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Berlin, 18. April. DieKreuzztg." meldet aus Halle: Bei dem Geheimbund-Prozeß vor der Strafkammer des hiesigen Landgerichts gegen 21 Mitglieder des hiesigen Commumstenclubs wurde auf Antrag des ersten Staatsanwalts die Oeffentlichkeit ausgeschlossen.

Berlin, 19. April. Die Ablehnung der Umsturzvorlage gilt nunmehr in parlamentarischen Kreisen als höchst wahrscheinlich. Wie der Lokal­anzeiger hört, erklärten die maßgebenden Führer der beiden konservativen Parteien die Umsturzvorlage in der von der Kommission beschlossenen Fassung als unannehmbar und werden die Wiederherstellung der Regierungsvorlage beantragen. Da hiergegen das Centrum stimnü, mithin für keine der Fassungen eine Mehrheit vorhanden, gilt die Borlage für diese Sessipn als gescheitert.

Der »Reichsanzeiger" giebt bekannt: Es werden fortgesetzt falsche Fünfzigmark-Reichs­kassenscheine angehalten. Die Reichsschulden­verwaltung sichert eine Belohnung bis zu 3000 ^ demjenigen zu, der den Verfertiger oder wissentlichen Verbreiter zuerst derart ermittelt und nachweist, daß er zur Untersuchung und Strafe gezogen werden kann.

Laibach, 18. April. Gestern wurde abermals ein starker Erdstoß verspürt. Thüren und Fabrik­schlote drehten sich um ihre Achse. Man schätzt hier den durch das Erdbeben angerichteten Schaden auf 5 Millionen Gulden. Der Verkehr stockt gänzlich. Die meisten Geschäfte sind geschlossen.

Laibach, 18. April. In der letzten Nacht erfolgten abermals drei leichte Erdstöße. Die Auf­regung dauert fort. Die Bevölkerung brachte die Nacht im Freien zu. Heute trat Regen ein. Bis jetzt zählte man 66 Erdstöße.

Paris, 17. April. Ein hiesiges Blatt ver­langt von der Regierung, daß dieselbe alle in der Nähe von Festungswerken in den Vogesen und Alpen wohnenden Fremden ausweise. Es handelt sich besonders um Italiener, die angeblich militärische Geheimnisse ausgekundschaftet haben.

Vermischtes.

(Lebensversicherung.) Die Allge­meine Versorgungs-Anstalt zuKarlsruhe hat im Jahre 1894 wieder sehr günstige Ergebnisse erzielt. Neu abgeschlossen wurden 6280 Lebensver­sicherungen mit 26,590,000 ^ Kapital (2,508,000 ^ mehr als in 1893). Dieser Neuzugang ist der höchste, welchen die Anstalt bisher in einem Jahr erreicht hat. Der reine Zuwachs betrug 4300 Versicherungen mit 18,627,000 ^ Kapital und der Gesamtbestand Ende 1894: 79,670 Versicherungen mit 328,957,000 ^ Kapital. In Folge Ablebens von 705 Personen waren im Jahre 1894: 3,203,000 ^ Kapital zu zahlen. Die Sterblichkeit war kleiner als im Vor­jahre und bleibt um mindestens 25°/» hinter der Er­wartung zurück. Diese Ergebnisse entsprechen der Stellung der Karlsruher Anstalt in der Reihe der größten deutschen Lebensversicherungs-Gesellschaften und bestätigen das ihr allseitig entgegengebrachte Vertrauen.

Die ersten Zeitungen verdankt man nicht, wie vielfach irriger Weise angenommen wird, den Franzosen, sondern den Venetianein. Bekannt­lich war Venedig im 16. und 17. Jahrhundert der Ort, wohin die Nachrichten aus dem Orient zuerst kamen. Da diese die ganze Christenheit damals

interessierten und daher an allen Orten gewünscht wurden, so kam, wie das Internat. Patentbureau von Hermann L Co. in Oppeln schreibt, ein unternehmender Mann auf die Idee, die Nachrichten drucken zu lassen und sie zu verkaufen. Die Blätter kosteten eine Gazetta (eine damals gebräuchliche kleine Münze) und man bezeichnete sie endlich nur mit diesem Namen, der dann alsGazette" in das Französische überging.

Kitterarisches.

