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ist. Die Mahlzeit die hierauf im Gasthof zum Ochsen eingenommen wurde, vereinigte eine groß« Zahl hiesiger Einwohner und, als auswärtige Gäste, die Ortsvorsteher der Nachbargemeinden bis in die Abendstunden. Auch der Herr Oberamtmann nahm teil und gab in einer Tischrede seiner Freude Ausdruck über die Wiederbesetzung des hiesigen Ortsvorsteher- omts durch einen Mann, dem die Gemeinde mit so viel Liebe und Vertrauen entgegenkommt. Unter den nachfolgenden Reden verdient ein von Schullehrer a. D. Beutelspacher vorgetragenes Gedicht Erwähnung, das die Wünsche der Gemeinde für ihren neuen Ortsvorstand und die Erwartung, die sie von ihm hegt, in sinnigen und schönen Worten aussprach unter herzlichem Beifall der Versammelten. Möge die Aera Kinzler, die nun für die Gemeinde Liebenzell beginnt, eine gesegnete und lang dauernde sein!
2 . Simmozheim. Unsere Zwetschgenbäume, welche größtenteils auf einem vom Hagel nur wenig oder gar nicht berührten Markungsteil stehen, liefern Heuer einen Ertrag von 4-500 Ztr., Käufe wurden noch nicht geschlossen. Dieser Ertrag ist den Gemeindeeinwohnern umsomehr zu gönnen, als es in unserer obstbaumreichen Gemeinde Heuer nur wenig Kernobst giebt.
Nagold, 16. Sept. Die Hopfenernte ist nahezu beendet. Einzelne Käufe mit Händlern abgeschlossen per Zentner zu SO -A.
Stuttgart, 16. Sept. Es besteht die Absicht, hier nach dem Vorgänge anderer größerer Städte einen Sportplatz mit Velociped-Rennbahn, Spielplätzen für Fußball- und Lawn-Tcnnis, einer Schlittschuhbahn u. s. w. zu errichten. Man hat dazu einen Platz am Neckarufer in der Nähe der Gasanstalt ausersehen. Das Unternehmen, welches immerhin einen Aufwand von 50—60,000 M. erfordert, soll auf Aktien gegründet werden. — Von der berühmten Orgelsabrik von Walker in Ludwigsburg wird z. Z. in dem neuerbauten Kaim'schcn Konzerthaus zu München eine Orgel aufgestellt, welche die größte Konzertorgel Deutschlands ist.
Stuttgart, 17. Sept. Das vorzügliche Reisewetter dieses Sommers, sowie die in diesem Jahre ganz besonders hervorgetretene Zunahme des Reiseverkehrs überhaupt, haben einen sehr günstigen Einfluß auf die Eisenbahnkasie ausgeübt. Wie man hört, übertreffen die Ziffern aus dem Personenverkehr diejenigen des Vorjahrs schon jetzt um ein ganz beträchtliches, so daß zweifellos die Etatssätze glatt erreicht werden. Die Zeitkarten erfreuen sich einer immer größeren Beliebtheit unter dem reisenden Publikum. Wenig erbaut davon ist man aber in den kleineren Orten des Landes. Hier hat die Frequenz der Gasthöfe wesentlich abgenommen, weil die Reisenden jetzt alle diese Plätze von den größeren Städten aus per Abstecher besuchen.
Metzingen, 16. Sept. Die Hopfenpflücke ist jetzt beendet. Es finden sich hier Käufer ein, sowie in den benachbarten Ortschaften. In Neuhausen wurden Käufe abgeschloffen zu 60—68 in Dettingen zu 68, 70, 71, 73 in Kappishäusern zu 80 der Ztr.
Metzingen, 17. Sept. Der heutige Viehmarkt war sehr stark befahren und von Händlern wie auch sonstigen Käufern zahlreich besucht. Es entwickelte sich deshalb bald ein lebhafter Handel, namentlich in Milch- und Jungvieh, meistens zu den bisherigen Preisen oder etwas darunter. Fettvieh fand zu steigenden Preisen Absatz. Schönes junges Einstellvieh wurde bezahlt mit 130—330 Milchvieh 270 bis S40 trächtige Kühe und Kalbeln 300—380 Ein Paar Milchschweine galten 14—36 , ein
Läuferschwein 15—40 Nahezu alles verkauft. — Auch der Krämermarkt war heute etwas besser besucht.
Ulm, 17. Septbr. Das Geschäft auf dem Ledermarkt gestaltete sich gestern nachmittag sehr lebhaft und namentlich in Kalb- und Zeugleder war die Nachfrage sehr stark. Bis zum Abend war der Markt vollständig geräumt und eS betrug der Preisaufschlag gegen den letzten Markt bei Sohlleder 13—15'/», bei Schmalleder 15—18'/», bei Kalb- und Zeuglider 40—50'/».
