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Amis- und Anzeigeblatt für den Bezirk Lalrv.

Erscheint Dienstags, Donnerstags und SamStagS. Die EinrüLllng-gebühr belrSpr tm Be,irk und in nSchüer Um- .Ledung 9 Pfg. die Heile, sonst 12 Pfg.

amstag, Len 21. September 1895.

SbonnnseiüiprU« otertell>ir!lch Pis. TrLgerloh», durch die Äft I >, Wvntimiirg Mk. l. SL.

70. Iahrgau-L

in der Statt S0 und bezogen Mk, I. IS, sonst i»

Ämtkiche Aekanutmal-uvgsrr.

Die Ortsüehörden für die Ardeiter- verstcherung

werden angewiesen, die Listen über die fingierten Steuerkapitale spätestens bis 1. Oktober d. Js. hieher vorzulegen. Hiebei wird auf die Bestimmungen der HZ 37 der Minist.-Nerfügg. vom 18. Juni 1891, betr. die Umlegung und den Einzug der Bei­träge zu den landwirtschaftlichen Berufsgenofsenschasten <Reg.-Bl. S. 154), hingewiesen und bemerkt, daß auch die vorjährigen Listen bezw. Fehlurkunden einzusenden sind.

Calw, den 19. September 1895.

K. Oberamt.

I. V.: Amtm. Gottert.

Gin Auhmesblatt deutscher Geschichte.

.Zur Erinnerung an den deutsch-französischen Tirieg von s 870/7 s von Gustav Lange.

(Lulentliglcr vrrkile».)

(Fortsetzung.)

Der unermüdliche 32jährige französische Advokat Gambetta, eines der einflußreichsten Mitglieder der Republik, hielt sich für ven Retter Frankreichs. Mit kühnem Griff hatte er sich der militärischen Diktatur nach dem Sturze Napoleons bemächtigt und stampfte nun förmlich die Armeen mit dem Fuße aus der Erde. So setzte er seine größte Hoffnung auf die neugebildete Loirearmee, die allerdings sehr beträchtlich war und wenn die Leitung ausschließlich dem ver­dienstvollen und befähigten General d'Aurelle de Paladines überlassen worden wäre, anstatt daß der Advokat Gambetta sich in die Leitung des Heeres gedrängt, so würde diese Armee gewiß den deutschen noch viel zu schaffen gemacht haben. Nach dem vor­übergehenden durch große Ueberzahl errungenen Erfolg bei Orleans setzte man in Paris und ganz Frankreich große Hoffnungen auf diese Loirearmee. Es wurde daher in Paris der Plan geschmiedet, dieselbe solle den deutschen VelageruNgstruppen vor Paris in den Rücken fallen, während zu gleicher Zeit von Paris aus ein heftiger Ausfall unternommen werden sollte. Durch Luftballon wurde dieser Plan nach Tours, wo die republikanische Negierung zu der Zeit ihren Sitz hatte, berichtet und demnach von dieser auch alle Vorbereitungen getroffen.

Die Franzosen hatten aber auch diesmal die Rechnung ohne den Wirt, das heißt ohne die Deutschen gemacht. Im deutschen Hauptquartier war man durch die Bewegungen der Loirearmee auf die Absicht der­selben aufmerksam geworden und beeilte sich dem­entsprechend Gegenmaßregeln zu treffen. Die zweite deutsche Armee unter dem Generalfeldmarschall Prinz Friedrich Karl, bestehend aus dem III. branden- burgischen, IX. holstein-hessischen und X. hannoverschen Corps, welche die Belagerung von Metz ausgeführt und nun nach dem Fall der Festung zum Teil wieder frei geworden, erhielt den Befehl, der Loirearmee den Weg zu verlegen, um so zu verhindern, daß dieselbe zur Befreiung von Paris Heranrücken könne.

