HS 1.
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk <Lalw.
71. Jahrs««-.
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Samstag, -en 4 . Januar KW.
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Amtliche NeL«»»1«ach»age».
Die Ortsbehördrn
«erden beauftragt, soweit noch nicht geschehen, das Ergebnis der stattgehabten Gemeinderatswahlen in Bälde hieher anzuzeigen. Dabei ist auch die Dauer der Wahlperiode und der Tag der Verpflichtung anzngeben.
Calw, 3. Jan. 1896.
K. Oberamt. Voelter.
Bekanntmachung.
Nachdem die Maul- und Klauenseuche in Ostelsheim ausgebrochen ist, wird das Treiben von Rindvieh, Schafen und Schweinen außerhalb der Feldmarkgrenzen und das Durchtreiben dieser Tiere durch Markung und Ort Ostelsheim, sowie die gemeinschaftliche Benützung von Brunnen und Tranken daselbst zunächst bis zum 1«. d. M. verbot«!«.
Dabei wird besonders darauf hingewiesen, daß die Unterlassung oder Verspätung der Anzeige von Seuchtnausbrüchen und die Zuwiderhandlung gegen di» ergangenen Anordnungen nicht nur Bestrafung, sondern auch den Verlust der Entschädigung für an Maul- und Klauenseuche gefallenes Rindvieh nach sich zieht.
Calw, den 2. Januar 1896.
K. Obrramt.
Voelter.
Die Orlsbthiirdkll fm die ArbeiterverßihkriiNll
«erden unter Hinweisung auf Art. 32 des Gesetzes betr. die Umlegung der Beiträge zu den landwirtschaftlichen Berussgenossenschaften vom 30. Mai 1891 <Reg.-Bl. S. 151) und Z8 16 und 17 der Min.-
Verf. v. 18. Juni 1891 (R«g.-Bl. S. 134) aufgefordert, die vorgeschriebenen Katasternachtveisungen für das abgelaufene Jahr, zu welchen di» Formulare in den nächsten Tagen hinausgegeben werde», aufzu« stellen und dieselben nebst Beilagen frühesten» am 10. Januar, spätestens bis zum 1. Februar d. I. hieher einzusenden.
Calw, den 3. Januar 1896.
K. Obrramt.
Voelter.
Die Schullhkißtuiinlttt bkjw. Vrtsbthördkn
werden an die Vorlage der Sportelrechnung pro ult. Dez. v. I. sowie der Regiebaunachweisunge« für das abgelausene Vierteljahr, eventuell an Erstattung von Fehlanzeige erinnert und zwar mit der Bezeichnung als portopfl. Dienstsache.
Calw, den 3. Januar 1896.
K. Oberami.
Voelter.
Dir OrtskehorLer»
erhalten hiemit den Auftrag, das auf 31. Dez. abzuschließende GLterbuchsprotokoll, soweit noch nicht geschehen, alsbald abzuschlicßen (auch wenn keine Aenderungen vorgekommen sein sollten) und mit den neuen Meßurkunden längstens bis 10. Januar an die Kgl. Bezirksgeometerstelle einzusenden.
Wenn über eine angefallene Aenderung der vorgeschriebene Handriß mit Meßurkunde noch nicht beigebracht ist, so ist den Beteiligten zu deren Beibringung ern entsprechender Termin zu geben, welcher in Spalte 15 des Güterbuchsprotokolls eingetragen werden muß.
Calw, den 3. Januar 1896.
Kgl. Oberamt.
Voelter.
WeuzcrHr.
Das alte Jahr, da» nun zu Ende ging, ist für unser Vaterland ein Jahr äußeren Frieden» gewesen, und vor schweren Ausbrüchen der Naturgewalten und menschlichen Leidenschaften find wir gnädig bewahrt geblieben. Fest steht da» Regiment unseres Kaisers und Königs, unerschüttert wehrt Heer und Beamtentum dem bösen Willen des Aufruhr» und der Empörung, der sich im Jnnem regt, und Furcht gebietend schützt unS die Macht des Reiches gegen di« Mißgunst und den Neid, die draußen uns bedrohen. Ueber unserem Königshause hat Gott gnädig seine schützende Hand gehalten.
Die Zeit ist ernst, und sorglose Zuversicht für die nähere oder fernere Zukunft gestattet sie uns nicht. Die Aufgaben, die sie stellt, sind größer und schwerer, als in irgend einer früheren Zeit. Die menschliche» Verhältnisse haben sich in diesem Jahrhundert, das j-etzr fernem Ende zunergt, stärker veränden als jemal» in einem entsprechenden Zeitraum, soweit menschlich« Erinnerung reicht. Zunächst im staatlichen und gesellschaftlichen Leben. Di« große französische Staats» Umwälzung vor hundert Jahren hat das Zeichen gegeben. Seitdem haben alle Staaten der Kultur» weit den Uebergang zu veränderten Verfassungsformen vornehmen müssen. Die Masten der Bevölkerung find fast überall zur Beteiligung an staatlicher Thätigkeit zugelasten und aufgerufen worden; die öffentliche Verhandlung staatlicher Angelegenheiten ist di« Regel geworden, und durch die ungeheure Ausdehnung, die die Tagrspreste gewonnen hat, hat die öffentliche Meinung, die Stimmung und Gefiimung der große» Masten, sich zu herrschendem Einfluß rmporgeschwungm.
