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jausende in den Annalen der preußischen, der deutschen Geschichte in unauslöschlichen Lettern prangen. So lange man von der Einigung der deutschen Stämme singt und sagt, wird man auch fingen und sagen von dem eisernen Kanzler. Er ist neben Luther der größte Sohn seines Volkes. Jener machte die Deutschen frei von den Fesseln des Papstes, dieser machte sie einig unter dem evangelischen Kaisertum der Hohenzollern. Das sei ihm heute an seinem Jubeltage unvergessen!

Deutsches Reich.

Berlin, 28. März. (Deutscher Reichs- t a g.) Ein von den Abgg. Hitze und Möller ein- gebrachter Gesetzentwurf um Abänderung der Ein­heitszeit wird angenommen. Bei der Lesung des Etats findet eine Generaldebatte nicht statt; ebenso bei dem Etat des Reichstages. Bei dem Gat des Reichskanzlers bringt Abg. Graf Bernstorff (Welfe) eine Resolution ein, welche die Regierung ersucht, ihren Bedarf an landwirtschaftlichen Produkten für Heer, Marine und Neichspost durch Lieferungsverträge bei der Landwirtschaft zu decken. Diese Resolution wird jedoch nach unerheblicher Debatte abgelehnt. Der Etat des auswärtigen Amtes wird genehmigt, nach­dem der Abg. Bachem (Centr.) sich über die Ver­hältnisse aus den Marschallsinseln und Len dortigen katholischen Missionen ausgesprochen hatte. Der Redner verlangt die Uebertragung der Hoheitsrechte an das Reich. Bei dem EtatKamerun" verlangt der Abg. v. Vollmar (Soz.) Auskunft, wie es mit dem Falle Wehlau stehe und ob eine Anfrage an den Assessor Leist ergangen sei, über die Persönlichkeit desjenigen Offiziers gegen den gewisse Anschuldigungen erhoben worden sind. Staatss. v. Mar sch all antwortet aus die letztere Frage, daß sich diese Person in der Hauptverhandlung ermitteln laßen werde. Zu der anderen bemerkte er, daß die Disciplinarunter- suchung gegen Wehlau nicht so schnell zu Ende ge­führt werden könne. Der Justizminister habe fest­zustellen, ob dieser Fall vor das ordentliche Gericht gehöre. Abg. v. Bollmar (Soz.) kommt noch auf die Entlassung vr. Valentin's zu sprechen. Der Redner erhält vom Staatssekretär hierüber eine be­friedigende Antwort. Bei dem Etat des Reichsamts des Innern entspinnt sich eine längere Debatte, an der die verschiedenen Fraktionsvertreter und der Staats­sekretär v. Bötticher sich beteiligen. In derselben finden Auseinandersetzungen statt über gesetzliche An­erkennung der Berufs vereine, über den Standpunkt des Entwurfs gegen den unlauteren Wettbewerb, das Apothekergesetz und über die Frage der Leichenschau. Auch wurde der Wunsch ausgesprochen, bei der 2. Lesung eine Revision der Seemannsordnung herbei­zuführen. Hierauf wird der Etat genehmigt. Nach kurzer Debatte wird sodann der Etat des Reichsheeres erledigt. Bei demExtraordinarium" wird di« Wieder­herstellung der in 2. Lesung gestrichenen Forderung für eine Kaserne in Torgau abgelehnt. Für Ver­größerung des Schießplatzes in Lockstedt werden 800 000 für eine Kaserne in Worms 200 000 bewilligt, dagegen für zwei Kasernen in St. Johann und Cöln je 100000 ^ abgestrichen. Der Marine­etat wird in der Fassung der 2. Lesung genehmigt. Bei dem KapitelRentenwesen" entsteht eine Debatte zwischen Ahlwardt und v. Kardorff bezüglich des an­geblichen Briefes der Firma Mohr und Speyer, v. Kardorff bezeichnet die Ahlwardt'schen Be­hauptungen als unwahr. Morgen 1 Uhr: Gesamt­abstimmung über den Etat, Antrag Kanitz und Zolltarifnovelle.

Berlin, 28. März. Es bestätigt sich, daß im Herrenhause der Antrag, unterstützt von meh­reren Katholiken und von dem d.freisinnigen Ber­liner Oberbürgermeister Zelle, einaebracht ist, eine Marmorbüste Bismarcks im Sitzungssaale auf­zustellen. Das neue Präsidium des Reichs­tags hat bereits Audienz beim Kaiser nachgesucht. Die Besprechung der Depesche des Kaisers im Reichstag ist wegen des Widerspruchs des Zen­trums aufgegeben.

Berlin, 28. März. In einer Zuschrift an dasDeusche Volksrecht beschwert sich Abgeordneter Ahlwardt, daß ihm beständig im Reichstage durch Schlußanträge das Wort nicht erteilt würde, obgleich er sich rechtzeitig zum Wort gemeldet habe. Er be­absichtige deshalb, bei der ersten besten Gelegenheit sein Recht zu reden, im Reichstage zu erzwingen. Er habe deshalb Rücksprache mit Mitgliedern mehrerer Parteien genommen. Es sei ihm auch von verschiedenen Seiten versprochen worden, daß man gegen einen Schlußantrag stimmen werde.