Ulm, 18. Sept. Die bürgerlichen Kollegien faßten in der gestrigen nichtöffentlichen Sitzung einstimmig folgenden Beschluß: „Die Besoldung des Oberbürgermeisters Wagner wird in
Anerkennung der thatkrästigen Führung des Amtes, I ferner in Anbetracht, daß die Geschäfte des Amtes bedeutend gewachsen sind, und das Amt nach seiner gegenwärtigen Gestaltung einen erheblichen Repräsen- tationsaufwand verursache, um 2000 M. erhöht. Diese Besoldungserhöhung ist zur Hälfte pensionsberechtigt. Dieselbe tritt vom 1. April 1895 ab in Wirkung. Oberbürgermeister Wagner war im Februar 1891 mit 7000 M. Gehalt angestellt worden.
Mergentheim, 18. Sept. Der gestrige Schafmarkt war gegen seine Vorgänger weniger zahlreich befahren, desto besser wurde gehandelt. Von zugetriebenen 5146 Stück durchaus schönem Vieh wurden 4265 Stück verkauft. Es wurden bezahlt pro Paar Lämmer 31—45 Jährlinge 43—53.50
Hämmel 47—63 Mutter- und Göltschafe 43.50 bis 50 Brackschafe 20-28 Nächster Schafmarkt: Dienstag, 15. Okt.
Heidelberg, 18. Sept. Eine Hochstaplerin, die am Sonntag aus dem hiesigen Gefängnis entwichen war, wurde in Hirschhorn verhaftet und wieder hierher cingeliefert, ebenso das Dienstmädchen des Gefangenwärters, das mit ihr flüchtig gegangen war. Letzteres wird sich wegen Gefangenenbcfrciung zu verantworten haben.
Darmstadt, 20. Sept. Die verwitwete Prinzessin Battenberg ist im Alter von 70 Jahren gestern gestorben.
Berlin, 19. Sept. Der Kaiser wird heute Abend 10 Uhr zur Jagd" nach Rominten abreisen.
Berlin, 19. Sept. Der Minister des Innern v. Koller hat einer Correspondenz zufolge in einem Erlaß an die Polizeibehörden, diese angewiesen, ihm über jeden größeren Streik direkt Bericht zu erstatten.
Berlin, 20. Sept. Dem „Tageblatt" zufolge ist das Verfahren in der Privatklage v. Kotze's gegen v. Schräder seitens des Gerichts eingestellt, da Verjährung angenommen wird.
Havanna, 20. Sept. Im hiesigen Hafen ist der spanische Kreuzer Barcaiztegni untergegangen. Etwa 40 Mitglieder der Mannschaft sind ertrunken. Der Kreuzer kollidierte mit einem Kauffahrteischiff.
Aus Frutigen, 18. Sept. meldet man den Basl. Nachr.: Das Gerücht hält sich aufrecht, daß in der Nacht vom Montag auf den Dienstag an dem Altels seitliche Abstürze erfolgt seien. Die Bewohner von Kandersteg und zurückkehrende Besucher stellen dies in Abrede. Beobachtungen durch das Fernrohr von Frutigen aus zeigen Veränderungen der Abbruchsstelle zu beiden Seiten, die vielleicht teilweise Rutschungen, aber nicht auf die Spitalmatte, Hervorrufen können. Auf der Spitalmatte selbst können sie keinen Schaden mehr verursachen. Bergführer melden das Vorhandensein von Gletscherspalten über der Abbruchsstelle und starken Wasserabfluß. Auch in der Richtung gegen das Gasterthal sind große Spalten sichtbar, daher tauchen neue Befürchtungen auf. Wünschenswert wäre es, daß der Gletscher staatlich genau untersucht würde behufs Sicherstellung der alltäglich zahlreichen Besucher des Absturzgebietes. Alle Nachrichten über neue Abstürze sind mit Vorsicht aufzunehmen.
Laibach, 19. Sept. Heute Morgen gegen 2 Uhr erfolgte Hierselbst ein ziemlich starker Erdstoß, durch welchen die Bevölkerung aus dem Schlafe aufgeschreckt wurde. Die Einwohner verließen zum Teil ihre Wohnungen.
Paris, 19. Sept. Der Figaro bespricht den Skandal Hammerstein und zwar mit einer gewissen Schadenfreude. Das Blatt glaubt nicht irre zu gehen, wenn es diesen Skandal als Anlaß zu einer großen Aenderung in der Politik des deutschen Reiches bezeichnet.
Paris, 19. September. Der Präsident des Generalrats hielt gestern Abend in Mirecourt eine patriotische Rede, in welcher er auf die deutschen Festlichkeiten anspielte und erklärte, die Franzosen würden nicht mit derselben Prahlerei, wie die Deutschen, das 35jährige Jubiläum der Wiedererstehung Frankreichs begehen. Frankreich werde ruhig bleiben, aber wenn es gezwungen werde, sich zu verteidigen, so würde in ganz Frankreich jedermann bereit sein, sich gegen die Feinde zu richten und zu erheben. Begeisterter Beifall wurde dieser Rede gezollt.