Es war dies wirklich keine leichte Aufgabe, denn die Franzosen waren hier den Deutschen bedeutend an Zahl überlegen und dann mußten die Teil« des zweiten Älrmeecorps zum Teil erst in Eilmärschen herangezogen

werden, wodurch an die Mannschaften die größten Anforderungen gestellt wurden, indes der erprobte Heldenmut überwand auch diese Schwierigkeiten und bereits am 24. November kam es bei Beaune la Rolande zu einer blutigen heißen Schlacht, in welcher die deutschen Truppen Sieger blieben und das ange­maßte Feldherrntalent Gambettas Schiffbruch erlitt.

Nach einigen weiteren kleinen Gefechten ging es ungesäumt auf Orleans zu, welches schon einmal in den Händen der Deutschen gewesen, aber von diesen wieder hatte geräumt werden müssen. Die bei Beaune la Rolande in den folgenden Kämpfen geschlagene Loirearmee hatte sich hier in die Gegend des befestigten Platzes zurückgezogen und erwartete in guter Stellung den Angriff der deutschen Truppen, als dieselben in­des am 4. Dezember heranrückten, da mochten die Franzosen sich eines andern besonnen haben, denn in fast regelloser Flucht verließen sie die Stadt, welche nun am 5. Dezember von den Deutschen besetzt wurde, wobei ihnen noch zahlreiche Gefangene, sowie sehr vieles Kriegsmaterial in die Hände fielen. Der ge­schlagene Feind wurde ungesäumt verfolgt und in einzelnen Abteilungen in den Gefechten bei Meuny, La Cordon, Salbris, Beaugeney usw. geschlagen. Prinz Friedrich Carl selbst war, in Orleans sich nicht lange Ruhe gönnend, schon am 12. Dezember von dort aufgebrochen, um die Loirelinie ein für allemal vom Feinde zu säubern.

Die ganze Herrlichkeit der gepriesenen Loire­armee hatte ein klägliches Ende genommen.

Gleichzeitig mit der Loirearmee im Süden war auch im Norden Frankreichs, in den Provinzen Nor­mandie und Pikardie ein neues Volksheer gebildet worden, welches mit zur Befreiung der Hauptstadt wirken sollte. Dieselbe wurde erst von Bombaki, dann von Farre und schließlich von General Faid­herbe befehligt. Die I. deutsche Armee unter dem Oberbefehl des Freiherr» von Manteuffel, bestehend aus dem 1. und 8. Armeccorps erhielt Befehl, diesen Truppen entgegenzutreten und die Armee trat daher den Marsch gegen die Stadt Amiens an, wo die neu gebildete Nordarmee etwa 25000 Mann stark sich in zwei Abteilungen aufgestellt und den Angriff der Deutschen erwartete. Zisch verschiedenen unbedeuten­den Plänkeleien an den vorhergegangenen Tagen kam es am 27. November bei Amiens zur Schlacht. Die Franzosen leisteten Anfangs hartnäckigen Widerstand, als st« aber schließlich von den Deutschen in den Flanken umgangen worden waren, wichen sie zurück. Erft die einbrechende Dunkelheit machte dem schweren Kampf ein Ende, die Franzosen setzten unter dem Schutze der Dunkelheit ihren Rückzug fort und am 29. November konnten die Deutschen ihren Einzug in die Städte Amiens und Rouen halten. Die Ver­luste an diesen Tagen der Kämpfe waren auf beiden Seiten sehr bedeutend gewesen, besonders hatten die Truppen sehr unter der heftig auftretcnden Kälte zu leiden. Beteiligt waren an den Kämpfen um Amiens, Rouen und St. Quentin Ostpreußen und Rheinländer.

(Fortsetzung folgt.)

Tagesneuigkeiten.

X. Calw, 19. Sept. (Unglücksfall.) Gestern fand man die Frau des Sägmühlebesitzers Wied- mayer im Teinachthal, Gde. Emberg, tot vor der Bühnenstege liegend. Ohne Zweifel war sie dieselbe herabgestürzt. Der Ehemann der Verunglückten ist gegenwärtig verreist und sein derzeitiger Aufenthalt unbekannt.

