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«ehmigt. Ebenso die Anträge der Wirtschaftssektion, betreffend die Vergebung der Altdeutschen Weinstube und des Damencases. Im Folgenden hatte der Ausschuß mit zwei sehr weitragenden Plänen sich zu besoffen. Die Herren Erhard und Stotz legen die Zeichnungen zu einem sogen. Elektrizitätshaus vor, welches im Stadtgarten Platz finden soll und den Zweck hat, als ein abgeschlossenes Ganzes in möglichst drastischer, aber zugleich gefälliger und an­ziehender Form die Fortschritte von Baukunst, Ge­werbe, Technik und Elektrotechnik vor Augen zu führen. Das Projekt findet allgemeinen Beifall, und es wird ein Zuschuß zur Ausführung desselben ge­nehmigt. Ein weüeres, großartiges Projekt wird von einer Vereinigung verschiedener Cementwerke des Landes unterbreitet. Dieselben beabsichtigen eine von 2 schlanken Türmen flankirte Cementbrücke aus­zuführen, welche mit einer Spannweite von 90 m den Stadtgarten von der Seestraße bis zur Canzlei- straße in einem einzigen Bogen überspannen soll. Es wäre dies die größte und kühnste Brücke dieser Art, die bis jetzt existirt, nnd würde als solche sowohl für den Fachmann, welcher die Technik, als auch das große Publikum, welches das Riesenhafte des Unter­nehmens bewundern würde, eine Hauptattraktion der Ausstellung bilden. Den speziellen Zwecken der letz­teren würde sie nicht nur als Aussichtspunkt, sondern auch als besonders geeignetes Objekt zur Anbringung der verschiedenen elektrischen und anderen Beleuchtungs­effekte in hervorragender Weise dienen. Es wird beschlossen, die Ausführung des Bauwerks, event. unter Verwilligung eines mäßigen Beitrags, zu ge­nehmigen.

Die gemäß der Bekanntmachung imStaats­anzeiger für Württemberg" vom 31. August 1895 eingeräumle Vergünstigung, wonach Sendungen von Liebesgaben jeder Art für die Hagelbeschädigten der Oberamtsbezirke Calw und Nagold, sowie leere Em­ballagen, die zu solchen Sendungen verwendet waren, bis zum 30. November 1895 auf den württembergischen Staatseisenbahnen frachtfreie Beförderung genießen, wird bis zum 31. Januar 1896 ausgedehnt.

In Speßhardt brannte in voriger Woche die Wirtschaft von L ö r ch e r vollständig nieder. Der Besitzer soll der Brandstiftung verdächtig sein und befindet sich in Haft.

8. Beinberg, 7. Dez. Mehrere Tage lang herrschte hier oben ein furchtbarer von starkem Regen begleiteter Sturm, der Obstbäume und Tannen be­schädigte und entwurzelte. Die Holzfuhrleute wagten sich nicht mehr in den Wald. Auch hatten wir in­folge des Regens über Beschädigungen durchDruck­wasser" zu klagen, so daß sogar die Feuerwehr alarmiert werden mußte.

8. Beinberg, 8. Dez. 390 Jahre sind es Heuer, daß die hiesige Gemeinde württembergifch ist. Beinberg gehörte früher zur Herrschaft Liebenzell, deren Schicksale teilend es 1603 von Baden an Württemberg kam, worauf den 5. Januar 1604 der der Markgraf Ernst Friedrich von Baden seine Unter- thanen in genannter Herrschaft ihrer Pflichten entließ und die Herrschaft selbst am 25. Januar 1605 dem Württemberger Lande einverleibt wurde. Das be­nachbarte, lange Zeit badische Maisenbach, das später dem Amt Liebenzell zugehörig war, kam mit diesem Amte 1603 durch Tausch an Württemberg. Die Herzogin Uta si 1196, geb. Gräfin von Calw, be­schenkte das Kloster Hirsau mit Maisenbach.

Wildberg, 4. Dez. Am 1. d. Mts. früh drohte in der Sägmühle des Emil Brunner hier ein gefährlicher Brand auszubrechen. Derselbe wurde aber glücklicherweise von dem Obersäger Widmann, in dessen Schlafzimmer der Rauch gedrungen war, rechtzeitig entdeckt und mit Hilfe seiner, der Familie Brunner und der des Däuble auf der untern Papier­fabrik alsbald gelöscht. Der verursachte Schaden beträgt aber immerhin 200 Das Geschäft er­leidet keine wesentliche Unterbrechung. Die Ursache des Brandes ist ohne Zweifel auf Warmlaufen der einzelnen Maschinenteile zurückzuführen. lGesellsch.)

Stuttgart, 7. Dez. Vergangene Nacht hauen wir heftigen Schneesturm. Der Schnee blieb indessen nicht liegen. Gegen 6'/< Uhr zog ein Ge­witter über Stuttgart, wobei es blitzte und donnerte.

