500

lind Birnen sind aufgestellt; erster« kosten 810 -A letztere 1015 per Pfund; Preiselbeeren sind ver­schwunden, für Brombeeren werden 30 ^ per Liter bezahlt, Haselnüsse kosten 20 H das Meßchen. An die Stelle des HäuptleSsalat ist nun Endivien getreten. 1 Pfd. Butter kostet 85 90 -A Eier 67 A Für Kartoffeln wurden per Pfund 4 A per Ztr. 3 ^ 50 -iZ bezahlt. Kraut scheint teuer zu werden; in­folge der trockenen Witterung haben sich die Köpfe wenig entwickelt; je nach Größe werden für den Kopf 730 verlangt. Auf dem Fruchtmarkt war wenig Frucht zugeführt. Dinkel kostete 6 40 H

bis 6 ^ 80 --Z, Haber 6

Bei der in Mün singen am 3. Juli stattgehabten Distriktspferdeprämiierung er­hielt einen Nochpreis der Oekonom Gotthelf Nüßle von Simmozheim für einen 4jähr. Hellbraunen von 60 sowie einen Familienpreis von 50

Reutlingen, 19. Scpt. In der heute be­gonnenen Ziehung der Reutlinger Kirchenbaulottcrie siel der 1. Gewinn mit 25000 ».A auf die Nr. 31769.

Chemnitz i. S., 20. Sept. Gestern Abend 9'/, Uhr ist vor dem Bahnhose Oederan ein Militär­zug, welcher das erste und zwecke Bataillon des Zittauer Regiments, etwa 1200 Mann, in die Garnison zurückbefürdern sollte, mit einem Güterzuge zusammen­gestoßen. Zwölf Soldaten wurden getötet, 20 schwer verletzt und 40 leicht. Sofort nach Bekanntwerden des Unglücks ist von Chemnitz aus ein Rettungszug mit Aerzten nach der Unglücksstelle abgegangen. Die Maschinen und mehrere Wagen sind entgleist unv beschädigt.

Chemnitz, 20. Scpt. Die neueren Meldungen über das Eisenbahn-Unglück besagen, daß der Zu­sammenstoß gegen 12 Uhr Nachts erfolgte. Nach den letzten Feststellungen wurden 8 Soldaten und «in Bremser getötet. 47 Soldaten sind teils schwer, teils leicht verletzt. Als großes Glück im Unglück ist zu betrachten, daß der Dresdener Schnellzug den Bahnhof bereits passiert hatte, als der Zusammenstoß erfolgt war. Der Zusammenstoß war derart gewaltig, daß man den Krach weithin hören konnte. Der Militärzug hatte 96 Achsen. Der Gepäckwagen und 4 Personenwagen, in welchen die erste und ein Teil der zweiten Compagnie des 133. Infanterie-Regiments untergebracht waren, sind zertrümmert. Von dem Güterzuge sind ein Gepäckwagen und eine Lowry zertrümmert. Das Jammergeschrei der Verunglückten war herzzerreißend. Einem Unteroffizier wurden beide Beine abgefahren. Ein Soldat, welcher zwischen die Puffer zweier Wagen geraten war, konnte erst nach zwei Stunden aus feiner Lage befreit werden, worauf der Tod bald eintrat.

Wien, 18. Sept. Heute wurde der ehemalige Hausierer Israel MeiselS, ein gebrechlicher Greis von 77 Jahren, in Hernals von einen» jungen Burschen angefallen. Der Bursche versetzte dem Greis mit dem

Zurufe: »Da hast es, Saujude!" einen Stoß in den Unterleib, worauf der alte Mann bewußtlos zu­sammenstürzte und bald darauf verschied. Der Thäter ergriff nach der Ausführung des Attentats die Flucht und konnte bis Mitternacht nicht ausgeforscht werden.

