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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk Lalw.
71. Zahrga«-.
Erscheint Dienstag», Donnerstag» und Samstag». Die Einrückunqsgebühr beträgt im Bezirk und in nächster Um- Hebun« d Pfg. di, »>rtir, sonst ir Pf».
amstag, den 25. Zanuar 1896.
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Amtliche Aekemntmachrmge«.
Handels- L Gewerbckrammerwahl.
Nachdem bei dem heutigen Wahlakt nicht mindestens der dritte Teil der Wahlberechtigten abgestimmt hat, wird zur Ergänzung der Wahl weiterer Termin auf nächsten Mittwoch, den LS. d. M., vormittags 11—IS Uhr auf dem Rathaus in Calw anberaumt.
Die heute nicht erschienenen Wahlberechtigten werden hiezu eingeladen mit dem Anfügen, daß nach diesem 2. Wahlakt die Wahl ohne weitere Rücksicht auf die Zahl der abgegebenen Stimmen für geschlossen erklärt werden wird.
Calw, den 23. Januar 1896.
K. Oberamt.
I. V. Amtm. Gotte rt.
Kaisers Geburtstag.
Noch klingt die erhebende Feier des 18. Januar in uns nach, und schon wieder läuten die Festglocken durch die deutschen Lande: Kaisers Geburtstag! Heil unserm Kaiser! Mit diesem Ruf blickt heute das deutsche Volk zu des Reiches Schirmherrn auf, der an diesem Tage sein 37. Lebensjahr vollendet. Wer sich der Segnungen bewußt ist, die Deutschland seinem Kaisertum verdankt, der feiert diesen Tag mit frohem Herzen als einen solchen, an dem sich alle guten Kräfte im Volke in Treue und Hingebung eins wissen. Und wahrlich, wir können uns glücklich preisen, daß die deutsche Kaiserkrone auf dem Haupte eines Fürsten ruht, wie Kaiser Wilhelm II. ist, der als echter .Hohenzoller die Pflicht seines Berufs mit unermüdlichem, nie rastendem Eifer erfüllt. Manche Ereignisse
des verflossenen Jahres lassen uns das besonders erkennen.
Wie in den ersten Jahren seiner Regierung, so ist der Kaiser Wilhelm II. noch immer ein starker Hort des Friedens. Bei der Einweihung des Kaiser Wilhelm-Kanal und auch in der ernsten und erhebenden Stunde bei des Reiches Jubelfeier hat cs die Welt aus des Kaisers Munde erfahren, daß da^MWhe Reich, seiner geschichtlichen Mission getreu, »D^tarke Stütze des Friedens bleiben werde. „NieiVMdem zu Liebe und niemandem zu Leide im Rate «Dc Völker seine Stimme zu Gunsten des Friedens zu erheben", daS ist die hohe Aufgabe, die Kaiser Wilhelms II. Regierung sich gesteckt hat. Unablässig ist auch in diesem Jahre darnach gehandelt worden; hier wurde die Bundesgenossenschaft mit Oesterreich-Ungarn und Italien immer fester geknüpft, dort war man bemüht, auch dir Gegner des Dreibundes durch unzweideutige Beweise friedfertiger Gesinnung zu versöhnen. Daneben ist Kaiser Wilhelm ernstlich darauf bedacht, das deutsche Volkstum im Auslande zu schützen und das .größere deutsche Reich", das Tausende von unfern Landsleuten in fernen Erdteilen bilden, das überall besteht, wo deutsche Güter, deutsches Wissen und deutsche Betriebsamkeit über den Ocean gingen, .fest an unser heimisches zu gliedern".
Aber auch in den inneren Fragen, die unsere Zeit bewegen, ist Kaiser Wilhelm in vollem Umfange seiner Verantwortung sich bewußt und der Aufgaben, von deren Lösung die Zukunft unseres Volkes und Vaterlandes abhängt. Ohne sich durch schmerzlich» Erfahrungen des Undanks und der Verkennung seiner wohlgemeinten Absichten beirren oder verbittern zu lassen, ist er andauernd bemüht, die sozialen Notstände und Schäden zu heilen und auf die Verbesserung
der wirtschaftlichen Lage in landesväterlicher Fürsorge Bedacht zu nehmen. Neben der Ausbildung unser« Wehrkraft, welche zum Schutze der Unabhängigkeit des Vaterlandes auf der Höhe der Leistungsfähigkeit zu erhalten der Kaiser sich zur Pflicht gemacht hat, haben Gesetzgebung und Verwaltung in deutsche» Landen die Wohlfahrt auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens und der wirtschaftlichen Thätigkeit z» pflegen sich angelegen sein lassen.
So haben wir nach allen Seiten hin wahrlich Anlaß und Ursache genug, an dem heutigen Tage nicht blos der festen monarchischen Einrichtungen im» zu freuen, auf deren Grundlage Preußens Größe und Macht und die Stärke des deutschen Reiches beruht, sondern auch der persönlichen Thatkraft, mit welcher Kaiser Wilhelm auf dieser Grundlage für d«V Reiches und des Volkes Ehre und Wohlfahrt, sowohl nach innen, als nach außen, einzustehen bemüht ist. Wie ernst immer die Zeit ist, wie drückend immer die Sorge, dir auf weiten Kreisen des Volkes lastet, alles das darf uns in der Freude dieses Tages nicht stören und der Treue keinen Eintrag thun, mit der wir uns heute um den Thron unsers Monarch«« scharen und zu dem Gelübde uns vereinigen: „Bei ihm und mit ihm auszuhalten in guten und in böse« Tagen," sowie in dem einmütigen Wunsche: „Gott segne, schütze und erhalte den Kaiser und sein HauS!"
