man streicht es zu diesem Zweck auf weiche, reine Leinwand und überdeckt damit die leidenden Teile. Nicht selten wird durch Anwendung von Hammeltalg ein böses Hühnerauge beseitigt. Man streicht ihn meffrrrückendick auf Leinwand, legt das Pflaster auf das Hühnerauge und erneuert es am Morgen und Abend bis das Hühnerauge nach und nach bis auf den Grund erweicht ist und abblättert. Nicht jed'er Hammeltalg wird sich als Heilmittel erweisen, denn es ist nicht unwesentlich, woher der Talg genommen und wie er gewonnen wurde. Guten heilkräftigen Talg liefert das Fett, welches die Nieren umhüllt, indem man dasselbe langsam bei nur mäßiger Hitze schmelzen läßt. Er soll weiß, fest und geruchlos sein.
Gelblicher, ranzig riechender Talg eignet sich nicht zu einem Heilmittel. Die Fettsäure, welche sich durch Einfluß der Zeit und des Alters in derartigem Talg gebildet hat, wirkt reizend auf die Wunden und erregt Schmerzen statt sie zu lindern. Der als Heilmittel vielgerühmtc Hirschtalg, welchen man in der Apotheke teuer bezahlt, ist in den meisten Fällen nur Hammeltalg, und das schadet nichts, denn er besitzt die gleiche Heilkraft wie jener.
Behufs Verhandlung über die Frage der Auf- ebring bezw. Beschränkung der Flößerei auf Enz und Nagolv wurden bezw. werden auf Veranlassung des K. Ministeriums des Innern Versammlungen der beteiligten Interessenten unter Mitwirkung von Mitgliedern der Staatsforstverwaltung und unter dem Vorsitz des Regierungsrats Hilbert am 28. Febr. in Nagold, am 3. März in Calmbach und am 6. März in Vaihingen a. E. abgehalten, wobei eine vom Bauinspcktor Gugenhan als Vorstand des hydrografischen Bureaus bearbeitete Denkschrift zum Vortrage kam. Da dieselbe auch weitere Kreise interessieren dürfte, so wird sie hiemit zur allgemeinen Kenntnis gebracht. Die bei diesen Versammlungen gewählten Ausschußmitglieder werden die Frage der Einschränkung der Flößerei einer weitern Prüfung unterziehen.
Es darf gehofft werden, daß den Wünschen der Werkbesitzer entgegengekommen wird.
Zur Irage der
Beschränkung der Knngholzsivßerei auf der Enz nnd Nagold.
Aus etwa 53000 Im Wald im württb. Enz- Nagoldgebiet gelangt das Holz auf die im Enz- und Nagoldthal befindlichen Verkehrswege; nämlich die Eisenbahn, die Land- und die Waffelstraße. Der Staatswald ist hauptsächlich im Großen;- und Eyachgebiet, sowie im Zinsbachgebiet überwiegend. Die größten Korporationswaldungen im Enzthal besitzen die Gemeinden Neuenbürg, Höfen, Calmbach und Wildbad; im Nagoldthal die Gemeinden Nagold, Altensteig und Simmersfeld. Die ausgedehntesten Privatwaldungen liegen auf den Markungen Musbach, Jgelsberg, Besenfeld, Göttelfingen und Hochdorf- Schernbach, sowie auf der Hochebene zwischen Kleinenz- und Nagolvthal.
Von diesen Waldungen entfallen: auf den Staat 24600 da oder 46°/» rd.
„ Körperschaften 15500 „ „ 29°/» „
„ Private 13000 „ „ 25°/» „
Der jährliche Gesamtstammholzanfall aus diesen Waldungen beträgt im Mittel aus den Staatswaldungen 96000 Fm. oder 61"/» rd. Körperschastswaldungen 34000 „ „ 22°/° „
Privatwaldungen 27000 „ „ 17°/» „
Den Floßverkehr vermitteln an der Großen;: 10 staatliche und 2 private Wasserstuben, 2 weitere Einbindstätten und 3 Anlandestellen;
an der Kleinenz:
8 staatliche, 1 Gemeinde- und 1 Privat- wafferstube und 3 weitere Einbindstätten;
an der Nagold und dem Zinsbach:
7 staatliche, 1 Gemeinde- und 4 Privatwasserstuben, 28 weitere Einbindstätten und 4 Anlandestellen.
