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strecke: 43 Hasen, 37 Rehe, 3 Rehböcke, 4 Fasanen, wovon durch den König 2 Rehe und 1 Rehbock erlegt wurden.
München, 23. Okt. Die M. N. N. schreiben: Die Kunde von einer That, wie sie sich glücklicherweise nur selten in der Geschichte unserer Armee verzeichnet findet, durcheilte heute Nachmittag mit mancherlei Uebertreibungen die Stadt. Der Sachverhalt ist nach dem Polizeibericht folgender: Heute Mittag hatte ein Sergeant des l. Jnf.Regts. von der Marsfeldkaserne aus einen Soldaten zum Militärgefängnis zu transportieren. Dieser entsprang jedoch und gab auf zwei ihm zu Pferd nacheilende Offiziere 5 Revolverschüsse ab. Den 6. Schuß abzufeuern wurde er durch Ueber- reiten verhindert. An der Ecks der Spatenstraße konnte der Flüchtling wieder festgenommen werden. Don den Offizieren ist keiner verletzt, dagegen erhielt dem Vernehmen nach der Sergeant eine Schußwunde.
München, 26. Okt. Gestern Abend stürzte ein Haus an der Amalienstraße ein. 4 Arbeiter liegen unter den Trümmern; zwei von denselben sind verheiratet. Als Ursache des Einsturzes wird schlechtes Baumaterial angegeben.
München, 23. Okt. Im Finanzausschuß der Abgeordnetenkammer teilte auf eine Anfrage des Referenten Abg. Landmann der Minister v. Crailsheim über das Befinden des Königs Otto mit, daß er gelegentlich seiner Besuche in Fürstenried und so auch kürzlich den geistigen und körperlichen Zustand des Kranken durchaus unverändert gefunden habe. Der König könne ein hohes Alter erreichen.
Kehl a. Rh., 27. Okt. Morgen früh zwischen 8 und 9 Uhr wird der Statthalter von Elsaß-Lothringen in Begleitung des Unterstaatssekretärs Zorn von Bulach den Stand der schon in Angriff genommenen Arbeiten der festen Nheinbrücken Straß- burg—Kehl besichtigen und dann eine Strecke rhein- abwärts fahren, um die Stromverhältnisse aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Seit Samstag ist auch auf badischer Seite mit dem Bau begonnen worden und zwar zunächst mit der Zerstörung des Ufermauerwerks.
Mülhausen, 26. Okt. Der Mülhaussner „Expreß" veröffentlicht an der Spitze seiner heutigen Nummer einen längeren Artikel, betitelt: „Nach 25 Jahren", in welchem er sich in scharfer Weise gegen die noch immer in Elsaß-Lothringen bestehende Ausnahme-Gesetzgebung wendet. Das Jahrhundert der Erfindungen und des Verkehrs sei in Elsaß-Lothringen gleichbedeutend mit Geistestötung und Prozeßknebelung. Niemals sei die Unzufriedenheit mit den bestehenden Zuständen größer gewesen als jetzt. Industrie und Landwirtschaft lägen schwer darnieder. Der Artikel schließt mit den Worten: „Sind denn die 25 Jahre deutscher Herrschaft noch keine genügende Garantie für die längst eingetretene Ruhe der Bevölkerung." Schaffe man Diktaturparagraph und alle die Aus
nahmegesetze ab, die die Entfaltung wahren und echten Bürgerlebens verhindern. Stelle man uns politisch gleich mit den übrigen deutschen Staaten, dann wird die ungesunde, tötende Kirchhofsluft einem aufatmenden Leben weichen. Es kann keine berechtigtere Forderung heute nach 25 Jahren geben, als die Abschaffung des Ausnahmezustandes. Möge sie die Regierung bewilligen, bevor es zu spät ist.
Leipzig, 26. Okt. Die Einweihung des Reichsgerichtsgebäudes ging heute in feierlicher Weise vor sich. Um 11 Uhr 2V Min. traf der König von Sachsen in Begleitung des Prinzen Georg, um 11'/- Uhr der kaiserliche Sonderzug auf dem Dresdener Bahnhofe hier ein. Die Begrüßung der Majestäten war äußerst herzlich. Dieselben begaben sich direkt nach dem Festplatz. Daselbst verlas zunächst der Reichskanzler Fürst Hohenlohe die in den Schlußstein zu legende Urkunde. Alsdann übergab der bairische Bundesbevollmächtigte, Justizminister Freiherr v. Lerchenfeld, dem Kaiser die Kelle mit einer Rede, in welcher er auf die deutsche Einigkeit hinwies. Hierauf überreichte der NeichStags- präsident Frhr. v. Buol dem Kaiser den Hammer, welcher mit folgenden Worten die üblichen drei Hammerschläge vollzog: Im Namen des dreieinigen Gottes: Recht muß Recht bleiben. Es folgte alsdann die Ansprache des Neichsgerichtspräsidenten v. Oehlschlä- ger. Derselbe sprach dem Kaiser und dem Könige von Sachsen den Dank für ihr Erscheinen aus und schloß mit den Worten: Im Namen aller, die als Hüter des Rechts hier eingesetzt sind, gelobe ich an dieser geweihten Stelle: „wir werden getreulich Wacht halten, daß das Recht für jetzt und alle Zeiten gewahrt bleibt und daß das Unrecht keinen Einlaß findet. Die Feier, welche um 12 Uhr 5 Min. ihren Anfang nahm, schloß um 12'/, Uhr.