Karlsruhe, 7. Dez. Zum Zwecke der Grün­dung einer freien, sozialdemokratischen Vereinigung

beruft der sozialistische VereinVorwärts" in Pforz­heim, der als Anhänger vr. Rüdt's aus der sozial­demokratischen Landesorganisation ausgeschicden ist, eine Konferenz aller Sozialdemokraten, welche aus irgend einem Grunde der jetzigen sozialdemokratischen Parteileitung nicht mehr folgen wollen, auf den 15. Dezember nach Karlsruhe ein.

Berlin, 7. Dez. Die während des gestrigen Tages herrschenden Stürme hielten auch des Nachts an, wo sie von dichtem Schneefall begleitet waren. Um Mitternacht entlud sich über Berlin ein starkes Gewitter, welchem Sturm, Regen, Schnee und Hagel folgte. Am Morgen waren sämtliche Telefonver­bindungen nach auswärts gestört, viele Telegrafen­verbindungen waren unterbrochen.

Berlin, 8. Dez. Der Kaiser fuhr heute nachmittag 5^/« Uhr in das Reichskanzlerpalais und hatte daselbst eine längere Unterredung mit dem Reichskanzler. Von da fuhr der Kaiser in das Palais der Kaiserin Friedrich und nahm daselbst am Diner teil. Abends wohnte der Kaiser derMenzel-Feier" in Krolls Etablissement bei.

Berlin, 8. Dez. In maßgebenden Kreisen gilt die Ernennung des Regierungspräsidenten Frhrn. von der Necke von der Horst in Düsseldorf zum Minister des Innern als unmittelbar bevorstehend.

Swinemünde, 7. Dez. Auf dem Dampfer Stralsund" wurde durch Kohlendunst ein Passagier getötet; zwei Matrosen sind schwer erkrankt.

Kopenhagen, 8. Dez. Das Mitglied des Landsthing Graf Frederik Danneskjöld wurde heute früh in seiner Wohnung mit einem Revolverschuß in der Brust tot aufgefunden. Der Revolver lag neben der Leiche.

Paris, 7. Dez. Gestern abend ereignete sich in der Kammer, nachdem die Sitzung aufgehoben war, ein sensationeller Zwischenfall. Ein Mann war auf der öffentlichen Tribüne sitzen geblieben und als man ihn aufforderte, den Platz zu verlassen, zog er einen Revolver und gab zwei Schüsse in den Saal ab. Er wurde sofort verhaftet. Der Revolver war noch mit vier scharfen Patronen geladen. Man glaubt es mit einem Irrsinnigen zu thun zu haben. Vor dem Polizeikommissar gab er an, Lenair zu heißen. Er sei der Sohn eines Gefängnisdirektors und vor einigen Tagen aus dem Spital entlassen worden.

Brüssel, 7. Dez. Der Kongostaat zahlt an Deutschland 100,000 Frks. für das Mitglied der Stock es-Karawane.

Vermischtes.

Kurz nach dem Tode der Gattin Bismarcks im vorigen Jahre setzte die bekannte Berliner Wochen­schriftDas Echo", Verlag von I. H. Schorer A.G., W., Potsdamerstraße 27a, einer Anregung aus ihrem Leserinnen-Kreise folgend, einen Ehrenpreis von drei­ßig Mark für den schönsten kurzen Nachruf aus, der in zwei bis acht Verszeilen die verstorbene Für­stin Johanna v. Bismarck als deutsche Hausfrau' und Lebensgenossin Bismarcks feiert. Der erste Todesgedenktag der edlen Fiau war am 27. ds., und das Blatt veröffentlicht nun das Ergebnis jenes Aus­schreibens. Die Fülle der Beteiligung vom In- und Auslande war erklärlicherweise sehr stark. Nach mehrfacher Sichtung entschloß sich die Prüfungs- Kommission unter fünf Einsendungen das Los ent­scheiden zu lassen. Es fiel auf die nachfolgend zuerst abgedruckte von vr. Lu-Volbehr in Magde­burg, Alvenstedter Straße 4 II, dem der Preis als­bald zugesandt wurde.

Der Fürstin Bismarck.

Ohn' Rast und Ruh'

Getreulich sorgend hast du Eines Jahrhunderts größtem Mann In stiller Pflicht genug gethan:

Drum bleibt dein Name der fernsten Zeit Geweiht!

vr. Lu-Dolbehr in Mazdeburg.

Die Proben aus der unendlichen Fülle herz­licher Verehrung, die sich in dem mächtigen Zustrom von Einsendungen zum Gedächtnis der Toten kund­gab würden gedruckt ein dreibändiges Werk ergeben. Es waren auch viele ganz einfache, gar nicht kunst­volle darunter, mit den ungelenken Schriftzügen

schlichter, des Schreibens ungewohnter Leute. Untere ihnen traf uns am meisten das Verslein vom Zimmer» mann Nikolaus Sperzel aus Johannesburg, Süd- Afrika, der kurz und bündig für den Grabstein der- Frau Fürstin Johanna schrieb:

Genug ist's und genau,

Wenn drauf steht:

»Hier schläft Bismarcks Frau!"

