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yerissen wurde. Die sog. Stadtmühle stand hoch unter Wasser; der Viehstand konnte dis auf einige Schweine vollständig gerettet werden. Auch hier standen Menschen­leben auf dem Spiele. Großen Verlust erlitt der Stadtmüller aber auch durch Verheerungen und Weg­schwemmen von Säg- rc. Holz. Zwischen den Trüm­mern kann man ertrunkenes Rindvieh, Pferde, Schweine und Geflügel wahrnehmen. Unermeßlich ist der ver­ursachte Schaden. Zu den weiteren Bergungsarbeiten werden Pioniere aus Ulm erwartet. (Schw. M.)

Den Berichten von Oberamtmann Filser an das Ministerium des Innern ist noch zu entnehmen: In Balingen sind 10 Personen fortgeschwemmt. Tote etwa 7 bekannt. JnFrommern 7 Häuser ganz und teilweise zerstört, 7 Personen tot, 9 werden ver­mißt. Laufen. Hier sind 7 Häuser zerstört, 15 Menschen ertrunken, 15 Tiere zu Grunde gegangen. Verluste an Stegen, Brücken, Wasserwerken 250000 Mk., Abordnung von Pionieren notwendig. Dürr- wangen: 1 Gebäude weggeschwemmt, 4 zerstört, Brücken und Stege weggerissen, Menschen nicht ums Leben gekommen.

Nach Einlauf des ersten, kurz vor 4 Uhr Morgens dem Staatsminister des Innern zugekommenen Telegramms hat derselbe nach dem St.A. sofort den Vorstand der Ministerialabtcilung für den Straßen- und Wasserbau Präsident v. Leibbrand beauftragt, sich mit einigen weiteren technischen Beamten nach Balingen zu begeben, um den betroffenen Gemeinden mit der erforderlichen technischen Beratung an die Hand zu gehen. Dabei wurde die Ermächtigung erteilt, Pioniere, wenn solche erforderlich sein sollten, auf staatliche Kosten zur Unterstützung beizuziehen und die Straßen/ / dauinspektoren der Nachbarschaft in den Bezirk- Balingen zu berufen; die gebotene weitere staatliches Hilfeleistung kann erst eintreten, wenn sich die Ver­hältnisse übersehen lassen. Präsident v. Leibbrand und mehrere andere Beamte sind demgemäß heute früh 7 Uhr 10 Min. nach Balingen abgercist, wo sie fahrplanmäßig um 12 Uhr eintreffen sollen. Von ihrer einverlangten telegr. Berichterstattung hängt es ab, ob etwa noch weitere Beamte auf die Unglücks­stätte entsendet werden. Schon die bisher. Berichte lassen erkennen, daß es sich um eine Katastrofe handelt, wie sie unter den klimatischen Verhältnissen Württem­bergs bis jetzt kaum erhört worden ist. Zur Linderung der entstandenen Not wird seitens der Regierung das Mögliche geschehen.

Ebingen, 6. Juni. JnLaufen a. d. Eyach sind bei der gestrigen Katastrophe 15 Personen er­trunken, von denen bis mittags 11 aufgefunden und geborgen wurden. Zu den Ertrunkenen gehören: Ludwig Gumper, 94 I. alt, Joh. Mart. Stotz, 51 I. alt, dessen Ehefrau Katharine, 53 I. alt, deren Tochter Maria, 34 I. alt, deren Sohn Friedrich, 4 I. alt, Rosa Stotz, 12 I. alt, Maria Stotz, 2 I. alt, Barbara Stotz, Witwe, 42 I. alt, deren Tochter Margarete, 14 I. alt.

Außer diesen Personen befinden sich unter den Ertrunkenen zwei Schlafgänger (Italiener). Sämtliche vorgenannten Personen wohnten in einem einzigen Hause. Unter den Insassen des Armenhauses ertranken: Ursula Schlegel, 70 I. alt, deren Tochter, 50 I. alt, Barbara Gumper, 70 I. alt, Katharine Gumper, deren Schwester, 60 I. alt.

