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.M 130. Amts- und AnzeigsblatL für den Bezirk (Lalw. 70. Iahrgav-r

Erscheine DieuSlagS, Donnerstags und Sam-lagS. Oie (»mrücknnq-gebühr betrügt iur Krztr? und in näÄ'ter Um« HLdu iq S Pfg. dir Aette, sonst tS Psg.

Samstag, den 2. November l895.

Ndonnemrnllpreit otertrljtzrltch tn der Stadt SS P*a. u»d dO ^sg- TrSgrrlohn, durch die Post bqoge« ML l. 1v, sonst t» ganz Württemberg Mt. 1. LL.

Amtliche VeKaNntmachunge«.

Die

Kerbstkonlrollvkrsammlungen

für die Mannschaften des Beurlaubtenstandes finden eim Kontrollbezirk Calw im Jahre 1895 wie folgt statt: Kontrollstation Liebekzell am 4. November, 8 Uhr vormittags beim Rathause, für die Gemeinden Dennjächt, Ernstmühl, Hirsau, Liebenzell, Möttlingcn, Monakam, Oberkollbach, Otten- bronn, Simmozheim, Unterhaugstett, Unter­reichenbach.

Kontrollstation Calw am 8. November, 8'/s Uhr voriniltags beim Bezirkskommando, für die Ge­meinden Agenbach, Altburg, Calw, Emberg, Neuhengstett, Oberreichenbach, Röthenbach, Somnrenhardt, Speßhardt, Stammheim, Teinach, Würzbach, Zavelstein.

Kontrollstation Neubulach am 8. November, 3 Uhr nachmittags auf dem Ratkause, für di« Ge­meinden Aichhalden, Altbulach, Bergorle, Breitenberg, Hornbera, Liebelsberg, Martins­moos, Neubulach, Neuweiler, Oberhaugstett, Oberkollwangen, Schmieh, Zwerenberg. Kontrollstation Gechingen am 9. November, 9 Uhr vormittags bei der Kirche, für die Gemeinden Althengstett, Dachtel, Deckenpfronn, Gechingen, Holzbronn, Ostelsheim.

Bei den Kontrollversammlungen haben zu er­scheinen: Die Reservisten, Dispositionsurlauber, die zur Disposition der Ersatzbehörden Entlassenen und die Halbinvaliden, welche noch i»r reseroepflichtigen Alter stehen.

Militärpässe und Führungszeugnisse sind mit zur Stelle zu bringen; etwaige Orden und Ehren­zeichen sind anzulegen.

Die Mannschaften haben bei Strafoermeidrmg mit sauber gereinigten Füßen zu erscheinen, weil letztere gemessen werden.

Ünentschuldigtes Fehlen sowie verspätetes Er­scheinen wird mit Arrest bestraft.

Calw, den 15. Oktober 1895.

Bezirkskommando.

Vorstehendes ist in den Gemeinden durch die Schultheißenämtcr wiederholt auf ortsübliche Weise bekannt zu machen und der Vollzug dem Bezirks­kommando anzuzeigen.

Calw, den 16. Oktober 1895.

K. Oberamt.

V o e l t e r.

Reichslagswahl.

Als Wahlvorsteher für den 31. Wahlbezirk bestehend aus der Gemeinde Röthenbach ist nicht Gemeindepfleger Keppler, sondern Schultheiß Keppler von da ausgestellt worden, was hiemit berichtigt wird, fOberamtl. Bekanntmachung vom 26. d. Mts. Wochen­blatt Nr. 128.)

Calw, den 30. Okt. 1895.

- K. Oberamt.

Voeltor.

Tagesneuigkeiten.