Originelle Anzeige. In unserem Verlag, ist ein Werk in erster Auflage erschienen betitelt: Das erste Mäechen"

Stefan, Veronika,

Verfasser. Herausgeb.

Illm, 27. November 1895.

Die Deutsche Landwirtschaflsausüessung zu Stuttgart-ßauustatt 1896.

Anfangs November wurde in Form einer um­fangreichen Brochüre dieAusstellordnung", der zu Stuttgart-Cannstatt vom 11. bis 15. Juni kommenden Jahres statlfindenden Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft ausgegeben. Dieses Pro­gramm ist das Ergebnis der Beratungen der Aus­schüsse der Gesellschaft, welche im Oktober nach Berlin zusammenbcrufen werden und in etlichen zwanzig Sitzungen die Bestimmungen feststellm, welche für die nächste Ausstellung maßgebend sein sollen. Auf diese Weise hat der allgemeine Teil der Ausstell­ordnung, obgleich an gewissen Grundsätzen festhaltend,- durch die Erfahrungen von nunmehr 9 Jahren fort­währende Verbesserungen erfahren. Die Einzel­bestimmungen werden jedes Jahr möglichst den Be­dürfnissen und Verhältnissen des Gaues angepaßt, in welchem die Ausstellung stattfindet. Beides ist nur dadurch möglich, daß sich praktische Landwirte aus allen Teilen Deutschlands an diesen Arbeiten be­teiligen, und sodann auf den Ausstellungen selbst die Wirkung ihrer Beschlüsse beobachten und prüfen können.

Nach dem so entstandenen Programm zerfällt die Ausstellung m drei große Abteilungen; Tiere, landwirtschaftliche Erzeugnisse und Hilfsmittel, Ma­schinen und Geräte. Die Abteilungen der Tiere und der Erzeugnisse können nur aus Deutschland beschickt werden; die Ausstellung von landwirtschaftlichen Hilfs­mitteln und Maschinen ist international. Die Tier­schau zerfällt in die Gruppen von Pferden, Rindern, Schafen, Ziegen, Schweinen, Geflügel, Kaninchen,. Fischen und Bienen. Diese sämtlichen Gruppen müssew an den allgemeinen Preisbewerbungen teilnehmen und und zwar in den hiefür bestimmten Klassen, welche eine Trennung der Tiere nach einzelnen Ländern oder Provinzen nicht zulassen, denn der Hauptzweck einer allgemein deutschen Ausstellung muß die sorgfältige Vergleichung der Leistungen verschiedener Landesteile untereinander bleiben. Darin liegt ihr Nutzen und ihre Berechtigung. Die Erzeugnisse bilden 19 ver­schiedene Gruppen, die jedoch nicht alle jedes Jahr - in Wettbewerb treten, obgleich in allen Gruppen aus­gestellt werden kann. Prämiiert werden in Stuttgart» Cannstatt die Klassen 1 Samen und Pflanzen; von Klasse 2 Braugerste, Brauweizen und Hopfen; von Klasse 3 Grünfutterpflanzen; Klasse 5 Moorkultur; Klasse 7 Milchwirtschaft; Klasse 9 Bienenwirtschaft; Klasse 10 Fischzucht; von Klasse 11 Obstdauerwarerr und Obstwein; Klasse 12 Düngerwirtschaft, Stall­und Gründünger; von Klasse 13 (Handelsdüngers-> Kalk und Mergel. Die gewöhnlich sehr reich beschickte Abteilung von Maschinen und Geräten endlich wird im allgemeinen nicht prämiiert. Dagegen sind zu besonderer Prüfung und Prämiierung im Jahre 1890 bestimmt: Getreidetrockenapparate, Futterkocher, Wein­filter und Garbenbänder, sowie, wie alljährlich, die in den letzten 24 Monaten neu erfundenen landwirt­schaftlichen Maschinen. Für die Prämiierung dieser sämtlichen Gruppen stehen vorläufig gegen 90000 und etwa 300 wertvolle Denkmünzen zur Verfügung. Anmeldescheine, sowie die Ausstellordnung sind von der Hauptgeschäftsstelle der Deutschen Landwirtschafts- Gesellschaft, Berlin 81V., Kochstraße Nr. 73, unent­geltlich zu erhalten. Die Anmeldungen müssen vor dem 29. Februar 1896 an dieselbe Adresse eingesandt werden.

Karrdw. Kezirksverrirr.

Am Samstag 14. Dez. nachm. Ä'/< Uhr findet im Gasthof zum Adler hier eine Sitzung. des Vereinsausschusses statt, wozu die Ausschuß- Mitglieder hiemit eingeladen werden. Gegenstände der Verhandlung sind Schätzung der Ernteergebnisse, Gründung eines Obstbauvereins, Beschickung der Aus­stellung der Landmirtsch.-Geseüschaft in Cannstatt, Errichtung von freiwilligen landw. Winterabendschulen,. bezw. Abhaltung von Abendversammlungen.

Calw, 9. Dez. 1895.

Der Vorstand:

Oberamtmann Voelter.