schwarzer ' Lederriemen mit glatter Messingschnalle, welcher wohl zur Befestigung der Beinkleider diente.

Vom Bodensee, 28. März. Freuden­feuer. In schöner Weise gedenken die Üferorte des Bodensees den 80. Geburtstag des Fürsten Bismarck zu feiern. Am Vorabend des Festes werden auf allen Anhöhen von Lindau herab bis Ludwigshafen und von Konstanz hinunter, bis zum Hohentwiel Freuden­feuer brennen und so den österreichischen und schweizer Nachbarn mit weithin leuchtender Flammenschrift ver­künden, daß das Votum des Reichstags noch lange nicht das Votum des deutschen Volkes ist.

In diesen Tagen mag daran erinnert wer­den, daß unser verehrter vaterländischer Dichter I. G. Fischer schon vor nahezu 50 Iahten als echter Sänger und Seher auf Bismarck mit prophetischem Geiste hingewiesen hat. Das merkwürdige Gedicht, das wir dabei im Sinn haben, und das wir mit Er­laubnis des Dichters unten abdrucken, stammt aus dem Schluß der vierziger Jahre, aus den Zeiten des Frankfurter Bundestages, wo die Patrioten die ohn­mächtige Zerrissenheit Deutschlands als die brennendste Wunde empfanden, wo die Einigung des Vater­landes als weitaus erstes Gut von allen wahrhaft deutsch Gesinnten ersehnt wurde. Die junge Gene­ration, welche jene Zeiten nicht erlebt hat, weiß viel­fach weder das Unselige jener bundestäglichen Zu­stände, noch die Verdienste derjenigen gebührend zu ermessen, welche ihnen ein Ende gemacht haben. Unserem Dichter aber drückte damals die patriotische Entrüstung /seit inäjZnakio versum die Feder in die Hand, als er schrieb:

Nur einen Mann aus Millionen!

Erheb dich wie aus Einem Munde,

Tu Schrei der Not nach einem Mann,

Tas deutsche Fahrzeug geht zu Grunde,

Es fängt schon tief zu sinken an;

Schon bog eS hoffend um die Klippe,

Schon nach dem Hafen ging der Zug,

Da fiel auf der Bemannung Sippe Der Wahn, wie er noch keinen schlug:

Sie riß herab der Einheit Fahne

O unerhörte Meuterei!

Und jeder schrie in seinem Wahne:

So bin ich stark! so bin ich frei!

Du herrlich Schiff, das uns getragen,

Zst's möglich, läßt es Gott gescheh'n.

Daß du, zertrümmert und zerschlagen Und rettungslos sollst untergeh'n?

Tritt aus der Führer wildem Zanken Kein so antiker, ganzer Mann,

Der den unsterblichen Gedanken Der deutschen Größe fassen kann?

Der ohne Anseh'n und Erbarmen Zuhauf uns treibt im Schlachtenschweiß.

Und dann mit unbeugsamen Armen Die deutsche Mark zu runden weiß?

Nur Einer aus den Millionen,

So weit die deutsche Langmut haust,

Zum Heil den Völkern und den Thronen Nur eine eisern harte Faust,

Die, nicht erwägend und nicht wählend,

Aufstelle das KolumbuSei,

Daß nicht der Deutschen Schmach und Elend Ein Spottlied aller Völker sei!

Der Dichter nähme es sogar so hoch steht ihm die deutsche Einheit über allem anderen in den Kauf, wenn der ersehnte Mann sich diktatorische

Gewalt beilegte, um sein Riesenwerk gegen die wider­strebenden Mächte zu vollbringen; nur müsse er ver letzte aller Diktatoren sein. Zur Geschichte dieses Gedichtes sei noch folgendes hinzugefügt: Im Winter 1848/49 sagte der Dichter immer und immer wieder zu seinen politischen Freunden, der Zank und die Zerrissenheit im Frankfurter Parlament wie er­innert das an den heutigen Zank im Reichstag sei doch eine Schmach für Deutschland, es müsse ein Erlöser kommen, er habe das Gefühl, er sei schon unterwegs. Im Februar 1849 gab I. G. Fischer seiner Erregung Ausdruck in vorstehenden Versen. Er bot sie einem Freunde an, der damals bei der Redaktion eines sehr liberalen süddeutschen Blattes beteiligt war (Hermann Kurz). Er las sie, gab sie aber dem Dichter wieder zurück mit den Worten: Wahr ist's, aber sagen darf man's nicht". So wurden die Verse zeitweilig von dem Dichter selbst unter Freunden vorgetragen, sehr oft auch von anderen unter dem Vorgeben eigener Vaterschaft; meistens aber mit der Bezeichnung:Eine Stimme aus dem Norden." So blieb das Gedicht ungedruckt, bis es Ernst Keil, ver Begründer der Gartenlaube, der den Dichter um einen Beitrag ersucht, in Frühjahr 1862 in seinem Blatt veröffentlichte. Im Herbst 1865 erschien es in den neuen Gerichten I. G. Fischers bei Cotta. Im Frühjahr 1890 brachte cs dasDaheim" unter der AufschriftPropheten­stimmen", ohne Zuthun des Dichters. Dieser er­hielt aber damals ein dankendes Schreiben des Fürsten Bismarck. (Staatsanz.)

