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>^S 96. Amis- und Anzeigeblatt für den Bezirk Lalw. 70. Jahrgang.
Erscheint Dienstags, Donnerstags und Sam.'StagS.
Die Einrückungsgebühr betrügt im Bezirk und in nächster Nm- zedvng S Pfg. dt, r>eUe, sonst IS Pf-.
Gin Auhmesökalt deutscher Heschichte.
Zur Erinnerung an den deutsch-französischen Urieg von 1(870/7 s von Gustav Lange.
(tlnkmtligler AalHlIr.it ieikl>Ien.1
(Fortsetzung.)
Am 16. August fand bei Vionville-Mars-la- Tour jene Schlacht statt, in deren Verlaufe zwei Eavallerie-Regimenter sich dermaßen mit Bravour auszeichneten, daß dieses unvergessen bleiben wird. Dem Generallieutenant von Alvensleben war am 16. August die Aufgabe zugefallen, Bazaine bei Won- Dille den Weg zu verlegen. Von Vormittags 9 Uhr bis Nachmittags 4 Uhr hielten die tapferen Brandenburger mit äußerster Kühnheit, Zähigkeit und wahrer Todesverachtung dem Feinde Stand. Zur Mittagschunde waren sie nach heißem Ringen im Besitz von Vionville.
Bald darauf aber wurde der Brandenburger Stellung durch das Nachrücken französischer Truppen auf das Höchste gefährdet. Immer mehr schmolzen die Scharen zusammen und das zur Hilfe herbeieilende zehnte Corps war bald in den heißen Kampf verwickelt. <Ls blieb kein anderer Ausweg, als der hartbedrängten brandcnburgischen Infanterie durch einen Cavallerie- Angriff Luft zu verschaffen. Diesen Auftrag erhielt die aus dem altmärkischen Ulanen-Negiment Nr. 16 und aus dem Kürassier-Regiment Nr. 7 bestehende Reiterbrigade von Bredow. Es war ein Todesritt, auf dem die tapferen Ulanen und Kürassiere in das heftige Infanterie- und Artilleriefeuer Hineinritten. Aber der beabsichtigte Zweck war damit- erreicht, er »erhalf zur Rettung, wenn die tapfere Reiterschaar sich auch wieder zurückziehen mußte. Beim Sammeln Der Reste der beiden Regimenter konnte jedes Regiment
Donnerstag» den 15. August 1895.
gerade noch eine Schwadron formieren, also über die Hälft« der Mannschaften waren auf dem Felde geblieben.
Es war ein heißer Schlachtentag gewesen und viel, sehr viel Blut auf beiden Seiten geflossen; es war zwar den Deutschen in der zwölfstündrgen Schlacht nicht vollständig gelungen, den zweifach überlegenen Feind aus seinen Hauptstellungen zu vertreiben, aber als am andern Tage der Morgen graute, da hatte er sie über Nacht verlassen.-
Der Verlust auf beiden Seiten betrug gegen 16 000 Mann. Deutscherseits beklagte man den Tod des verdienten General von Döring, Commandeur der 9. Infanterie-Brigade.
Welche Stimmung nach Eingang der Hiobsposten in Frankreich herrschte, beweisen die Zeitungsartikel; so schrieb der „Pays" an jenen Tagen:
„Sieg oder Tod! Erhebe dich, Frankreich, schwinge alle deine Standarten, die Oriflamme von St. Denis, die rote Fahne, die Trikolore. Laß den gallischen Hahn los und den kaiserlichen Adler, pflanze das Lilienbanner auf oder au h die phryaische Mütze, nur vorwärts! Sie sind nach Frankreich gekommen, sie werden da bleiben. Nicht einer soll zurückksmmen, um in den Dörfern Deutschlands zu erzählen, daß sein Fuß den Boden der französischen Nation besudelt hat. Und die, welche nicht in den Ebenen der Champagne den ewigen Schlaf schlafen werden, sollen in den Rhein hinabkollern, um den Völkern des Nordens die große nationale Rache zu verkünden."
Eine der blutigsten und nächst Sedan auch die bedeutungsvollste Schlacht war die am 18. August bei St. Privat und Gravelotte stattgefundene, und weil in derselben König Wilhelm von Preußen den Oberbefehl über die vereinigten Armeecorps geführt, auch Königsschlacht genannt wird. Wiederholt schlugen die Granaten rechts und links um ihn ein, ohne daß er es beachtete, bis ihn der Kriegsminister von Roon
SdonnemriuipretS vterlehährltch in der Stadt Sü Pta. und SV Pfg. Trägerlohn, durch dt« Post bezogen Mk. 1. 1b, sonst i» ganz Württemberg Mk. 1. Sb.
