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referierte, war bereits am Vormittag bei Paul Weiß abgehalten worden. Bei der Feier im Zirkus hielt Landtagsabgeordneter Kloß die Festrede, zu deren Schluß von der Versammlung die bekannte Resolution genehmigt wurde. Schreiner Bohne erstattete Bericht über die Boykottangelegenheit gegen die Liederhalle. Der Brauerei Dinkelacker, die bekanntlich als erste die Erklärung abgegeben hat, vor Beilegung der Differenzen mit der Sozialdemokratie der Liederhalle kein Bier mehr liefern zu wollen, haben sich mehrere andere hiesige Brauereien angeschlossen. Zur Zeit wird das Bier von der Brauerei Körner in Ludwigs- Lurg geliefert. Im Sinne der von der Parteiversammlung bei Paul Weiß am vorigen Donnerstag gefaßten Resolution erklärte sich die Versammlung mit dem verschärften Boykott gegen die Liederhalle einverstanden. Vor Beginn der Feier trug sich am Eingang in den Zirkus ein kleiner Zwischenfall zu. Angeblich auf Requisition der Breslauer Staatsanwaltschaft wollte dort die Polizei eine größere Anzahl zum Verkauf bestimmter Exemplare des „Wahren Jakob" (Nr. 228) mit Beschlag belegen. Auf die Intervention des Verlegers, Reichstagsabgeordneten Dietz, jedoch stand die Polizei von der Konfiskation ab und gab die bereits konfiszierten Exemplare den Kolporteuren wieder zurück.
Bietigheim, 30. April. Seit einiger Zeit wird das Geflügel hier von verschiedenen Krankheiten heimgesucht. Um nun die Eigentümer vor weiterem Schaden zu bewahren, ersuchte der Verein für Geflügelzucht Hrn. Schullehrer Mayer von Kirchheim, der seit 20 Jahren auf dem Gebiete der Hühnerzucht sich reichliche Erfahrungen gesammelt hat, einen Vortrag zu halten über „Krankheiten unter dem Federvieh und deren Behandlung". Als Ursache derselben bezeichnet« der Redner vornehmlich Pilze, die ihren Sitz haben im Stalle, daher vor allem Reinlichkeit desselben, sowie der Trinkgefässe, verständige Pflege und passende Fütterung nötig seien. Ein vorbeugendes Mittel erkennt er namentlich im Eisenvitriol, das entweder im Wasser oder im Weichfutter gegeben werden müsse. Zum Kurieren des Geflügels eigne sich vor allem die Homöopathie, von der man sogar dem kleinsten Kanarienvogel Gaben verabreichen könne. Im Verlaufe seiner Darlegungen beschrieb Hr. Mayer die 12 Hauptgeflügelkrankheiten und gab bei jeder die von ihm beobachteten Erkennungszeichen an sowie die dagegen anzuwendenden Mittel. Die zahlreich Anwesenden erhielten durch die dem Leben entnommenen Mitteilungen vielfache reiche Belehrung über diesen auch für die Jetztzeit so wichtigen Zweig der Landwirtschaft, dem, wie man hören konnte, seit einiger Zeit, da die Frucht so billig, verschiedene Landwirte ihre Aufmerksamkeit zuwenden. Für den belehrenden Vortrag wurde vom Vorstande dem Redner der gebührende Dank ausgesprochen.
Straßburg i. E. Die Industrie- und Ge
werbe-Ausstellung nimmt eine weit über die ursprünglichen Erwartungen hinausgehende Ausdehnung an und es hat dementsprechend schon früher eine bedeutende Erweiterung der ursprünlich geplanten Bauten eintreten müssen. Dieselben beanspruchen im Ganzen abgesehen von den vielen von Ausstellern errichteten Einzelpavillons, mehr wie zwei und einhalb Hektar Grundfläche. In elfter Stunde haben nun noch Anmeldungen stattgefunden, bezw. hat sich bei einzelnen Ausstellern das Bedürfnis nach mehr Raum herausgestellt, so daß jetzt auch noch der eine Lichthof der Haupthalle in Anspruch genommen und teilweise überbaut werden muß.
Berlin, 1. Mai. Den Berl. Neuest. Nachr. zufolge verlautet, daß der neuernannte Gouverneur für Deutsch-Ostafrika, Major Wißmann, gegen Ende Juni sich auf seinen Posten begeben wird.
Berlin, 1. Mai. Heute Mittag 12 Uhr ist Hierselbst die große Berliner Kunstausstellung von 1895 durch den Kultusminister Dr. Bosse eröffnet worden. Der Feier wohnten Vertreter der Stadt, hohe Militärs und zahlreiche Künstler bei.