Deutsches Deich.
Die SS. Jubelfeier des deutschen Reiches ist überall, wo Deutsche wohnen, mit großer Begeisterung begangen worden. Im Weißen Saale de* Königlichen Schlosses in Berlin verlas der Kais« eine Thronrede, worin die Ziele des Reiches auf«
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Entehrt.
Eine Sylvester-Geschichte aus dem Postleben.
Von C. Bernhard.
(Fortsetzung.)
Ich durchsuche die Tasche nach allen Seiten, der Brief ist nicht zu finden. TJch eile zurück nach dem Postamte, untersuche meinen TischauSzug, in den ich wohl mal dir Sachen für ewige Minuten zu legen pflegte, vergebens, der Brief ist fort! Ich frage, ohne daß es der Chef und die anderen Herren Beamten merken, heimlich alle meine College», ob sie den Brief vielleicht auf dem Briefträgertisch, an d-m ich die zur Bestellung erhaltenen Geldbriefe und Postanweisungen nach den Straßen und den Wohnungen der Empfänger sortirte, haben liegen sehen — aber keiner we ß sich dessen zu entsinnen. Immer noch in der allerdings schwachen Hoffnung lebend, daß ich den Geldbrief aus Versehen irgendwo in einem Hause, in dem ich zu bestellen hatte, mit anderen Gegenständen zusammen oukgegeben haben könnte, und daß der Unrechte Empfänger das noch nicht bemerkte, haste und frage ich in der Stadt bei allen denjenigen Personen herum, welche an dem Morgen Geldsendungen von mir erhalten — aber überall das gleich« Resultat: Niemand weiß etwas von dem unglückseligen Briefe, kein Mensch hat ihn gesehen! War ich bis dahin verhältnismäßig ruhig geblieben — ich wußte ja bestimmt, daß ich den Brief in Händen gehabt hatte und daß derselbe, di« Ehrlichkeit der Menschen vorausgesetzt, folglich auch irgendwoher wieder zum Vorschein kommen mußte — so überfiel mich jetzt doch ein Gefühl banger Sorge um den Verlust des fremden mir anvertrauten Gutes. Den ganzen Tag forschte ich dem Verbleib des Geldbriefes m t von Stunde zu stunde sich steigernder Unruhe nach — vergebens! Als ich endlich Abends ohne
das Geringste an diesem verhängnisvollen Tage über mein« Lippe« gebracht M haben, die bislang geheim geführten Nachforschungen einstellte, da stand ich vor d« Thalsache: der Geldbrief mit sechstausend Mark ist verschwunden und du wirst de» Verlust zu vertreten haben. Ich durfte jetzt nicht länger mehr vor meinen Vorgesetzten schweigen; ich meldete den schrecklichen Vorfall zunächst dem Beamten, «m den ich die Quittungen über die am Morgen erhaltenen Gegenstände abzulirfer« hatte, und dieser Herr, der im ersten Augenblicke sprachlos vor Überraschung mich anstarrte, meldete ihn dem Chef. Ach, ich kann nicht alles mehr erzählen, wa» jetzt geschah. „Aber das ist ja bei Brümmers Zuverlässigkeit garnicht denkbar!" hört» ich den Chef in seinem Zimmer wiederholt auSrufcn, als der Beamte ihm die Meldung crstatt te. Und als ich dann gleich darauf zu ihm ins Zimmer gerufen wurde, da zeigten seine Mienen einen solchen schmerzlichen und erschreckten Ausdruck, all wenn ihm plötzlich einer seiner besten Freunde einen Faustschlag ins Antlitz versetzt hätte.
.Brümmer, waS haben Sie angerichtet?" rief mir der Herr Direktor zu. Und mit diesen paar Worten war ich tiefer niedergeschmettert worden, als mit dem herbsten Verweise, oder der empfindlichsten Grobheit, der er übrigens garnicht fähig war.*
Wieder machte der Alte eine Pause und strich sich über die gefurcht« Stirn.
.ES begannen nun fürchterliche Tage für mich. Zu Hause traf ich nichU als verweinte Augen und auf dem Postamte, und dar schmerzte mich am Tiefste», mißtrauische oder auch bei einigen meiner Collegen, welche mir die bisherige bevorzugte Stelle nicht gegönnt hatten, versteckte schadenfrohe Gesichter, aus denen ich lesen konnte, wie sehr man sich freute, daß der .Sicherheckkcommissar" — so nannte» sie mich hinter meinem Rücken — auch einmal .hineingefallen" war. Wie imm« bei derartigen Vorfällen, verfuhr die Postverwaltung mit peinlichster Genauigkeit bei der Feststellung des ThatbestandeS. Man ließ nichts unversucht, um dem Verbleib deS GeldbriefeS, oder besser dem Diebe, der diesen gestohlen, auf die Spur zu komme». Bei allen Unterbeamten, welche an dem Morgen mit mir zusammen an dem groß« Briefträgertische beschäftigt gewesen waren, wurden Haussuchungen vorgenomme».