Leipzig, 26. Okt. Durch den Andrang des Publikums am Dresdener Bahnhofe brach ein daselbst angebrachter Staketenzaun ein, wobei mehrere Personen verletzt wurden. Ferner wurde durch eine ein- ftürzende Säule ein 12jähriger Knabe getötet und einige Personen verletzt.
Eisfeld, 24. Okt. Der von Koburg kommende Nachtzug der Werrabahn fuhr auf der Strecke Eisfeld-Beilsdorf in eine Schafherde und tötete 85 Schafe.
Berlin, 26. Okt. Der heutige 95. Geburtstag Moltkes wird feierlich begangen. Der Kaiser wird am Sarge gleichzeitig anläßlich der Kriegserinnerungsfeiern einen großen Lorbeerkranz niederlegen lassen, ebenso die Offizierkorps der Regimenter, denen Moltke nahegestanden hat.
Berlin, 26. Okt. Der „Vorwärts" veröffentlicht heute ein Rundschreiben des Regierungspräsidenten von Potsdam vom 29. Sept. d. I. an die Landräte, in welchem letztere zur Bekämpfung der straffälligen Aufreizungen, insbesondere auf dem Gebiet der Presse, wiederholt um eine sorgfältige
Ueberwachung der sozialistischen und anarchistischen Zeitungen und Flugblätter ersucht werden. Die Polizeibehörde habe diese Preßerzeugnisse einer genauen Durchsicht zu unterziehen und die ihr straffällig erscheinenden Veröffentlichungen zur Kenntnis des Staatsanwalts zu bringen.
Berlin, 26. Okt. Wie die „Neuesten Nachrichten" aus Friedrichsruh melden, ist das Befinden des Fürsten Bismarck abgesehen von den zeitweilig auftretenden Gesichtsschmerzen ein gutes, dagegen dasjenige des Dr. Schwenniger ein wenig befriedigendes.
Graz, 27. Okt. Der Inhaber eines hiesigen ersten Damen-Confektionsgeschäfts wurde wegen grober Unsittlichkeitsvergehen verhaftet. In dieser Angelegenheit soll eine große Anzahl junger Männer aus den besten Gesellschaftskreisen kompromittiert sein.
London, 26. Okt. Die „Times" meldet aus Hongkong: Als die Nachricht von dem Abkommen zwischen Rußland und China und die bedeutenden Konzessionen Chinas an Rußland in Hongkong bekannt wurden, sei ein Entrüstungssturm gegen die chinesische Regierung erfolgt. Die Zeitungen klagen Frankreich und Rußland an, China teilen zu wollen.
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Edler Wettbewerb. Auf die Frage: „Wo kauft man am billigsten?" giebt der Anzeigenteil des Südpfälzischen Wochenbl. zu Bergzabern Antwort, in dem wiederholt zu lesen steht: „Freie Fahrt nach Landau und zurück gewährt die Firma I. u. Sch. von jeder pfälzerischen Station aus bei Einkauf von nur 20 Daraufhin zeigt die Firma A. H. zu Steinfeld an: „Um jede Konkurrenz, besonders aber einer Landauer Firma zu überbreten, habe mein ohnehin großes Lager in Manufakturwaren vergrößert und verkaufe sämtliche Artikel, den heutigen Wollpreisen entsprechend, zu bedeutend herabgesetzten Preisen. Bei Einkäufen von 20 ^ vergüte ich die Eisenbahnfahrt sämtlicher pfälzischer Stationen, bei größeren Einkäufen gebe freien Mittagstisch, eventuell auch noch den Kaffee."
