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mit dem Ernteergebnis? Häufig wurden die Getreidefelder einfach abgemäht und die Frucht heimgeführt ohne gedroschen zu werden. Wo man glaubte, außer dem Stroh noch einigermaßen etwas zu bekommen und Garben machte, diese drosch, da fand man einen so geringen Ertrag an Körnern, daß der Drescherlohn mehr aus machte, als die erhaltene Frucht wert war. Von den Haberfeldern, die anscheinend nicht so schwer verhagelt worden waren, ist der Ertrag ebenfalls sehr gering. Die Kartoffelpflanzen, die gerade in der Blüte standen zur Zeit des Hagels, mußten alle ihre Säfte zum Trieb neuer Stengel verwenden, und jetzt findet man in den Stöcken nicht viele, dazu kleine, ja häufig kranke Knollen.
Nun noch einen Pergeich der Lage der Bewohner in der überschwemmten Gegend und der abgebrannten Stadt mit derjenigen der Bevölkerung im Gebiet des Hagelschlags. Dort finden nun viele Taglöhner und HandwerkSleute Arbeit und lohnenden Verdienst bei der Wiederherstellung der Gebäude, Straßen u. s. w., hier aber ist gerade den ärmeren Bewohnern, deren es in manchen Gemeinden viele hat, durch den Hagelschlag die Gelegenheit durch Dreschen bei größeren Grundbesitzern etwas zu verdienen, vollständig abgeschnitten. Dies verschlimmert die Lage so manchen Familienvaters; die Gelegenheit zu lohnender Arbeit in den fast ausschließlich nur ackerbautreibenden Gemeinden fehlt überall. Darum möge auch diese wahrheitsgetreue Darstellung der wirklich gedrückten Lage unserer ärmeren Landbewohner noch recht viele Herzen zu milden Beisteuern veranlassen.
Herrenberg, 26. Septbr. Der verhaftete Gemeindepfleger Gauß von Nebringen, der das Amt eines Gemeindepflegers schon beinahe 4V Jahre ununterbrochen bekleidet hatte, soll im Laufe des letzten Jahrzehnts mehrere tausend Mark an Steuern zuviel eingezogen und für sich vereinnahmt haben. Seine Kassen sollen sich in Ordnung befinden und für die verursachten Vermögensnachteile (soweit sie überhaupt noch festgestellt werden können) dürfte Gauß, der ein ziemlich vermögender Mann ist, aufkommen können.
Stuttgart, 26.Sept. Elektr. Straßenbahn. Heute Nachmittag fanden die ersten offiziellen elektrischen Probefahrten der Straßenbahn auf der Strecke Charlottenplatz-Berg mit 5 reichbeflaggten Wagen statt. Die Wagen waren von Technikern der Elektrizitäts-Gesellschaft geführt. Im ersten Wagen befanden sich u. A. Prinz Hermann zu Sachsen- Weimar mit seinem Hofmarschall, Staatsminister des Innern v. Pischekund Oberbürgermeister Rümelin. In den übrigen Wagen folgten: Mitglieder der bürgerlichen Collegien, Vertreter der Presse usw. Die Fahrt ging im Allgemeinen flott von statten, doch hüpften bei der Hauptabzweigung vor dem Wilhelms- palaft, zum großen Gaudium der zahlreich herbeigeströmten Schuljugend, die Rädchen der sogen. Verbindungsstangen auf den Wagen aus dem elektr. Führungsdraht. Diese kleine Störung war indessen
rasch gehoben und verursachte keinen nennenswerten Aufenthalt. Die Straßenbahn wird also die nach dem Volksfest strömenden Völkerscharen elektrisch befördern. Die Wagen sind groß und elegant gebaut, doch sind die Trittbretter ziemlich hoch und dabei etwas schmal. Hoffentlich werden diese neuen Wagen nicht auch mit den in schreienden Farben schimmernden Neklametafeln für Chokoladen, Suppenwürzen ec. verunstaltet. Diese Reklametafeln sind bei den alten Wagen schon wiederholt der Anlaß zu Irrungen der Fahrgäste geworden, weil sie die Fahrrichtungstafeln nicht mehr beachteten.
Stuttgart, 27. Sept. Jugendlicher Ueber- mut hat ein junges Leben unglücklich gemacht. Ein ca. 20jähriger Kaufmann der Firma Stotz Neckarstraße, wollte mittags 12 Uhr in den Beiwagen des elektrischen Zuges springen, leider verfehlte er den Tritt und kam unter den Wagen, wobei ihm beide Füße abgefahren wurden. Der Verwundete wurde zunächst nach der tierärztlichen Hochschule und alsdann mittelst Sanitätswagens nach dem Karl Olgaspital verbracht.
