Amis- und Anzeigeblatt für den Bezirk Lalw

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Erschcinl Dienstags, D-nnerstLgi und SamSlagS. Di- Einriickungrgebühr beirägl im B-ztik und i» nächster Um- -edun« S Psg. di, Z-il-, sonst 12 Psx.

Samstag, den 1. Juni 1895.

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SV Pfg. Trägerlshn, durch die ganz Württemberg M. 1. L5.

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Amtliche Aekauutmachuuges.

An die Herren Grtsvorsteher und Standesbeamten.

Laut einer Mitteilung des Auswärtigen Amts m Berlin an das K. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten in Stuttgart starb nach einem Bericht des Kaiserlich deutschen Konsulats in Sao Paulo (Brasilien) am 5. Oktober 1893 in San Manoel der Ingenieur Josef Bauer.

Derselbe war naturalisirter Brasilianer und hinterließ ein Vermögen von ungefähr 17 330 Milreis (etwa 35000 ^2), das von dem Gericht in San Manoel in Verwahrung genommen worden ist.

Dieses Gericht ruft die Erben auf und hat dem Kaiserlichen Konsulat mitgeteilt, daß sich in den Papieren des Verstorbenen keinerlei Angaben über seine Herkunft vorfinden, daß auch dessen Bekannten dem Konsulat keine Auskunft über die Herkunft des rc. Bauer zu geben vermochten und daß nur soviel wahrscheinlich ist, daß Bauer von Geburt ein Würt­temberg« war.

Zu Folge Auftrags des K. Justizministeriums wird den Herren Ortsvorstehern und Standesbeamten aufgegeben, in ihren Gemeinden an der Hand der Familienregister und durch sonstige geeignete Erheb­ungen Nachforschungen bezüglich der Herkunft und — zutreffendenfalls — auch bezüglich der etwaigen Erben des rc. Bauer anzustellen.

Das Ergebnis dieser Nachforschungen ist binnen zwei Wochen hieher mitzuteilen, bezw. anzuzeigen, daß solche ergebnislos waren.

Den 30. Mai 1895.

Oberamtsrichter

Deckinger.

Tagesneuigkeiten.

Calw. Ueber die Pfingstfesttage werden folgende hier in Betracht kommende außerordentliche Personenzüge ausgeführt:

Am Pfingstsonntag:

Calw ab 1,40 nachm.

Pforzheim an 2,43 „

Pforzheim ab 1,25 „

Wildbad an 2,17 „

Pforzheim ab 4,55 „

Calw an 6,00 „

Am Pfingstmontag:

Calw ab 8,25 abds.

Weilderstadt „ 9,22 „

Leonberg „ 9,42 „

Zuffenhausen an 10,12 „

Stuttgart „ 10,32 „

sAmtlicheS aus dem Staatsanzeiger.j Seine Majestät der König haben allergnädigst geruht, den Eisenbahnpraktikanten I. Klaffe Hamm in Calw zum ^enbahnassistenten daselbst zu befördem.

n. Weilderstadt, 28. Mai. Am letzten Sonntag machte der Calwer Kirchengesang- Derein seinen jährlichen Mai-Ausflug hierher. Da morgens die Witterung sehr trübe und regnerisch war.

mußte auf den Genuß eines gemeinsamen Morgen­spaziergangs leider verzichtet werden; so kam der ge­nannte Verein mit der Bahn um 9 Uhr hier an. Die meisten Mitglieder desselben wohnten dem Vor­mittagsgottesdienst in der ev. „Brenzkirche" an. Nach Schluß desselben wurde die eben genannte Kirche ein­gehend besichtigt. Das freundliche, in allen einzelnen Teilen stilvoll gehaltene Kirchlein machte auf sämtliche Besucher den günstigsten Eindruck. Auch die übrigen Sehenswürdigkeiten Weil's wurden von den lieben Gästen mit Interesse besichtigt (der geräumige und schöne Marktplatz mit dem großartigen Kepler- Denkmal, die altehrwürdige kath. Stadt­kirche — den beiden Aposteln Petrus und Paulus geweiht - mit ihrem massigen Hauptturm und dem herrlichen Chor). Im Gasthaus züm „Bären" wurde ein einfaches, aber gutes Mittagessen eingenommen. Der Himmel hatte sich inzwischen bis zum schönsten Sonnenschein aufgeheitert. Nachmittags bereitete uns der Calwer Kirchengesangverein noch einen schönen und seltenen musikalischen Genuß. Der genannte Verein brachte nämlich unter der trefflichen Leitung des Hrn. Gundert in der Brenzkirche eine Reihe gutgewahlter Chöre zum Vortrag, zum Teil mit Orgelbegleitung (H. Vingon), die durchaus mit musterhafter Präzision ausgeführt wurden. Ein Sopran-Solo (Frl. Kraushaar), sowie ein Duett für 2 Tenöre (H.H. Staiger und Schwämmle) brachten eine angenehm; Abwechslung in das Pro­gramm. Auch der Weilderstädter ev. Kirchen­chor sang unter der Leitung feines Dirigenten (H. Widmann) zwei Chöre. Nach der in allen Teilen wohlgelungenen Aufführung in der Kirche begab sich der Calwer Verein nochmals in fein Quartier (Gast­haus z. „Bären"), wo sich bald auch der Weilder­städter Kirchenchor vollzählig einfand. Hier entwickelte sich nun zwischen den Mitgliedern der beiden Vereine ein überaus schöner gemütlicher Verkehr, gewürzt durch verschiedene gemeinsame Gesänge und Einzelvorträge der beiden Vereine. Hr. Stadtpfarrer Helbling von hier sprach dem l. Nachbarverein für seinen freundl. Besuch und für den musikalischen Genuß in der Kirche im Namen der ganzen Gemeinde seinen herzlichen Dank aus und brachte ein Hoch auf den Calwer Kirchengesangverein aus, in das die anwesenden Weilderstädter begeistert einstimmten. Nur zu rasch verflossen die Stunden des gemütlichen Zusammen­seins. Nach 5 Uhr brachen die Mitglieder des Calwer Vereins auf und besichtigten noch kurz das „Brenz- Haus" (jetzt Wohnhaus des ev. Geistlichen), um dann vergnügt und wohl befriedigt die Heimreise zu Fuß anzutreten. Der Weilderstädter Verein gab seinen l. Gästen noch das Geleite bis vor die Stadt hinaus und trennte sich dann mit dem Wunsche, recht bald wieder einen solch fröhlichen Tag erleben zu dürfen!

