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^1S 80. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 7V. Iahrga«Si
Krfcheutt Die»StagS, Donnerstags und SamStags. Di« ^mrücknngsgebühr beträgt tm Bezirk und in nächster Um- . z«b«ns S Pfg. die Aette, sonst iS Psg.
Dienstag, den 9. Juli 1895.
>r->nnn»enl«pretl «tnt«lMrltch In dn «laN AI PI» und io Psg. TrLgrrlohn, durch di« Post dq-gkn M. i. Id, sonst i» z»iq Württrmberg Mk. l. dd.
Amtliche Nekarrotrnachrmge«.
K. Amtsgericht Calw.
Bekanntmachung,
betr. die Gerichtsferien.
Die Gerichtsferien beginnen am 15. Juli und rndigen am 15. September. Während derselben werden nur in Ferien-Sachen Termine abgehalten und Entscheidungen erlassen.
Ferien-Sachen sind:
1) Straf-Sachen;
2) Arrest-Sachen und die eine einstweilige Verfügung betreffenden Sachen;
2) Meß- und Markt-Sachen;
4) Streitigkeiten zwischen Vermietern und Mietern von Wohnungs-- und anderen Räumen wegen Ueberlasfung, Benützung und Räumung derselben, sowie wegen Zurückhaltung der vom Mieter in die Mietsräume eingebrachtsn Lachen;
2) Wechsel-Sachen;
6) Bau-Sachen, wenn über Fortsetzung eines angefangenen Baues gestritten wird.
Das Gericht kann auf Antrag auch andere «Lachen, soweit sie besonderer Beschleunigung bedürfen, als Ferien-Sachen bezeichnen.
Auf das Mahn-Verfahren, das Zmangs- «oklstreckungsverfahren und das Konkursverfahren sind die Ferien ohne Einfluß. (Reichsgerichts-Verf.-Gesetz Z 201, 202, 204).
Calw, den 8. Juli 1895.
Oberamtsrichter D e ck i n g e r.
Bekanntmachung.
Herr Landwirt.-Jnspektor Hornberger von Mottweil wird in den nächsten Tagen die am stärksten durch Hagel beschädigten Gemeinden des Bezirks Calw,
Altbulach, Holzbronn und Stammheim besuchen, um Ratschläge über Anpflanzung der Grundstücke zu erteilen; desgleichen ein von der K. Centralstelle ab- gesandter Ostbaumverständiger, um Anleitung über Behandlung der Obstbäume zu geben.
Calw, 8. Juli 1895.
K. Oberamt.
Voelter.
Deutsches Reich.
Stuttgart, 5. Juli. Kammer der Abgeordneten. Auf der Tagesordnung steht zunächst die Petition des Prof. Jäger in Stuttgart um Abschaffung der Hausaufgaben. Berichterstatter Schmidt- Maulbronn: Die Petition sei von ca. 850 Unterschriften unterzeichnet, aber nicht alle Unterzeichner seien -mit der radikalen Forderung der Abschaffung einverstanden, auch hat Prof. Jäger selbst in einem Nachtrag seinen Antrag einer Einschränkung unterzogen. Redner weist die Gegenüberstellung von Kind und Pferd resp. Hund, sowie die Gleichstellung des Schulstrafrechts mit der Kasernenrechtspflege zurück. Die Abschaffung sämtlicher Hausaufgaben sei weder möglich noch nützlich. Dagegen sei eine größere Einschränkung der Hausaufgaben, besonders der schriftlichen, angezeigt. Im Hinblick auf die häuslichen Verhältnisse der Volksschüler u. s. w. sei die Kommission zu dem einstimmigen Antrag gekommen: s) durch besondere Verfügung anzuordnen, welche Zeitdauer auf die schriftlichen Hausaufgaben in allen Volksschulen des Landes verwendet werden darf. — Bei der evangelischen Volksschule sodann im Unterschied von der katholischen sei eine Belastung der Schüler durch das religiöse Memorieren vorhanden wie sonst nirgendswo in Deutschland. Auch geistliche
Schulinspektoren geben das zu. Darum beantrage die Kommission: d) die evangelische Oberschulbehörd« bezw. Oberkirchenbehörde zu veranlassen, eine Reduktion des religiösen Memorierstoffs in den evangelischen Volksschulen vorzunehmen. — Für die höhsrn Schulen endlich beantrage die Kommission: o) die Kuli» ministerialabteilung für Gelehrten- und Realschulen zu veranlassen, eine Revision des Erlasses vom 26. April 1883 in der Richtung vorzunehmen, daß eine Beschränkung der auf die Hausaufgaben zu verwendenden Zeit einzutreten habe. Prälat v. Sand- berg er hält die Petition für allzu radikal, auch die Aommissionsanträge erscheinen ihm zu weitgehend. Er beantrage daher gewissermaßen als eine Ab- schwächung der Kommifsionsanträge, die Unterrichts- Verwaltung möge ihre unausgesetzte Aufmerksamkeit der möglichsten Entlastung der Schüler bezüglich der Hausaufgaben zuwenden. Hartranft-Böblingen hält es für berechtigt, daß der Landtag sich mit dieser Frage beschäftige. Es könnte noch vieles geschehen, um die Hausaufgaben zu beschranken. Der Hauptgrundsatz müsse sein: in einem gesunden Leib ein gesunder Geist. Direktor v. Plank freut sich, daß in der Lehrerschaft selbst eine Bewegung zur Einschränkung der Hausaufgaben sich bemerklich mache. Nach dem Nachtessen sollte nicht mehr gearbeitet werden müssen. Die Unterrichtsverwaltung lasse es sich angelegen sein, die Jugend gesund zu erhalten (Beifall). Klaus erklärt sich viel eher mit dem Antrag Sandberger als mit der Petition und den Kommissionsanträgen einverstanden. Kultminister Sarrvey bittet den Antrag Sandberger als genügend anzunehmen. RemboId giebt zu dem Antrag d die Erklärung ab, daß seine Fraktion gegen den Antrag stimmen werde, weil das Sache der einzelnen Kirchen sei. Bei den
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Knkrl Gerhard.