Pforzheim, 4. Juni. Letzten Freitag und Samstag war die Besichtigung des neuen Rathauses dem Publikum gestattet. Dasselbe machte auch von dem eingeräumten Rechte ausgiebigen Gebrauch, indem «ine förmliche Völkerwanderung nach dem Neubau ftattfand. Jeder Besucher staunte über die geschmack­volle und zweckmäßige innere Ausstattung des Hauses mit seinen prachtvollen Säulen, Statuen, Treppen und Korridoren, sowie über die stilvollen Säle und Zimmer mit ihren altdeutschen bemalten Fenstern. Der Ratskeller erregte besondere Bewunderung durch seinen großstädtischen Karakter und seine behagliche Einrichtung, lieber die Pfingsttage war er bis auf den letzten Platz besetzt.

Aus Sachsen, 20. Mai. Vor kurzem war von Offizieren ein Distanzritt zwischen Dresden und Leipzig veranstaltet worden, bei welchem alle diejenigen einen Preis bekommen sollten, welche die Strecke von mehr als 110 Lw innerhalb weniger als 12 Stunden zurücklegen und ihre Pftrve in guter Verfassung ans Ziel bringen würden. Die Beteiligten faßten die Aufgabe aber zum Teil als Wett ritt auf und legten die Strecke in weniger als 6 Stunden zurück, aber mit dem Ergebnis, daß nicht weniger als »> Pferde den Strapazen erlegen sind. Infolge dieses Ausgangs hat sich «ine lebhaft« Bewegung gegen diese

Art des Sports geltend gemacht, welche in zahlreichen Kundgebungen der Presse zum Ausdruck kommt.

Berlin, 5. Juni. DerLokalanzeiger" meldet aus Kiel: Infolge einer Gas-Explosion im Kohlen­raum auf dem Panzer Württemberg wurde ein Maschinen-Ingenieur schwer, zwei Heizer leicht ver­wundet. Der Unfall ereignete sich vor Helgoland.

Berlin, 5. Juni. Einige Blätter melden aus Petersburg: Der Direktor der politischen Ab­teilung der Polizeibehörde, wirklicher Geheimer Staats­rat Lerche ist plötzlich verschwunden. Am 18. Mai verließ er sein Haus und ist dort bisher nicht wieder erschienen. Da er drei Tage lang nicht in seine Wohnung zurückgekehrt ist, so hat sich die gesamte Polizei zu seiner Ermittelung aufgemacht. Das Verschwinden des Herrn Lerche bleibt sehr rätsel­haft. Einerseits meint man, daß hier der Verdacht eines politischen Mordes sehr nahe liegt, andererseits schließt man auf einen Selbstmord. Beim Verlassen seiner Wohnung ließ er seine Brieftasche mit Geld, seine Uhr und Juwelen zurück.

Paris, 6. Juni. Aus Bordeaux wird ge­meldet, daß während der gestrigen Theatervorstellung, welcher der Präsident Faure beiwohnte, der Sicher­heitsdienst derart streng organisiert war, daß der Minister Leygues, welcher sich nicht gleich legiti­mieren konnte, verhaftet und längere Zeit in Ge­wahrsam gehalten wurde.

Zum hundertjährigen Geburtstage

von Johann Georg AoerlenbacH

(geb. am 8. Juni 1795 zu Calw).