auf dis Gefahr aufmerksain machte. Nachdem Bazaine in der voraufgegangenen Schlacht sich nicht für besiegt erachtet und ihm nur der Abzug nach Westen vereitelt worden war, galt es nunmehr für die Deutschen noch, ihm auch den einzig noch möglichen Weg in nördlicher Richtung zu verlegen und dies führte zu der Schlacht von St. Privat und Gravelotte. Es wirkten hierbei die Garde, das 2., 7., 8., 9. und 12. Armeecorps; also Preußen, Sachsen und Hessen. Die Stellung der Franzosen in der Stärke von 150 000 Mann war eine günstige. Der sich weithin erstreckende Höhenrücken war von ihnen durch Befestigungen bedeutend verstärkt^ während der rechte und linke Flügel sich auf die beiden Ortschaften St. Privat und Gravelotte stützten, wo fast jedes Haus zur Verteidigung eingerichtet war, wahrend innerhalb dieser weit ausgedehnten Gefechtslinie verschiedene einzelne Gehöfte und kleine Ortschaften lagen, in welchen die Franzosen gleichfalls wesentliche Stützpunkte fanden. Der Angriff der Deutschen erfolgte mit Umgehung an verschiedenen Stellen. Mehrere Male wurden die stürmenden deutschen Regimenter, die von den Franzosen aus ihren günstigen Stellungen mit einem wahren Geschoßhagel aus Geschützen und Kleingewehren überschüttet wurden, wieder zurückgedrängt, denn die Franzosen kämpften nicht minder tapfer und wichen anfangs keinen Fußtritt aus ihren Positionen. Erst als allmählich die sämtlichen deutschen Truppen in's Gefecht hereingezogen und der Angriff auf verschiedenen Stellen zugleich erfolgte, die Gebäude der Ortschaften zum größten Teil in Brand geschaffen waren und von den Franzosen nicht wehr gehalten werden konnten, da wich der Feind der zähen Ausdauer der deutschen Truppen. Von Haus zu HauS, von Etappe zu Etappe wurde der Feind vertrieben, obschon er noch mehrere Male versuchte, seine Widerstandskraft zusammen zu raffen, doch die Preußen, Sachsen und Hessen duldeten keinen Widerstand mehr.
^Nachdruck oerbotrn.1
Onkel Gerhard.
Erzählung von Marie Widdern.
(Fortsetzung.)
In Heller Verzweiflung saß Hermine da. Auch die Tante schien in grenzenloser Verlegenheit. Endlich sagte sie jedoch mit frohem Aufleuchten ihrer guten, treuen Augen:
»Wir müssen eben v »suchen, auch mit dem Vorhandenen ein hübsches Ensemble -zu erzielen. Ich glaube, es gelingt uns, wenn ich Dir nur vor allen Dingen das Haar nach der heutigen Mode geordnet habe. Dazu ziehst Du Dein schwarzes Seidenkleid an. ES ist freilich auch nach vorsündflutlichen Schönheitsbegriffen gearbeitet, aber eS paßt Dir wenigstens und ist nicht so ungeheuer weit. So, nun laß uns auch keinen Augenblick zögern, an Deine Toilette zu gehen. Doch halt, während Du das Kleid aus der Garderobenkammrr holst, springe ich schnell in die Lküche hinab, um warmes Waffe» herauf zu holen. Der schauderhafte Klebestoff, mit welchem Mama Dich gelehrt, die reichen Wellen Deines HaareS zu möglichster Glätte zu zwingen, muß aus dem Scheitel gebracht werden, damit Du Deine Stirn wieder wie als kleines Mädchen von natürlichen Löckchen beschattet trägst."-
Eine Stunde später war das große Werk vollendet. Freilich, eine Dame von Welt hätte sich gewiß noch lange nicht in dem Aufzuge gezeigt, in welchem Hermine sich nun präsentierte; aber im Vergleich zu ihrem sonstigen Äußern war das Mädchen doch eine ganz andere Erscheinung geworden. Tante Betty hatte aber auch ihr möglichstes gethan, und die ungezwungene Anordnung der Haare zeigte da« Gesicht Hermines in einem äußerst kleidsamen R chmen. Es erschien jetzt, nun die Stirn nicht gewaltsam vergrößert wurde, auch keineswegs zu umfangreich im Verhältnis zu der hohen Gestalt, die in dem gut sitzenden schwarzen Seidenkleide dir trefflichsten Propottionen verriet. Mit einem Wort Hermine war eine vollständig andere
geworden. Staunend erkannte sie das auch selbst; denn wie sie jetzt einen Blick m den Spiegel warf, kam eS unwillkürlich über ihre Lippen:
»Aber, mein Gott, bin ich das auch wirklich noch?!"
Die Tante zupfte noch eifrig an den schweren Falten des schlepp:nden Gewandes der Braut, dann nickte sie zustimmend mit dem Kopf: »Ja, ja, Kind! Und noch hübscher wirst Du werden, viel hübscher, wenn wir erst eine tüchtige Schneidern» im Hause haben, die Dich von Grund aus neu kleidet, und wenn Du selbst Sorge trägst, daß auch Dein Geist die Fessel bricht in welche der Wille der verblendeter» Stiefmutter ihn geschlagen. So, jetzt ist Deine Toilette beendet, und Du kannst Dich ruhig in die Sofaecke setzen, bis die Gäste kommen. Es ist alles für ihre Aufnahme bereit. Die letzte Hand an die Vorbereitung zum Feste lege ich am liebsten allein."
»Aber Tante —"
»Nur keine Redensarten, Herzchen! Was ich für Dich thue, geschieht ja so gern!" Mit diesen Watten erhob sich die kleine Alte auf den Fußspitzen und küßt« Hermine mit einer Innigkeit, als wollte sie damit den vollen Gottessegen über die Tochter ihres einzigen Bruders erflehen. Hermine verstand sie wohl, sie vermochte cs aber nicht, den Empsi düngen ihres Herzens auch die rechten Worte zu leihen. Nur ml dem Ausruf: »Du gute Seele!" dankte sie und drückte die Hand der Tante, welche alsbald aus dem Gemach v.»schwand.
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In heiterem Geplauder kehrten die Feldarbciter des Gutsbesitzers von der schweren Arbeit des TageS zurück. Daheim in den strohdcdeckten Hütten dachte» sie das Abendessen einzunehmen und sich durch Ruhe und Schlaf zu dem Schaffe» des kommenden Morgens zu stärken. Zu ihnen gesellte sich, von der Stadt kommend, ein bestaubter Bote d.>S TelegraphenamteS.
»Ist das der Rosenhof," fragte er, »und wohnt dort der Gutsbesitzer Heinrich Lutter?'
»Ja wohl, Herr!" erwiderten mehrere St-mmen zu gleicher Zeit.