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Wien, 11. April. Zur Huldigungsfahrt beutschnationalgesinnter Steirer nach Friedrichsruh meldeten sich etwa 70 Teilnehmer, die heute Graz verlassen werden. Ostersonntag wollen die Teil­nehmer in Steirertracht beim Fürsten Bismarck er­scheinen und ihm Steirer Wein kredenzen.

Paris, 11. April. Die Kammer nahm das Gesetz betreffend Altersversicherung der Arbeiter an.

Vermischtes.

Nach einer Bekanntmachung des Berliner Polizeipräsidenten hat die chemi­sche Untersuchung des Geheimmittels gegen Trunk­sucht, das der Kaufmann M. Falkenberg hier, Stein­metzstraße 39, anpreist und verkauft, ergeben, daß es aus Enzianwurzelpulver besteht und daß sein Wert nicht 10 sondern 0,50 Mark beträgt. Da das Mittel keinerlei Heilkraft gegen Trunksucht besitzt, wird vor dem Ankauf dringend gewarnt.

Kohlenfäden aus Papier. In letzter Zeit sind vielfach Versuche veranstaltet worden die dahin gingen für die elektrischen Glühlampen einen Kohlenfaden von großer Festigkeit und großer Leucht­kraft zu erzeugen. Wie uns nun das Intern. Patent­bureau von Heimann L Co. in Oppeln mit­teilt, haben sich die Kohlenfäden aus Papier am besten bewährt und werden gegenwärtig in der Edison'schen Fabrik die Kohlenfäden nicht mehr aus Bambusfaser, sondern aus Papier hergestellt.

Eine Petition an den Reichstag, betreffend die Umsturzvorlage,

ist hier zur Unterzeichnung aufgelegt (s. d. Inserat in heut. Nr.). Bei der Wichtigkeit der Frage geben wir deren Wortlaut bekannt:

Hoher Reichstag! Nachdem der Gesetz­entwurf betr. Aenderung und Ergänzung des Straf­gesetzbuchs, des Militärstrafgesetzbuchs und des Ge­setzes über die Presse einer eingehenden Kommissions­beratung unterzogen worden, und die Möglichkeit einer Annahme dieser Vorlage näher gerückt ist, füh­len sich die Unterzeichneten zu einer offenen Vorstel­lung an Einen hohen Reichstag verpflichtet.

Die Vorlage begegnet in den weitesten Kreisen des Volkes, soweit es über sie unterrichtet ist, einer ent­schiedenen Ablehnung. Und auch in unseren Standes- und Berufskreisen findet sie nur teilweise und meist nur sehr bedingte Anhängerschaft. Wir Unterzeich­neten aber find, gerade von den Interessen aus, die unS naheliegen und aus patriotischen Gründen, ent­schiedene Gegner dieser Umsturzvorlage, und zwar:

1. weil die zu treffenden strafbaren Handlungen zum Teil in sehr dehnbaren Worten bezeichnet sind;

3. weil manche Straffestsetzungen als überflüssig er­

scheinen, da die betreffenden Handlungen schon anderweitig im Strafgesetzbuch vorgesehen sind;

3. weil die Vorlage ohne genügenden Anlaß aus der gegenwärtigen Lage die Strafen häuft, wäh­rend die Ausschreitungen zweifellos gegen früher nachgelassen haben, und ohnehin das Gefängnis kein Allheilmittel ist;.

4. weil, was man auch über etwaige Lücken im Strafgesetzbuch und etwaige Berechtigung zu Straf­verschärfungen denken mag, die Einbringung dieser alsUmsturzvorlage" gehässig, weil partei­isch, wirkt; und somit

5. die Vorlage die Gefahr mit sich bringt, nur ge­gen gewisse Klassen von Staatsbürgern ange­wandt zu werden, und so den Klassengegensatz verschärfen wird, während es die dringende soziale Aufgabe ist, ihn zu vermindern;

6. weil sie nicht blos die verwerflichen Ausschrei­tungen politischer Agitation, sondern auch das Berechtigte ihr trifft;

7. weil sie die von den unteren Klassen ausgehende Kritik unserer Zustände und Sitten hindert, da­gegen die Sünden der höheren Klassen schont;

8. weil sie somit den schon sich anbahnenden Prozeß innerer Annäherung der Parteien vernichtet, da­gegen die Gefahr revolutionärer Gährung, ja anarchistischen Treibens vermehrt;

9. weil sie auch die Freiheit der Wissenschaft und der Kunst bedroht und die Freiheit der öffent­lichen Diskussion überhaupt in einer weit über das Maß des Notwendigen hinausgehenden Weise beschränkt;

10. weil weitere Strafbestimmungen zum Schutz von Religion, Monarchie, Familie, Ehe, Eigentum, unnötig erscheinen, solche vielmehr Jedem den Antrieb Nehmen, selber für die bedrohten Ord­nungen einzutreten;

11. weil wir insbesondere für die Religion im In­teresse der Religion selbst keinen weiteren polizei­lichen Schutz wünschen.

Die bestehenden Kirchen und Neligions- gesrllschaften finden schon jetzt vollauf den Schutz, dessen sie bedürfen, um sich ihrer inneren Kraft entsprechend zu entwickeln.