Berlin, 2. Mai. Die Maifeier ist auch Nachmittags und Abends ruhig verlaufen. Die zahlreichen Versammlungen, worin die bekannten sozialdemokratischen Führer Festreden hielten, waren äußerst stark besucht. Das Polizeiaufgebot, welches bedeutend war, brauchte nicht einzuschreiten, da keine Zwischenfälle vorkamen. — Nach Meldungen aus den anderen großen Städten Deutschlands und des Auslands ist die Maifeier überall ohne bedeutende Störungen und Unruhen vorübergcgangen.
Berlin, 2. Mai. Der „Lokalanz." schreibt: Die Auseinandersetzungen des Ceremonienmeisters v. Kotze mit seinen Gegnern werden in kurzer Zeit in eine neue Phase treten und höchst wahrscheinlich dadurch in ihren intimen Einzelheiten vor die breite Oeffentlichkeit kommen. Die Privatklage gegen den Ceremonienmeister v. Schräder ist thatsächlich angestrengt und bereits am 9. Mai steht Termin an, in welchem Herr v. Schräder als Angeklagter erscheinen wird.
Kopenhagen, 2. Mai. Ein hiesiger Deutscher, namens Heit sch, Direktor einer großen Fabrik wurde wegen Unterschlagung von 50 000 Kronen verhaftet. Der Kassierer der Fabrik hat sich erschossen.
Laibach, 2. Mai. Heute vormittag 10 Uhr 5 Min. ist ein neuer, mehrere Sekunden andauernder Erdstoß verspürt worden, welcher neue Riffe an den Häusern hervorbrachte und die alten erweiterte. Die Aufregung unter der Bevölkerung wächst.
Tokio, 2. Mai. Der Ministerrat beschloß, die russischen Forderungen abzuweisen, da Rußland kein Recht habe, sich in japanische Angelegenheiten zu mischen. Unter anderem wurde beschlossen, alle Maßregeln für den Fall des Ausbruchs einer Krisis zu treffen.
Lemberg, 3. Mai. Feuersbrünste in Firlejow, Wojniez und Podsaki zerstörten einige hundert Wohnhäuser. Tausende von Bewohnern sind obdachlos.
Litterarisches.
Waldgeheimnisse. Von Hofrat I)r. W. Wurm. Zweite stark vermehrte Auflage mit 40- Jllustrationen von CH. Votteler. In farbigem Umschlag kartoniert ^ 3.—. Verlag von Carl Krabbe in Stuttgart.
Der Verfasser besitzt in seltenem Grade die- Gabe reiches Wissen in bescheidener jedermann zugänglicher Weise mitzutcilen und was noch höher zu schätzen ist, das Talent, einzelne bedeutsame Motive herauszuschälen und als abgerundete fertige Bildchen vorzuführen. Jedem Spaziergänger, Jäger, Sommerfrischler enthüllt das handliche Buch die Reize und Wunder des Waldes, an denen diese so oft achtlos vorübergehen, in verständlicher, frischer und farbenreicher Sprache, ohne gelehrte Ausführungen, aber auf Grund wissenschaftlicher Forschungen. Die Illustrationen sind hervorragend hübsch ausgefallen und gereichen dem Büchlein zur besonderen Zierde.
Gottesdienste
am Sonntag Jubilate, 5. Mai.
Vom Turm: 238. Predigtlied: 128.
9 Uhr Vorm.-Predigt: Herr Dekan Braun.. 1 Uhr Christenlehre mit den Töchtern. 2 Uhr Bibel- stundc im Vereinshaus: Hr. Stadtpfarrer Schmid.
Standesamt Kakw.
Geborene:
28. April. Wilhelm Albert, Sohn des Albert Kn oll,. Maschinenstrickers hier.
Getraute:
28. April. Adam Sautter, Hausknecht hier und Fricdrike Katharine Kaag von hier.
find heute ln der Vsld
als »tvLsr und nvsodLSUod vlrLsväss, «.Lxenslnuss und dLUIxs» Haus-und Heilmittel bet StörunxvLLn ÄSQ VvtsrlsN»»- ors^Lsv, trLKSis StuLr§s.nx nnv daraus emskelienden Beschwerden, wie: I-odsr vvä LLrvorr- LoläLllsLüsr», Lopk- »odinsrLsn, ToLvInSsI, LtdviQLork, NsrLkroxksrr» LppvILNosIx- Lstt, LlLdunKSN,
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Lrprodt »»ü vlnpkoUIs» vo» siitts«» a«r»ts» »»ck I>r<>r«,»orsrl clsr LlsUisl» werden die Apo- theker wlod.rck Brandt'schen Schwttzcrpillcn allen ähnliche» Mitteln vorxsLoz:«» und alle Interessenten sollte» sich von Apotheker RIch. Brandt-» Nachfolger in Schaffhansen die Broschüre mit- den Gutachten der Professoren, Aerzte, Chemiker re. komme» lasscn.-
Man schütze sich beim Ankauf« vor I-üIavUnn^s» und »er-- lange stet» Apotheker kioksi-ck Brandt'» SchweizerpMcn. Za bekommen in fast allen Apotheken L Schachtel Mk. i.—, welche ein Ctlquette wle obenstehende Abbildung ein Welse» Kreuz t» rothem Felde tragen müssen.