Ferner befinden sich an der Enz, unterhalb Pforzheim, noch 9 Anlandestellen.
Die zur Ausübung des Flößereibetriebs nötigen Unterhaltungsarbeiten der Floßstraße und zwar die Ausräumung des Flußbetts, der Bau und die Unterhaltung der Zeilen, sowie das Vorhängen an gefährlichen Stellen besorgt die K. Forftoerwaltung auf ihre Kosten.
Dieselbe hat auch die Unterhaltung an den staatlichen Wasserstuben, sowie je an 1 Floßgaffe der oberen Enz und der Kleinenz, an 5 Floßgaffen der unteren Enz und an 17 der Nagold.
Ferner leistet die K. Forstverwaltung zu 4 Floßgassen an der untern Enz Unterhaltungsbeiträge.
Die Flößerei auf Enz und Nagold besorgten im Jahr 1893 zusammen 93 Flößer, von denen 9 in Enzthal, 3 in Wildbad, 48 in Calmbach, 4 in Höfen, 15 in Erzgrube, 8 in Kälberbronn und Umgebung und 7 in Unterreichenbach wohnten.
Der Festmetergehalt eines Floßes ist je nach der Holzgattung, dem Wafferstand zur Zeit der Verflößung, sowie nach der Art seiner Bestimmung, ob er innerhalb Landes verfügt, oder ausgeführt wird, sehr verschieden und wechselt von 100-300 Fm.
Die Rundholzmenge eines Floßes wurde für Flöße des Lokalbedarfs auf der Enz zu 150; aus der Nagold zu 160 Fm., für die Ausfuhr bestimmte Flöße auf der Enz zu 180, auf der Nagold zu 200 Fm. durchschnittlich in Rechnung gezogen. .
Hiezu kommt die ebenfalls je nach der Stärke
des Langholzes und nach dem Wafferstand zur Zeit der Verflößung verschieden große Oblast, deren Beförderung bereits in den ältesten Verträgen und Floßordnungen gestattet ist. Die Größe der Oblast beträgt, pro Floß gemittelt, im Enzthal etwa 1000, im Nagoldthal etwa 2000 zöllige Bretter mit 40 bezw. 80 Fm. Gehalt und 480 bezw. 960 Ctr. Gewicht.
Der Holzverkehr auf allen Floßstraßen setzt sich hälftig etwa aus Staatswaldholz und hälftig aus Gemeinde- und Privatwaldholz zusammen; er ist infolge der Anlage der Altensteiger Eisenbahn, sowie infolge der Vermehrung der Verkehrswege und der Verbesserung und Ausdehnung der Sägwerke in stetigem Abnehmen begriffen, auf der Enz in höherem, auf der Nagold in geringerem Maße.
Die Abnahme erstreckt sich jedoch mehr auf das aus Staatswaldungen kommende Holz als auf das in Gemeinde- und Privatwaldungen gewachsene.
Auf der Groß-Enz und ihren Seitenbächen wurden in dem 19jähngen Zeitraum von 1875/93 durchschnittlich 187, und in letzten beiden Jahren durchschnittlich nur 76 Flöße geführt; die Abnahme beträgt hier 60 °/»; auf der Eyach wurde die Flößerei im Jahr 1888 von der K. Forstverwaltung eingestellt. Die Sägwerksbesitzer des Enzthals beziehen das im Enzgebiet gekaufte Rundholz in neuerer Zeit beinahe ausschließlich mit Fuhrwerk.