Die Ballonkatastrophe bei Brüssel. Die bei Brüssel am 15. September so entsetzlich ums Leben gekommenen Lustschiffer Toulet und drei Ge­noffen, drei Brüsseler Namens Delvaur, Dushaulsoit und Scheers-Dupuis, waren um 10'/- Uhr in Brüssel aufgestiegen, wahrend die Explosion des Ballons nach den Aussagen verschiedener Augenzeugen, die den Ballon in der Nähe von Hal in Brabant beobachteten, um 11 Uhr 20 Min. erfolgte, und zwar mit einer Heftigkeit, daß sie noch in einer Entfernung von 5 kw auf dem Lande gehört wurde. Dieselben Augenzeugen sagen aus, daß der Ballon in einer großen Höhe war, die auf 2000 m geschätzt wird. Man kann sich den Anblick nicht vorstellen, den nach den Beschreib­ungen der an der Stelle des Absturzes herbeieilenden Landleute die bis zur Unsörmlichkeit und Unkenntlichkeit entstellten Leichen der Abgestürzten darboten. Die Umhüllung des Ballons lag ebenfalls in Fetzen am Boden und die Gondel war in den harten steinigen Boden des freien Feldes 20 Ctm. tief cingedrungen. Die Verunglückten hinterlassen teilweise Frau und Kinder, und herzzerreißend war der Jammer dieser, die auf die erste Kunde des Unglücks sofort von Brüssel herbeigeeilt waren. Dir Leichen der Männer waren so entsetzlich entstellt, daß man den Angehörigen den Anblick verweigerte. Ueber die Ursache der Ex­plosion fehlt jede sichere Spur. Einige Bauern be­richten, daß der Ballon hoch in der Luft plötzlich in Flammen gestanden habe und man vermutet deshalb, daß die Entzündung durch irgend eine Unvorsichtigkeit eines der Reisenden, vielleicht durch das Anzünden einer Cigarre und absprühende Funken herbeigeführt worden sei. Andere, die am Morgen dem Aufstieg aus der Nähe zusahen, behaupten, daß der Ballon zu viel Gas in sich ausgenommen habe und seine Umhüllung unter dem Drucke desselben geplatzt sei, da sie beobachtet haben wollen, daß ein Ventil bei der Auffahrt hermetisch geschlossen gewesen sei. Toulet war im übrigen ein bekannter und erfahrener Luft­schiffer, der jedoch wegen seiner Waghalsigkeit den Beinamencasseeou" führte. Verschiedene Male waren ihm schon Unfälle zugestoßen. Zwei Mal landete sein Ballon im Kanal, jedoch wurde er jedesmal gerettet. Vor 2 Jahren brach er bei einer Landung in Nordfrankreich ein Bein, sodaß er seit dieser Zeit hinkte. Die Zahl seiner Luftfahrten wird auf 360 im Ganzen angegeben, auf denen ihn bis vor Kurzem häufig seine ebenso mutvolle Frau begleitete.

Rom, 20. Sept. Am gestrigen Tage erhielten die Berliner Turner bei der Preisverteilung einen Lorbeerkranz, fünf goldene Medaillen und mehrere kostbare Geschenke. Als der erste Preisrichter diese Ehrung verkündete und die Berliner Riege als in jeder Weise musterhaft und nachahmenswert hinstellte

brachen die Turner und das Volk in ein dreifaches Hoch auf Deutschland aus. Die Straßen Roms sind von einer dichtgedrängten Menschenmenge besetzt. Der Fremdenzusluß ist ein bedeutender und wird von den Behörden auf 90000 geschätzt.

GeneralVrrsainmIung des Kandrv. Srnrlrsvcrcins und Jungviehpriimre- rirug am 21. September.

Die heute stattgehabte Ausstellung von Jung­vieh war außergewöhnlich stark beschickt. 62 Preis­bewerber hatten ihre Tiere zugebracht und 30 Preise im Gesamtbeträge von 455 ^ gelangten zur Aus­gabe. Prämiiert wurden für

Farren mit

I. Preis Balthas Dongus von Deckenpfronn,

I. Friede. Gerber, Holzbronn,

lje 25

II. » Andr. Nometsch, Liebelsberg,

II. Peter Weiß, Ostelsheim,

II. Gutspächter Frommer, Georgenau,

(je 20

III. Friede. Nüßle, Simmozheim,

III. » Lammwirt Weinmann, Neuhengstett,

III. Jakob Angerhofer, Althengstett,

(je 15

Rinder mit

I. Schultheiß Hanselmann, Liebelsberg,-

I. Friedr. Klotz, Zwerenberg,

I. Karl Frommer, Hof Georgenau,

(je 25

II. Friedr. Straile, Althengstett,

II. » Bärenwirt Weiß, Stammheim,

(je 20

III. » Karl Dachtler, Althengstett,

III. Joh. Kober, Stammheim,

III. Joh. Schwarz, Althengstett,

(je 15 -^),

IV. Joh. Ganser, Simmozheim,

IV- » Joh- Gentner, Bierbrauer, Stammheim».

IV. ,, Gg. Dingler, Liebeisberg,

IV. Friedr. Ottmar, Zwerenberg,

IV. Joh. Gg. Rent fehl er, Sommenhardt,

IV. » Gottlieb Flik, Althengstett,

IV. » Schultheiß Fischer, Ostelsheim,

IV. Jakob Zeiler, Stammheim,

IV. Joh. Kienzle, Althengstett,

IV. » Oekonom Goez, Hof Dicke,

IV. Joh. Wolf, Zwerenberg,

IV. Schultheiß Lutz, Deckenpfronn,

IV. Chr. Flik, Althengstett,

IV. Friedr. Binder, Sattler, Stammheim,

(je 10

Nach der Vorführung der prämierten Tiere und Verlesung der Preisträger begaben sich die zahl­reich anwesenden Landwirte und Freunde der Land­wirtschaft zum Mittagsmahl in den Bad. Hof. Die nachfolgende Generalversammlung fand ihre Ein­leitung durch den Vortrag des Hrn. Landestierzucht­inspektors Fecht über Jungviehaufzucht. Zunächst kam Redner auf einen Hauptpunkt zur Hebung der Viehzucht zu sprechen, nämlich auf die Farrenhaltung.

that er es nicht? War eS seine Absicht, die Beständigkeit des jungen Mädchens zu prüfen?

