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62. Amts UN- Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.. Iahrgav-.

Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Die EinrÜckungSgebühr beträgt im Bezirk und in nächster Um­gebung 9 Pfg. dt, Zeile, sonst 12 Hfg.

Samstag, den 25. Mai 1895.

Sdonnemenltpret» vterl-IMrltch In der Stadl W Psg. mit AI Psg. LlLg-rlohn, durch dt« Post iqogeu Ml. l. Id, sonst t» «an, Württrmberg Md. 1. M.

Amtliche Nekauutmachunge«.

Warnung.

Nach einer Mitteilung des Bad. Pionier- Bataillons Nr. 14 in Kehl wird dasselbe bei Ge­legenheit einer Hebung im Forst von Kaltenbronn 4rm 30. Mai d. Js. das gefechtsmäßige Ab­leilungsschießen mit scharfer Munition zwischen 7 Uhr vormittags und 3 Uhr nachmittags abhalten.

Hauptschußrichtung ist die Linie Aorsthaus "Durreich. Großer Wendenstein, das Gelände Brothenauberg, Roßberg, kleiner Wendenstein, Mittel­berg ist gefährdet. Die Absperrungsposten stehen an .allen größeren Wegen an der Grenze des gefährdeten Geländes.

Da ein Aufenthalt in dem oben­genannten Gelände großeGefahr mit sich Dringt, so werden die Bezirksangehörigen «or dem Betreten desselben ausdrücklich gewarnt. Nach 4 Uhr kann dasselbe wie­der betreten werden.

Calw, den 22. Mai 1895.

K. Oberamt.

I. V.:

Amtm. Gottert.

Tagesneuigkeiten.

Calw, 24. Mai. Am letzten Mittwoch abend hielt der hies. Verschönerungsverein eine Haupt­versammlung im Bad. Hof hier ab, welche leider nur von wenigen Mitgliedern besucht war. Der Vorstand, Hr. Rektor a. D. I)r. Müller gab einen Bericht Aber die Thätigkeit des Vereins in den 25 Jahren seines Bestehens, welchen wir nachstehend folgen lassen. .In den Ausschuß wurden die früheren Herren Carl Staelin, StadtschultheißHaffner, EmilZoepp- ritz, Professor Haug, Carl Bozenhardt ssu. -svieder berufen und an Stelle des ausscheidsnden Hrn. W. Feder Haff Hr. E. Georgii gewählt. Im Anschluß des Vortrags kam in der Versammlung u. a. Lluch zur Sprache, daß die Instandhaltung der ge­schaffenen Anlagen einen großen Teil der gesammelten Beiträge aufbraucht, weshalb der Wunsch berechtigt erscheint, daß diese Quellen in nächster Zeit wieder Deffer fließen möchten. Wenn an dieser Stelle wieder an jeden Einzelnen die Bitte gerichtet wird, für die Erhaltung der Pflanzungen und Weganlagen ein wach­sames Auge zu haben, so sei zugleich auch aufmerksam gemacht, daß das Gehen auf dem Rasenrand an den Wegen unterlassen werden sollte. Die schwache Be­teiligung an der Versammlung dürfte den rührigen Borstanv zu dem Schluffe berechtigen, daß die beitrag­gebende Einwohnerschaft hinsichtlich seiner Thätigkeit «ichts zu erinnern hat.

Bericht über die 2 5jährige Thätigkeit des

Calwer Verschönerungsvereins.

Nachdem schon im Sommer 1869 der Gedanke eines Verschönerungsvereins angeregt war, wurde am 18. Mai 1870 in einer von H. Stadtschultheiß Schuldt sinberufenen Versammlung wirklich der Verein ge­gründet zu dem Zweck, für Verschönerung der Stadt «nd ihrer Umgebung thätig zu sein. Als Vereins­ausschuß wurden folgende 5 Herren gewählt: Ober- tribunalrat Bürger, Stadtschultheiß Schuldt, vr. Emil Schüz, Rechtskonsulrat Klinger und Eugen Horlacher. Diesen Herren gebührt die Ehre, die Gründer und ersten Leiter des Vereins gewesen zu sein. Nun sind sie freilich alle, die meisten schon eine . längere Reihe von Jahren, aus dem Leben geschieden.

