ltzkli,,

.trSLU

Amts- und AnzeigeblcrLt für den Bezirk (Lalw

117

'-L-.-

§ME>EK

E-r.

Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Die MnrürkungSgebühr beträgt im Bezirk und !n nächster Um­gebung S Pfg. die Zeile, sonst 1L Pfg.

Donnerstag, Len 3. Oktober 1895.

Sbonnementlprri» vterteljSLrttch tu der Stadt 90 Ps»« uu» L0 Pfg. TrLzerk'hn, durch die Post bezogen Mt. 1. sonst t» ganz Württemberg Mr. 1. KL.

AmtNchr Nekanutmachusge«.

Die Schnltheißenämter

zvsrden aufgefordert, die seit 1. Januar d. I. von Äen Grundbesitzern übergebenen Handrisfe und Meß­urkunden sofort an die K. Bezirksgeometerstelle .rinzusenden.

Ev. ist Fehlanzeige zu erstatten.

Calw, den 30. September 1895.

K. Oberamt.

I. V.: Amtm. Gottert.

Die HrLsvorsteHer?

-rverden auf die Bekanntmachung des' Vorsitzenden des Verwaltungsrats der Pensionskasse für Körper- fchaftsbeamte, betr. die Ablieferung der von den Mitgliedern der Pensionskasse geleisteten Nachzahlungen vom 7. ds. Mts. (Min.-A.-Bl. Nr. 20 Seite 348) mit dem Auftrag hingewiesen, dis Körperschaftsrechner zur Besorgung des Weiteren aus diese Bekanntmachung aufmerksam zu machen.

Calw, 1. Okt. 1895.

K. Oberamt.

Voelter.

Bekanntmachung.

Bei gegenwärtiger Dürre sollte streng vermieden Werden, in der Nähe von Wäldern oder größeren Oeven und Rainen Feuer anzumachen.

Die betreffenden Strafbestimmungen des Art. ZO des Forstpolizeiges. v. 8. Sept. 1879 werden hiemit veröffentlicht:

Mit Geldstrafe bis zu 24 ^ oder mit Haft bis zu 3 Tagen wird bestraft, wer

1. mit unverwahrtem Feuer oder Licht im Walde betreten wird,

2. im Walde brennende oder glimmende Gegen­stände fallen läßt, fortwirft oder unvorsichtig handhabt,

3. abgesehen von den Fällen des Z 368 Nr. 6 des Reichsstrafgesetzbuchs im Walde oder in gefährlicher Nähe desselben im Freien ohne Erlaubnis der Forst­polizeibehörde Feuer anzündet oder im Fall der Er­laubnis dasselbe gehörig zu beaufsichtigen oder aus­zulöschen unterläßt, oder den bei Erteilung der Er­laubnis ihm vorgeschriebenen Bedingungen zuwider­handelt,

4. wer bei einem Waldbrande der Aufforderung der zuständigen Forstbeamten zur Hilfeleistung nicht nachkommt, obschon er derselben ohne erheblichen eigenen Nachteil Folg« leisten konnte.

Calw, 1. Okt. 1895.

K. Oberamt.

Voelter.

Gin Juhmcsötatt deutscher Geschichte.

. Zur Erinnerung an den deutsch, französischen Arieg von j 870/7 s von Gustav Lange.

lll»!msliglkr Ra4ilr,4 verk-Ie».)

(Fortsetzung.)

Mit Beginn des neuen Jahres 1871 hatte di« '^deutsche Heeresleitung alle Kräfte aufgebotsn, um mit

Nachdruck auf eine baldige Beendigung des Riesen­kampfes hinzuwirken. Am 3. Januar 1871 wurde die französische Nordarmee unter General FaiHerbe bei ihrem Vorstoß nach Süden von General Manteuffel in der Schlacht bei Bapaume geschlagen und zum Rückzuge auf Arrais-Douai gezwungen. Der ent­scheidendste Schlag aber sollte im Südosten geführt werden, wo der französische General Bourbaki mit 100000 Mann in kühnem Zuge gegen Belfort her­anrückte, um die belagerte Festung zu entsetzen, das Werder'sche Corps zersprengen, die Deutschen vor Paris und bei Orleans von ihrer Verbindung mit dem Rhein abschneiven und dadurch zum Rückzug zwingen sollte.

In der That, kühn war dieser Plan ausge­dacht, aber er scheiterte überall an der Ueberlegenheit der deutschen Heerführung. Einem Angriff des Gene­rals Chaneys kam Prinz Friedrich - Karl zuvor und in siebentägigem Ringen vor Le Mans, vom 6. bis 12. Januar, warf er die französische Westarmee zurück und machte sie für lange Zeit kampfunfähig. Am 19. Januar schlug General Gäben auch die französische Nordarmee bei St. Quentin, erstürmte den Bahnhof und besetzte die Stadt. Die Franzosen mußten sich hinter die Mauern der nördlichen Festungen flüchten. In denselben Tagen hatte das Werder'sche Corps in der dreitägigen Schlacht an der Lisoine vom 16. bis 18. Januar den schweren Ansturm der Bourbakischen Uebermacht mit heldenmütiger Ausdauer bestanden und abgewiesen, noch bevor der mit einer neugebildeten Südarmee zu seiner Hilfe entsandte General Manteuffel mit der nötigen Verstärkung herbeigeeilt war.