Erzählung von Mari« Widdern.
(Fortsetzung.)
Erst als die sonore Stimme des Gastes, der sich endlich mit langsamen Schritten der Laube näherte, ein lautes: „Guten Morgen, mein Fräulein!' rief, hob das Mädchen den Kopf mit den schweren blonden Haaren, die übrigens in der abgeschmacktesten Weise gewaltsam von der Stirn fortgestrichsn waren. M t auto- matenhafter Bewegung legte das junge Mädchen nun das Messer auS der Hand und schüttelte die mähtigs blaue Schürze, in welcher eS einen Teil der Bohnen gehalten. au? den Tisch vor sich aus. Dann erst verließ die ungewöhnlich große Gepalt die noch kolossaler erschien durch das überweite, nicht passende Gewand, ihren Platz, um dem Fremden sntgegenzugehen.
Nur drei Schritts und sie standen sich Aug' in Auge gegenüber. ,Za wem .wünschen Sie?' fragte die Riesin jetzt monoton, aber mit auffallend tiefer Stimme und setzte, ohne Guido zu Worte kommen zu lassen, hmzu: „Wenn Sie Geschäfte mit meinem Vater, dem Gutsbesitzer Lutter erledigen wollen, so haben Sie sich heute umsonst hierher bemüht."
Guido wechselte die Farbe. N cht des unfreundlichen Tons wegen, mit dem ihm dieser Bescheid gegeben wurde, sondern weil ihm die Worte seines Gegenüber bestätigten, daß er sich vorhin keineswegs grundlos erschreckt, als er des Mädchens in der Laube ansichtig geworden. Es war wirklich niemand anderes als Fräulein Hermine Lutter, um deren Hand zu werben er gekommen. So wenig anmutig hatte er sich die künftige Gefährtin doch nicht vorgestellt. Dann jedoch tröstet« er sich wieder: „Ihre ganze Erscheinung zeugt von Gesundheit und Kraft," dachte er; ^dazu verrät die Beschäftigung, in welcher ich sie bettoffen, wirklich den häuslichen
Sinn, welchen Herr Lutter an dem einzigen Kinde rühmte." Mehr aber durste er ja nicht verlangen — in Anbetracht der glänzenden Mitgift, die ihm die Tochter des Gutsbesitzers mitbringen würde.
.Ihr Herr Vater ist also wirklich ausgegangen, mein Fräulein?' fragte er nun artig.
Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Das nicht, aber er bleibt trotzdem unsichtbar. Es müßte denn sein, Sie wären ein lang erwarteter Gast und —"
„Doktor Guido Schmieden," setzte der junge Arzt hinzu.
Einen Moment hefteten sich jetzt die grauen Augen des Mädchens forschend auf die edel geschnittenen Züge seines Gegenüber. Wie der Schein jungfräulichen Errötens zog eS dabei über das weiße Gesicht. Im Nu war aber auch dieses Anzeichen innerer Bewegung wieder verschwunden, und Hermine Lutter sah von neuem so starr und gleichgültig aus, als fehle ihr jedes Empfinden — Seele und Geist. „Also Doktor Schmieden." sagte sie nun in ihrer eintönigen Weise, während ihre Hand über das Haar glitt, an dem doch nichts mehr glatt zu streichen war, denn wie fistgeklebt lag es auf dem Kopfe. „Also Doktor Schmieden? Das ändert die Sach« freilich, und ich bitte Sie, mir sofort in das HauS zu folgen, trotzdem sich Papa sonst von niemand stören läßt. Wir find hier nämlich sehr praktische Leute," ftchr Fräulein Hermine erklärend fort, als sie neben dem Gaste dahinschritt, „und suche» durch eigenen Fleiß und angelernte Geschicklichkeit soviel wie möglich fremde Kräfte zu ersetzen. Mein Vater ist sozusagen Schmied, Stellmacher und auch Töpfer m einer Person. Er unternimmt jede notwendige Reparatur und ist jetzt dabei, ganz allein einen Oien umzusetzen."
Die beiden hatten inzwischen das HauS erreicht. „Doch jetzt treten Sie gefälligst näher," setzte das Fräulein hinzu, indem sie die grün gestrichene Thür öffnete, welche zuvörderst in «inen kleinen Flur führte. Au« diesem nötigte Hermine d«r Gast in das große, aber niedere Zimmer, welches zur Rechten lag und sich als ei» unsäglich einfach auSgestatteter Raum präsentierte. Zu den schmucklosen, schwarz