T Pforzheim. Die feierliche Einweihung unseres neuen Rathausgebäude ist nun definitiv auf Mittwoch den 29. Mai l. I. beschlossen.

Dresden, 30. März. Von glaubwürdiger Seite verlautet, der König von Sachsen werde sich nicht nach Friedrichsruh begeben.

H Der Verband deutscher Kriegs­veteranen mit dem Sitz in Leipzig versendet folgenden Aufruf: An die Veteranen Deutsch­lands! Wie den K^teranen bereits durch die Presse bekannt geworden,' hat Se. Majestät unser aller­gnädigster Kaiser unsere Jmediat-Eingabe, welche dahin ging, für die kranken und erwerbsunfähigen Kameraden, welche noch keinerlei Pension oder Unter­stützung erhielten, eine Beihülfe zu erlangen, berück­sichtigt, und durch allerhöchsten Erlaß den Reichs­kanzler aufgefordert, einen Gesetzentwurf vorzulegen. Unser zweites Bittgesuch, denjenjenigen Veteranen, die im August dieses Jahres die Schlachtfelder von Metz besuchen wollen, Ermäßigung der Fahrkosten zu Militärbillets-Fahrpreisen zu bewilligen, soll ebenfalls gewährt sein. Recht herzlichen Dank unserem allergnädigsten Kaiser für dre den Veteranen gezeigte allerhöchste Huld! Unsere Kameraden werden nun ersucht, recht bald ihre Namen zu unserer Stammrolle, welche im Druck be­findlich, einzureichen, damit wir der hohen Reichs­regierung recht bald ein genaues Material darüber vorlegen können, wieviel von den Veteranen aus früheren Feldzügen noch am Leben sind. Alle An­meldungen und Anfragen sind unter Beifügung des Rückportos zu richten an den Verband deutscher Kri^gsveteranen zu Leipzig.

DieFreist Ztg." erklärt die Nachricht,

daß das Präsidium des Reichstags beschlossen habe, keine Audienz bei dem Kaiser nachzusuchen, für eine Fabel. Es sei von Seiten des neuen Präsi- diums genau so verfahren worden, wie seitens aller anderen Präsidien. Es wurde dem Kaiser die Wahl angezeigt und zugleich bei dem Hofmarschall­amt angefragt, ob und eventuell wann der Kaiser wünsche, das Präsidium zu empfangen. Daraufhin ist nun nach einem Telegramm derFrkf. Ztg." bei dem Präsidium des Reichstags ein Schreiben des Oberhofmarschallamts eingegangen, daß der Kaiser das Präsidium gelegentlich eines Diners am 1. April empfangen werde, wozu die Herren Einladungen er­halten würden.

Berlin, 30. März. Die Umsturz-Commission des Reichstages, hat heute bei der Gesammtabstimmung die Umsturzvorlage mit 17 gegen 8 Stimmen ange­nommen. Dagegen stimmten Sozialdemokraten, Frei­sinnige und Antisemiten.

Karrdrmrlschaftl. Kezirksverein.

Haushaltungsschule betreffend.

Mit dem 15. April d. I. beginnt in der Haus­haltungsschule Herrenberg der Sommerkurs,

Hierauf wird mit dem Anfügen aufmerksam gemacht, daß der Verein wie bisher bereit ist, den­jenigen Töchtern bürgerlicher und bäuerlicher Kreise unseres Bezirks, welche einen solchen Kurs mitmachen, einen Beitrag von 25 ^ zu gewähren.

Da diese Schule durch ihren praktischen Unter­richt im Kochen, Backen, Waschen, Bügeln, Nähen, Flicken, Rechnen und Schreiben, sowie in der Ge- fundheitslehre einem wirklichen Bedürfnis entgegen kommt, so wird der Besuch derselben dringend em­pfohlen.

Anmeldungen zur Aufnahme, für welche das zurückgelegte 16. Lebensjahr die Voraussetzung ist, und mit welchen das Gcburts^, Impf- und Schul­zeugnis vorzulegen ist, werden, wenn bis Dienstag den 9. ds. in seinen Händen, von dem Unterzeichneten besorgt.

Calw, den 1. April 1895.

Vereinssekretär:

Ansel.

Reklametttt.

Die billigste des Jahrhunderts

in Verhältnis zur Qualität. Das kann man mib Recht sagen, wenn mank'Srl-Zcis'c" einkauft. S Stück nur 55 k>kg. I slso nock nickt sinmsl 19 l?fg. per Stück, und dabei eine Seife, die von den theuersten englischen und fran­zösischen Seifen in Qualität nicht übertroffen wird! Kann man wohl billiger und vorteilhafter kaufen? In Ihrem eigenen Interesse werden Sie daher ge­beten, verehrte Leserin, mit dieser vorzüglichen Seife, doch recht bald einen Versuch zu machen; das ist die beste Art Sie zu überzeugen, daßk^crl-Scits" eine der feinsten Damenseifen der Neuzeit ist und daß nun endlich einmal Gelegenheit geboten ist, für wenig Geld Ausgezeichnetes einkaufen zu können. Perl-Seite ist zu haben in Calw bei Wieland L Pfleidcrer (Federhaff'sche Apotheke), I. C. Meyers Nachf., Emil Sänger am Markt, A. Schönster, Kaltenmark in Gechingen.

