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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw

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Erscheint DirnStngS, Donnerstags und Samstags. Dt« Einrückungsgebühr betrügt tm Bezirk und in nächster Um­gebung S Psg. die Steile, sonst IL DIg.

Dienstag, den 2. April 1895.

SbonnementSvret» otcniljibrltch in der Stadt so Psg. a»s

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bezogen Me. l. Ui, sonst t»

Amtliche Ziekanutmachuvge«.

Bekanntmachung.

In Alzenberg, Gde. Speßhardt, ist die Maul­und Klauenseuche erloschen.

Die unter'm 14. d. M. (Wochenbl. Nr. 33) ungeordneten Sperrmaßregeln sind aufgehoben. Calw, den 29. März 1895.

K. Oberamt.

I. V.:

Amtm. Gottert.

Bekanntmachung.

Nachdem die Maul- und Klauenseuche in Gcchingen ausgebrochen ist, wird das Treiben von Rindvieh, Schafen und Schweinen außerhalb der Feldmarkgrenzen, das Durchtreiben dieser Tiere durch Markung Gechingen und die gemeinschaftliche Be­nützung von Brunnen und Tränken daselbst zunächst bis zum 13. April d. I. verboten.

Dabei wird wiederholt darauf hingewiesen, daß die Unterlassung oder Verspätung der Anzeige von Seuchenausbrüchen, sowie die Zuwiderhanvlung gegen die ergangenen Anordnungen nicht nur Bestrafung, sondern auch den Verlust der Entschädigung für an Maul- und Klauenseuche gefallenes Rindvieh nach sich zieht.

Calw, den 30. März 1895.

K. Oberamt.

I. V.:

Amtm. Gottert.

Bekanntmachung.

Die anläßlich des Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche in Deufringen am 19. d. M. (Wochenbl. Nr. 35) über die Gemeinde Tachtel verhängten -Sperrmaßregeln sind aufgehoben.

Calw, den 30. März 1895.

K. Oberamt.

I. V.:

Amtm. Gottert.

Die Schultheißeniimter

werden an rechtzeitige Einsendung der Sportel­rechnungen, sowie der Regiebaunachweisunge» vom vorigen Quartal, ev. an Erstattung von Fehl­anzeige erinnert.

Calw, den 1. April 1895.

K. Oberamt.

I. V.:

Amtm. Gottert.

Tagesneuigkeiten.

(Amtliches aus dem Staatsanzeiger.s Am 29. März d. I. ist von der Evangelischen Ober­schulbehörde die Schulstelle in Dachtel, Bez. Calw, dem Hilfslehrer Karl Eiselen in Groningen, Bez. Crailsheim-Altenmünster, übertragen.

JnOberkollwangen schoß der Jagd­pächter Lörcher am 30. März die ersten Schn ep fen, 2 an der Zahl.

Stuttgart, 28.März. (Eingabe an den Landtag.) Proffefsor Dr. G. Jäger hat setzt im Einvernehmen mit dem Verein für Gesundheits­pflege von Heilbronn und anderen Gesinnungsgenossen eine Eingabe an die Kammer der Abgeordneten ge­richtet, welche die Bitte enthält, die Kammer möge die Regierung etwa bei Gelegenheit der Etatsberatung auffordern, das Geeignete zu veranlassen, daß an sämmtlichen unter Regierungsaufsicht stehenden Schulen durch ausdrückliches Verbot der Gebrauch, den Schülern H au saufgaben zu stellen, in jeglicher Form, auch in der der Snmfaufgaben, vollständig abge­schafft werde.

Stuttgart, 1. April. Zur Vorfeier des Geburtstags des Fürsten Bismarck veranstalteten gestern Abend die Schüler der oberen Klassen der beiden Gymnasien, des Realgymnasiums und der Realschule einen Fackelzug. Derselbe setzte sich um 7'/- Uhr vom Karlsgymnasium aus in Bewegung und nahm seinen Weg durch die Tübinger- und

Königsstraße und die Planie. An der Spitze mar­schierte die Prem'sche Kapelle. Kurz vor 8 Uhr nahmen die Fackelträger vor dem Bismarck-Denkmal Aufstellung. Nach dem gemeinschaftlichen Gesänge Die Wacht am Rhein" sprach ein Schüler des Karls­gymnasiums, Schwab, Sohn des Oberkriegsrats und Enkel des Dichters, ein schwungvolles Gedicht, das mit einem Hoch auf Bismarck schloß. Nach dem GesängeDeutschland, Deutschland über Alles" defilierten die Fackelträger im Hofe des Wilhelms­palastes vor S. M. dem König und der Königin, welche auf dem Balkon Aufstellung genommen hatten. Ein Schüler der Realschule, Menzel, brachte ein Hoch auf den König aus, worauf die Königshymne gesungen wurde. Alsdann wurden Prof. Keßler, der Letter der Feier und von jeder Klasse zwei Schüler von S. M. dem König im Wilhelmspalast empfangen. S. M. hielt eine kurze Ansprache, in welcher er die jungen Leute besonders zur Vaterlandsliebe er­mahnte und mit einem Hoch auf das deutsche Vater­land schloß. Ein Kommers in der Liederhalle be­schloß die Feier, woran sich gegen 400 Teilnehmer beteiligt hatten.