Das Erste, was in Angriff genommen wurde, war die Gegend hinter dem Gsorgenäum. Hier wurden nach dem Entwurf des Landschaftsgärtners Wagner einige Wege in der Richtung gegen das Schärwäldchen und gegen den Gimpelstein angelegt und zunächst 3 Ruhebänke angebracht. Die Fortsetzung der nächsten Arbeiten wurde unterbochen durch den Krieg. Im Jahr 1871 aber wurden die Arbeiten wieder ausge­nommen; es wurde namentlich der Weg ans Schär­wäldchen hergestellt, ferner wurden viele große Steine wsggeschafft und Löcher ausgefüllt. Ferner wurde als ein Zeichen der Dankbarkeit für das von Herrn Generalkonsul v. Georgii gestiftete Georgenäum, das am 27. Mai 1871 feierlich übergeben und er­öffnet wurde, ein Pavillon, auf dem Gimpelstein mit dem Namen Georgenhöhe erbaut. Auch wurde von dieser Höhe aus ein Verbindungsweg gegen den Schafmeg hin hergestellt, ebenso auch ein Weg von dort zum oberen über den Schießgraben führenden Brückchen, sowie ein zweiter Ausgang aus dem Georgenäumsgarten gegen das Schärwäldle hin. Im Jahr 1872 wurde außer der gewöhnlichen Aus­besserung der alten Wege ein neuer Weg längs des Fahrwegs am Schießberg gegen die Georgenhöhe an­gelegt und an verschiedenen Plätzen schöne Coni- feren geplauzt, auch einige weitere Ruhebänke an­gebracht, sowie einige Obstbäume zum Wegschaffen an­gekauft und eine Steinmulde ausgefüllt und geebnet. Im Jahr 1873 trug zur Verschönerung und An­nehmlichkeit der Anlagen hauptsächlich das bei, daß Hr. vr. Schüz den bei der Gewerbeausstellung auf dem Brühl als Trinkhalle gebrauchten Pavillon an­kaufte und auf die Höhe versetzen ließ, wo er jetzt unter dem Namen Luginsthal eine wesentliche Zierde der Anlagen bildet. Auch wurde die nächste Um­gebung dieses Pavillons bald darauf zu einer kleinen Gartenanlage umgeschaffen. Außerdem wurde da­mals der Anfang des sogenannten Felsenwegs an­gelegt. Im folgenden Jahr wurde u. a. ein Weg­übergang über den alten, nunmehr eingepflanzten Schießbergweg gemacht, auch ein neuer Weg vom Entenschnabel zur Sophienstiege hergerichtet und an der Verlängerung des Felsenwegs gearbeitet, auch an paffenden Stellen Pflanzengruppen angelegt. In den folgenden Jahren wurde am Hauptweg durch die An­lagen hinauf zum obern Brückchen eine Allee von Kastanien, Ahorn und Platanen angelegt, an den Kugelbuchen am Fuß der Georgenhöhe Terrassen mit Ruhebänken angebracht, sodann ein Weg vom Lugins­thal abwärts gegen das Krankenhaus mit ziemlich vielen Staffeln angelegt und auf beiden Seiten mit Ulmen bepflanzt und schöne Gruppen ausländischer Koniferen unter dem Luginsthal, sowie verschiedene buntblättrige Eichen im untern Teil der Anlagen ge­pflanzt. Im Jahr 1879 und 1880 wurden auf dem Sandweg über dem Bahnhof Bänke angebracht und ein Weg vom Felsenweg bis zum Schaffst ausge­führt, Ruhebänke im grünen Weg und im Schär­wäldle und 5 Kugelakazien vor dem Dekanathaus gesetzt. In. dem kalten Winter von 1879/80 wurden übrigens manche edlere Bäume, namentl. Welling- tonien, Cedern, Eichen und andere durch den Frost getötet oder stark beschädigt. Bevor wir weiter gehen in der Betrachtung der Pflanzungen, dürste es an der Zeit sein, der Geldmittel zu gedenken, durch welche alle die genannten Arbeiten nebst manchen nicht genannten ausgeführt werden konnten. Diese Geldmittel bestanden vor allem in den gewöhnlichen Jahresbeiträgen, zu denen sich die Mitglieder in be­liebig angesetztem Betrage verpflichtet hatten. Es waren anfangs meistens Beiträge von 12 kr. an bis

