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13. Oktober Küher zu berichte« und das zweite Exemplar der Wählerliste anzuschliesten.

Berichte, welche nicht am 14. Oktober beim Oberamt einlaufen, müßten durch Wartbote« ob­geholt werden.

6) Falls Einsprache» gegen die Wähler­listen vorgebracht werden, so ist über solche von dem Grmeinderat, in zusammengesetzten Gemeinden vom Gcsamtgemeinderat nach entsprechender, sachdienlicher Verhandlung zu entscheiden. Diese Entscheidung sowie die Eröffnung derselben an die Beteiligten hat gemäß Z 3 des Wahlreglements spätestens innerhalb drei Wochen, vom Beginn der Auslegung der Wähler­liste an gerechnet, also spätestens bis Sonntag, den 3. November d. Js., zu erfolgen. Ist die Liste zu berichtigen, so ist genau nach Z 4, Abs. 1 des Reglements zu verfahren. Ergeben sich Streichungen,

^ so ist der in Spalte 2 der Listen eingetragene Namen zu durchstreichen und in Spalte 11 dis Beurkundung nach Vorschrift des Formulars (Neg.-Bl. 1871, Beil. 1, S. 13) zu geben; ergeben sich Nachträge, so sind solche nach Seite 14 dieses Formulars zu fertigen und ist der Abschluß in der daselbst bezeichneten Weise zu beurkunden.

7) Bemerkt wird, daß die beiden gleichmäßig berichtigten Exemplare der Wählerlisten nicht sofort am Schluß der öffentlichen Auslegung, sondern erst am 22. Tage nach dem Beginn der öffentlichen Aus­legung also am 4. Nov. d. I., definitiv abzuschließen sind (ek. die den Listen aufgedruckte Belehrung.) Hie­wegen wird weitere Anordnung ergehen.

8) Die Gemeinderäte erhalten den Auftrag, geeignete Persönlichkeiten zu Wahlvorstehern und deren Stellvertretern vorzuschlagen.

Es ist hiebei zu beachten, daß auch diejenigen Ortsvorsteher Wahlvorsteher sein können, welche zu­gleich Standesbeamte sind.

Dagegen sind als Wahlvorsteher und als Stell­vertreter derselben wegen des Amtes, das sie be­kleiden, ausgeschloffen die Staatsdiener mit Ein­schluß der Postexpeditoren und Acciser, wohl aber können Postagenten und Schullehrer als solche funk- tioniren, dieselben müssen aber das 25. Lebensjahr zurückgelegt haben und als Wahlberechtigte in der Wählerliste laufen.

Diese Bestimmungen gelten auch für die Protokoll­führer und Beisitzer bei den Wahlhandlungen, welche die Wahlvorsteher zu bestellen haben.

Der Vorlage der betr. Protokollauszüge wird bis 14. Oktober entgegengesehen.

Sämmtliche Schreiben in Betreff der Reichs­tagswahl sind als portopflichtige Dienstsache zu bezeichnen.

Calw, den 8. Oktober 1895.

K. Oberamt.

Voelter.

Laut Erl. des K. Ministeriums des Innern vom 4. Okt. d. I. ist folgenden Feuerwehrmännern der freiwilligen Feuerwehr zu Calw das Ehrenzeichen für langjährige treu geleistete Dienste verliehen worden:

1) Er Hardt, Christian, Schloffermeister,

2) Schwarzmaier, Karl Friedrich, Bäcker­

meister,

3) Funk, Gottlieb, Schuhmachermeister,

4) Müller^ Eberhard, vr. weck. Oberamtsarzt,

5) Lutz, Christian, Bäckermeister,

6) Wackenhuth, Friedrich, Mühlemacher,

7) Serva, Karl, Schreinermeister,

8) Haußer, Albert, Sattlermeister,

sämtlich in Calw.

Calw, 9. Okt. 1895.

K. Oberamt. Voelter.

Tagesneuigkeiten.

Calw. Nach demCchwäb. Merk/ hat Londgerichtedirektor Freiherr v. Gültlingen einer Abordnung aus den Bezirken Calw, Nagold, Neuenbürg, Herrenberg gegenüber die Wieder- annohme der Kandidatur zugesagt.

** Calw, 8. Okt. Die Straßenbau­arbeiten an der Straße TeinachRöthen- ba ch undTeinachZavelstein wurden am 1. Okt. an den Unternehmer Kaupp in Haiterbach, welcher ein Abgebot von 1l)°/» mochte, vergeben und wurde ihm dabei auferlegt, daß er um den Hagel­beschädigten einen Verdienst zu verschaffen in erster Linie als Lieferanten und Arbeiter die Angehörigen des Bezirks Calw berücksichtigen müsse. Mögen viele Einwohner des Bezirks bei diesem Straßenbau, der in Bälde in Angriff genommen wird, Beschäftigung finden und diesem Bau bald andere, insbesondere CalwAltburg Nachfolgen.