So sehen wir mit dieser Umsturzvorlage nur die Gefahr für die Freiheit wie für die Ordnung wachsen. Dagegen würde die unendlich mehr den Umsturz beschwörende Abstellung von Mißbräuchen und veralteten Schäden zurückgehalten werden. Wir aber glauben, daß eine gerechtere Verteilung der Staatslasten und die aufrichtige Anerkennung der Gleichberechtigung aller Stände unendlich fruchtbringen­der wirken würde, als alle neuen Strafparagraphen.

Aus allen diesen Erwägungen bitten wir den Hohen Reichstag, die Umsturzvorlage abzulehnen.

Reklamelett.

Unter den vielen kosmetischen Mitteln, welche in letzter Zeit mit mehr oder weniger Geräusch der leidenden Menschheit angepriesen werden, verdient das Lanolin vor allem andern ganz besondere Beachtung. Man hat nachgewiesen, daß die Haut in ihrem normalen Zustande vor den An­griffen der Bacterien gesichert ist und zwar ist es das in ihr enthaltene, mit Lanolin identische Fett, dem sie diesen Schutz verdankt. Hautunreinheiten und Ausschläge aller Art entstehen, wenn durch den Verlust des Fettes feine, unsichtbare Hautrisse gebildet sind und so die Bacterien eindringen können. Führt man in solchen Fällen der Haut das Lanolin in Form von Lanolin-Toilette-Cream-Lanolin, das mit SchutzmarkePfeilring" in Zinntuben und Blech­dosen in allen Apotheken und Drogerien käuflich ist, wieder zu, so werden solche kleinen Leiden auf das schnellste gehoben. Namentlich gegen Aufspringen der Haut wirkt dasLanolin-Toilette-Cream-Lanolin" Wunder und ist dasselbe auch als Schönheitsmittel und zur Hautpflege für Kinder und Erwachsene un­entbehrlich. In allerneuster Zeit ist das Lanolin von I>r. Monin imFigaro" vom 6. Oktober 1894 als Einreibung gegen vorzeitig auftretenve Runzeln ganz besonders empfohlen worden.

Wer sich gesund erhalten will, der sei besorgt, daß die Verdauungsorgane stets geregelt functioniren. Erscheinungen wie Appetitlosigkeit, Druck in der Magengegend, Kopfschmerzen Blutandrang, nach Kopf und Brust, Flimmern der Augen rc. ec. haben nur zu häufig ihren Grund in nicht genügender Leibesöffnung, deßhalb nehme man, wo nötig, Apotheker Rich. Brandt's Schweizerpillen, welche von den Aerzten als das vorzüglichste Mittel gegen Verstopfung em­pfohlen werden. Erhältlich L Schachtel Mk. 1 in den Apotheken.

lroering'88kifk.

nur dann ächl, wenn sie den Zusatz trägt,b/llt <1sr Luis", und wenn ferner diese Bezeichnung auf der Seife selbst wie auch auf dem Etiquette und Ver­schlußmarke eingeprägt resp. aufgedruckt ist. Für jedes Stück solcher Seife wird die Garantie gegeben, daß sie vollkommen, neutral, mild, rein und überaus fettreich ist. Der Käufer von vosring's Ssists mit äsr Luis darf somit sicher sein, daß er mit dieser Seife die beste und wirkungsvollste Seife der Welt besitzt, obschon er sie für 40 Pfg. kaufen kann in Calw bei I. C. Mayer s Nächst, Emil Sänger a. Markt, A. Schaufler, Wieland L Pfleiderer (Federhaff'sche Apotheke).

Gottesdie«ste

am y. Werfest, 14. April.

Vom Turm: 167. Der Kirchenchor singt:Das große Halleluja' v. Mendelssohn. Predigtlied: 177. si«10 Uhr Beichte in der Sakristei. '/-IO Uhr Vorm.-- Pred.: Herr Dekan Braun. Feier des heil. Abende mahls. 2 Uhr Nachm.-Pred.: Hr. Stadtpfarrer Schund.

Hstermontag, 15. April.

'/-IO Uhr Predigt: Hr. Stadtpfarrer Schund.

Amtliche KkklllmtmachllllM.

Bekanntmachungen über Einträge im Handelsregister.

I. i«r Register für Einzelfirmen:

1 .

Gerichtsstelle, welche die Bekannt­machung erläßt.

3.

Tag

der

Eintragung.

3.

Wortlaut der Firma;

Ort der Hauptniederlassung und der Zweigniederlassungen.

4.

Inhaber der Firma.

5.

Prokuristen;

Bemerkungen.

K. Amtsgericht Calw.

10. April 1895.

Emil Sänger,

Glas- und Porzellanwarenhandlung in Calw.

Die Firma ist erloschen.

Z. B.:

Amtsrichter

Fischer.

Bekanntmachungen über Einträge im Genossenschaftsregister.

1 .

3.

3.

4.

5.

Gerichtsstelle,

welche dre Bekannt­machung erläßt.

Datum

des

Eintrags.

Wortlaut der Firma;

Sitz der Genossenschaft;

Ort ihrer Zweigniederlassungen.

Rechtsverhältnisse der Genossenschaft.

Bemerkungen.

K. Amtsgericht Calw.

10. April 1895.

Darlehenskasse Stammheim OA. Calw, eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht.

Sitz in Stammheim. Calw.

In der Generalversammlung vom 4. ds. Mts. wurde an Stelle des zum Rechner gewählten und deshalb statutengemäß aus dem Vorstand ausscheiden­den Leonh. Weiß, Kaufmanns in Stammheim, als Vorstandsmitglied gewählt

Oberförster Kurz in Stammheim.

Z. B.:

Amtsrichter

Fischer.