Die Direktion der Stuttg. Straßenbahnen giebt dem „Schw. Merkur" folg. Darstellung des gestr. Unfalls: Gestern Vorm, wollte der etwa 20 Jahre alte Kaufmann Oskar Leopold in der unteren Nekarstraße, gegenüber der k. tierärzil. Hochschule, auf einem nach Stuttgart fahrenden Biotorwagen der elektrischen Straßenbahn, trotz Warnungs- -rufen, aufsteigen, verfehlte den Tritt und geriet unter den Anhängewagen, wobei ihm beide Füße überfahren wurden. Die leidige Unsitte, die Straßenbahnwagen während der Fahrt zu besteigen, hat wieder ein Opfer gefordert. Wir machen das Publikum noch besonders darauf aufmerksam, daß das Auf- und Absteigen während der Fahrt bei den schneller fahrenden elektrischen Wagen stets lebensgefährlich ist und deshalb nur an den Haltestellen geschehen sollte.
Korb im Remsthal, 26. Septbr. Das Bespritzen der Weinberge, das hier allgemein durchgeführt worden ist, macht sich reichlich bezahlt, denn unsere Weinberge stehen trotz der anhaltenden Hitze sehr frisch und schön belaubt da und es ist deshalb auch der Reifegrad der Trauben ein so weit vorangeschrittener wie man es selten antrifft, halbreife oder gar unreife Trauben gehören zu den Seltenheiten. Die Qualität des „Neuen" wird deshalb auch eine ausgezeichnete werden und es wird nicht zu hoch gegriffen sein, wenn man sie derjenigen des 65er Jahrgangs gleichstellt. Die Quantität ist freilich eine geringe, da von den Weinbergen nur ein kleiner Teil bezogen war, doch würde ein baldiger Regen noch etwas nützen. Obst giebt es beinahe gar keines.
Vom Bottwarthal, 26. Sept. In unserer Gegend wird, ehe noch die Lese begonnen wird, schon viel Wein verstellt. Die bis jetzt eingegangenen Kaufpreise bewegen sich zwischen 170—200 ^ für Weine aus besseren Lagen. In Auen stein wurde
verkauft: schwarz Gewächs 350 1 rauh zu 180 Mischling 175 und 170 ^ pr. 3 Irl.; in Großbottwar: Weißriesling 200 Auslese, gem. Gewächs von 180—200 Kleinbottwar: 200 bis 205 Mundelsheim: Käsberger 250 bis 260 rotes Mittelgewächs 185—215 ^ p. 3 bl.
Ulm, 26. Sept. Der Glückliche, der das große Loos der Reutlinger Lotterie mit 25 000 ^ gewonnen hat, ist der Lokomotivführer Heilbronner von hier. Der Mann kann das Gelv wohl brauchen; er ist Vater von 9 Kindern.
Buchau, 26. Sept. In Oggelshausen kamerr kürzlich 8 Wagen voll Zigeuner angefahren, die alsbald mnherschwärmten und die Bürger belästigten. Weisungen des Polizsidieners wurden verhöhnt. Der Schultheiß ließ nun die Feuerwehr allarmieren. Kaum hörten die braunen Gestalten die ihnen wohlbekannten Töne, da gab es ein Springen, Schreien, Fluchen und ehe die Feuerwehr auf dem Sammelplätze war,, waren die Zigeuner im Galopp wieder abgefahren.
Ravensburg, 27, September. Ein rechter Taugenichts, der gestern seinem armen Vater auf erschwerte Weise 27 ^ gestohlen hatte und dann polizeilich festgenommen wurde, nachdem er schon einen größeren Teil des Geldes verausgabt hatte, suchte sich heute vormittag im Arrestlokal zu erhängen, wurde aber noch rechtzeitig abgeschnitten und dem Leben erhalten.
München, 27. September. Wie das Neue Münchener Tageblatt meldet, ist der bekannte hiesige Distanzradfahrer Josef Fischsrin Straßburg gestürzt und hat sich schwere innere Verletzungen zugezogen-
Alt-Aussee,29. Sept. Der deutsche Reichskanzler Fürst Hohenlohe ist von der Jagd am wilden See hierher zurückgekehrt. Weitere Jagden sind nicht in Aussicht genommen, weshalb man der baldigen Abreise des Reichskanzlers entgegen sieht.
Hof, 25. Sept. Kürzlich erregte eine kleine Ehestands-Debatte auf dem Bahnhof einen großen Menschenauflauf. Eine Neuvermählte weigerte sich, von Heimweh befallen, unter Weinen und Sperren, trotz aller Bitten des Bräutigams, die Hochzeitsreise anzutreten. Da der Zug bereits Verspätung hatte, packte man die Holde trotz Protestes in den Zug ein.
Leipzig, 28. Sept. Bezüglich der in Köln, Magdeburg, Berlin u. s. w. erfolgten Verhaftungen wegen Landesverrats erfährt die Leipziger Gerichtszeitung aus absolut zuverlässiger Quelle, daß der vom Kriminal-Commiffar Tausch in Köln verhaftete Franzose der Vertreter eines weltbekannten deutschen industriellen Etablissements war, der aber in Paris lebte und der deutschen politischen Polizei schon seit langem verdächtig mar wegen der vielfachen Beziehungen, die er in geheimnisvoller Weise mit Personen in Köln, Berlin u. s. w. unterhielt. Seine Verhaftung durch den Kriminal-Commissar erfolgte am
Trotz des Ernstes der Situation machte Knülle fast bei jeder Granate, die er in das Rohr hinrinschiebt, seine witzigen Bemerkungen. Er scheint eS nicht zu hören, wie dir „Bohnen aus die Kaffeemühle", wie er die Mitrailleusen nennt, unS umzischen. „Meine Pillen, ihr Herren Franzosen, find zwar een BiSken schwer, halten aber auch jut vor," scherzt er. „Halt Dich tapfer, alter Krupp" wiederholte er oft.