Calw, 9. Okt. Der heutige Viehmarkt war sehr schwach befahren. Verkäufer und Käufer hielten zurück und nur bei rückgängigen Preisen war ein Handel ermöglicht. Auf dem Schwcinemarkt mußten Eigner außergewöhnlich billig anbieten. Milchschweine wurden mit 10 15 ^ und Läufer mit 3560 das Paar bezahlt. Zufuhr zum heutigen Markt: 280 Stück Rindvieh, 28 Körbe Milchschweine und 54 Stück Läufer.

s:s Gechingen, 6. Okt. Gestern fand im Hirsch hier eine Ausschußsitzung des westl. Gäusängerbundes statt. Weil der alte Turnus abgelaufen ist, handelte es sich zunächst um Revision der Statuten. Der wichtigste Punkt hiebei bildete das Preissingen. Es wurde das Für und Wider erwogen. Nach einigen heftigen Auseinandersetzungen wurde aber mit großer Majorität für dasselbe ge­stimmt. Doch sollen die künftigen Gauseste nur noch alle 2 Jahre stattfinden. Daß natürlich einem Ver­teilen des Bundesvermögens wie von einzelnen An­wesenden beantragt wurde, nicht stattgegeben werden konnte, ist selbstredend. Wie seither, so soll auch künftig die hälftige Einnahme der Bundesfeste der Bundeskasse zufallen. Außerdem entrichten die ein­zelnen Vereine noch einen zu bestimmenden Jahres­beitrag in die Bundeskaffe zur Bestreitung der sich ergebenden Mehrunkosten beim Preisgesang. Schließlich wurden noch die Wahlen vorgenommen. Gewählt

wurde als Vorstand Schullehrer Weil in Möttlingen,. als Vizevorstand Schullehrer Frey in Deckenpfrorm und als Schriftführer und Sekretär Kaufmann Unger in Gechingen. Wünschen wir dem westl. Gäusänger­bund auf die neugeebnete Bahn Glück, gutes Fort­kommen und Gedeihen.

Stuttgart. Am Montag den 7. ds. Mts- fand im Saale des Charlottenhofes eine öffentliche Friseur-Versammlung statt. Die Stuttgarter Friseur-Innung hatte in dieser Versammlung die Preisverteilung an die bei dem Kongreß deutscher Bar­biere-, Friseure- und Perückenmacher-Jnnungen Deutsch­lands prämierten Arbeiter vorzunehmen. Zur Ver­teilung kamen die I. silberne Medaille des Sachs- Anh. Bez.-Verb. mit Diplom und Geld und Welt­preisen. Ter Vorstand dankte den Ausstellern für ihre Mühe und überreichte im Namen der Stutt­garter Friseur-Innung dem Friseurgehilfen Wilh. Schneider von Calw den Ehrenpreis des Sachs. Anh. Bez.-Verb. die silberne Medaille mit Diplom.. Schneider ist in dem Friseur-Geschäft von Schweickert: in Stuttgart und hat im Jahr 1893 auch den I. Fachschulpreis erhalten.

Köln, 7. Okt. Die beiden hier verhafteten Franzosen wurden nach Leipzig überführt, nachdem die Voruntersuchung geschloffen ist. lieber das Er­gebnis derselben wird immer noch Stillschweigen be­obachtet.

Berlin, 7. Oktober. Mit Bezug auf die Behauptung derNation", Herr von Hammer­stein habe aus seinem Archive 200 Briefe zur Characterisierung seiner Freunde und Parteigenossen hinterlassen und daß diese Briefe wohl im Reichstage zur Sprache kommen würden,, schreibt heute dasVolk", es wären nicht 200, son­dern 387 Briefe, von denen die meisten mit den schärfsten Majestätsbeleidigungen angefüllt seien.

Berlin, 7. Oki. Ueber den Tag der Ein-- berufung des Reichstages sind, wir die Vossische Zeitung hört, endgültige Bestimmungen noch nicht getroffen. Alle darüber verbreiteten Mitteilungen seien willkürliche Vermutungen.

Berlin, 7. Oktober. Der Kriminal- Inspektor von Mersch eidt-Hüllessem ist in amtlichem Aufträge nach Paris gereist, um sich mit einigen Einrichtungen der dortigen Polizei, insbesondere mit dem Bertilonschen Verfahren der Feststellung von Verbrechern bekannt zu machen.