Auch ClemenceS Augen schienen diese Frage an ihn zu richten. Aber zum ersten Mal verstand er den Ausdruck dieser dunklen leuchtenden Sterne nicht und glaubt«, die Blicke des Mädchens deuteten ouf veränderte Empfindungen, baten ihn, dem Glück nicht hinderlich sein zu wollen, das die Bewerbungen des hochstehenden Mannes für sie aufbauten.

»WaS soll aus dem allem werden ?" fragte sich die Rätin oft genug seufzend. Hermine aber, die mit Clemrnce ein Zimmer teilte, richtete die gleiche Frage an das junge Mädchen, ohne jemals mehr als ein Kopfschütteln zur Antwort zu be­kommen.

ES war mittags um die zwölfte Stunde des nächsten Tages, als Borr.stedt Clemence um eine Unterredung unter vier Augen bat. Sie bewilligte ihm dieselbe. Aber das schöne Gesichtchen des armen Kindes zeigte keinen Blutstropfen, als es mit dem Vormunde in das kleine Zelt im Vorgarten des Häuschens trat. Z'Uernv an jedem Glied«, ließ sich Clemence auf einen Gartenstuhl nieder, während Barn­stedt mit verschränkten Armen vor ihr stehen blieb. Auch er war bleich. Dennoch klang seine Stimme vollkommen fest, als er nach einer Welle im tiefen Ton sagte:

»Graf Geradin war soeben bei mir, Clemence."

Das junge Mädchen neigte das Haupt. EL mußt« die Lippen fest zusammer- preffen, um nicht laut aufzuschreien. Gerhard aber sah über Clemence hinweg. Um dir Welt hätte er eS in diesem Moment nicht vermocht, die Augen feines Mündels zu suchen.

Sekunden hindurch beherrschte peinigendes Schweigen den kleinen Raum. Dann setzte Gerhard den Worten von vorher die vielsagende Bemerkung hinzu: »Sie wissen, weSholb mich der Graf aufsuchte?"

»Ich vermute eS!"

»Und Sir wissen, welche Antwort ich ihm geben muß?"

Er hatte die letzten Worte so eigentümlich betont, daß Clemence leidenschaft­lich die Hände erhob: »Nein, ich weiß eS nicht." Dann sprang sie plötzlich vom Stuhl in die Höhe. Wie in Todesangst flog sie auf den blassen Mann zu, der ihr so statuenhaft gegevüberstcmd. »Gerhard Dornstedt," flüsterte sie, die Hand ihres Vormundes fassend, »um Gott, was für eine Antwort gaben Sie ihm?"

Er sah tief aufseuszend in ihr Gesicht. Nur einen Moment noch, dann wichen die Schatten plötzlich von den männlichen Zügen. Durch den Blick seines Auges zuckte eS wie plötzliches Verständnis.

»Welche Antwort ich gab?" wiederholte auch er jetzt. »Clemence, in diesem Augenblick erst weiß ich die rechte Antwort! Denn nun wird es mir endlich klar, wie sehr ich Ihnen unrecht gcthan, als ich glaubte, das junge Herz, welches sich mir, dem alten Manne, ohne Versprechen, ohne Schwur, unwissentlich vielleicht zu eigen gegeben, habe sich wieder von mir gewendet, da ein Vornehmerer gekommen, der sich meine kleine weiße Rose ,u eigen machen wollte für alle Zeit."

»Onkel Gerharv!" rief sie. Er aber nahm die bebende Rechte deS süßen Geschöpfes, und tief in die dunklen Mädchenaugen sehend, setzte er hinzu: »Ja, ja, jetzt bin ich eines besseren belehrt! Jetzt weiß ich, daß meine Antwort an den Grafen nur ein Nein sein darf, weil"

»Weil Clcmcrce Romain keinen andern Mann so lieb haben kann wie ihren guten Onkel Gerhard," fuhr das junge Mädchen fort und lehnte das dunkle Köpf­chen an die Brust des Mannes, dessen Herz so treu für sie schlug . . .

In diesem verhängnisvollen Moment war Doktor Guido, aus der Stadt kommend, in das Zelt getreten. Diesmal aber zuckte es nicht eifersüchtig in seinem Herzen auf bei dem Anblick deS liebenden Paares. Im Gegenteil, er nickte be­friedigt, und zu den beiden tretend, sagte er nur leise, ihnen die Hände reichend »Endlich gefunden!"

(End e.)