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Nr. 194^

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Montag, den 22. August 1927

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Jahrgang 101.

Frankreich schützt die Kriegsschuldlüge

Die deutsch-belgische Untersuchungskommission unbequem

Die Anstrengungen der deutschen Regierung, die Streit­frage der belgischen Franktireurs und der deutschen Kriegs­führung in Belgien einer Untersuchungskommission zu un­terbreiten, rufen in der Pariser Presse geradezu groteske Kommentare hervor. Man gewinnt so den Eindruck, daß dieser der belgischen Negierung unterbreitete deutsche Vor­schlag in Paris recht unangenehme Gefühle anslöst. Bezeich­nend ist ein Kommentar desJournal". Das Blatt erklärt u. a., man wisse jetzt, worauf die Deutschen hinzielten. Ihre Manöver beabsichtigten die Eröffnung einer internationalen Enquete. Bei genauer Ueberlegung erscheine dieser Fall nicht ganz einfach, denn die Deutschen rechneten damit, die unver­meidlichen Wirren der Kriegsoperationen auszubeuten. Sie whten sehr wohl, daß Schiedsgerichte eher Kompromisse als klare Lösungen suchten. Außerdem sei in das Gebäude des Versailler Vertrages selbst eine Bresche geschlagen. Der Vertrag fuße auf der Feststellung der deutschen Kriegsschuld. Die Deutschen hätten unaufhörlich daran gearbeitet, diese Feststellung zu beseitigen. Sie würden zu ihrem Ziel kom­men. Mit dem Augenblick, wo das Prinzip der Revision in einem Punkt anerkannt sei, werde alles in Frage gestellt. Eine große Illusion sei es, wenn man glauben wollte, daß die internationale Versöhnuung dadurch gewinne. Der offiziöseSoir" billigt die Einsetzung einer Kommission, wünscht aber die Ernennung der Kommissionsmitglieder durch den Völkerbund. Das Blatt sagt u. a.: Wir wünschen einwandfreie Beweise, die der ganzen Welt und besonders dem deutschen Volk zeigen, daß die kaiserlichen Armeen in Belgien Verbrechen begangen haben, die nur durch Geständ­nisse und einmütige Rene der Deutschen vergessen werden können. DieNation Belge" ist der Ansicht, die belgische Regierung hätte die Debatte über die betreffenden Fragen besser nicht wieder aufnehmen sollen, da ein Urteil bereits

Die übliche Taktik.

TU.Paris, 22. Aug. Pertinax erklärt imEcho de Paris", daß Chambcrlain anfangs wohl versuchte, der französischen Auffassung in der Frage der Verminderung der rheinischen VesatzungStruppen Widerstand zu leisten, nunmehr aber cin- lenke und die französische Antwort als Grundlage für eine Diskussion annehme. Chambcrlain werde die Angelegenheit mit dem französischen Botschafter besprechen und den Noten­wechsel nicht weiter ausdehnen.

Der Widerhall in England.

TU. London, 22. Aug. Die unversöhnliche Haltung der französischen Regierung in der Frage der Verminderung der Nheinlandtruppen hat zwar den Optimismus der offiziellen englischen Stellen noch nicht trüben können, findet aber doch tn der Presse allmählich einen starken Widerhall. Die Pari­ser Berichte der großen englischen Blätter werden immer pessimistischer. Erfreulicherweise läßt sich dabei seststclleu, daß im allgemeinen die Berechtigung der deutschen Erwartungen anerkannt wird.

Während die Haltung hinsichtlich der Truppeuvermindc- rnng in London eindeutig ist. wurde einer anderen Frage bisher kaum Beachtung geschenkt. Der Pariser Korrespon­dent desManchester Guardian" weist nun gestern mit Recht darauf hin, daß Dr. Strescmann bereits im Juni 1928 betont habe, der Unterzeichnung eines Westpaktes müsse die Nhein- landräumung folgen. Das Blatt sagt, vor Locarno sei den Alliierten ein formales deutsches Schriftstück unterbreitet worden, das zwar keine Forderung enthielt, aber doch Er­wartungen aussprach, die von den Alliierten durch Annahme dieses Dokuments anerkannt morden seien. Poincares An­sicht gehe jedoch dahin, daß sich vor Ende des nächsten Jah­res nicht übersehen lassen werde, ob Deutschland auch wirk­lich zur Reparationszahlung bereit sei. Poincare bringe noch andere Etnwände gegen die Rheinlandräumung vor und beziehe sich noch heute auf die Frage der Ostbefesti­gungen. Der Korrespondent glaubt in der Lage zu sein, behaupten zu können, baß in diesem Zusammenhang auch von einem Ostpakt zur Sicherung der polnischen Grenze die Rede gewesen sei. Wenn daher die Frage der Rheinland- räumnng im nächsten Jahr austauchen sollte, werde gletchzei-

darnher gefällt worden sei. Wenn Deutschland so schnell auf das belgische Angebot eingegangen sei, so beweise das, daß Deutschland ständig bemüht sei, alles in Frage zu stellen, was mit dem Versailler Vertrag zusammenhänge. Das Blatt meint, Vandervelde habe Deutschland eine Konzession gemacht und könnte in eine Falle geraten.

