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^ 151. Amis- und Anzeigeblalt für den Bezirk (Lalw. 70. Iahrgavßi

Erscheint DienSInqS. Donnerstag« und Samitagi. Die iktnrüilungig-tützr betrigt im Bezirk und in niichfter Nun «ebung S Psg. d>» >eile, sonst lit Psg.

Samstag, den 21. Dezember 1895.

Lbvnnementtpretl vierteljLhrttch in der Vt«dt SV -1e ui Lv Pfa. Lrägerlohn, durch die Dsst bqogeu 4^. 1. 1L saust gan- Württemberg Vtt. 1. Sb.

Später einkommende Anträge könnten keine Berücksichtigung mehr finden.

Calw, den 18. Dezember 1895.

Amtlich« Bekanntmachungen.

Bekanntmachung.

Es wird hiemit bekannt gegeben, daß in Folge Zetrsffener Vereinbarung von jetzt ab wieder Mädchen -aus dem Oberanitsbezirk Calw die Arbeitsschulen -es Lokalwohlthätigkeitsvereins in Stuttgart besuchen können.

Calw, 18. Dez. 1895.

K. Obcramt.

Voelter.

Die ArtsbeHöröen

-werden hiemit in Kenntnis gesetzt, daß an bedürftige Gemeinven, in welchen in der allgemeinen Fort­bildungsschule nach Z 5 des für dieselben auf­gestellten Lehrplans landw. Unterricht erteilt wird, seitens des Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens rin Staatsbeitrag gereicht wird. Diesbez. Anträge Wären je auf l. Januar jeden Jahres mit den er­forderlichen Belegen versehen (Uber Schulaufwand, Zahl der Stunden, ökonomische Lage der Gemeinde rrc.) behufs Vorlage an die Oberschulbehörde beim Gem. Oberamt einzureichen.

Calw, 18. Dez. 1895.

K. Gem. Oberamt.

Voelter. Braun.

Die Orlsbehörden

-Werden darauf aufmerksam gemacht, daß Anträge auf Verwilligung des Feuerwehrdienstehrenzeichens -(Statut vom 20. Dez. 1885 Reg.-Bl. S. 540) unter Beachtung des Min.-Erl. vom 12. Januar 1886 (Min.-A.-Bl. S. 10) bis zum 3. Januar 1880 chieher vorzulegen sind.

K. Oberamt.

. Voelter.

Den Stcrnöesämlern wird m den nächsten Tagen der Bedarf an Formu­larien für das Jahr 1896 zugehen.

Der Empfang der Formulare ist auf dem der Sendung beigeschlossenen Bestellschreiben zu bescheinigen --und diese Bescheinigung alsbald hieher vorzulegen unter Bezeichnung als portopfl. Dienstsache.

Calw, den 18. Dezember 1895.

K. Oberamt.

Voelter.

Tagesneuistkeilen.

Calw. Eingesendet. Durch die Einführung der allgemeinen Fortbildungsschule findet in den ländlichen Gemeinden, in welchen bisher Winterabendschulen bestanden haben, bezüg­lich der landwirtschaftlichen Fortbildung ein Rückschritt statt, sofern die allgemeine Fort­bildungsschule nicht nur eine unzureichende Zahl von Jahresstunden für diesen Unterrichtszweig (7'/» pro Jahr) aussetzt, sondern den Unterricht überhaupt schon mit 2 Jahren abschließt, infolge dessen die männliche Jugend vom 16. Jahre ab unterrichtslos sich selbst überlassen ist; es erscheint daher dringend geboten, diesen Ausfall in irgend einer Weise zu decken; denn mit dem Aufhören des Unterrichts in diesem Alter kann keineswegs das Bedürfnis der Weiterbildung aufhören, zumal in jetziger Zeit, wo

die Landwirtschaft einen schweren Kampf um ihre Existenz zu bestehen hat, welchen nur derjenige mit Erfolg aufnehmen kann, der mit den nötigen Kennt­nissen ausgerüstet ist. Es sollte deshalb den nicht mehr sonntagsschulpflichtigen jungen Leuten Gelegen­heit zur Weiterbildung im Gebiete der Landwirtschaft gegeben und in erster Linie, wo die Verhältnisse die» gestatten, das Absehen auf Errichtung freiwilliger landw. Winterabendschulen gerichtet werden. Falls dies nicht zu ermöglichen ist, sollte auf Ab­haltung von regelmäßigen landw. Abendver­sammlungen (etwa in der Woche einmal) ge­drungen werden, welche nicht nur die jungen, sondern auch ältere Leute besuchen könnten. Außerdem wäre die Gründung von Ortsbibliotheken und Lese- vereinen ein geeignetes Mittel zur Weiterbildung. Sollten durch diese Einrichtungen Kosten erwach­sen, so ist der landw. Verein und die K. Central­stelle für die Landwirtschaft gewiß gern« zu Bei­trägen bereit, desgleichen zur Abgabe geeigneter Bücher. Es ist sicher zu hoffen, daß in den Gemeinden sich tüchtige Männer finden lassen, denen die Weiter­bildung der Jugend am Herzen liegt, die gerne be­reit sein werden, ihre Kraft, Wissen und Erfahrung in den Dienst der Jugend zu stellen und ihre hilf­reiche Hand bieten, um derartige Einrichtungen in'S Leben zu rufen.