Der Verein der Hundefreunde zu Heilbronn a/N. hält auch dieses Jahr, veranlaßt durch die starke Beschickung und den zahlreichen Besuch seiner vorjährigen Veranstaltung, am Ostermontag, den 15. April, wieder eine Hunde-Schau mit Prä- miirung, verbunden mit Hundebörse, ab. Es stehen dem Verein dies Mal die schönen und Hellen Räume der großen fiädt. Turnhalle zur Verfügung, sodaß die Tiere vorzüglich untergebracht werden können. Anfragen und Anmeldungen sind zu richten an den Schriftführer des Vereins, Herrn Carl Stahl, Sülmer- straße 4, Heilbronn a/N. Nennungsschluß 6. April.

T Auf Gemarkung Kochendorf schwemmte der hochgehende Neckar ein Gerippe ohne Kopf und Arme an. Dasselbe stammt nach ärztl. Gut­achten von einer männlichen Leiche im Alter von ca. 18 Jahren und soll seit 1'/-2 Jahren im Wasser liegen. Um den Leib war noch geschlungen ein

6 4t i ^ k? 6 1 O 11. ^Nachdruck verboten-!

Die Manöverstütze.

Novelle von Anna Gnevkow.

(Fortsetzung.)

III.

Kurt Waldau empfand, als er am andern Morgen schon sehr zeitig erwachte, Anwandlungen wie in seiner frischen, fröhlichen Knabenzeit, denn mit beiden Beinen zugleich sprang er von seiner Lagerstatt auf, dehnte sich und murmelte in den blonden Bart hinein:Möchte wohl wissen, wie Freund Lampe die Nacht zugebracht?'

Als Junge hatte er einmal im Busch ein junges Häschen gefunden, es mit heimgebracht, den kleinen Findling gehegt und gepflegt, und wie er jetzt, nachdem er sich angekleidet und gefrühstückt, in den Gatten seines Wirtes hinaustrat, lebten dies« Tage frisch in seinem Gedächtnis auf und, unter den Äpfel- und Birnbäumen hingehend, suchte er sich die Kohlanpflanzungen und sammelte von den Weiß- und Rotkohlstauden ein paar Hände voll Blätter, und sie in einer mächtigen Düte bergend, ritt er damit nach Ellerstädt und direkt vor den Kutscherstall, aus dem Friedrich hervorstürzte, dem Ossizier das Pferd abzunehmen.

Der Herr Lieutenant hätten doch arü der Rampe vorm Schlöffe vorreiten sollen," sagte er dabei fast vorwurfsvoll, «seit dem frühen Morgen lungert der Johann da schon herum, um den Herren, wenn einer käme, zu Diensten sein zu lönnen, und nun hätte der Herr noch die Unbequemlichkeit, den langen Weg vom Hofe aus zu Fuß machen zu müssen."

Kurt schien darin aber kein Ungemach zu erblicken; er stieg mit einiger Vor­sicht ab, um die große Düte in seinem Arme nicht zu gefährden, und klopfte dem

alten Kutscher dann belustigt auf die Schuster:Heut gilt mein erster Besuch Euch, Alter, oder vielmehr einem Pensionär, den Ihr habt; führt dm Gaul nur in dm Stall und laßt mich in di« gute Stube eintrrten; ich habe da ein« kleine Delikatesse, die ich gern loswerden möchte," und damit lüstete er ein wenig das Papier und ließ dm Graukops rinm Blick auf die glänzmden Kohlblätter werfen. Friedrich machte ein ftyr verwundertes Gesicht und wußte sich augenscheinlich nicht gleich in die Situation zu finden. Daß dir Herren Lieutenants und auch die Herren Civilistm zuweilen schon mit größeren oder kleineren in Seidmpapier gewickelten Gegenstände» nach Schloß Ellerstädt gekommen und daß der Diener oder die Jungfer nachher von dm wunderschönen Bouquets berichtet, die dtz gnädigen Fräuleins erhalte«, das war am Ende nichts Wunderbares mehr, aber daß ein Lieutenant mit einer Düte Kohlblätter angeritten kam, so etwas war gewiß noch nicht dagewesm. Erst als der Herr Lieutenant ziemlich eifrig nach dem Hasm fragte, der bei ihm em- quartiett worden, und als er, nachdem er seinen Schlupfwinkel zwischen Hafer- und Häckselkiste erfahren, eilig darauf zuschritt, kam dem Asten ein gewisses Verständnis, und eine ungeheure Hochachtung vor dem rauhhaarigen Vierfüßler, um den sich nicht allein Fräulein Elisabethchm, nein, auch noch so ein vornehmer, stattlicher Offizier kümmerte, ein Offizier, der ein so schönes Pferd ritt, wie er mit Kennerblick sofort herausgefunden. Und während er dem Gaul des Lieutenants eine Metze Hafer i» die Krippe schüttete, sprach er zu Herrn von Waldau gewandt in seiner breiten, ge­mütlichen Sprechweise:Er hat gut geschlafen. Herr Lieutenant, die ganze Nacht durch, Sie können cS glauben, nur gegen Morgen, wo die Helligkeit durch die Ri-r in der Stallthür zu ihm gefallen sein mag, kriegte er das Rumorm. und von da ab gab'S kein Hasten mehr, und er raste umher, als wenn ihm die Windhunde vo« Herrn Baron auf den Fersen wärm und er sich pattout einen Schlupfwinkel suche» müßte."