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Ein Kommentar zu den erwähnten belgischen und fran­zösischen Stimmen ist schon aus dem Grunde überflüssig, da aus dem am Samstag veröffentlichten Kommunique hervor­ging, daß die Initiative zur Einrichtung einer Unter- suchungskommission von Belgien ausgeht. Die Sinnlosig­keit der neuen Hetze ist daraus ohne weiteres ersichtlich. Be­sonders lächerlich ist das Mißtrauen, das sich aus der schnel­len Annahme des belgischen Angebots durch Deutschland her­leitet.

Zum tschechoslowakischen Dementi im Fall Orchies

Stuttgart, 22 .August. Zu dem Dementi der tschechoslova- kischen Gesandtschaft in Berlin in der Orchies-Angelegenheit erfährt die Telegraphen-Union aus zuverlässiger Quelle, baß zwar nicht der tschechische Konsul von München in Heiüen- hciui a. Br. gewesen ist, um den tschechischen Staatsangehö­rigen Klein, der in Heidcnheim in Arbeit steht, über seine Aeußcrungen in der Orchies-Angelegenheit auszuhörcn, son­dern daß der Sekretär des tschechischen Konsulates in Mün­chen in Heidcnheim eintraf, und zwar in Begleitung zweier Zivilpersonen, die sich bei der Vernehmung dem Klein gegen­über als Offiziere auswiesen, wobei nicht festgcstellt wurde, ob es sich um tschechische oder französische Offiziere handelte. Von anderer Seite verlautet zu dem Fall noch, daß die Fa­milienangehörigen des Klein, die zur Zeit noch in der Tscheche! wohnen, schon wiederholt infolge der Angaben des Klein Gegenstand von Terrorisierungsakten waren.

tig auch die Fräge des weiteren Fnnktionicrens des Dawes- planes und das Ostpaktproblem angeschnitten werden. Ohne einen solchen Ostpakt würden die deutschen Garantien von Poincare nur als negativ betrachtet werden.

Deutsche Vorstellungen in Kowno

TU. Berlin, 22. August. Wie die Telegraphen-Union er­fährt, ist der deutsche Gsfandtc in Kowno nach informatori­schen Besprechungen in Berlin nunmehr bei der litauischen Regierung vorstellig geworden. Es handelt sich um den Ge­samtkomplex der Verstöße, die sich die drei im Memellanö re­gierenden Instanzen, der Gouverneur, der Kriegskomman­dant und das ohne das Vertrauen eines Landtages regie­rende Landesdirektorium gegen das Memelstatut, sowie gegen die Genfer Versprechungen des Ministerpräsidenten Woldcmaras haben zu Schulden kommen lassen. In diplo­matischen Kreisen Berlins ist man der Ansicht, daß nunmehr die litauische Negierung das Wort hat, um auf die genann­ten Instanzen im Sinne der Einhaltung ihrer Memeler Besprechungen hinzuwirkcn. Bis ein Ergebnis dieser Aktion vorliegt, wird sich die ReichSrcgierung evtl, weitere Schritte Vorbehalten.

Eine litauische Protestnote an Deutschland wegen angeblich tendenziöser Berichterstattung.

TU. Königsberg, 22. August. Nach einer Meldung der Elta" hat die litauische Regierung der deutschen Regierung eine Protestnote überreicht gegen falsche und tendenziöse Nachrichten, die in der deutschen Presse in letzter Zeit ver­breitet worben seien. Eine Bestätigung dieser Nachricht mar an zuständiger Berliner Stelle bisher nicht zu erhalten.

Stapellauf des Kreuzers Karlsruhe

TU. Kiel, 20. Aug. Auf der Kieler Werst der Deutschen Werke wurde der dritte Neubau der Deutschen Reichsmarine glücklich zu Wasser gelassen. Aus dem ganzen Reiche hatte sich eine große Anzahl Ehrengäste eingefundcn, an ihrer Spitze Neichswehrminister Dr. Geßler und der Chef der Ma­rineleitung, Admiral Zenker. Neben einer ganzen Reihe von Reichsrats- und Reichötagsmitgliedern sah man ferner den Reichskanzler a. D. Dr. Luther, den badischen Staats­präsidenten Dr. Trunk, den Oberbürgermeister von Karls-

Tages-Spiegel

I« französische« «ud belgische« Rechtskreise« lehnt man die deutsch-belgische Untersnchungskommission ab.