Vom unteren Remsthal, 27.Mai. Seit einiger Zeit werden di« Obftaussichten immer geringer. Die Birn- und Zwetschgenbäume zeigen zwar ver­einzelt Früchte, dagegen kommen die meisten Apfel­bäume gar nicht zum Blühen, bei vielen hat das Aus­sehen überhaupt gar keine rechte Art. Das ist wohl, abgesehen vom strengen Winter, noch die Folge von der vorjährigen Blattkrankheit, die man leider zu

wenig beachtet hat. Dazu tritt nun fett kurzer Zeit ein kleines Räupchen auf, das die Blätter zernagt und durchlöchert, so daß manche Bäume wie entlaubt dastehen.

Stuttgart, 30. Mai. Nill's Tiergarten bietet dermalen allerlei Neuheiten teils von außen zugewachsen, teils im Garten geboren. Zugewachsen sind 3 jung» Warzenschweine (über Marseille); sie gewinnen jedoch ihre karakteristischen Merkmale erst mit vorrückendem Alter; heute sind sie gestreift wie unsere Wildschweine und von diesen kaum zu unter­scheiden. Das Schwein ist afrikan. tropischer Abkunft und das einzige Tier dieser Art, welches in selbst gegrabenen Höhlen wohnt. Neu ist ferner ein Pelikan (beim Seehund), rin Hutaffe (Geschenk von Apotheker Völter-GundelSheim). Links vom Eingang ist ein Webervögel untergebracht, der die Farben der Stadt Stuttgart vorzüglich schön wiedergiebt. Es ist aber ein ungemütlicher, ungeselliger Bursche, der seine Ge­nossen bis auf den Tod verfolgte; daher sein« Ver­bringung in Einzelhaft. Das Ereignis des Gartens ist die Vermehrung der Wolfsfamilie um 4 oder 5 Sprößlinge. Der teure Gemahl wird vom Lager fem gehalten. Jsegrimm sucht seine Würde als Paterfamilias durch stolzen Wandel in seinem Ge­mach darzuthun. Herrlich ausgestattet ist der Hirschpark. Das Renntier ist stark im Haarwechsel begriffen.

Kirchberg a. I., 23. Mai. Heute früh wurde hier durch Landjäger Schüler ein im ApM aus dem Zuchthaus Ludwigsburg entlassener Sträf­ling Namens Karl Feil aus Markertshofen OA. Crailsheim verhaftet, welcher sich seit 14 Tagen hier unter dem Namen Jakob Wild aus Crailsheim Herum­getrieben hat. Derselbe hat kürzlich in Gemeinschaft mit einem ebenfalls dort entlassenen Sträfling, dessen Namen er nicht anzugeben weiß, in Ottendorf OA. Gaildorf auf dem dortigen Rathaus aus der Kirchen­gemeindepflegekaffe 3600 ^ gestohlen. Die Wert­papiere (Pfandbriefe und Sparkafsenfcheine) haben sich in seinem Aufenthaltsort hier bei einer armen Witfrau, welcher er das Heiraten versprochen hat, vorgefunden.

Ebingen, 31. Mai. In dem nahen Onst­mettingen leben z. Zt. 3 Personen, die über 90 Jahre (94, 93, 93) alt sind, 29 Personen die im After von 80—90 Jahren und 80 Personen die im Alter von 70—79 stehen. Hievon ist ein Paar schon seit 60 Jahren und 4 andere über 50 Jahre verheiratet.

Vom Bodensee, 28. Mai. Dieser Tage trafen dahier, mit dem Trajektschiff von Romanshorn kommend, 8 Waggons Rafsenvieh ein, welche für russische Rechnung in den Kantonen Bern und Schwyz aufgekaust worden. Im ganzen soll eine Herde von 60 Stück, zur Hälfte schweizerischen Braunviehs und Simmenthaler Fleckviehs, um den Preis von 100000 Franken aufgekauft worden sein, ein Be­weis, daß di« Raffenviehzucht doch etwas einbringt.

Pforzheim, 39. Mai. Heute fand die Einweihung des neuen Rathauses statt, wozu der Großherzog, der Erbgroßhrrzog und die

AM" Der Pfingstfesttage wegen fällt die Dienstagsnummer aus. 1WL