Auf der Nagolh und dem Zinsbach ging die Flößerei in den nämlichen Zeitabschnitten von 174 auf 126 Flöße zurück, so daß sich die Abnahme hier auf 28°/» berechnet. Der Lokalfloßoerkehr ist auf der Nagold geringer, der Fernverkehr überwiegend.
Hand in Hand hiermit läßt sich die stetige Zunahme des Holzexports mittels der Eisenbahn irr beiden Thälern, sowohl an Stammholz als an Schnittwaren, feststellen.
Im Durchschnitt der Jahre 1875/93 wurderr auf der Enzfloßstraße 19000 Fm.) - 48400 Kn,
„ „ Nagoldstraße 29400 „ ^"1-§m.
Stammholz jährlich ausgeführt, während im Durchschnitt 1884/93
7 WS «E !'"°°
Stammholz jährlich ins Ausland verführte.
Aus dem ganzen Enz-Nagold-Gebiet wurde daher in den genannten Zeitabschnitten auf der Floßstraße 3'/s mal mehr Rundholz ausgeführt als mittels der Eisenbahn.
Die Ausfuhr an Schnittwaren dagegen gestaltet sich wesentlich anders; im Enzthal werden auf der Floßstraße 6000 Fm., auf der Eisenbahn 60000 Fm.; im Nagoldthal werden auf der Floßstraße 8000 Fm., auf der Eisenbahn 25000 Fm. jährlich ausgeführt.
Im Enzgebiet werden auf zusammen 30 Sägwerken 129000 Fm. jährlich verfügt; hievon werden nur 6 °/° auf der Floßstraße beigeflößt; 56 °/° werden per Achse oder Enzthalbahn und 38 °/» per Bahn aus anderen Landesteilen bezogen.
Im Enzgebiet übersteigt der jährliche Gesamtbedarf aller Werke den jährlichen Gesamtholzanfall.
Im Nagoldthal werden von 57 Sägwerken 81000 Fm. versägt, wovon 11°/» mittels Floß bezogen werden.
Hier fällt mehr Holz an als versägt wird, es fehlt noch an Sägwerken; in der Nähe der Grenzen des Gebiets, in Aach, Dornstetten, Freudenstadt wurden übrigens in den letzten Jahren Dampfsägmühlen angelegt, nach welchen ein kleiner Teil des Holzes des oberen Nagold- und Zinsbachgebietes ausgeführt wird.
Es bestehen sowohl im Enz- als im Nagoldthal fest geschlossene Vereinigungen von kapitalkräftigen Sägwerksbesitzern mit abgegrcnzten Bezirken, welche den Holzhandel einigermaßen beherrschen.
Als Schutzmittel gegen derartige Bestrebungen sind einem viele Stunden von der Station abgelegenen Waldbesitzer nur zwei Möglichkeiten gegeben, er muß sein Holz entweder auf eigene Kosten in einer kleinen Sägmühle verfügen lassen, oder muß er es an den Klöster verkaufen.
" Da ab« derartige kleine Sägmühlen meist rauhe und ungleiche Ware liefern, das Rohmaterial nicht rationell auszunützen vermögen und wegen zu geringer Wasserkraft vielfach nicht mit Vollgatter- öetrieö eingerichtet werden können, hebt jich der ?!uHen, den der Privatwaldbesitzer durch das Versagen der Hölzer auf eigene Kosten erhält, durch die geschilderten Nachteile wieder auf und es bleibt ihm in der Regel nur der Verkauf an die Flößer übrig.
Günstigere Holzpreise am Niederrhein bedingen jeweils eine Zunahme der Flößerei, was seinen Grund darin findet, daß in Privatwaldungen sofort nach Eintritt der günstigeren Handelskonjunktur mehr Holz gehauen wird. Durch die Flößerei werden daher die Sägwerksvereinigungen des Enz-Nagoldthales einigermaßen genötigt, annähernd gleichen Schritt mit den Preisschwankungen ded Weltmarkts HU halten und ent- sprechende Preise zu bieten.
(Fortsetzung folgt.)
t
I