Zugleich hat die zunehmende Geschicklichkeit der
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Der verlorene Sohn.
Ein« W«ihnachtsgeschichte.
Von Th. Schmidt.
(Fortsetzung.)
Der Banquier nahm aus seinem Geldschrank eine Rolle mit Goldstücken und drückte sie dem Verblüfften in die Hand, diese dabei zum Abschiede kräftig drückend, sagte er freundlich: »Leben Sie wohl! Kommen Sie zu mir. sobald Sie sich ge- ckräftigt fühle».'
Als Han» gleich darauf in einem wahren Glückstaumel die Vorhalle betrat, kam der Portier mit höhnischem Grinsen aus sein er Stube. Mit einem Blick auf da» Album unter Hansens Arm. da» er immer noch für ein Buch hielt, meinte er «ichtig:
.Na, sagte ick Ihnen nicht jleich, det Se beim Herrn Commerzievrat keen Jeschäft nich machen würden. War ooch wohl blo» Wurschtpapier, wat Ee ihm zu verkoofen hatten, kenne det.'
HanS war in solch glücklicher Stimmung, daß er sofort auf den ironischen To« «inging. »Ihr Scharfblick hat Sie in der Tbat nicht getäuscht. Verehrtest«. Ihr Herr hat mir zu dem „Wurstpopier" sogar die Wurst zugegeben. Sehen Sie!' Er zeigte dem Portier die Goldrolle. Wären Sie höflich gewesen, dann schnitte ich Ihnen jetzt ein Stück von d eser .Wurst' ab. Im Übrigen merken Sie sich, daß Eie mich bei meinem nächsten Betreten dieses Hauses als den Buchhalter im Ge
schäft« Ihre» Herr» zu resprktirrn haben.' Damit ließ Maring den verblasst« Thürhüter strhen und ging «ilig davo».
,Ei — verfl xt! Wi« man sich doch im Menschen irr«» kann!' brummt« d«r Portier, die Thür schließend, ärgerlich vor sich hin. .Pannrmann, Pannemann, ick jlobe, du warschst mal wieder 'a jroßrr Esel!'
VII.
Hedwig hatte sich früh am Tage nach Empfang de» traurigen Briefe» von Han» in Berlin mit dem Schmuck ihrer Mutter zum Pfandhause begeben. Auf dem Wege dahin fiel «S ihr doch schwer auf» Herz, sich von dem letzte» AndenI« an die teuere Verstorben« zu kennen. Ging ihr der Schmuck al» einfache» Pfand» obj ct bei rechtzeitiger Einlösung auch nicht verloren, so schmerzt« eS sie doch, dieses für sie so teure Kleinod in den Händen eines LeihhauSbesitzerS zu wissen, umsomehr, als sie nicht wußte, ob und wann sie wohl wieder in die Lage komme» würde, dasselbe einlösen zu können. Aber alle Bedenken, die ihr durch dm Sinn zog«, kämpfte sie zuletzt mutig nieder; es galt ja vielleicht ein Menschenleben zu rette», dm Geliebten ihres Herzens aus einer schrecklichen Situation zu brfteim, da mußt« jede ander« Rücksicht schweigen.
Der LeihhauSbesitzer, ein aller vergrämter und sehr vorsichtiger Mann, prüfte dm längst nicht mehr modernen Schmuck sorgfältig; al» er Metall und Steine echt fand, fragte er geschäftsmäßig, wieviel Geld das Fräulein dafür anzuleihm gedächte. Hedwig bat um ein Darlehen von dre ßig Mark. Der vorfichtig« Alle aber schüttelt« den Kopf. .Soviel kann ich nicht dafür geben,' sagte er kurz. Und al» Hedwig verlegen schwieg, griff er in seine Ladenkaff« und legt« ein Zwanzig-Markstück »or ihr auf dm Tisch. .Mehr giebt» nicht dafür,' sagte er trocken.
Hsdw'g nahm da» Geldstück schweigend auf; es widerstrebte ihrem Empfind«, wegen der Höhe de» Betrage» mit dem Manne zu feilschen. Sie unterschrieb dann
Des Crscheinungsfestes wegen wird die nächste Nummer Dienstag vormittags ausgegeben.