Brüssel, 7. Oktober. Bei der gestern statt- habten Eisenbahn-Katastrophe in Ottignies sind, wie jetzt festgestellt ist, 18 Personen getötet und 50 ver­letzt worden. In dem Zuge befand sich der Kammer­präsident Beernaerdt mit seiner ganzen aus 7 Personen bestehenden Familie; alle wurden leicht verwundet. Die gesamte Presse, sowie das Publikum ist sehr erregt über den Eisenbahnminister, durch de«

Scenen. Nässe, Hunger, mangelhafte Kleidung im Bunde mit typhösen und ruhr­artigen Krankheiten waren Ursache einer hohen Sterblichkeit. Oft wurden die eben von ihren Qualen Erlösten nicht einmal in einem regelrecht ausgehobenen Grabe bestattet; die tiefe Ackerfurche, der Graben am Wege nahmen oft den noch warmen Körper aus, und einige Schaufel voll Erde darüber, die der nächste heftige Regen hinwegspülen würde, bezeichneten die Stelle, wo ein junger Mensch, vielleicht der einzige Sohn und Ernährer seiner Mutter, den ewigen Schlaf schlief. Furchtbar ist der Krieg! Wehe demjenigen, der ihn leichtfertig heraufbeschwört!

Nach dem Abmarsch der Gefangenen hielten wir unseren Ein- und zugleich Durchzug durch die Stadt Metz; dann marschirten wir weiter gen Süden, ins Herz von Frankreich, wo neue Kämpfe, aber auch neue Siege unser warteten.

II. An der Loire.

i.

Die stolze Feste, das uneinnehmbare Metz, war sonach endlich gefallen und wieder zogen endlose Colonnen der stegeSfteudigen deutschen Heere unter Führung desroten Prinzen" auf den nach Westen führenden Landstraßen tiefer in Frankreich hinein, um den bei Orleans hart bedrängten bayerischen Brüdern die langersehnte Hilfe zu bringen.

Die Hoffnung, daß mit der Übergabe von Metz der französische Üebennut gebrochen und den beiden seit Monaten in blutigen Kämpfen ringenden Völkern der sa heiß ersehnte Friede bald verkündet werden sollt«, hatte sich leider als eine trügerische erwiesen.

In einem Lande, wo von jeher die Phrase über ernste Mahnungen und ruhige Überlegung gesiegt, war es dem redegewandten, jungen Advokaten Gambctta leicht gelungen, die Waffen für seine Ideen zu gewinnen und zu einem Kampfe 4 outraoeo anzufeuern. Ein Kenner der Schwächen der eiltlen, ruhwgierigen fran­zösischen Volkes, wußte er, daß er nur an ihren Patriotismus zu appelliren brauchte mit dem Hinweis auf die ruhmvolle Geschichte Frankreichs, das schon mehr wie einem Feind« den Fuß auf den Nacken gesetzt hatte, um seiner Sache, der Bildung

neuer Heere, welche diedeutschen Barbaren" zum Lande hinauSwerfcn sollten, sicher zu sein. Seiner glühenden Bcredtsamkeit und der Opferfreudigkeit des leicht erregbaren französischen Volkes, dessen PatriotiSnus sich bewundernswürdig zeigte, hatte dieser unumschränkte Diktator es zu verdanken, daß sich im Rücken der deut­schen Heere vor Paris in kurzer Zeit eine starke Armee bilden konnte, eine Armee, welche zuletzt auf 200000 Mann anwuchs.

Die Qualität dieser Armee ließ freilich viel zu wünschen übrig, nur etwa 40 bis 50000 Mann waren Kerntrvppen, die übrigen Mobilgardisten, Freischärler. Frar ctireurS, kurz, eine Gesellschaft, die ihre eigenen Landsleute plünderte und von denen die Bevölkerung mit Recht sagen konnte:Gott schütze mich vor meinen Freunden."

Dies waren sonach die Helden, welche das bedrohte Vaterland retten sollten, in Wirklichkeit aber unsägliches Elend über diesen westlichen Teil deS von der Furie Krieg bislang nur wenig berührten Landes brachten und auf deren Conto auch alle jene, von der französischen Hetzpresse in die Wett posaunten Räubereien und Verwüstungen derdeutschen Barbaren" zu schreiben sind. Wie viele tausend Menschen find in den Kämpfen an der Loire nutzlos hingemordet, oder in den Lazarethen gestorben, und welche Unsummen deS Nationalvermögens durch die Kurzsichtigkeit des Dictators Gambetta, der von der Tüchtigkeit der deutschen Heeres­leitung keine Ahnung hatte, zwecklos vergeudet!

Doch ich will den Leser nicht mit den Thaten der verbündeten Armeen unter­halten. jene gehören der Geschichte an und sind von berufeneren Federn der Nach­welt überliefert. Meine Aufzeichnungen sollen nichts weiter sein, als kurze Schilde­rungen der selbst erlebten bemerkenswertesten Vorkommn sie innerhalb des kleinsten TrvppenvnbandeS, einer Batterie. Der Kreis, innerhalb dessen der einzelne Soldat vom Hauplmann abwärts Beobachtungen anstelle» oder interessante Fälle, seien sie freudiger oder trauriger Natur, für eine spätere Veröffentlichung aufzeichnen kann, ist im Felde immer ja nur ein beschränkter.

(Fortsetzung folgt.)