Am 8. Juni 1795 wurde in unserer Stadt der spätere Kommerzienrat Johann Georg Dörten- bach, Vertreter der Handels- und Gewerbekammer zu Calw bei der Kgl. Centralstelle für Gewerbe und Handel, Vorstand der Handels- und Gewerbekammer Calw, geboren , einer jener Männer, auf deren Lebensgang durch ein Gebiet hochherziger, in Familie, Gemeinde und Beruf in gleichem Maß geübter Pflicht­treue und mit großartigem Fleiß und weiser Umsicht durchgeführter Geschäftstätigkeit zurückzublicken sich gebührt. Einer seit drei Jahrhunderten in Calw blühenden kaufmännischen Familie, welche zu der Zeit dort sich niederließ, als der bekannte nachmalige Prä­lat Joh. Valentin Andrea das Dekanat zu Calw führte, entsprossen erhielt Johann Georg seinen Unter­richt ln der Schule seiner Vaterstadt, wo er von trefflichen Männern, wie M. Haas, nachmaligen hiesigen Dekan, zuletzt Stiftsprediger und Prälat in Stuttgart und Ll. Widmann, späterer Pfarrer in Maichingen, unterrichtet wurde. Besonders anregend und bildend wirkten auf den Jüngling die beiden Brüder vr. meä. Joh. Gg. und vr. zur. Christian Jakob Zahn. 1809 trat der junge Dörtenbach als Volontär zuerst in das Stuttgarter Geschäft von Zahn u. Co., dessen Teilhaber sein Vater war, dann in das von Keller Söhne, dessen Chef sein Schwager war. 1810 kam er in das neuerrichtete Jndigo- geschäft von Seybold u. Co., worauf er 1814 größere Reisen durch Belgien, Frankreich und die Rheingegend machte. Zurückgekehlt kam er in das Geschäft von Wagner, Schill u. Co. zu Calw, welche Firma später in die von Dörtenbach und Schauder umgeändert die Fabrikation wollener Zeuge für Italien, wie sie von der bekannten Calwer Compagnie betrieben, 18051809 aber un­möglich geworden war, wieder aufnahm und sich bald auch zugleich der Tuchfabrikation zuwandte. Für diese letztere wurden durch Dörtenbachs besonders Ver­mittlung Wollspinnmaschinen von Cockerill die zweiten in Württemberg besorgt. In Folge der ersten Prohibitiv-Zölle wurde aber die Zeug-Fabrikation wieder auf ein Minimum beschränkt und die Cockerill- 'schen Spinnmaschinen auf Lohnspinnerei verwendet, wodurch sie für Württembergs Tuchfabrikation von allgemein nützlicher Wirksamkeit wurden. 1825 machte Dörtenbach mit K. Orth in Heilbronn und Nau­mann in Göppingen auch einen Versuch mit Kamm garnspinnerei. Seit 1827 bis zu seinem Tode par- ticipierte er auch als Vorstand sür den Calwer Zweig an dem Holzhanvlungsgeschäft von Staelin u. Co. in Calw und Mannheim. Mit einem seiner treuesten Freunde und Gesinnungsgenossen, Fabrikbesitzer V. Cavallo, gründete er 1834 unter der Firma P. Cavallo u. Co. die Wildbader Maschinenpapier- sabrik, später in Besitz von Hallberger und jetzt der deutschen VerlagSanstolt übergegangen. 1837 errichtete er unter der Firma Dörtenbach und Schauder eine Fabrik von Baumwoll- und Wollkrazen, die erste dieser Art im Lande, während er 1845 mit Berg­rat Georgii und den beiderseitigen Söhnen das

