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115. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 70. Iahrgav-.
Erscheint DirnStag-, Donnerstag« und Samstags. Die EtnrückungSgebühr beträgt tm Bezirk und in nächster Um« -gebung 9 Pfg. dt« Aetle, sonst 19 Pfg.
Attin Absiineinent
für das 4. Quartal (Oktober - Teeember) ladet ergebenst ein
die Redaetion.
Amtliche Aekanutmachungen.
Kekannlmnchnng.
Durch Beschluß der Amtsversammlung vom 4. ds. Mts. genehmigt durch Dekret K. Kreisregierung vom 23. dieses Monats, sind die Mitgliederbeiträge zur Bezirkskrankenpflegeversicherungskasse der Amtskorporation Calw wie folgt erhöht worden mit Wirkung vom 23. Dez. 1895 an:
1) bei jugendlichen männlichen Dienstboten (bis zu 16 Jahren) und Lehrlingen von 8 ->L auf 11
2) bei erwachsenen männlichen Dienstboten von 11 ^ auf 14 iZ;
3) für weibliche Dienstboten von 8 H auf 11 --Z;
4) bei nicht unter Ziffer 1—3 fallenden Personen von 11 rZ auf 14 ^ je pro Woche.
Calw, den 25. September 1895.
K. Oberamt.
Voelter.
An die Gemeindebehörden.
Da bei der gegenwärtig herrschenden großen Trockenheit die Quellen auf einem sehr niederen Stand stehen, so wäre jetzt die geeignetste Zeit, um diejenigen Quellen, bei denen es sich je einmal um Verwendung zu einer Wasserleitung handeln könnte, zu messen.
Den Ortsbehörden wird daher empfohlen, derartige Messungen von Zeit zu Zeit vornehmen zu lassen und das Ergebnis in ein Protokoll einzutragen. Calw, den 26. September 1895.
K. Oberamt.
Voelter.
Die Schultheißenämter
werden aufgefordert, die Sportelrechnungen pro ult. September d. I. auf 30. d. M. abzuschließen und spätestens bis 3. Oktober d. I. hieher vorzulegen. Ev. ist Fehlanzeige zu erstatten.
Einhaltung dieses Termins wird bestimmt erwartet.
Calw, den 26. September 1895.
K. Oberamt.
I. V.: Amtm. Gottert.
Im Einverständnis mit dem König!. Medicinal- kollegium bereist gegenwärtig Herr I)r. Krails- heimer, Augenarzt in Stuttgart, das Land, um blinde und erwerbsunfähige Schwachsinnige zu untersuchen und zu beraten. Zu diesem Zweck werden die betreffenden Augenleidenden des Oberamts auf Mittwoch den 2. Oktober, vormittags 11 Uhr, ins hiesige Rathaus eingeladen. Armen Blinden wird Herr Dr. Krailsheimer die notwendigen Auslagen vergüten und ein kleines Zehrgeld verabreichen. Die anderen werden unentgeldlich untersucht.
Die Schultheißenämter, in welchen sich solche
Samstag, den 28. September 1895.
Augenleidende befinden, werden ersucht, dieselben auf diese Einladung aufmerksam zu machen.
Calw, 25. September 1895.
Oberamtsarzt vi. Müller.
tzin Iluhmesökalt deutscher Heschichte.
Zur Erinnerung an den deutsch-französischen Arieg von s870/7( von Gustav Lange.
(llotemtligler verkolc«.)
(Fortsetzung.)
General Faidherbe gelang es indes seine geschlagenen Truppen von Neuem zu sammeln und damit die Deutschen im Rücken zu bedrohen. Kurz entschlossen wandte sich General von Manteuffel nordöstlich und an dem kleinen Flüßchen Hallue kam es am 23. September zu einem heftigen Zusammenstoß, wobei die französische Nordarmee unter bedeutenden Verlusten nach schwerem Kampfe zmüchgedraggt wurde.
Währenv so die beiden Landarmeen, die zum Ersätze von Paris Heranrücken sollten, die Loirearmee und die Nordarmee Schlappe auf Schlappe erlitten hatten, war der Kommandant von Paris, General Trochu noch immer voll Hoffnung und machte wiederholt verzweilte Ausfälle, um den ehernen Ring der deutschen Truppen zu durchbrechen. Der erste Ausfall erfolgte am 30. September und hatten die schlesischen Truppen die schwere Aufgabe, denselben zurückzuweisen, was ihnen aber so nachdrücklich gelang, daß die Franzosen an dieser Stelle keinen Durchbruch wieder wagten. Einige Tage später mußen die Baiern einen Ausfall zurückweisen, während am 5. Oktober die posenschen Truppen den gegen das königliche Hauptquartier in Versailles unternommenen Ausfall mit Erfolg zurückschlugen. Alle diese mißlungenen Ausfälle von den Pariser Truppen hatten auf der Südseite stattgefunden und nachdem sie mißlungen, versuchte man ein gleiches im Norden. In der Nacht vom 27. zum 28. Oktober wurde ein Teil des Gardecorps in dem Dorfe St. Denis überfallen und mußte sich zurückzichen, wodurch die Franzosen wenigstens einen vorübergehenden Erfolg errangen; indes schon am 30. Oktober wurde ihnen diese eingenommene Stellung wieder entrissen und bei einem späteren Versuche sie zurückzuerobern, wurden die Franzosen von der preußischen Garde mit blutigen Köpfen heimgeschickt.