Nachdem am 28. Januar ein dreiwöchentlicher Waffenstillstand vereinbart worden war, wonach mit Ausnahme der unter Bourbaki stehenden Armee, die sich nach ihren ersten Niederlagen an der schweizerischen Grenze im Osten wieder gesammelt hatte, alle fran­zösischen Truppen die Waffen niederzulegen hatten, trat eine Pause ein. Aber schon am 1. Februar wurde die Bourbakische Streitmacht bei Pantalier von General von Werder in Gemeinschaft mit General von Manteuffel über die Grenze nach der Schweiz hineingedrängt, wo die französische Truppenmacht in einem jammervollen Zustand befindlich von den eid­genössischen Milizsoldaten entwaffnet wurde; damit war auch die letzte französische Heeresmacht kampf­unfähig und das stolze Frankreich mußte sich nun auf Gnade oder Ungnade dem Sieger ergeben.

Die Verhandlungen zogen sich etwas in die Länge und wurde der Waffenstillstand noch zweimal verlängert, bis endlich am 26. Februar 1871 ein vorläufiger Friede zu Stande kam, nach dessen Be­dingungen Elsaß und ein großer Teil Lothringens mit der wichtigen Festung Metz Frankreich an Deutsch­land abzutreten hatte, auch waren von Frankreich fünf Milliarden (5000 Millionen) Franken Kriegs­entschädigung an Deutschland zu zahlen.

Inzwischen war in Frankreich eine National­versammlung gewählt worden, die in Bordeaux zu­sammentrat. Ihr wurde der in Versailles vorläufig abgeschloffene Friedensvertrag zur Genehmigung vor­gelegt. Bis von der Nationalversammlung die Ge­nehmigung erfolgt war, sollte ein Teil von Paris von deutschen Truppen besetzt bleiben; um nun Paris so schnell wie möglich von den deutschen Truppen befreit zu wissen, beeilte sich die Nationalversammlung in Bordeaux, den Friedensvertrag von Versailles zu genehmigen, was in Folge dessen schon am 2. März geschah, blutenden Herzens willigten di« französischen Volksvertreter in die harten, aber durchaus gerechten Friedensbedingungen.

Wenige Tage darauf, am 7. März 1871, trat König Wilhelm von Preußen die Heimkehr an, nach­dem er noch vorher eine Heerschau über die württem- bergischen und sächsischen Truppen abgehalten.

Der gewaltige Krieg war beendet, 180 Tage hatte er gedauert, 156 Gefechte und 17 Schlachten waren geschlagen, 26 Festungen und Forts erobert worden, 11650 Offiziere, 363000 Mann Franzosen zu Gefangenen gemacht und 6720 Geschütze und 83 Fahnen erbeutet worden.

Gefallen waren auf französischer Seite: An Toten hatte Frankreich zu beklagen 138871 Mann, darunter 2281 Offiziere. Deutschlands Verlust war allerdings geringer, wir hatten Verluste an Tote» 1871 Offiziere 40 743 Unteroffiziere und Mannschaften, rechnet man noch die vielen wackeren Streiter hinzu, die in jenen Tagen zu Krüppeln geschossen und zum Teil noch heute unter uns herumhinken, so ist unser Verlust auch ganz bedeutend.

Am 10. Mai 1871 wurde zu Frankfurt a. M. der Friede endgiltig abgeschlossen und kehrten nunmehr die tapferen deutschen Soldaten, mit Ruhm bedeckt in die Heimat zurück, überall mit Hellem Jubel be­grüßt. Nur einige östliche französische Departements blieben bis zur vollen Zahlung der Kriegsschulden von den deutschen Soldaten besetzt.

Im 16. September 1873 kehrte der letzte deutsche Soldat dem grollen Nachbarlande den Rücken.

O schöner Tag, wenn endlich der Soldat Ins Leben heimkchrt, in die Menschlichkeit,

Zum frohen Zug die Fahnen sich entfalten.

Und heimwärts schlägt der sanfte Friedensmarsch, Wenn alle Hüte sich und Helme schmücken Mit grünem Laub vom Eichenbaum,

Hell klingt von allen Türmen das Geläut!

_(Schluß folgt.)_

Tagesneuigkeiten.

In Leonberg ist der Schutt auf der Brandstätte nunmehr weggeführt; es waren nahezu 6000 Wagen voll. Der Stadt erwuchs dadurch eine Ausgabe von rund 5000 Mk. Außer den zum Feuer- löschverbande gehörenden Gemeinden haben auch noch iveitere Gemeinden in dankenswerter Weise Schutt ab- führen lassen. Einige Abgebrannte werden mit Auf­führung von Neubauten noch vor Eintritt des Winters beginnen lassen. Die Brandschäden am NathauS werden bereits ausgebessert.

Stuttgart, 30. Sept. Bei einer sommer­lichen Temperatur, wie inan sie an diesem Tage wohl noch selten erlebt hat, ist am Samstag das Landwirtschaftliche Hauptfest vor sich ge­gangen. Schon am Freitag war der Volksfestplatz sehr stark besucht gewesen und das mochte die Ursache sein, daß am Samstag vormittag das Gedränge sich in mäßigen Grenzen hielt, eine große Annehmlichkeit für die Besucher dieses schönsten Teils des Festes. Den Hauptschmuck des Festplatzes bildete neben dem eleganten königlichen Pavillon wiederum die Haupt­tribüne mit der kunstvollen Fruchtsäule. Eine will­kommene und durch zahlreichen Besuch belohnte Neue­rung war, daß dir Ausstellungshalle für die prämier­ten Tiere diesmal in den Kreis einbezogen war. Un­weit der Maschinenausstellung erhob sich ein zusammen­legbares Pferdezelt.' Die Besichtigung der im Kreise ausgestellten Tiere, wahrer Prachtexemplare ihrer Gattung, der Ausstellung landwirtschaftlicher Geräte