Berlin, 28. März. Der Kaiser wird die Schiffstaufe des Panzerschiffes 4. KlasseD" auf der kaiserlichen Werst zu Kiel in der ersten April- tvoche persönlich vollziehen.

Tagesneuigkeiten.

-t. Oberreichenbach, 25. März. Gestern hielt Herr Zöppritz aus Stuttgart, Sekretär des LandesvereinsHahncmannia", einen sehr lehrreichen Vortrag über die Homöopathie. In packender, schlichter, anschaulicher Weise schilderte der gewiegte Redner, aus welchem Grunde er ein so eifriger Vertreter der homöopathischen Sache sei, machte auf die Vorzüge der Homöopathie gegenüber der Allopathie aufmerksam und zeigte, wie die meisten innerlichen und äußerlichen Leiden mit Hilfe der Homöopathie leicht, gründlich und billig beseitigt werden können. Am Schluß ermahnte er die Freunde der Homöopathie zu festem Zusammen­halten, damit auch m Württemberg, wie anderwärts, die Homöopathie der Allopathie gleichgestellt und in Tübingen ein Lehrstuhl für erster« geschaffen werden möge. Dem Redner wurde für seinen Vortrag all­seitiger Beifall gezollt, was auch die Zunahme der Mitgliederzahl unseres homöopathischen Zweigvereins bewies.

Nagold, 26. März. Hiesige Bismarckver­ehrer widmen dem Fürsten zu seinem 80. Geburtstag einen Spazierstock aus Stechpalme, dessen Knauf in kunstreicher Schnitzarbeit den Kopf Kaiser Wilhelms I. zeigt. Dieses Angebinde ist begleitet von einer schön ausgeführten Adresse in Versen, die mit mehr als 200 Unterschriften bedeckt ist und heute nach Friedrichs­ruh abgeht.

Eßlingen, 27. März. Der Baummarkt hat heute begonnen, nahezu 4 Wochen spater als im Vorjahr. Die Zufuhr war stark, da etwa 2000 Stück zum Verkauf aufgestellt waren; der Handel ging flau bei niederen Preisen. Aepfelbäume waren 1200 Stück angeboten und wurden mit 50 --Z bis 1 Birn­bäume, 500 Stück, 11,5 Kirschen- und Zwetschgenbäume mit 4070 bezahlt.

Unterhausen, OA. Reutlingen, befindet sich gegenwärtig in der seltsamen Lage, infolge von Ueber- schwemmung Wassermangel zu haben. Die Unter­häuser Wasserleitung wird von einer Quelle oberhalb Oberhausen gespeist, die Röhren laufen neben der Echaz her; ganz in der Nähe der Echaz befindet sich ein ausgedehnter, 60 Fuß tiefer Steinbruch. Die schmale Wand zwischen Echaz und Steinbruch durch­brach das Hochwasser und riß zugleich die Röhren der Wasserleitung ah. ,Noch vor 8 Jahren wurden alle Unterhäuser Brunnen von der Echaz gespeist und bei jedem Hochwasser mußte man sich mit dem gelbbraunen Echazwasser behelfen; aber das gute Quellwasser der Wasserleitung hat den Gaumen verwöhnt und man holt jetzt allgemein das Trinkwasser in Oberhausen. Der Echazdurchbruch hatte noch eine andere, schlimmere Folge. Der Steinbruch ist gefüllt, hat aber noch immer starken Zufluß; offenbar hat das Wasser in einer der zahlreichen Tuffsteinhöhlen Abfluß gefunden und kommt jetzt in vielen Kellern und Ställen von Unterhausen wieder zum Vorschein; das Vieh muß die Ställe räumen, die Fässer schwimmen im Keller und mancher Kartoffelhaufen geht im Wasser zu Grund. Zahlreich aufgebotene Mannschaft machte vergeblich den Versuch, die Echaz einzudämmen; es muß wohl ein niedererer Wafferstand abgewartet werden, ehe dem Wassermangel und dem Wasserüberfluß abgeholfen werden kann.