All' diese erfolglosen Ausfälle benahmen den Franzosen noch nicht den Mut und so unternahmen sie am 30. November mit ganz bedeutenden Kräften einen Ausfall gegen die Ortschaften Champigni) und Villiers, welcher sich zu einem heißen Ringen in dreitägiger Schlacht gestaltete und den abzuweisen den vor Paris stehenden tapferen Württembergern und Sachsen gelang. Der 30. November steht als einer der heißesten und blutigsten Kampfestage in den Annalen des Krieges von 1870. Gegen 80,000 Mann Franzosen hatten die Linie zu durchbrechen versucht, denen die Würtlemberger und Sachsen nur in geringer Zahl aegenüberstanden. Jeder einzelne von den braven Württembergern und Sachsen ist an diesem Tage zum Helden geworden und die Verluste waren daher auch sehr groß. Die Würtlemberger hatten über 1100 tapfere Streiter eingebüßt, die Sachsen etwa 800. Franzosen waren gegen 2000 kampfunfähig geworden. Der Gesamtverlust, die folgenden Tage, der 1. und 2. Dezember eingerechnet, wo den Sachsen und Württembergern und den ihnen zu Hilfe geeilten Pommern die schwere Aufgabe zufiel, Villiers, Bois
Sdomivuentlpretl vierteljährlich tu der Stadt S0 Ptg.
Sv Pfo. Lrägerlohn, durch die Post bezogen Mk. L. IS, sonst i» ganz Württemberg Mk. 1. SL.
und Champigny vollends von Ausfallstruppen zu säubern und sie in die Stadt zurück zu treiben beziffert sich auf: Sachsen 81 Offiziere und 1400 Mann Tote und Verwundete, darunter das Schützenregiment 36 Offiziere und 600 Mann. Pommern und Württembergs! zusammen 160 Offiziere und 2800 Mann. Durch die herrschende Kälte, die zeitweise sogar bis auf 17 Grad stieg, erlag mancher brave Württembergs!, Sachse und Pommer seinen Wunden, daher die Verluste auch bedeutender waren als in früheren Kämpfen. —
»Doch wer den Tod im heil'gen Kampfe fand,
Ruht auch in fremder Erd' im Vaterland!"
Die Kämpfe um Paris nahmen damit noch kein Ende, sondern setzten sich bis Ende des Jahres fort; obwohl jeder Durchbruchsversuch vergebens erschien, ließ sich doch General Trochu von Gambetta bestimmen, mit 100,000 Mann von Mont Valerien her gegen Westen einen energischen Ausfall zu unternehmen. Am 19. Januar 1871 leitete ein heftiges Feuer der Geschütze von den Pariser Festungswerken den Kampf ein, doch mit heldenmütiger Tapferkeit und Ausdauer wiesen die- deutschen Truppen diesen Ausfall zurück, damit für immer die Siegeshoffnungen der Pariser vernichtend und als dann am 27. Januar auf allen Seiten um Paris die Cernirungsarbeiten von den Deutschen beendet worden waren und am gleichen Tage ein heftiges Bombardement gegen die belagerte Stadt begonnen hatte, da erkannten die Franzosen nach und nach, daß jeder Widerstand wohl vergebens sein würde. Auch hatte sich zu alledem den Deutschen vor Paris zwei schreckliche Bundesgenossen zugesellt, um den Uebermut der Pariser zu brechen — Krankheft und Hunger, — welch' letzterer in der Riesenstadt erschrecklich, noch mehr als die deutschen Belagerungsgeschütze wütete.
Nach mehrmaligen Unterhandlungen vorher und Bewilligung von mehrtägigem Waffenstillstand erfolgte am Abend des 28. Januar 1871 die Kapitulation von Paris. So war endlich die stolze Seinestadt gefallen, gleich den meisten französifchen Festungen. Die Kunde davon verbreitete in ganz Deutschland ungeheuren Jubel, denn nunmehr konnte doch das Ende des Feldzuges baldigst vorausgesehen werden, die noch im Felde stehenden Reste der französischen Armee konnten den Lauf des Krieges nicht in andere Bahnen lenken und den Siegeslauf der deutschen Truppen nicht aufhalten.
Die Besatzung von Paris, ungefähr 250000 Mann wurde entwaffnet und mußte in der Stadt verbleiben, sämtliche Forts mit allem Kriegsmaterial mußten übergeben werden, auch mußte Paris innerhalb 14 Tagen 200 Millionen Franks Tribut zahlen. Dahingegen durfte die Stadt selbst von den deutschen Truppen nicht betreten werden, und konnte sich dieselbe nach Ablieferung der Waffen verproviantieren.
Die Besetzung der Forts von Paris erfolgte am 29. Januar 1871; unter klingendem Spiele rückten die dazu bestimmten deutschen Truppen in die einzelnen Festungswerke, da aber die Stadt nicht betreten werden durfte, so mußten die Stadtwälle abrüsten. Die 400 Feld- und 1500 Festungsgeschütze verblieben den Franzosen, nur mußten sie die Lafetten davon den Deutschen ausliefern.
_(Fortsetzung folgt.)_
Tagesneuigkeiten.
Stuttgart, 26. Sept. Gestern abend nach 6 Uhr warf im Silberburggarten ein Knabe eine Schachtel brennender bengalischer Zündhölzer in ein Gesträuch, wodurch letzteres in Brand geriet.