Stuttgart, 11. April. Die Jrrenhaus- litteratur d. h. die öffentlichen Anklagen gegen die Zustände und Mißbräuche in den Staats- nnd Privatirrenanstalten mehren sich eine Erscheinung die in mehrfacher Hinsicht zu denken giebt. Derartige Broschüren finden offenbar zahlreiche Leser, und diese sagen sich, daß so viele Ankläger nicht an die Oeffentlichkeit treten könnten, wenn sie keinen Grund hätten zu klagen. Drei neue Broschüren dieser Art sind soeben im Lutz'schen Verlage erschienen.

1) Leben und Schicksale des Julius Pfeiffer, 12 Jahre bei vollem Verstand im Irrenhaus Zwiefalten. 16 Bogen. Preis 1.80. 2) Zustände in der Staatsirren­anstalt Winnenthal von Zivilingenieur A. Oe. 4 Bogen. Preis 80 3) Meine

Erlebnisse in der Irrenanstalt zu Pfullingen von Fried r. Balz. 4 Bogen. Preis 80 H.

Dem Lehrersohn Julius Pfeiffer, einem Buch­binder, ist es offenbar darum zu thun, durch seine Lebensbeschreibung aller Welt zu beweisen, daß er niemals geisteskrank war, und dieser Beweis ist ihm gelungen. Er schreibt mit einem vollendeten Humor, freilich nicht ohne gelegentliche scharfe Ausfälle, die man ihm aber zu gute halten muß, weil er, der so lange Ambos gewesen, nun auch Hammer sein möchte. Pfeiffer hat ein Erzählertalent ersten Ranges und schreibt so spannend, daß man ihn zuEnde lesen muß. Seine Erlebnisse im Irrenhaus will er erst später erzählen. Der östreichische Zivilingenieur A. Oe. hat seine Broschüre dem württembergischen Medizinalkollegium gewidmet. Er bringt eine Reihe positiver Beschwerden über die ihm widerfahrene Behandlung vor, die offenbar nicht aus der Luft gegriffen sind und eine gründliche Ab­hilfe erheischen. Dieser Schrift ist noch ein meist aus amtlichen Aktenstücken bestehender AnhangZum Fall Kuhnle" beigefügt. Die Balz'sche Broschüre endlich muß, wenn auch nur ein kleiner Teil der Schilderungen wahr ist jedem anständigen Manne die Röte des Zorns über solche Vorkommnisse ins Gesicht treiben. So darf man mit den Menschen nicht umgehen! Jede der drei Broschüren für sich und alle zusammen weisen mit unerbittlicher Konsequenz auf vie Notwendigkeit einer gründlichen Reform unserer Jrrenbehandlung hin. Daß Leute, die entweder gar nie geisteskrank waren, oder nach ihrer Genesung von einer vorübergehenden Geistesumnachtung noch Monate oder Jahre oder gar ihr Leben lang in einer Irrenanstalt verbleiben müssen das darf einfach nicht mehr Vorkommen. Eine gründliche Reform muß das Bestreben aller rechtlich Denkenden, ohne Unterschied der sozialen oder politischen Stellung bleiben, bis das Ziel erreicht ist.

Der Verleger obiger Broschüre erhielt von Sr. Maj. d. König folgende Zuschrift: Euer Wohl­geboren beehre ich mich die mir mit gefälliger Zuschrift vom 27. ds. Mts. übersandten Exemplare der drei neuestens in Ihrem Verlag erschienenen Schriften mit dem Ansügen zurückzugeben, daß Seine Königliche Majestät bei dem besonderen Interesse, welches Höchstdieselben der Frage des Jrrenwesens zuwenden, bereits Exemplare derselben im Wege des Sortiments­

buchhandels bezogen haben. Ich habe aber nicht­verfehlt, Seiner Majestät von Ihrer freundlichen Ab­sicht, Allerhöchst denselben Exemplare derselben zw unterbreiten, Kenntnis zu geben, und den Auftrag erhalten. Euer Wohlgeboren dafür in Allerhöchst Ihrem Namen zudanken. Indem ich dieses gnädigsten Befehles mich hiemit entledige, beharre ich hoch­achtungsvoll, Stuttgart, den 30. März 1895, Der Kabinettschef: Griesinger.

Handels- k Gewerlickammer Calw.

Keffentlichr Sitzung

am Montag, den 22. April 1895, vormittags 9 Uhr.

Tagesordnung:

1) Beratung des Jahresberichts und der damit zusammenhängenden Fragen.

2) Geschäftsbetrieb der Händler mit Vieh und ländlichen Grundstücken.

3) Sonntagsruhe im Eisenbahngüterverkehr.

4) Börsengesetz-Entwurf.

5) Etatsberatung und Rechnungsprüfung.

Der Vorstand.