Vom Oberamt Neckarsulm 27. März. Die Frühjahrsvollversammlung des landw. Bezirks- Vereins fand am letzten Sonntag bei ziemlich zahl­reicher Beteiligung in der Linde in Offenau unter dem Vorsitz des 2. Vorstands, Domänepächter Muth von Heuchlingen, statt. Dem Rechenschaftsbericht ist zu entnehmen, daß sich im abgelaufenen Jahr die Ein­nahmen auf 886 die Ausgaben auf 753 be­liefen und die Mitgliederzahl am Schluffe des Jahres 517 betrug. Die mit dem Verein verbundene Zucht­viehgenoffenschaft zählt 183 Mitglieder mit 50 männ­lichen und 415 weiblichen Zuchttieren. Für die Winterabendschulen wurden 400 und als Prämien für Vertilgung der Raubvögel 225 verausgabt. Nach Erledigung der T.Ordn. hielt Kollaborator Daiber aus Laupheim einen sehr lehrreichen und interessanten Vortrag über Geflügelzucht. Redner empfahl Kreuzung der italien. mit der asiat. Raffe, richtige Fütterung, Reinhaltung der Ställe und des Geflügels selbst, wofür beherzigenswerte Ratschläge erteilt wurden. Einen 2. Vortrag hielt Hr. Daiber am Montag in Möckmllhl. Beide Vorträge wurden mit Beifall ausgenommen. Diese Vorträge, die im Auftrag der Zentralstelle für die Landwirtschaft ge­halten werden, sind geeignet, das Interesse für die Geflügelzucht zu wecken.

T Brötzingen, 29. März. Gestern Abend 5 Uhr stürzt« die 10 Jahre alte Emilie Schroth von dem Scheunengebälk aus die Tenne. Bewußtlos blieb das unglückliche Kind liegen und verschied nach 3 Stunden.

Straßburg i. E. Die hiesige Kaiserliche

Tabak-Manufaktur gilt nicht nur als ein muster­haft betriebenes industrielles Unternehmen, die Ver­waltung erblickt auch in der Hebung und Förderung des Tabakbaus, der im Elsaß einen integrierenden Teil der Landwirtschaft bildet, eine ihrer Hauptauf­gaben. Die Manufaktur ist nicht allein eine gute Abnehmerin, sie geht vielmehr dem Tabakbauern auch noch mit Rat und That an die Hand, indem sie selbst Proben mit dem Anbau der verschiedensten ausländischen Tabake vornimmt, je nach Boden und Klima die passenden Sorten auswählt und die Pro­ducenten mit Samen versieht. Auf der Jndustrie- und Gewerbe-Ausstellung wird die Manufaktur in entsprechender Weise vertreten sein. In einem be­sonderen Pavillon werden neben einer reichen Samm­lung der Rohtabaklypen der ganzen Erde eine Ci­garettenhülsen- und eine Cigarettenmaschine aufgestellt werden. Beide Maschinen, durch Motoren bewegt und je von einer Arbeiterin bedient, sollen im Be­triebe gezeigt werden. Weiter kommen eine Aus­stellung sämmtlicher Fabrikate der Manufaktur irr etwa 150 Mustern und die Herstellung von Cigarren und Handcigarretten zur Anschauung. An den Pa­villon schließt sich ein Vorgärtchen, das eine Kollektion von etwa 200 Sorten lebender Nicotianapflanzen enthält.

Friedrichsruh, 27. März. Prinz Hein­rich ist heute Mittag 12 Uhr 15 Min. wieder ab­gereist. Fürst Bismarck schenkte dem kleinen Prinzen Waldemar sein großes Bild mit Unterschrift. Der Großherzog von Baden und Fürst Hohenlohe sind 1 Uhr 20 Minuten wieder abgereist. Der Fürst begleitete seine Gäste zum Eisenbahnzug und verab­schiedete sich daselbst aufs Herzlichste. Auch die An­kunft des Königs von Sachsen wird erwartet.

Karrdw. Corisurn-Nerein Calw.

Die Herren Rechner werden gebeten, dis be­stellten Sämereien in thunlichster Bälde abholew zu lassen.

Der Vorstand:

L. Dingler.

Standesamt Hakm.

Geborene:

20. März. EmilieJulie, Tochter des Julius Dingler, Taglöhners hier.

23. Robert Hermann, Sohn des Martin B aner,

Wagenwärters hier.

Getraute:

24. März. Christ. Fried. Stäudtle, Damenschneider

hier und Karoline Katharine Schlotter- deck von hier.

Gestorben e:

15. März. Hermann Henncfarth, 2'/- Jahre alt, Sohn des Jakob Hennefarth, Maschinen­strickers hier.

22. Otto Ulrich Hennefarth. 3'/- Jahre alt,-

Sohn des Jakob Hennefarth, Maschinen- strickers hier.

26. JohannMclchior Eisenh ardt, gew. Schuh­

macher hier, 84 Jahre alt.

28. Albert Gustav Wid maier, 12 Wochen

alt, Sohn des Christian Fried. Widmaier, Cigarreiiarbeiters hier.

Gottesdienste

am Sonntag Judica, 31. März.

Vom Turm: 245. Der Kirchenchor singt: Ich bin dein. (Ges. Buch 361. Vers 4.) Predigtlied: 414. 9H- Uhr Vorm.-Pred.: Hr. Dekan Braun. Konfir­mation. '/-3 Uhr: Unterredung mit den Neukonfir­mierten, Hr. Stadtpfarrer Schmid.

Mittwoch, den 3. April.

10 Uhr: Betstunde im Vereinshaus.

Areitag, 5. April.

10 Uhr: Vorbercitungspredigt und Beichte, Hr.- Stadtpfarrer Schmid.

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