Stuttgart, 18. Dez. In einer Weinwirt- schüft an der Eßlinger Straße ereignete sich vorgestern das Unglück, daß, als eine Verwandte mit dem vom 1. Stock nach dem Keller fahrenden Fahrstuhl in die Höhe kam, der obere Teil des Fahrstuhls auseinander­ging und das Mädchen, da leider die Schutzvorrichtung versagte, fast 13 Meter tief herabstürzte. Es dauerte lange Zeit, bis dieselbe wieder zum Bewußtsein kam.

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Der verlorene Sohn.

Eine Weihnachtsgeschichte.

Von Th. Schmidt.

(Fortsetzung.)

Hans fitzte in tiefer Erregung seinen Hut auf und stopfte sich, da das Un- «vetter nachgelassen hatte, den Schnee von der Kleidung. Eben wollte er seinen Platz verlassen und sich weiter schleppen, als er p'ötzlich einen Mann in blitzender Uniform auf sich zu treten sah. Es war ein Schutzmann, der ihn schon einige Minuten lang von der gegenüber liegenden Straßenseite aus beobachtet haben muß­te. Der Beamte erklärte ihn kurz für arretirt, weil er soeben gebettelt habe.Folgen Sie mir sofort zur Polizeiwache!" gebot der Polizist.

Hans war im ersten Moment aufs Tiefste erschrocken. Sollte er sich aufs Leugnen legen? war sein erster Gedanke. Das würde wenig nützen, sagte er sich sogleich, denn der Beamte hatte ihn gewiß schon eine Welle beobachtet. Das Auf­tauchen des Schutzmanns kam ihm so unerwartet, daß er nicht wußte, was er be­ginnen sollt?; er blieb der Aufforderung des Beamten gegenüber stumm.

Nun, wird's bald?" drängte der Beamte.

Jetzt erkannte Hans erst seine gegenwärtige schlimme Lage und wurde ihm sie Tragweite seiner eben vollführten Handlung klar. Es war das erste Mal, daß er mit einem Beamten in Conflckt gerieth und die Aussicht, als Arrestant nach der Polizeiwache abgesührt zu werden, brachte ihn um den letzten R-st seiner Fassung. Er war über das Eingreifen gerade dieses Mannes in seine trostlose Lage so erregt, .dcß er alle Selbstbeherrschung und der. Respekt vor der Polizei verlor. Was halte

er, der dem Verhungern nahe war. denn Böses gethan, daß man ihn wie eine» gemeinen Verbrecher in den Arrest abführen konnte? fragte er sich erbittert.

Der Pol zst wiederholte seine Aufforderung, ihm zu folgen in lauterem Tone, und nun fand endlich Maring die Sprache wieder.

Mein Herr, ich bin ein ehrlicher und trotz meiner schlechten Kleidung auch wohl ein anständiger Mensch; ich glaube, nichts gethan zu haben, was Sie zr» meiner Arretirung berechtigen kann", gab Maring trotzig auf die Aufforderung de» Beamten zurück, dann fuhr er etwas ruhiger fort:Wenn ich soeben dir Vorüber­gehenden um eine Gabe ansprach, so that ich nur das, was wahrscheinlich jeder Mensch, der dem Hungertode zu entrinnen sucht, thun würde."

Das B.tteln ist verboten! Wer beim Betteln abgefoßt wird, verstößt gegen das Pol-zeiverbot und wird arretirt, verstanden! Wollen Sie jetzt gutwillig nr t zur Polizeiwache gehen oder nichi? ließ sich der Polizist streng vemehmen.

HanS blieb auf diese barschen Worte stumm. Von tiefster Scham und Ver­zweiflung über seine augenblickliche schreckliche Lage erfüllt, übersah er sofort dir ganze Schwere des Falles. War er erst einmal ein Gast des Polizeigewahrsam» gewesen und wegen .Obdachlosigkeit und BrttclnS polizeilich bestraft", so glaubte er sich für all« Zeit gebrandmarkt vor der Welt, und alle Thüren würden sich vor ihm verschließen. Und diese Schmach wähnte er, nicht überleben zu können. Auf­geregt wie er war, wiedersetzte er sich u- kluger Weise der Arretirung.Ich folge Ihnen nicht!" rief er laut, so daß mehrere Passanten auf ihn und den Schutzmann aufmerksam wurden und stehen blieben.

Nun war aber auch die Geduld deS Schutzmanns zu Ende. Dieser, em kr ästiger Mann, schritt auf ihn zu. ergriff ihn am Arm und stieß ihn, den bei weitem Schwächeren, unter derben Flüchen vor sich her. Aber nur wenige Schritte kamen die Beiden, um die sich bereits ein Haufen Neugieriger gesammelt hatte, vorwärt», als der Arrestant p'ötzlich alle seine Kraft zusammen nahm und sich losriß.

Lieber tot als entehrt!" stieß Maring keuchend hervor.