„Nach der Unken Flanke mit Kartätschen geladen!" ertönt plötzlich vom linken Flügel laut das Commando des aufmerksam ausspähenden Batterie-Chefs.
„Na, nu heeßt et ufpaffen ! Da hinten kommt 'n Rejiment reitender Laternen- anstecker", äußerte Knülle, indem er mit der Hand nach der Richtung hindeutete, wo am nahen Horizont eine Colonne feindlicher LancierS sichtbar wird. Schnell sind die Geschütze geschwenkt, dann greift Knülle am Rohre zur Seite nach dem Futteral, in dem die sogenannte Notkartälsche steckt. Im nächsten Augenblicke steckt diese im Rohrs. „So, nu man ran, ihr Himmelhunde", meinte Knülle. „Diese kleene Fleeschbüchse pusten wir euch in det Jeficht und wenn ihr denn noch Appetit uff mehr habt, hol' ick noch 'n paar aus die Protze."
Unheimlich, verderbenbringend blicken die sechs Geschützrohre der im schwerfälligen Galopp näher rückenden Cavalleriemassr entgegen. Hoch ausgerichtet, mit hochgehobenem Degen, dessen Sinken das Zeichen zum Feuem bedeutet, steht der Batterie-Chef in den Bügeln, während sechs Kanoniere die Hände an der straffgespannten AbzugSschnur liegen haben — ein Ruck und 6 mal 48 Kartätschenkugeln prasseln in die Rechen der feindlichen Reiter. Das ist ein Moment, in dem das Herz de- Artilleristen mächtig an die Nippen pocht! Denn hatte die Kartätschensalve nicht den gehofften Erfolg, so steht er fast wehrlos dem heranstürmenden Feinde gegenüber. Zum Einzelkampf fehlt ihm ja die paffende Waffe.
Bekanntlich ist nun der physische und — wenn ich mich so autdrücken darf — der moralische Erfolg einer Kartätschensalve am größten, je kürzer die Entfernung zwischen dem stürmenden Feinde und den Rohrmündungen ist. Wir hatten eS oft bei Felddienstübungen rc. beobachtet, welche großartige Wirkung eine (markirte) Kartätschensalve, aus einer Entfernung von 100 bis 200 Schritt abgegeben, auf
die attaquirende Kavallerie ausübt. Die Verwirrung und Bestürzung, welche daS gleichzeitige Abfeuern von sämmtlichen Geschützen der Batterie in unmittelbarer Nähe der Cavallerie in erster Linie unter den Pferden anrichtet, ist überraschend. Nur wenige Reiter vermögen ihre höchst erschreckten Gäule vorwärts zu treiben, die meisten Thiere bäumen sich hoch auf, scheuen oder blähen schnaubend die Nüstern auf — kurz, sie sind von dem Feuer und Knall derart beunruhigt, daß die Reiter mehr an sie, als an ein Einhauen denken müssen.
Ob die Herren Franzosen unseres Batterie-Chefs Absicht, sie bis dicht an die Grschützmündungen herankommen zu lassen, errieten? Es schien fast so. denn plötzlich, in einer Entfernung von ca. 500 Schritten, stand die Masse einen Moment still, und da in diesem Augenblicke eine Infanterie salve aus einem Chausseegraben krachte, so wagte sie cs nicht, weiter vorzugehen. Man hörte einige kurze CommandoS und dann erfolgte schnell eine Linksschwenkung, durch welche das Regiment sich hinter einer Anhöhe in Sicherheit brachte.
„Na. denn nich", meinte Knülle, der gleich unS klebrigen jede Bewegung der feindlichen Larciers verfolgt hatte. „So 'n Pufirohr ist doch 'n kitzlichet Ding, ihr Herren Franzosen!"
Das Granatfeuer wird dann wieder ausgenommen. Plötzlich ist Knülle von seinem Platze verschwunden. Ah — das war die Veranlassung! Blitzschnell reißt er das Pferd des Batterie-Chefs zur Seite und zerrt es im Nu mit dem verwundert aufblickenden Chef etwa 20 Schritt weit fort, dann erfolgt ein Krach und — Roß und Reiter find gerettet.
Der Chef hatte nämlich, einen Moment hinter die Batterie sehend, nicht bemerkt, daß ein feindliches Geschoß, nachdem cs seine Kraft durch wiederholte Aufschläge auf den Boden verloren hatte, direkt auf seinen Standort zugerollt und einen Schritt hinter dem Pferde in unheimlicher Ruhe mit dem noch brennenden Zünder liegen geblieben war. Knülle hatte vas Geschoß rechtzeitig bemerkt; hätte er nicht mutig eingcgriffen, dann wären Pferd und Reiter unfehlbar zerschmettert worden. (Fortsetzung folgt.)