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England »erhilft in Befolgung seiner alten Taktik nach an» fängliche« Widerstreit gegen die Vorschläge Frankreichs in der Besatznugsfrage nnnmehr dem französischen Stand­punkt wiederum zum Sieg.

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Deutschland hat in Kowno wegen der völkcrcchtSwidrigen Vorkommnisse im Memclgebiet eine« diplomatischev Schritt «nternomme«.

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Der -entsche Ozeanflieger Könnecke ist startbereit und «artet ans günstiges Flugwetter.

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In Kiel ist am Samstag der Stapellaus des Kreuzers Karlsruhe erfolgt.

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Dentschland fiegte im Lcichtathletik-LLnderkampf in Pari- gegen Frankreich mit 89:82 Punkte«.

ruhe, Dr. Finter, Exzell, von Miller-München, Admiral von Schröder vom früheren MarinekorpsFlandern", Geheim­rat Dr. Cuno-Hamburg, Geheimrat Stimming-Breme«, Vertreter der Hansestädte, die Spitzen aller schleswig-hol­steinischen Behörden, den Neichspreffechef Dr. Zechlin und eine ganze Reihe Vertreter der Industrie. Von der Besat­zung der altenKarlsruhe" waren öS Offiziere und Mann­schaften erschienen. Kurz vor 12 Uhr mittags erschienen der Reichswehrminister Dr. Geßler und der Chef der Marine­leitung, Admiral Zenker, die nach kurzer Begrüßung unter den Klängen des Präsentiermarsches die Front der Ehren­kompagnie, die von der Matrosen-Artillerie-Abteilung Kiel gestellt wurde, abschritten. Alsdann begab sich die Taufgcsell- schaft, an ihrer Spitze Reichswehrminister Dr. Geßler, Ad­miral Zenker und Oberbürgermeister Dr. Finter-Karlsruhe, auf die Taufkanzel. Oberbürgermeister Dr. Finter hielt dann die Taufrede. Der eigentliche Taufakt wurde durch Frau Kapitän Kühler, die Gattin des mit der ersten Karls­ruhe untergegangenen Kommandanten, vollzogen mit den WortenIch taufe dich aus den NamenKarlsruhe" und un- ter den Klängen des Deutschlandliedes und brausenden Hurrarufen glitt das S chiff in sein Element.

Das Schicksal Sacco und Vanzettis

TU.Ncwyork, 22. August. Der Oberste Gerichtshof ver­weigerte eine weitere Verschiebung der Hinrichtung Saccos und Vanzettis. Die Hinrichtung wird erfolgen, wenn der Gouverneur Füller Sacco und Vanzettt nicht begnadigt. Eine Erklärung des amerikanischen Justizministeriums. TU. Berlin, 22. August. Die Morgenblätter melden aus Washington: Im Justizamt wurde offiziell erklärt: Weder die Bundesregierung noch das Justizamt noch der Präsident der Vereinigten Staaten seien imstande, wegen Sacco und Vanzetti zu intervenieren oder sie zu begnadigen. Sollten die Verteidiger Nachweisen können, daß in dem bisherigen Verfahren die verfassungsmäßigen Rechte der Angeklagten verletzt wurden, so bestehe die Aussicht, daß das Oberbundes- gcricht diese Frage prüfe. Im übrigen aber müßten die Ge­setze und die Strafprozehordnung des souveränen Staates vöü jedermann respektiert werden.

Neue Bombenattentate in Amerika.

TU. Rewyork, 22. August. Nach Meldungen aus Chicago >>t dort ein neues Bombenattentat verübt worben. Dre Häuser sind beschädigt worden. Getötet wurde niemand. J^ der Nähe von Boston sind mehrere Radikale verhaftet wop den, die angeblich ein Attentat planten. In einem Wald bei. Boston hat die Polizei 400 Pfund Dynamit gefunden. AuS zahlreichen amerikanischen Städten kommen Meldungen über Massenverhaftungen. Die Polizeikräfte in Newyork sind auf 14 000 verstärkt worden. Ungewöhnlich starke Po- lizeiwachen sind vor dem Totenhaus in Boston ausgestellt. Verstärkter Polizeischutz für die Berliner amerikanische Botschaft.

TU. Berlin, 22. August. Wie die Morgenblätter berichten, hat die Polizei umfangreiche Sicherungsmaßnahmen getrof­fen, um die völkerrechtliche Unverletzlichkeit des amerikani­schen Botschafters zu sichern. Die amerikanische Botschaft am Wilhelmsplatz und das amerikanische Generalkonsulat ha­ben starke Polizeiwachen erhalten. Für den heutigen Mon­tag wird dte Polizei weitere Vorkehrungen treffen, da nach Schluß der Betriebe Kundgebung«» gegen die Hinrichtung von Sacco und Vanzetti geplant sind.

Englands Haltung in der Besatzungsfrage

Cha.mberlain lenkt ein