* Calw, 1. Noo. Die Wahlbewegung nimmt wider Erwarten einen größeren Umfang an. Die Agitation der Antisemiten wird noch über­holt durch die der Volks Partei. Letztere entfaltet

eine fieberhafte Thätigkeit. Die Führer und Ver­trauensmänner besuchen der Reihe nach die Landorte und bearbeiten die Wähler aufs eifrigste. Thal auf und Thal ab wird für vis Demokratie geworben und ihr Kandidat empfohlen. Gestern hielt derselbe in Gechingen und Dachtel Wahlversammlungen ab. Land­wirt und Müller Schuster hat an die Wähler des Wahlkreises einen Aufruf gerichtet und sein Pro­gramm damit veröffentlicht. Die Programme beider Kandidaten berühren sich in manchen Punkten, so in der Forderung möglichster Sparsamkeit im Reichs­haushalte, der Verbesserung der Versicherungsgesetze, der Entschädigung unschuldig Verurteilter, der Ein­führung einer Militärstrafprozeßordnung nach Art der bürgerlichen Gesetze, des Schutzes gegen den unlauteren Wettbewerb u. a. Schuster spricht sich noch gegen jedes Umsturz- oder Ausnahmegesetz, für Begünstigung der landwirtschaftlichen Nebenbetriebe, für Hebung der Viehzucht, für freie Meinungsäußerung aller Bürger, für gesunde, konstitutionelle Zustände, für Beibehaltung erprobter Einrichtungen u. s. w. aus. Der Kandidat bekennt sich voll zu den Forderungen des Programins der deutschen Volkspartei. Ehrgeiz habe ihn nicht zur Annahme der Kandidatur bewogen, sondern die Bitten der freisinnigen Vertrauensmänner des VII. württemb. Wahlkreises und der Ruf der Bürger nach einer volkstümlichen Gesetzgebung und Verwaltung. Das Programm ist günstig abgefoßt und macht durch seinen ruhigen Ton und seinen sach­lichen Inhalt einen guten Eindiuck. So ähnlich aber der Standpunkt beider Kandidaten zu sein scheint, so weit werden die Ansichten derselben über die Aus­führung und Aenderung der bestehenden und zu er­wartenden Gesetze auseinanvergehen. In der nächsten Woche wird Buchhändler und Reichstagsabgeordneter Galler aus Stuttgart den Bezirk bereisen und das Programm der Volkspartei erläutern. Wie man hört, hofft die Demokratie ganz sicher auf den Sieg ihres Kandidaten und dadurch auf Eroberung des schon lange vergebens bestürmten Wahlkreises. Während so die Volkspartei energisch an der Arbeit ist, herrscht bei der nationalen Partei noch vollständige Stille. Es wurden bis jetzt keine Versammlungen noch Wahlreisen veranstaltet. Es dürfte aber schließ­lich der Wahlkampf noch ein sehr scharfer werden, da die Wähler Gültlingens fest zu ihrem bisherigen bewährten und anerkannt sehr tüchtigen Abgeordneten halten und denselben aufs kräftigste unterstützen wollen.

X Calw. (Corresp.) Zur Reichstags­wahl! DieWürttemb. Volkszeitung" bespricht in ihrer Nummer 251 die von Herrn v. Gültlingen erlassene Wahlansprache und knüpft daran folgende Bemerkungen:

Dieser Aufruf spricht sich nicht direkt aus über den Punkt, an dem die Gegner mit Vorliebe bei ihrer Bekämpfung des Herrn v. Gültlingen ein- setzen, über dessen Stellung zum Antrag Kanitz, man kann aber ohne weiteres sagen, daß der Satz von dergleichmäßigen Förderung der Interessen von Landwirtschaft, Industrie und Handwerk" eine so einseitige Maßregel, wie der Antrag Kanitz sie bedeutet hätte, ausschließt. Die Worte des Auf­rufs werden aber ergänzt durch jene Erklärung, welche Hr. v. Gültlingen am 7. Okt. einer Abord­nung seines bisherigen Wahlkreises gegenüber und zwar ganz aus eigenem Antrieb abgegeben hat, und nach deren Bekanntgabe auch der Engere Landesausschuß der Deutschen Partei die Unterstützung der Kandidatur Gültlingen beschlossen hat. Diese Erklärung ging dahin, daß Herr v. Gültlingen durchaus nicht ohne weiteres