noch blühende Bankhaus Dörtenbach u. Co. m Stuttgart errichtete. 1846 widmete er sich unter Mitwirkung und Unterstützung der kgl. Staatsfinanz­verwaltung der Errichtung der Maschinenfabrik Eß­lingen und blieb bis zu seinem Tode Verwaltungsrats­vorstand dieses großartigen Etablissements. Trotz der weitverzweigten Geschäftsthätigkeit und großen Reisen vermochte Dörtenbach doch noch Zeit zu erübrigen zu erfolgreicher Thätigkeit am öffentlichen Leben seines Vaterlandes, so als Mitglied und Mitbegründer der Gesellschaft für Beförderung der Gewerbe, später als Beirat der Kgl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel, als Vorstand der Calwer Handelskammer, als Ge­meinderat, Mitglied des Vereins für vaterländische Naturkunde, des Calwer Gewerbevereins, des früheren Handelsvereins, des Weinbauvereins rc. In den Landtag wurde Dörtenbach 1830 nach dem Tode seines Schwiegervaters, des Kammervizepräsidenten vr. zur. Zahn, für den Calwer Bezirk gewählt, den er 25 Jahre lang auf die würdigste Weise vertrat. In enge Verbindung trat er dabei mit Männern wie Uhland, Pfleiverer, Deffner, Klett, Pfizer, Roemer, Duvernoy. Viele Jahre lang wirkte er als Mitglied des größeren ständischen Aus­schusses und wurde auch als stellvertretendes Mitglied in den Staatsgerichtshof berufen. Bei allen wahren Vaterlandsfreunden fand die vielseitige, unermüdeto und gediegene, nur das Wohl des Vaterlandes an­strebende Thätigkeit Dörtenbachs die verdiente An­erkennung. 1843 wurde ihm von 145 seiner Wähler von Hirsau und Calw ein prächtiger silberner Pokal mit der Widmung verehrt:Dem Abgeordneten von-! Calw Joh. Gg. Dörtenbach in dankbarer Anerkennung seiner lanbständischen Wirksamkeit." Im Jahre 1848 wurde chm von Roemer das Finanzministerium an­gelragen, welches er aber ablehnte und das alsdann von Goppelt übernommen wurde. Seinen regen. wohltyätigen Sinn bekundete Dörtenbach namentlich auch durch Stiftungen, so stiftete er 1862: 2000 fl. für ein Gewerbegehilfen- und Dienstbotenkrankenhaus, 1868: 10000 fl. zur Restauration der Kirche. Letzt­willig setzte derselbe aus einer zu einer Familien­stiftung bestimmten größeren Summe die Zinsen aus 8000 fl. für jährliche Unterstützungen zur Förderung der Gewerbe und gewerblicher Ausbildung junger Leute aus. Dörtenbach, dessen edle Gesichtszüge das in ihm wohnende rege geistige Leben verkündigten und aus dessen Augen das Wohlwollen, welches er seinen Mitmenschen entgegenbrachte, hervorleuchtete,, starb allgemein hochgeschätzt am 8. Sspt. 1870, nach-- dem ihm am 6. Noo. 1869 sein jüngerer Sohn Paul, Teilhaber von Dörtenbach u. Co. in Stuttgart,, noch nicht 37 Jahre alt, sowie bald darauf ein Bruder Friedrich und eine erwachsene Enkeltochter im Tode vorangegangen waren. Ehre dem Andenken eines so edlen Mannes.

Standesamt ßalw.

Geborene:

31. Mai. Lina. TochterdeS Joh. Friedrich O ettin ger,- Landwirts hier.

31. Ernst Albert. Sohn des Wilhelm Kolb,.

Wcbnieisters hier.

4. Juni. Bertha Fanny, Tochter deS Albert Hammer, Konditors hier.

Getraute:

3. Juni. Wilh. Johannes Andreata, Taglöhner hier, und Rosa Helene Sautter hier.

Gestorben e:

3. Juni. Stohrer, Johann Andreas, Oberamts- tierarzts Witwe hier, Elijabethe geborne Roller, 51 Jahre alt.

6. Marie Emilie Muggli, 4 Monate alt, Toch­

ter des Heinrich Muggli, Appreteurs hier.

Gottesdienste

am Drekeinigkeitsfest, 9. Juni.

Vom Turm: 5. Der Kirchenchor singt: Ehre! sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geist, von Felix MendelSsohn-Bartholdy. Picdigtticd: 36.

9 Uhr Vorm.-Pred.: Hr. Stadtpfarrer Schmid. 1 Uhr: - Christenlehre mit den Töchtern. 2 Uhr Rachm.-Prcd.: Hr. Missionar Hesse.

Mittwoch, den 12. Juni.

7 Uhr: Betstunde im Vereinshaus.

Kon allen billige«

Seifen der Gegenwart hat keine in so kurzer Zeit eine so große Verbreitung und Beliebtheit gefunden wie die brillante Perlscife. Die Vorzüge bestehen in ihrer außerordentlichen Milde, Reinheit, Fett- reichtum und Billigkeit. Keine Hausfrau, keine Mutier, keine Dame ob jung ob alt, sollte es Unter­lasten, mit k'erlseilo wenigstens einen Versuch zu machen, zumal sie und zwar in Paqueten s 3 8tüok zu 55 ?lg>, als Einzelstück zu 20 ?fg. erhält­lich ist in Calw bei Wieland L Pfteiderer (Federhaff'sche Apotheke), I. C. Mayers Nachf., . Louis Beifler am Markt, A. Schaufler, und- Kaltenmark in Gechinge«.