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und Maschinen, sowie der von der kgl. Wilhelma- gärtnerei, der landw. Akademie Hohenheim und der kgl. Weinbauschule in Weinsberg veranstalteten Aus­stellung landwirtschaftlicher Produkte, darunter Trauben von höchster Vollkommenheit, füllte aufs angenehmste die Zeit, bis der Beginn des Festes heranrückte. Von 10 Uhr ab füllte sich der kgl. Pavillon mit den ge­ladenen Gästen. Es erschienen die Mitglieder des Staatsministeriums und des Geh. Rats, des diplo­matischen Korps, Mitglieder des standesherrlichen Adels, hohe Militärs und Beamte aller Departements, Herren und Damen vom Hofe. Der Glanz der mannigfaltigsten Uniformen und prächtiger Toilletten gab ein vornehmes Bild. Vom kgl. Hause fuhren an Se. Klg Hoh. Herzog Nikolaus von Württem­berg, Se. Hoh. Prinz H errmann zu Sachsen-Wei­mar mit Ihrer Kgl. Hoh. der Frau Prinzessin Au­guste und Ihrer Hoh. Prinzessin Olga Maria, Se. Durch!. Herzog Wilhelm von Urach mit Ihrer Kgl. Hoh. der Frau Herzogin. Mit herzlichen Hoch­rufen begrüßt, erschienen um 11 Uhr Ihre Maje­stäten der König und die Königin in pracht­vollem Viererzug, unter Vorritt des Stadtreiterkorps. Am Fuß der Tribüne von dem Staatsminister des Innern und dem Oberstallmeister ehrfurchtsvoll em­pfangen, besichtigten die Majestäten zuerst die Obst­ausstellung und fuhren sodann zur Maschinenhalle, wo sie geraume Zeit verweilten. Nachdem sodann im kgl. Zelte Cercle gehalten und eine Erfrischung eingenommen war, begann die Vorführung der aus­gestellten Tiere. Der König, assistiert von dem Staatsminister des Innern v. Pische! mit Ministerial­direktor v. Fleischhauer und Oberregierungsrat Maginot, von dem Landoberstallmeister v. Hofacker bezw. dem Präsidenten der Zentralstelle für die Landwirtschaft Frhrn. v. Lw, sowie von dem Oberstallmeister Frhrn. Geyr v. Schweppenburg und dem Wirkl. Stallmeister v. Scholl, nahm selbst die Preisverteilung vor, wäh­rend die Königin an der Brüstung des Zeltes Platz nahm. Seine Majestät hatte für jeden der Preis­träger ein freundliches oder scherzendes Wort und musterte mit sichtlichem Interests die vorgeführten Tiere. An die Preisverteilung schloß sich das Bauernrennen an, bei dem der Umkreis der Bahn (1000 w) 1'/« mal zu durchmessen war. Angemeldet waren zwei Reiter; dazu kamen noch drei Nachnennungen. Das Nennen gestaltete sich interessant. Der Reiter No. 1 Ott- Ludwigsburg wurde abgeworfen, ohne Schaden zu nehmen, sein Pferd ging als erstes über das Ziel. Erster Sieger wurde Neidhardt-Stuttgart, zweiter Strobel-Söflingen, dritter Sturm-Ludwigsburg. Es war nahezu 1 Uhr, als die Königlichen Majestäten, von begeisterten Zurufen geleitet, vom Festplatz ab- fuhren.

Nachmittags füllte sich der Festplatz mit einer ungeheuren Menschenmenge. Hatte man sonst schon auf dem Volksfest mit unergründlichem Schmutz zu kämpfen, so erhob sich diesmal ei» Staub, der, von der Ferne gesehen, wie dichter Nebel über dem Platze lagerte und sich als graue Schicht auf die Kleider legte. Das beförderte natürlich nur noch den Durst, so daß alle WirtschaftSzelte dicht gefüllt waren, obwohl der Staub im Freien noch eher zu prästieren war als in de« geschlossenen Zelten. Am angenehmsten war der Aufenthalt und daher am größt« das Gedränge in der großen Bachner'schen Wirtschaft, die im Viereck um einen offenen Hof gebaut war. Neuheiten an Schaustellungen oder Lustbarkeiten hat das diesjährige Volksfest kaum gebracht; wiederum waren eS die Wurfpapierrollen, die die Hauptkosten des Vergnügens bestritten. Womöglich noch großartiger war der Trubel auf dem Festplatz am Sonntag. Trotz des kolossalen Besuchs ging auf der Eisenbahn, dank den getroffenen verständigen Maßregeln, alles glatt und selbst ohne alzu großes Gedränge von statten.