DaS mit dem Umherrasen hatte seine Richtigkeit, wie Kurt auch noch jetzt be­merkte, als er sich seitwärts auf die Bretter setzte, die die beiden Kisten mit einander verbanden und die Hand auSstreckte, um den Gefangenen zu ergreifen und in die Höhe zu heben. Erst hatte der Hase beim Nähertreten des Lieutenants ganz still gesefsen, und aus dem Halbdunkel heraus hatten seine leuchtenden, braunen Augen dm jungen Offizier angeschaut, als fürchteten sie einen neuen Angreifer. Merk­würdig, diese Augen erinnerten an die braunen Sterne Elisabeths, der kleinen Manöverstütze, als in ihnen ein so beredtes Flehen gelegen, die Begegnung auf der Landstraße nicht zu verraten, und nun kam über den Lieutenant das heiße Ver­langen. bei Hellem Lichte zu prüfen, ob die Augen eines HäSchenS denen eines hüb­schen Mädchens gleichen könnten und zu diesem Zwecke glitt seine weiße Hand in das dunste Versteck hinein, daS Tierchen emporzuheben. Freund Lampe aber wußte sich allen Angriffen zu entziehen, er jagte wie besessen unter den haschenden Fingern fort, er zeigt« sich auch den Bestechungsversuchen durch die schönen, frischen Kohl- blütter, deren Kurt eins nach dem andern in sein Gefängnis fallen ließ, nicht ge­fügig, und der Herr Lieutenant war eben drauf und dran, sich regelrecht über das unvernünftige Tier zu ärgern, als plötzlich eine Helle Stimme von draußen ries: Ach. lieber Friedrich, machen Sie mir doch die Thür ein bißchen weiter auf, ich kann die Hände gar nicht rühren, denn ich habe die ganzen Arme voll des schönsten grünen GraseS für unsern kleinen Hasen mitgebracht."

Friedrich eilte herzu, aber ebenso rasch war auch Kurt aufgesprungen und zwischen sein Pferd und ein anderes so dicht zu den Köpfen der Tiere geschlüpft, daß daS do>t herrschende Dunkel ihn völlig für die Hereinkommenden verbarg. Die Thür öffnete sich, der Sonnenstrahl, der schon vorher durch die Spalte gelugt schlüpfte mit hinein, sich breit auf der Schwelle lagernd, und mitten in ihm stand, etwas erhitzt, etwas atemlos, aber mit Hellem, leuchtendem Blick, schwellenden Lippen und rosigen Wangen, die steine Manöverstütze.

Wie hübsch sie aussah, wie gutherzig sie zu dem alten Kutscher aufblickte und wie freundlich es klang, als sie im Vorwärtsschrciten zu dem Versteck des Hasen lächelnd fragte:Meinen Sie nicht, Friedrich, daß das Gras hier unserm Schütz­linge gut munden wird?"

Fast zu freundlich klang es, besonders, y?enn Kurt dagegen hielt, wie ab­lehnend sich das Mädchen am gestrigen Abend verhallen, als er von ihrer gemein­samen Anteilnahme an Freund Lampe gesprochen, und jetzt folgte sein Blick fast verdrossen der schlanken Gestalt der Amtmannstochter, die eben ihre Bürde abwerfen wollte, als sie ganz verwundert auSrief:Aber da liegen ja schon so viele schöne Kohlblätter! Wie hübsch von Ihnen, Friedrich, daß Sie sich so viele Mühe mit dem kleinen Gefangenen geben."

Friedrich fuhr sich mit der Handffdurch die buschigen Haare, daß sie ihm wie ein Wald zu Berge standen, und sagte mit einem verlegenen Lachen:Nee, Fräu-

leinchen ich war's nicht, aber-Der Johann wohl," fiel sie eifrig ein,

er hat gewiß auch die Tiere lieb," aber sie kam nicht weiter, denn der alle Kutscher fuhr in seiner begonnenen Rede fort:Aber ein Herr Lieutenant auf einem Pferde, wie ich lange keins hier in meinem Stalle gehabt."

Jetzt fiel daS gesammelte Gras sehr schnell zu Boden, aber eS sah aus, als geschehe eS absichtslos, fiel doch ein Teil nur in den Raum, der dcm Hasen zur Wohnstätte diente, der ander« nebenbei, und das junge Mädchen starrte den Grau­kopf mit so erschreckten Blicken an, daß dieser sich beflissen fühlte, zu seiner Be­ruhigung rasch zu sagen:Fräulein Elisabethchen können aber ganz ruhig sein, dem Hasen schadet das nichts, Hasen sind ja an Kohlblätter gewöhnt, fonst hätte ich sie ihm gar nicht Hinwersen lassen, und wenn er auch noch ein bißchen Gras frißt, sb> thut eS ihm gar nichts."

(Fortsetzung folgt.)