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«W 49. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 70. Jahrgang.
Erscheint Dienstags, Donnerstags und SamStagS. Die EinrückungSgebühr beträgt im Bezirk und in nächster Um- qHurrg 9 Pfg. die Zeile, sonst 18 Pfg.
Donnerstag» den 25. April 1895.
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Amtliche Aekanutmachuagen.
Kekanntmachnng.
Nachdem die Maul- und Klauenseuche m Deufringen ausgebrochen und über die Gemeinde Deufringen seitens des K. Oberamts Böblingen die Markungssperre verfügt worden ist, wird behufs thunlichster Verhinderung der Weiterverbreitung der Seuche auch für die Gemeinde Dachtel das Treiben von Rindvieh, Schafen und Schweinen außerhalb der Feldmarkgrenzen sowie das Durchtreiben dieser Tiere durch Markung Dachtel zunächst bis znm 6. Mai I. verboten.
Calw, den 33. April 1895.
K. Oberamt.
I. V.:
Amtm. Gottert.
Deutsches Reich.
Berlin, 23. April. Reichstag. Präsident tv. Buol eröffnet« die Sitzung mit den Worten: Ich heiße die Herrn willkommen zu neuem, hoffentlich ersprießlichem Thun. Hierauf beginnt die zweite Beratung der Zolltarifnovelle, verbunden mit der dritten Beratung der Verordnung über den Zollzuschlag für spanische Waren. Nach längerer Geschäftsordnungsdebatte wird zunächst ein Antrag v. Stumm- Möller (Reichsp. und nat.-l.) beraten, welcher der Zolltarifnovelle einen Z über einen Zollzuschlag bis 100 Proz. im Falle etwaiger Zollkriege hinzufügt, o. Sa lisch (kons.) und Ga mp (Reichsp.) befürworten den Antrag.
Berlin, 23. April. Die Tabaksteuer- Kommission des Reichstags ist zur 2. Lesung des
Tabaksteuergesetzes auf 1. Mai zusammenberufen. Die Umsturzkommission des Reichstags tritt morgen zusammen, um den von v. Buchka (kons.) verfaßten Bericht festzustellen.
Berlin, 23. April. Ein Notgesetz aus Anlaß der Aufhebung der andernfalls demnächst bevorstehenden Herabsetzung der Zuckerausfuhrprämien geht dem Reichstage bereits in einigen Tagen ohne Rücksicht darauf zu, ob eine Zuckersteuernovelle in dieser Tagung noch kommt oder nicht. — Die Tabaksteuerkommission des Reichstags tritt am 1. Mai wieder zusammen. (Die Kommission hat die Tabakfabrikatsteuer bekanntlich abgelehnt; es handelt sich noch um Anträge in anderer Richtung.)
Berlin, 33. April. Der Minister des Innern v. Köller und der Staatssekretär v. Marsch all hatten für heute Vormittag zur Besprechung über die Beteiligung der Presse an der Feier zur Eröffnung des Nordostsee-Kanals eine Anzahl Leiter hiesiger und Vertreter auswärtiger Blätter nach dem auswärtigen Amte eingeladen. Es waren etwa 30 Herren anwesend. Staatssekretär v. Marschall bemerkte, daß die Regierung großen Wert auf eine entsprechende Berichterstattung seitens der deutschen und ausländischen Presse lege und daß sie bereit sei, die Erfüllung dieser Aufgabe in jeder Weise zu erleichtern. Nach den hierauf gemachten Mitteilungen über das Programm findet am 19. Juni nachmittags in Hamburg eine Umfahrt durch den Hafen und hierauf ein Bankett statt. Abends wird auf der Alster ein Fest abgehalten. Um 11 Uhr erfolgt die Einschiffung zur Fahrt durch den Kanal. Am 20. Juni findet großer Ball zu Ehren der fremden Offiziere statt. Am 21. Juni ist bei Holtenau der Festakt der Schlußsteinlegung und die Flottenparade, abends Diner von
tausend Personen. Am 33. Juni findet Flottenmanöver statt. Herr v. Marschall teilte ferner mit, daß der deutschen und ausländischen Presse ein besonderes Schiff zur Verfügung gestellt sei und daß dafür gesorgt werde, daß von diesem aus alle Festlichkeiten genügend beobachtet werden können. Die Herren v. Marschall und v. Köller schlugen vor, die anwesenden Vertreter der Presse möchten einen Ausschuß bilden, dessen Aufgabe es sei, die Behörde durch Vorschläge über Zulassung von Berichterstattern zu unterstützen und der ausländischen Presse gegenüber Gastfreundschaft zu üben.
Tagesneuigkeiten.
Calw. Der vor einigen Wochen in Teinach verunglückte Bauer Rentschler von Breitenberg, welcher in der Dunkelheit in die hochangeschwollene Teinach geraten war und fortgeriffen wurde, ist nun bei Kentheim aus der Nagold gezogen worden. Der Ertrunkene hinterläßt eine Frau und 6 Kinder.