Stuttgart, 1. Okt. Auf dem Lebens­mittelmarkt wurden heute etwa 1800 Körbe Obst aller Art, darunter etwa 1000 Körbe Zwetschgen, zu- grfahren. Preise bei allen Obftarten wie bisher, so auch bei den Trauben, bei den Pfirsichen. So groß die zugefabrenen Mengen find, sie finden immer Lieb­haber. An Gemüse find hervorragend die Karfiol­köpfe von tadelloser Weiße. Salate sind sehr reich vertreten: Kopfsalat von 610 H das Stück, ferner Eskarol, Endivien, Sonnenwirbele, Brunnen- und Gartenkresse, noch etwas Romain, aber wenig begehrt. Im Keller meldet sich ebenfalls der Herbst an; neben Hirsch und Reh kamen heute die ersten Hasen (bis zu

3 50 rU zum Verkauf; daneben Fasanen und

Feldhühner. Auf dem Fischmarkt reichlich Flußfische; Schollen, Schellfische (30 ^), Zander u. s. w. Auf dem Tiermarkt prächtige Seidenhasen, Würger, Kana- rien u. s. w.

Stuttgart, 1. Oktober. Zufuhr auf dem Wilhelmsplatz: 100 Zentner Mostobst, württ. 7 ^ 20 bis 7 ^ 40 H per Ztr. Gütsrbahnhof: 46 Waggon Mostobst (14 belg., 3 französ-, 27 Hess., 3 östr.). Preis per Waggon 10601160 per Ztr. 5 80 ^ bis 6 ^ 10 A

Ludwigsburg, 30. Septbr. Gestern früh etwa um 3 Uhr wurde auf der Straße Zuffen­hausen-Stuttgart und zwar in der Nähe der Pragwirtschaft, der ledige 25 Jahre alte Schuhmacher­gehilfe Eduard Linke von Zerbst, (Sachsen-Anhalt) erstochen, anläßlich eines Wortstreites. Durch den Landjäger Pfeiffer in Zuffenhausen, wurden sieben Burschen größtenteilsLouis", die sich an dem Wort- fireit beteiligten und unter welchen sich der Thäter befindet, in Haft genommen und eingeliefert.

Weinsberg, 30. Sept. (Weinpreise.) Käufe zu 200 ^ gem. Gewächs, Preise steigen. Eberstadt, 30. Sept. Käufe von MiUelgcwächs zu 190 und 200 Grantschen, 30. Sept.

Käufe zu^188 und 190 ^ für gem. Gewächs. Sulzbach, 30. Sept. 1 Kauf zu 195 »-. Viel zum Durchschnittspreis verstellt. Wim menthal 30. Sept. Vieles verstellt, Preise 175 und 200-.

Göppingen, 30. Sept. Heute Vormittag verunglückte in der Maschinenfabrik von L. Schüler hier der Gießer Heitzler beim Ausgraben eines Gußstücks. Dasselbe hätte an einem Krahn befestigt werden sollen, wobei ein großes Stück davon absprang und ihm den Kopf und Arm schwer verstümmelte, so daß für sein Leben das Schlimmste zu befürchten ist. Der Verletzte wurde sofort ins Krankenhaus verbracht.

Karlsruhe, 1. Oktober. Die Kaiserin Friedrich trifft in der ersten Hälfte des Oktober zu kurzem Aufenthalt auf Einladung des Groß- herzogs in Baden-Baden ein.

Frankfurt, 30. Sept. DieKleine Presse" schreibt heute in eigener Sache: Herr v. Hammer­stein hat, wie wir erfahren, die Beleidigungs­klage gegen den früheren verantwortlichen Redakteur derKleinen Presse", Herrn vr. Zacher sowie gegen Herrn Leopold Sonnemann zurück­gezogen. Die erhobene Widerklage wird dadurch nicht berührt.

München, 1. Okt. Das Begnadigungsgesuch des Amerikaners Louis Stern ist denNeuesten Nachrichten" zufolge vom Prinzregenten vor seiner Abreise in das Hochgebirge abschlägig beschieden worden.

Straßburg, 29. September. Der gestrige 25jährige Gedenktagder Ue bergab evonStraß- burg ist in unserer Stadt fast ganz unbeachtet vor­übergegangen; von den Blättern brachte nur die Straßb. Post sine» auf die Bedeutung des Tages bezüglichen Artikel. Die militärischen Gebäude und die Festung hatten geflaggt. Außerdem hielten das Fußartillerirreg. Nr. 10 und das badische Pionierbat. Nr. 14, die beide an der Belagerung von Straßburg teilgenommen haben, einige Festlichkeiten. Das letztere Bataillon legte prachtvolle Kränze an dem in der Zitadelle gelegene» Denkmal nieder, das den 1870 gefallenen Offizieren des Ingenieurs- und Pionierkorps gewidmet ist. Unsere Industrie- und Gewerbe- «uSstellung geht dem Ende entgegen; der Schluß derselben wird am 15. k. Mts. erfolgen. Die gehegten Befürchtungen, daß die Ausstellung für die Stadt mit einem Fehlbetrag abschließen werde, haben sich als un­begründet erwiesen, da bereits am vergangenen Donners­tag die Summe von 369 000 welche für die Ein­nahmen aus den täglichen Eintrittsgeldern im Voran­schläge eingesetzt war, überschritten worden ist. In der vergangenen Woche haben die Preisrichter da­rüber erkannt, wem von den Ausstellern Preise zu­erkannt werden sollen. Ehrenpräsident des Preis­gerichts ist Staatsrat vr. v. Tchlumberger, ge- schästsführender Präsident Oberreg.-Rat a. D. Diefen - bach - Stuttgart; auch Prof. Neckeimann- Stuttgart gehört dem Preisgericht an. Bei einer Gesamtzahl von gegen 1300 Ausstellern wurden gegen 882 Preise zuerkannt, darunter 247 erste, 341 zweite und 294 brüte Preise. Dis ersten Preise bestehen