I. V.: E. Zoeppritz.

Kandw. Corrsum-Uereirr Calw.

E. G. m. u. H.

Am Dientag, den 23. April, nachm. 2 Uhr,, bringen wir ca.

25Ü Ctr. Wiesen- nnd Kleeheu

in der Scheuer des Herrn Adolf Leonhardt hier partienweise zur Versteigerung.

Standesamt Kalm.

Geborene:

10. April. Luise, Tochter des Johannes Lörcher,- Maschincnstrickcrs hier.

10. Klara Heb» ig Hermine, Tochter des I)r..

Paul Weizsäcker, Rektors hier.

16. Emma Luise, Tochter des Jakob Talmon,

Cigarrenmachcrs hier.

18. Otto, Sohn des Fricdr. Kübler, Lehrers-

hier.

Getraute:

15. April. Josef K um mer, Schreiner hier und Bertha Weber hier.

G estorben e:

10. April. Jakob Maier. Bäckermeister hier, 73J. a..

13. Karl Fricdr. Herr mann, 8 Wochen alt,

Sohn des Fricdr. Herrn: ann, Schuh­machers hier.

Gottesdienste

am Sonntag Onasimodogeniti 21. April.

Vom Turm: 363. Predigtlied: 317. 9 Uhr Vorm.-Pred.: Hr. Dekan Braun. 1 Uhr Christenlehre mit den Töchtern. 2 Uhr Bibelstunde im Vereinshaus, Hr. Stadtpfarrer Sch rnid.

Montag, 22. April.

8 Uhr: Gottesdienst zum Schulcintritt, Hr. Stadt­pfarrer Schmid.

Grtra-DeUage!

Der Gesamt-Auflage vorliegender Nummer ist eine Extra-Beilage beigefügt, welche von der Vorzüg-- lichkeit der

berühmten C. Lück'schen Hausmittel

handelt.

In sehr vielen Krankheitsfällen sind diese un­übertroffenen Hausmittel mit bestem Erfolg angewendet worden und können dieselben daher jedem Kranken zum Gebrauch auf das Wärmste empfohlen werden.

Prospekt mit Gebrauchsanweisung und vielen Attesten bei jeder Flasche. Central-Versandt durch C. Lück in Kolb erg.

Niederlage in Calw einzig und allein in der Apotheke von Wieland L Pfleiderer.

Amtliche Kelrallvtmachuvseu.

Calw.

Die Stadtgemeinde Calw bringt ihr an der Bahnhofstraße gelegenes

Wohn- und Magazirr- gebimde

Nr. 402 mit 1 s. 41 qm Grundfläche und 33 qm Hofraum, am Montag, den SN. April 18S», vormittags 11 Uhr, auf dem hiesigen Rathaus zur ein­maligen öffentlichen Versteigerung.

Sradtschultheißenamt.

Haffner.

Dampfwalzbetrieb.

Die Dampfstraßenwalze wird in der Woche vom SS. bis 27. April d. I. folgende Straßen befahren und be­arbeiten :

Von Wildberg nach Station Tein ach und von da gegen den Ort Tein ach. Die Arbeitszeit dauert in der Regel von 6 Uhr morgens bis 6'/, Uhr abends.

Reitern, sowie den Lenkern von Fuhrwerken wird beim Vorübcrgehen an der Dampfwalze besondere Vorsicht em­pfohlen.

Calw, den 18. April 1895.

K. Straheublm-Zr.lprlrtion.

Fleischhauers

Reisig-Verkauf

. --«--- am Mittwoch,

Zden 24. d. Mts., >)vorm. '/s10 Uhr, >in der Bier­sbrauerei von I. i Dreiß hier aus den Stadtwal­dungen Meistersberg Abt. Alzenberg, Kukuksfelsen und Hardtwald Abt. Hardt­berg:

3030 Stück Nadelholzwellen, 240 buchene und 190 eichene Wellen, sowie 4 Flächenlose Schlagraum.

Gemeinderat.

Vergebung von Bauarbeiten.

Die bei Reparatur des alten Schlacht­hauses vorkommenden Maurer, Zimmer-, Schmied- und Schlofferarbeiten im Ge­samtbetrag von 900 ^ sind in Accord zu vergeben.

Kostenvoran schlag und Bedingungen liegen beim Stadtbauamt zur Einsicht auf und sind dirsbezügl. Offerte daselbst bis

Dienstag, den Ä3. d. M., abends « Uhr,

einzureichen.

Calw, den 19. April 1895.

Stadtbauamt.

Hohnecker.