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welche ein Krieg mit sich führt. Man muß ein Feldlazareth, in das fortwährend neue Verwundete hineingetragen werden, mit eigenen Augen gesehen haben — eine Schilderung all des Elends ist unmöglich! —
Fast drei Monate fesselte mich meine Krankheit an daS Bett, und als ich endlich Ende März mit einem Transport Verwundeter und Kranker mein heißgeliebtes Vaterland wiedersah und man uns in Alzey, einem freundlichen Städtchen in Hessen, vorsichtig aus dem Eisenbahnwagen hob, da konnte ich, der kaum 21jährige Jüngling, mich nur mittelst zweier Stöcke fortbewegen. Aber trotz dieses kläglichen Zustandes erfüllte eS mein Herz mit hoher Gcnugthuung, daß all die schweren Kämpfe und Entbehrungen nicht umsonst gewesen, daß all die Ströme Blut nicht nutzlos geflossen waren. ?ro glvri» et patria, so lautet der zweite Spruch auf unseren Geschützrohren, und „für Ruhm und Vaterland" war ja gestritten in heißen Kämpfen und „Gott war mit uns"; er erfüllte endlich das heiße Sehnen der deutschen Völker! Deutschland stark und mächtig, mit einem Helden als Kaiser an derSpitze — daswardcrSregespreisdeSbl utig-heißen RingenS!
HI. Auf Requisition.
i.
Wochen waren seit der Einschließung von Metz vergangen; die spröde „Jungfrau" zeigte sich noch immer widerspenstig, obgleich wir eS an Beweisen unserer Huldigung weiß Gott nicht fehlen ließen. Der Gürtel um ihren jungfräulichen Leib schien sie aber doch manchmal zu drücken, denn sie machte wiederholt verzweifelte Versuche, ihn zu sprengen. Es nützte nichts, er war aus deutschem Stahl und Eisen geschmiedet und ließ an Zähigkeit und Festigkeit nichts, absolut nichts zu wünschen übrig. Unter diesen Umständen wäre nun das Vernünftigste gewesen, sich dem ritterlichen Minnewerber zu ergeben, wie es die Schwester Sedan bereits gethan, aber nein, sie blieb für uns unnahbar, und wenn wir auch gerade nicht wie weiland Ritter Toggenburg „harrend ron des Morgens Lichte bis zu Abends Schein, stille
Hoffnung im Gesichte" unthätig vasaßen, sondern ihr dann und wann unsere Gegenwart in Erinnerung brachten, so fing unser Aufenthalt vor dem Thore des Schlosses der Spröden doch nachgerade an ungemütlich zu werden. Nicht, daß wir uns langweilten oder unsere LiebeSglut «kältet wäre, nein, dazu war der Preis des Besitzes zu kostbar; aber schwer „im Magen lag sie uns. sie, die uns dazu verwteilte, heute Rindfleisch mit Reis und morgen Reis mit R ndfl rsch ,u essen. Gewiß sind beides ganz nahrhafte Speisen; indeß auch ein Soldat« ma> en, der bekanntlich in Hinsicht der Fsinschmeckerei nicht verwöhnt >st, sträubt sich endlich dagegen, immer wieder ein und dasselbe Gericht zu verdauen. Auch der Anblick der von Maul- und Klauenseuche befallenen Rinder trug nicht gerade zur Steigerung des Appetts auf Rindfleisch bei. Kurz wir waren genannten Gerichts herzlch satt; um so b ff r mundete eS jedoch den im Dorfe MaizsreS zurückgebliebenen Insassen; n»t giotzen Kübeln kamen sie Mittags zu uns ins Biwak und holten sich die Rste unserer Mahlzeit.
„Wenn man doch noch einmal eine saftige Schweinekotelette essen könnte," meinte unser Zugführer eines Mittags, diese ewige Rsissuppe mit R-ndfleisch ist schrecklich, fürchterlich, bringteineki zur Verzweiflung. Weiß keiner von Ihn.» Rat?' fragte er uns.
Wir schüttelten die Köpfe. — SckweinSbroten — Himmel welche Wonne! dachte ich. und mir lief das Wasser IM Munde zusammen. — Hatte ich schon überhaupt seit dem Ueberschreiten dr Grenze em Borstenner mit kühn germgelt-m Schwanz gesehen? Nein! Wo wir hinkamen, war cll s diS aus die Borsten in der Bürste von diesen niedlichen Tbieren vertilgt. E n Adsucki>n der nächsten Döifer war unnütz; nirgends sind die Oit'chasten in Fra keich wo der Kneg wütdete. wohl so arg heimgesucht, wie um M>tz.
Umsomehr war ich überrascht, als ein-e Morgens unser Baiterie-Chef dem Reserve-Lieutenant R. m der an ihm bekannten lakonischen Kurze den sonderbaren Befehl erteilte: „Wagen nehmen — Schwein > ole ."
(Forrietzung ' lg