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Amts und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw..
70. Iahrgaa-.
Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Die EinrückungSgebühr beträgt tm Bezirk uyd in nächster Umgebung S Pfg. die Aeile, sonst 18 Pfg.
Dienstag, den 5. Mär; 1895.
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Deutsches Reich.
Stuttgart, 1. März. Kammer der Abgeordeten.
Tagesordnung:
1. Wahl der volkswirtschaftlichen Kommission,
2. „ „ Justizgesetzgebungskommission,
3. „ „ Petitionskommission,
4. „ „ Bibliothekskommission.
Zunächst gelangt eine größere Anzahl von 'Ginläufen zur Verlesung. Sodann folgen einige geschäftliche Mitteilungen aus der Mitte des Hauses. Eggmann als 2. Vorsitzender der Adreßkom- rn i ssi s n bringt an Stelle des abwesenden 1. Vorsitzenden Fried r. Haußmann zur Kenntnis, daß die Adreß- kommission beschlossen habe, den ihr vorliegenden Entwurf in zwei Lesungen zu beraten. Die 1. Lesung wurde gestern beendet, die 2. beginnt nach Schluß der heutigen Plenarversammlung. Es sei eine erfreuliche Uebereinstimmung erzielt worden; viele Sätze der Adresse habe man einstimmig angenommen. ES fei möglich, daß letztere noch bis morgen in die Hände der hohen Herrn gelange. Stadtschultheiß Haffner wurde in die Justizgesetzgebungskommission gewählt. Nächste Sitzung: morgen 9 Uhr. Tagesordnung: > Erste Beratung über den Gesetzentwurf betreffend die Bestellung der Ortsvorsteher in den größeren Stadtgemeinden.
Berlin, 1. März. (Deutscher Reichstag.) Gestorben ist der Abg. Kalmring (Rp.). Das Haus ehrt das Andenken an den Verstorbenen in üblicher Weise. Extra-Ordinarium des Marine- Etats. Reichskanzler Fürst Hohenlohe: Die Ueber- zeugung sei allgemein, daß die Ausdehnung unseres überseeischen Handels einen starken Schutz durch die
Flotte notwendig mache. In diesem Falle müsse aber die Flotte so beschaffen sein, daß sie allen Aufgaben gerecht werden könne und hierzu bedarf es Schiffe, die Respekt einflößen. Was vor einigen Jahren neu war, sei heute veraltet. Es handle sich nicht um die Schaffung einer großen Flotte, sondern um Erhaltung dessen, was wir haben und um Ersatz des Unentbehrlichen. — Die Titel 1 bis 4 des Extra-Ordi- nariums sind nicht angefochten. In den Titeln 5 bis 8 werden die ersten Raten für 4 Kreuzer, einer 1. Klaffe, Ersatz Leipzig, und 3 zweiter Klaffe L., I-. und Ersatz Freia gefordert. Die Kommission empfiehlt die Bewilligung. Nach einem längeren Referat des Abg. Or. Lieber (Centr.) nimmt das Wort der Staatssekr. Hollmann: Unsere Kreuzerflotte sei in einem bedenklichen Zustande, der es der Regierung zur Pflicht mache, Ergänzungen zu fordern. Es seien seit 1885 16 Schiffe in Abgang und nur 4 neue hinzugekommen. Unsere Schiffe der Kreuzer-Division seien alle mehr oder weniger ausgefahren. Staatssekr. o. Marsch all: Eine Kreuzerflotte sei das unentbehrlichste Mittel, die wirtschaftlichen Interessen zu wahren. In einer Beziehung sei Deutschland die sparsamste Nation der Welt; weil es Schiffe von einem Typ nur brauche. Allerdings könne Deutschland auf die Tüchtigkeit seiner Seeleute bauen. Auch zum Schutze der Deutschen im Auslande sollte die Flotte dienen. In Japan und China sei Deutschland aus seiner Reserve nicht hervorgetreten, während es dort doch große Interessen hätte. Die Ausfuhr nach Ostasien betrage 45 Mill. jährlich. Dort müßten auch die deutschen, besonders die katholischen Missionen geschützt werden. Vor 10 Jahren hatte Deutschland 27 Schiffe und ein Panzerfahrzeug, heute 17 Schiffe und kein Panzerfahrzeug. Abg. Graf Mirbach
(Eons.) erklärt, daß der größere Teil seiner Freunde für die geforderten Schiffe stimmen werde, ohne sich jedoch in der Vertretung bei der dritten Lesung binden zu wollen. Der andere Teil seiner Freunde werde aus Rücksicht auf die gewerbliche und finanzielle Lage sich der Abstimmung enthalten. Abg. Richter (fr. Vp.) weist darauf hin, daß die Ausgaben für die Marine von Jahr zu Jahr gewachsen seien und daß das unmöglich so fort gehen könne. Die Ausdehnung des Handels, sowie das Ansehen Deutschlands seien wohl schwerlich stichhaltige Gründe für das Bedürfnis von 4 Kreuzern. Der Redner erklärt sich zur Bewilligung zwei kleiner Kreuzer bereit. Abg. Rickert (fr. Vg.) erklärt mit dem größeren Teil seiner Freunde für sämtliche Kreuzerforderungen stimmen zu wollen. Abg. Hammacher (natl.) äußert sich für die Vorlage, ebenso Graf Bernstorff, Abg. Werner (Antis.) bedauert wegen der wirtschaftlichen Lage gegen die Vorlage stimmen zu müssen. ES folgt die namentliche Abstimmung über den Kreuzer- ersatz Leipzig. Die Annahme erfolgt mit 145 gegen 77 Stimmen. 10 Conservative enthielten sich der Abstimmung. Die 3 anderen Kreuzer werden durch Akklammation angenommen. Auf Antrag des Abg. Müller-Fulda (Centr.) wird das „Divisionsboot* alsdann gestrichen. Wsiterberatung: Morgen 1 Uhr.