Die Bestandthelle der ächten Apotheker Richard Brandt'» scheu Schwelzcrplllen sind Kxtracte von: Tilge I.L Gr-, Moschusgarbe, Aloe, Abfynth je l Gr., Blttcrklec, Geittlan je 0,S Gr-, dazu Genttan- und Bttterkleepulver in gleichen TheUen und im Quantum, um daran» so Pille« im Gewicht von V,t2 herzustellen.
Amtliche KkkMutmachuugkn.
Dampfwalzbelrieb.
Die Dampfstraßenwalze wird in der Woche vom 6. bis 11. Mai d. I. folgende Straßen befahren und bearbeiten:
Die Staatsstraße Nr. 127, Bahnhof—Bad Teinach, von hier zurück nach Kentheim und die Staatsstraße Nr. 103 von Kentheim gegen Calw. Die Arbeitszeit dauert in der Regel von 6 Uhr morgens bis 6'/, Uhr abends.
Reitern, sowie den Lenkern von Fuhrwerken wird beim Vorübergehen an der Dampfwalze besondereVorsicht empfohlen.
Calw, den I. Mai 1895.
K. Ztraßenbau-Zusprlrtion.
Fleischhauer.
Revier Hirsau.
Grasvrrksuf
1) am Dienstag, den 7. d. M., abends 5 Uhr,
im „Kloster" in Hirsau von Wegen und Platten der beiden Hirsauer Hüten, sowie von der unteren Bruderbergwiese; 2) am Donnerstag, den 9. d. M., abends 5 Uhr,
im „Löwen" in Oberreichenbach vom Wickenhardt.
Aus Kulturen wird nichts verkauft. Revier Stammheim.
Stammhoh-Aerkauf
Montag, den 13. Mai, vormittags 9 Uhr , auf dem Rathaus in Calw aus Waldsteige, Dickemer- schlößle, Felsenweg uns Scheidholz vom Dickemer Wald und Stammheimer Mark: 383 St. Langholz (darunter 48 Forchen) mit Fm.: 233 I., 170 II., 80 III., 69 IV. El.; 64 St. Sägholz (darunter 10 Forchen) mit Fm.: 85 I., 10 II., 3 III. El.
Calw.
Brennholz-Verkauf
»am Montag, den 6. Mai, ^vorm. 9 Uhr, um Gasthaus zum " hwanen hier ^aus den Stadtwaldungen Meistersberg Abt. Alzenberg, Kukuks
felsen und Mädig Abt. Windhof, Gräben, Röhrlesbrunnen, Speßhardter- Mauer:
24 Rm. eichene Scheiter, Prügel und Anbruch, 124 Rm. Nadelholz- Scheiter, Prügel und Anbruch; 3520 Stück Nadelholzwellen. 100 eichene und 170 buchene Wellen, sowie 4 Flächenlose Schlagraum. _ Gemeinderat.
Gechingen.
Hrlzvevknitf.
Am Montag, den 6. April, von morgens 9 Uhr ab, kommen zum Verkauf:
30 St. Glattbuchen, für Schreiner und Wagner geeignet, mit 16,43 Festm.,
4 Stück Raubuchen mit 1,43 Festm., 8 Stück Eichen mit 8 Festm.,
194 Rm. buchenes Scheiterholz und 9 Rm. buchene Stangen. Dienstag, den 7. April, in Abteilung Mühlhecke:
384 Rm. buchenes Scheiterholz. Zusammenkunft beim Rathaus je morgens '/-9 Uhr.
Gemeinderat.
Münklingen.
Langholz- und Stangenverkauf.
i.
Am Samstag, den 4.. Mai, von vormittags 9 Uhr an, werden aus dem Gemeindewald Fahrenwald, Markung Neuhausen 100 Derbstangen, 1040 Hopfenstangen, 6650 Reisstangen, je I. bis III. Klasse,
auf dem Platz verkauft.
II.
Am Dienstag, den 7. Mai, von vormittags 9 Uhr an, ebendaselbst aus Abt. 4 und 5:
585 Stück Säg- und Baustämme, cirka die Hälfte Rotforchen, auf dem Platz verkauft, mit Borgfrist bis 1. Oktober d. I.
An beiden Tagen Zusammenkunft bei der Waldhütte.
Auszüge zum Langholz wollen vorher bestellt werden.
Den 29. April 1895.
Schultheißenamt.
Ga nn.