für den übrigens seither gegenstandslos gewordenen Antrag Kanitz eingetreten ist, sondern nur dafür, daß er zur Behandlung in der betreffenden Reichslagskommission gelange, damit dort das, was etwa Brauchbares darin enthalten sei, berücksichtigt, das Unbrauchbare aber erkannt und gründlich beseitigt werde, da man der in der That notleidenden Landwirtschaft wenigstens die gründ­liche Prüfung ihrer Verbesserungsvorschläge nicht habe versagen können. Herr v. Gültlingen hat damit unseres Erachtens nur eine Pflicht der Ge­wissenhaftigkeit erfüllt, die jedem Abgeordneten ob­liegt: erst zu prüfen und dann zu entscheiden.

Wir wissen von Herrn v. Gültlingen, daß er, ohne sich den Blick für das Ganze unserer Volkswirtschaft trüben zu lassen, der Landwirtschaft ein warmes Herz entgegenbringt. Ihre Notlage empfindet er mit in unmittelbarer herzlicher Teil­nahme. Aus diesen Empfindungen heraus ist er bereit, jeden Versuch zur Besserung dieser Verhält­nisse, er komme von welcher Seite er wolle, ge­wissenhaft zu prüfen. Zeigt sich ein vorgeschlagener Weg nicht gangbar, führt er namentlich zur Schädi­gung anderer Erwerbsstände, gut, so muß ein an­derer gesucht werden, bis endlich einer sich als der richtige erweist. Und das ist ganz die richtige Art der Auffassung von den Pflichten eines Volksver­treters."

DerBeobachter" bespricht in seiner Nummer 253 ebenfalls dieses Programm, jedoch in einem Ton und in einer Weise, die gewiß recht viele seiner Leser geradezu anwidern muß. Als im Juli d. I. die Nachricht durch die Blätter ging, daß Hr. v. Gült­lingen nicht mehr als Kandidat austreten werde, wurde er voni Beobachter noch mit Achtung und An­stand behandelt. Nun aber der Fall anders liegt, beginnt dasselbe Blatt die Kritik des v. Gültlingen- 'schen Wcchlprogramms schon mit einer Ueberschrist, welche die Absicht verrät, den Gegner lächerlich machen zu wollen.Ein freiheitliches Wahlprogramm" oder: Ich bin und bleibe der Alte". Der schlaue Fran­zose Talleprand hat einst den Satz ausgesprochen: Gebt mir von einem beliebigen Mann drei Worte, so will ich ihm einen Strick daraus drehen". In diesem Kunstgewerbe ist bekanntlich der Beobachter auch bewandert. Kraft dieser Befähigung fällt er über jeden Satz des Programms in der bißigstcn Weise her und sucht Hrn. v. Gültlingen und seine ganze politische Vergangenheit unter Anwendung von allerlei Manövern so schlecht als möglich zu machen. Das Stärkste leistet der Beobachter in der geflissent­lich zweimal aufgestellten unwahren Behauptung, Herr v. Gültlingen habe bei einer Verhandlung die den Familien einberufener Mannschaften ausgesetzte Vergütung kürzen wollen.

Dem Beobachter wurde schon vor 2 Jahren nachgewiesen, daß diese Behauptung eins durch und durch unwahre ist. Herr v. Gültlingen ist nicht nur nicht für eine Verminderung dieser Vergütung ein- getretcn, seine Absicht ging vielmehr auf eine Er­höhung der unzureichenden Entschädigung. Wie eS kam, daß die ehrliche Absicht des Hrn. v. Gültlingen damals vereitelt wurde, hat er seinen Wählern seiner­zeit aufrichtig auseinandergesetzt. Die Art wie der Beobachter heute auf jenen Vorgang zurückgreist, ge­hört aber leider zu dem Rüstzeug, mit dem das Organ der Volkspartci den politischen Gegner be­kämpft. Ferner greift der Beobachter den Herrn v Gültlingen an, weil er für den Schutz der natio­nalen Arbeit einzutreten verspricht, er läßt durchblicken, daß Industrie, Handwerk und Ackerbau von dem seit