Berlin, 2. März. (Deutscher Reichstag.) Ertraordinarium des Marine-Etats. 2400000 H zur Herstellung von Torpedobooten werden trotz der Bitte des Staatssekretärs Hollmann auf Antrag der Commission gestrichen. Sodann werden nach dem Vorschlag der Commission 1640 000 ^ für Reparaturen von 2 Schiffen der Sachsenklaffe genehmigt, ebenso 400000 ^ zur Vergrößerung der Kohlenlager genehmigt. Bei dem außerordentlichen Etat
lN-chdnlck verboten.j
Dev Sonderling.
Roman von P. Felsberg.
(Fortsetzung.)
Wenn er ging, würde sie sterben, sagte er sich ohne Eitelkeit, mit der Klarheit des Arztes, der richtig den Zustand eines Patienten erkannt. Wenn er blieb, sie an sein Herz zog, ihr sagte: „Rosa, sei mein, mein geliebtes und liebendes Weib!' würde sie gesunden, emporblühen, gehegt und gepflegt von seiner Liebe. Eie war sein, ganz sein, das fühlte er; ihr Schicksal lag in seiner Hand allein, amd er wollte es gestalten zu einem schönen, einem beseligenden für sie und für sich.
Er beneidete Günther Schönburg nicht mehr um Gertrud, die Kalte, Berechnende. Bald würde auch er Rosa an sein Herz drücken, das zarte, edle Mädchen, das ihn erinnerte an die beste der Frauen, die er gekannt, an die Gräfin Schönburg — seine Mutter.
Mit Freudigkeit wurden die Vorbereitungen zu dem Richtfest in Feldm getroffen. Groß und Klein freute sich darauf wie Ms etwas noch nie Dagewesenes. Das sollte ein Jubel werden sonder gleichen, meinten sie alle, und schleppten eine Unmasse Grün aus dem Walde ins Dorf, um die Häuser zu schmücken; der gräfliche Förster hatte ihnen erlaubt, den Wald zu plündern.
Es sah rührend aus, Felden in seinem Festgewand. Die kleinen, ärmlichen Hütten in ihrem grünen Schmuck, das alte Herrenhaus mit Guirlanden geziert und der großen Flagge mit dem Wippen der Feldens, die fahl und verschossen auSsah, aber doch der Dorffugend noch gewaltig imponierte. Geputzte Menschen wogten am Festmorgen in der Dorfstraße auf und nieder in erwartungsvoller Feststimmung.
Lange Tafeln waren im Hofe des Herrenhauses aufgestellt, und drüben vom «Schlosse kamen Wagen mit Körben, und Diener waren geschäftig, zum Mittags
mahl alles herzurichtm. Garn Felden war zu Gaste geladen und alle, die am Bau der Fabrik milgewirkt. Auch Werdens und andere Gäste aus der Nachbarschaft kamen an und stiegen im alten Herrenhause ab, dessen Armut heute Gertrud besonders fühlte, und deren sie sich schämte. Sie, die Braut Graf Schönburg», mußte die Gäste in den Zimmern mit dem altertümlichen, lächerlich einfachen Hausrat empfangen, statt in glänzenden Salons, wie es sich ziemte.
Sie nahm mit stolzem Lächeln die Glückwünsche entgegen. Sie wurde beneidet. daS wußte sie, und dieser Gedanke ließ sie ihr schönes Haupt noch höher erheben; mitten aus ihrer Armut hatte der begehrte, schöne Graf Günther, de« Erbe des Grafen Schönburg, sie erwählt um ihrer selbst willen; das konnte sie stolz machen.
Als Doktor Justus kam, flüsterte Frau von Werden ihrem Gatten zu: „Wie verändert ist unser Doktor, wie verjüngt, wie strahlend glücklich, was mag ihm begegnet sein?*
„Er freut sich, daß sein gutes Werk gelungen," entgegnete ihr Gatte.
„Nein, das ist es nicht allein. Er liebt, sicher, er liebt glücklich, und wir werden bald eine zweite Verlobung erleben, aber wo ist die Braut?"
„Dein prophetischer Blick wird sie wohl bald herausfiiden," lächelte Werde« schelmisch, mit den Augen seiner Gattin zublinzelnd.
„Schmähe mir nicht meine prophetische Gabe," sagte Frau von Werden, mit dem Finger drohend; „ich weiß eS, ich habe doch recht — er ist sicher der Graf selbst; ich kenne diese Augen, die sich nicht verändert haben."
Werden lachte ungläubig.
„Ah, und nun kenne ich auch die Braut. Sieh' dort. Rosa ist's, unsere liebe Rosa!"
ES gehörte nun wohl kaum Prophetsngabe dazu, um dies zu ergründen, denn Doktor JustuS gab sich durchaus keine Mähe, zu verhehlen, daß Rosa Felde«