aus Ehrendiplom und Medaille, die' zweiten aus Diplom und Medaille, die dritten aus Diplomen. Unter den Ausstellern befinden sich 650 aus Elsaß- Lothringen, 450 aus Baden, 100 aus der Pfalz. Auf die badischen Aussteller sind 313 Preise gefallen, darunter 84 erste, 131 zweite und 98 dritte Preise Einen ersten Preis erhielt auch die hier vertretene Stuttgarter Möbelfabrik von Schüttle und Dortail.

Straßburg i. E. Am letzten Sonntag unternahm Miß Pol ly aus Köln eine Luft­ballon-Auffahrt mit Fallschirm-Absturz. Gegen die bei solchen Veranstaltungen übliche Ge­wohnheit erfolgte die Auffahrt um 5'/- Uhr zur festgesetzten Zeit. Eine vieltausendköpfige Menge um­säumte schon lange vorher den im Festpark der In­dustrie- und Gewerbe-Ausstellung gelegenen Platz. Ein sanfter Nordostwind trieb den Ballon in süd­westlicher Richtung über die ganze Stadt hinweg, so daß es der kühnen Dame erst nach längerer Zeit und als der Ballon schon eine sehr bedeutende Höhe er­reicht hatte, möglich war, den Sprung ins Ungewisse zu wagen. Nach einem kurzen blitzschnellen Fall öffnete- sich der Schirm und nach wenigen Minuten landete Miß Polly etwa sieben Kilometer vom Platz der Auffahrt entfernt, in der Nähe des Vorortes Königs­hofen, von wo sie alsbald im Wagen zur Ausstellung zurückkehrte. Weniger gut erging es dem herrenlosem Ballon, der in einer höheren Region in eine andere Richtung geriet und erst in der Dunkelheit, etwa 20 Kilometer entfernt, bei dein Dorfe Nordheim nieder­fiel, ws er alsbald von rohen Menschen ziemlich übel zugerichtet wurde.

Berlin, 28. Sept. Ein eigenartiges An­denken aus dem deutsch-französischenKrieg besitzt noch ein hiesiger Bürger, der Brauereibesitzer E. Leue. Er hat als Unteroffizier der Reserve des Garde-Festungs-Artillerie-Regiments die Belagerung von Straßburg mitgemacht und erhielt gleich nach der Kapitulation die Erlaubnis, die Stadt zu besuchen. Er bestieg sofort mit anderen das Münster und nahm sich als Andenken ein Stück von der weißem Flagge mit, welche die Franzosen am 27. Septbr. 1870 zum Zeichen der Unterwerfung aus dem Turme des Münsters heraushängtsn.

Berlin, 30. Sept. Der Lokalanzeiger meldet aus Kopenhagen: Die Zarin-Witwe hat be­schlossen, möglichst bald nach dem Kaukasus zu reisen, da die Nachrichten über das Befinden des Thron­folgers sehr beunruhigend lauten.

Berlin, 1. Okt. Gegen die in Berlin ver­hafteten beiden Franzosen wird wahrscheinlich auf Grund des neuen Spionagegesetzes verhandelt werden.

Berlin, 3. Okt. DerLokalanz." meldet aus Mailand: Ein von der Polizei verhaftetes Sub­jekt bekannte, an der Beschädigung des Viktor Emanuel- Denkmals teilgenommen zu haben.

Wien, 30. Sept. Heute Vormittag traf der König von Sachsen hier ein und wurde vom Kaiser Franz Joseph am Bahnhofe empfangem

Paris, 2. Oktober. Die Leiche Pasteurs wurde gestern vom Sterbehause nach Paris gebracht. Sohn und Schwiegersohn bildeten das Geleite. Schul­kinder bildeten Spalier.

Petersburg, 1. Okt. Der Zar empfing gestern den Flügel-Adjutanten des deutschem Kaisers, Oberst v. Moltke, um von demselben ein Handschreiben Kaiser Wilhelms entgegen zu nehmen.

Rio de Janeiro, 1. Okt. Das deutsche PacketbootUruquai" ist in der Nähe von Calo Rio gescheitert.

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