-r. Hirsau. Am 14. September hielt der Verein für Naturkunde zu Hirsau in der Schwane" eine ordentlich besuchte Versammlung ab, wobei vom Vorstand über Pilze gesprochen wurde.

Es wurden an eßbaren Pilzen vorgeführt: der Stein­pilz, der Kuhpilz, beide zu den Röhrenpilzen gehörend; der Sammetfußkränzling, der Brätling, zu den Blätter­pilsen gehörend, der Stoppelschwamm, zu den Stachel­pilzen gehörend, der Hasenstäubling, die Hirschtrüffel, die Frühjahrsmorchel und der echte Ziegenbart und Schönhorn. Als giftige oder doch verdächtige wurden vorgezeigt der Schönfuß, der Kampferpilz, der Fliegen­schwamm, der Panderpilz und einige Theuerlinge.

Trotz der trockenen Witterung waren diese Arten in ^ den feuchteren Wäldern Oberkollwangens zu finden, was hauptsächlich dem undurchlassenden Boden unserer >> Misse?, zuzuschreiben ist. An den Dortrag schloß sich eine ziemlich lebhafte Debatte an, in welcher festgestellt wurde, daß dem Pilzgenuß das im Wege stehe, daß ungiftige Pilize in ihrer fortschreitenden Entwicklung giftig wirken können, auch sollten Pilzgerichte nicht längere Zeit verwahrt, sondern sofort verspeist werden.

Liebenzell, 19.Sept. Am vergangenen Dienstag hat Herr Verwaltungsaktuar Kinzler aus Aldingen, OA. Ludwigsburg, sein Amt als Stadt­schultheiß hier angetreten. Die Gemeinde hat ihrem Erwählten einen freundlichen und herzlichen Empfang bereitet. Von den bürgerlichen Kollegien auf der Station abgeholt, von den Herren Lehrern und ihren Schülern mit Choralgesang begrüßt, von Stadtschult­heißenamtsverweser Schönlen namens der Gemeinde bewillkommt zog der neue Ortsvorsteher vormittags 9 Uhr unter zahlreichem Geleite in die Stadt ein, die ihm zu Ehren mit Fahnen und Kränzen sich ge­schmückt hatte eine Braut, die des Bräutigams wartet am Hochzeitmorgen, wie einer ver Redner beim Festmahl, welches am Nachmittag den Bund zwischen dem neuen Stadtoberhaupt und der Gemeinde besiegelte, hervorgehoben hat. Nach kurzem Zusammen­sein in den Räumen des Gasthauses zum Adler wurde im Nathause von dem anwesenden Hrn. Oberamt­mann dem Hrn. Kinzler'die Registratur, die in bester Ordnung erfunden wurde, übergeben; sofort wurden auch von den Kollegien die Beschlüsse gefaßt, durch die dem neuen Ortsvorsteher das Aktuariat der Stadt- pflege, des Schulfonds rc. übertragen wurde. Hie­rauf folgte nachmittags 2 Uhr im Beisein der Bürger­schaft, die sich zu dem feierlichen Akte zahlreich ein­gefunden hatte, die Beeidigung desselben, wobei Hr. Oberamtmann Völler in ernster Ansprache ihm die zu übernehmenden Pflichten ans Herz legte. Nach­dem Hr. Kinzler in die Hand seines Vorgesetzten den Diensteid eines Ortsvorstehers abgelegt hatte, richtete auch der erste Ortsgeistliche an denselben noch einige Worte der Begrüßung, indem er zugleich seine besonderen Wünsche hinsichtlich der Mitwirkung des Stadtschult­heißen in Sachen der Schule und der Jugenderziehung, wie in den Angelegenheiten der kirchlichen Verwaltung und der Armenfürsorge bittend vortrug. Die Worte, die sodann der neue Herr Stadtschullheiß an die Ge­meindevertretung und an die versammelte Bürgerschaft richtete, befestigen in uns die Zuversicht, daß daS durch den frühen Tod eines tüchtigen Ortsvorstehers verwaiste Amt jetzt wieder in treue Hände übergeben