zu 1 Gulden für das halbe Jahr. Die Zahl der Mitglieder war anfangs 136 und beträgt jetzt 152. Außer jenen gewöhnlichen Beiträgen wurden aber von einzelnen Vereinsmitgliedern oder Freunden der Sache teils jährlich bedeutend höhere Beträge gegeben, teils namentlich einmal von einem 100 fl., von einem andern 300 fl. Auch jetzt noch werden von einigen Freunden der Sache Jahresbeiträge von 10 bis 25 gegeben. Neuerdings ist auch aus der Stadt­kaffe ein Jahresbeitrag von 250 verwilligt. Außer den Geldbeiträgen wurden aber unfern Anlagen bis­weilen auch andere Gaben unentgeltlich zugewandt, namentlich von Landwirten einige Wagen voll Dung, auch Asche, auch Bäume und andere Pflanzen. Wen­den wir uns nun wieder zu der Anlegung von Wegm, Pflanzungen und dergl. zurück. In den Jahren 1881 bis 84 wurde außer der Erhaltung ober Wieder­herstellung des Bestehenden, das immer umfangreicher geworden war und mehr Kosten verursachte, ins­besondere ein Weg auf den hohen Felsen vom Heng- stätter Gäßle her angelegt und weitere Einleitung zu einem andern Weg dahin von der Seite des Kirch­hofs getroffen; ferner wurde der sogenannte RöderS- weg angelegt, nämlich ein Weg durch den Stadtwald Meistersberg und einen Alzenberger Privatwald in der Richtung gegen Hirsau und zum Anschluß an den dort einmündcnden Fußweg von Alzenberg. Zu dieser Weganlage wurden die Geldmittel von Hrn. Consul Dörtenbach und Hrn. Major v. Röder beigesteuert. In den Jahren 1885 und 86 wurde hauptsächlich der wilde nur zu Schafweide gebrauchte Abhang unter dem Schärwäldle gegen die 100 Staffeln (eigentlich 116) etwas geebnet und mit Grassamen angesät und zwei sich kreuzende Wege daselbst angelegt, sowie eine ziemliche Anzahl Gruppen von Ziersträuchern ge­pflanzt (Ferner wurde auf der andern Seite der Stadt beim Biersteg an der Stelle eines als Zimmer­platz benützten Platzes eine kleine hübsche Anlage auf städtische Kosten unter Herrn Horlacher's Leitung mit Grasplätzen, Wegen und Ziersträuchern hergerichtet, ein kleiner Stadtgarten, der aber schon nach 1 oder 2 Jahren durch die Erbauung des Zöppritz'schen Hauses wieder verschwand.) In den letztvergangenen 5 Jahren wurden hauptsächlich folgende Arbeiten ausgeführt: Der öde Strich unten am nordwestl. Teil der Anlagen über dem Garten des Conditsrs Marquardt wurde mit wertvollen Coniferen und andern jungen Bäumen und Ziersträuchern bepflanzt. Auf der andern Seite d. h. gegen 80 wurde ein noch größeres Stück Bergabhang, das noch ganz wild lag, dadurch zu einer Zierde der Anlagen gemacht, daß ein sich hindurch schlängelnder Weg angelegt, ein kleiner Hügel aufgeworfen und auf diesem eine Linde mit einer Jnschristtafel zum Andenken an den alten Kaiser gepflanzt wurde, auf einem Punkte, der den schönsten Niederblick auf Stadt und Thal ge­währt. Früher schon, im Jahr 1883 war ein ähn­licher Hügel mit einer Eiche zum Andenken an daS 400ste Geburtsjahr Martm Luthers geschmückt wor­den. Wie ferner schon vor etwa 18 Jahren daS Andenken an den um den Verschönerungsverein und seine Anlagen hochverdienten vr. Emil Schüz durch einen von einem seiner Freunde gestifteten Denkstein in der Mitte der Anlagen geehrt worden war, ss ließ der Verein vor 3 Jahren zum Andenken an Hrn. Eugen Horlacher, der 20 Jahre lang als Sekre­tär und Vorstand des Vereins eine äußerst umsichtig« und erfolgreiche Thätigkeit entfaltet hatte; an einer paffenden Stelle seiner Anlagen einen Denkstein setzen. Unter den Arbeiten der letzten Jahre ist noch zu erwähnen die Wiederherstellung der Dächer