Stuttgart, 22. April. Se. Maj. der 'König nahm heute vormittag die regelmäßigen Vorträge und Meldungen sowie den Vortrag des Hofmarschalls und des Generaladjutanten entgegen und arbeitete mit dem Kabinetschef sowie mit den Staatsministern des Innern und des Kirchen- und Schulwesens. Hierauf besuchten Ihre Majestäten der König und die Königin, begleitet vom Dienst, unter Führung des Oberjägermeisters Freiherm von Plato und des Kaufmanns H. Simon die vom Verein zur Züchtung reiner Hunderassen veranstaltete Hundeschau in den K. Anlagen und verweilten dort etwa '/s Stunde. Mittags nahm der König in Begleitung des dienstthuenden Flügeladjutanten an dem Diner im Königsbau teil, welches von der Kommission
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Die Alanöverstütze.
Novelle von Anna Gnevkow.
(Fortsetzung.)
Wie ein Wasserstrom brauste die Rede der Baronin über Elisabeth hin, und rmr eins hörte sie aus ihr heraus, Hugo Erbach wünschte sich zu verheiraten, etwas, das ihr so natürlich erschien, weil er ja schon nicht mehr jung war, und weil er es sicher hübscher und bequemer fand, von weiblicher Geschäftigkeit und Sorgfalt umgeben zu sein, als ein Junggesellenleben zu führen. Nur aus diesem Grunde hatte er vielleicht auch an Leonore gedacht, in seinen Fieberreden so viel von ihr gesprochen, wahre, tiefe, heiße Liebe wie bei Kurt Waldau war es gewiß nicht gewesen, und wenn sich eine andere fand, die sich hinfort die größte Mühe geben wollte, in Küche und Keller nie etwas zu verderben, wenn er sich an ihrer kleinen Person genügen ließ, wenn sie ihm versprach, eine gute, sehr gute Frau werden zu wollen, dann würde er dem Glücke des Freundes und LeonorenS Glück wohl nicht im Wege sichen, und aus dem Verlassen ihres Postens am Bette des Kranken wäre kein weiteres Unheil entstanden.
Freilich war eS nicht so leicht, was sie sich da dachte, gar nicht leicht, wie «8 das junge Mädchen empfand, als es mit hochroten Wangen, beflügelten Schrittes von der Baronin, die dem Drängen mit der Abreise doch schließlich nachgegeben, davoneilte, und dis Hellen Thränen standen Liesel in den Augen, als eS zu Friedrich in den Stall kam, den kleinen Hasen in das Schürzche» nahm und dem greisen Kutscher zurief: .Nun geht's fort, aber meinen Gefangenen muß ich noch erst in Freiheit bringen!"
.Aber wohin denn, Fräuleinchen? Das hätte doch auch noch Zeit gehabt," brummte der alte Mann, .und was den Hasen an belangt, so hätte ich ihn schon
gern weiter gepflegt, der Herr Lieutenant hatte ja rem seinen Narren an dem Tierchen gefressen und mir beim Abschied wieder einen Thal« gegeben, daß ich eS seine« Freund Lampe, wie er sagt, nur ja an nichts fehlen laste."
Ja, er war gut, er hatte wirklich ein Herz für Tier und Menschen, Elisabeth schluckte ein paarmal heftig und wollte dem Graukopf noch etwas sagen, ab« auL dem fest zugeschnürten Halse kam kein Ton, und die Thränen rannen unaufhaltsam, als sie dem Park und seinen verborgensten Wegen zustrebte. .Ich werde schon alles in Ordnung bringen und d« Mama und dem Papa den Bräutigam zuschicken/ hatte die Baronin noch lächelnd und eifrig gesagt, che Elisabeth das Zimmer verlassen, und ihr die heißen Wangen dazu geklopft, und nun war'S dem Mädchen» als rauschten die Bäume am Wege dasselbe Wort, als wiederhotten es die zwitschernden Vögel, als male es d« Sonnenschein mit riesengroßen Lettern auf den matt- grünen Rasen, der dm Teppich d« alten Linden und Eichen bildete. O, wäre sie nie hergekommen, nie aus dem elterlichen Hause gewichen, nun kam sie zurück, gebunden, unfrei, wie das Häschen bish« gewesen, dem sie nun plötzlich wett die Schürze öffnete, daß es mit einem Satze davonsprang, und in dem herbstlich gefärbten Dickicht »«schwand. Ein tiefer Seufzer entrang sich Elisabeths Brust, und wieder kehrten ihre Gedanken zu dem eigenen Geschick zurück, zu der Unfreiheit, in die sie sich gestürzt, als sie die Worte d« Baronin ohne Widerspruch üb« sich «gehen ließ. Er war ja so gut, so gut, d« Hauptmann Erbach, und sie hatte Vertrauen zu ihm, wie sie eS zu ihrem Vat« gehabt hätte, ab« er war ihr stet« wie ein älterer Mann vorgekommen, gar nicht wie jemand, der an einem so kleinen, unbedeutenden Wesen, wie sie es selbst war, Gefallen finden konnte, und sie vermochte es sich gar nicht vorzustellen, daß « je einen Scherz mit ihr machen könne wie etwa der junge Gutsherr, Kurt von Waldau. Und nun sie daran dachte, daß sie heute, noch vor der Ankunft des letzteren fortfahren und ihn gar nicht Wiedersehen würde, flössen ihre Thränen nur noch heftig«, und das kleine Herz that ihr so weh, daß sie di« Hand darauf prißte, als könne sie den Schmerz dadurch unterdrücken.