Paris, 19. Sept. Die vom Kriegsminister
getroffene Maßregel, die kranken Soldaten von Madagaskar nach Frankreich zurückzubringen, hat in parlamentarischen Kreisen und in der Presse große Erregung hervorgerufen. Der „Temps" teilt mit, daß von Rotterdam neuerdings ein Schiff abgegangen ist, um weitere 700 kranke Soldaten nach Frankreich zu bringen. Das Blatt verlangt von dem Minister, daß diese Kranken nicht nach Frankreich, sondern nach der Insel Reunion gebracht werden sollen. Die Reise von Madagascar nach Marseille sei mörderisch. Der Senator Ranc hat dem Kriegsminister mitgeteilt, daß er ihn wegen dieser Maßregel interpellieren werde, da es fast verbrecherisch sei, wenn die Verwaltung hiefür nicht stichhaltige Gründe habe.
Rom, 18. Sept. Heute bewegte sich vom Bahnhof der Festzug der Nationalschützen nach dem Pantheon. Ungefähr 6000 Männer mit 300 Bannern nahmen daran teil. Besonders malerisch war die Gruppe der Schülerbataillone, der militärischen Abordnungen und der garibaldinischen Rothemden. Um elf Uhr kam der König aus den Turnplatz. Der Kriegsminister sprach dort lange deutsch mit den Deutschen. Der König sagte bei Begrüßung der deutschen Turner zu deren Führer Hoppe: Ich danke Ihnen für den Kranz, den Sie auf dem Grab meines Vaters niederlegten, indem ich Ihnen die Hand drücke,- und möchte damit allen Ihren wackeren Gefährten die Hand gedrückt haben. Ich freue mich, Sie unter uns zu sehen, umsomehr als Sie einem Lande angehören, mit dessen Souverän mich innige Freundschaft verbindet. Der herzliche Empfang, den Sie bei uns gefunden, überrascht mich nicht, denn ich kenne die Gefühle meines Volkes. Nachmittags erfolgte im Beisein des Königs die Eröffnung des Festschießens durch Crispi.
Vermischtes.
— Der „Pforzh. Beob." enthält folgendes „Eingesandt": Am letzten Sonntag hatte Einsender dieser Zeilen Gelegenheit, eine Beobachtung zu machen über die ungleiche Behandlung der Fahrgäste auf der Eisenbahn. Als er am Sonntag Morgen von hier nach Karlsruhe fuhr, war eine einfache Bauersfrau mit im selben Wagen und hatte 5 Kinder bei sich. Ohne böse Absicht, was aus dem nachherigen Gespräch sich ergab, hatte sie eine halbe Fahrkarte zu wenig und mußte dieselbe nachlösen. Damit war nur der Gerechtigkeit Genüge gethan. Nachts bei der Rückfahrt nun stieg etwa in der Mitte der Strecke ein sehr „vornehmer" hiesiger Herr mit Gemahlin^ einer erwachsenen Tochter und einem Mädchen von etwa 12 Jahren ein. Das Erste war, daß die Gemahlin in ziemlich unhöflichem Tone ein einfaches Landmädchen aufforderte, einen auf dem Sitze stehenden Korb hinaufzustcllen, was auch sofort ohne ein Wort der Erwiderung geschah. Als der Schaffner nach dem Alter des jüngeren „Fräuleins" fragte, entgegnete der „vornehme" Herr mit dem Brillant am kleinen Finger der rechten Hand: „Bald zehn!" Der Schaffner ließ die Sache ruhen unter eigentümlichem Lächeln; wahrscheinlich sah ihm der Herr zu vornehm aus. Eine Weile nachher sprach der „vornehme" Herr zu seiner „höflichen" Gemahlin: „Bei uns in Norddeutschland müßten wir ein ganzes Billet haben; hier sind die Leute toleranter." — Einsender meint nun: Wenn einmal eine arme Person so etwas thut, um einige ihr notwendige Pfennige zu sparen, so läßt sich dies vom humanen Standpunkte aus entschuldigen; wenn aber ein so „vornehmer" Herr einer Kleinigkeit wegen das Bahnpersonal betrügt, so ist dies zum mindesten nicht schön und gehört an den Pranger gestellt.
Starrdesamt ßalw.
Geborene:
15. Sept. Georg Friedrich, Sohn des Johann Georg Ohngcmach» Drehermeisters hier.
17. „ Alfred Heinrich, Sohn des Adolf Lutz,,
Mühlebesitzers hier.
18. „ Johannes, Sohn des HanS Fechter, Ober-
amtspflcgers hier.
18. „ Emilie, Tochter des Christian Ayasse,-
Fabrikarbeiters hier.
Gestorbene:
14. Sept. Ludwig Friedrich Linkenheil, Lakier hier,- 39 Jahre alt.
Gottesdienste
am 15. Sonntag nach Trinitatis, 22. September. Vom Turm: 263. Predigtlied: 264.
91- Uhr Vorm.-Predigt: Herr Dekan Braun— 1 Uhr Christenlehre mit den Töchtern. 2 Uhr Bibel-- stunde im Vereinshaus: Herr Dekan Braun.
Mittwoch, 25. September.
10 Uhr. Betstunde im Vereinshaus.