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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lakv.
70. Jahrgang.
Erschein« Dienstag«, Donnerstag« und Samstag«. Die Etnrüikungigebübr beirigl im Bezirk und in nächster Umgebung » Psg. die «teile, sonst «2 Psg.
Samstag, Len 16. Kebruar 1895.
Lbonuementlpret» vierteljährlich irr der Stadt -0 Ptg. « ^rägerlohn, durch die Post bezogen Ml. 1. 15, sonst ttembera Mk. I. 85.
Amtliche Aekauutmachunge«.
An die Ortsdehorden.
In Gemäßheit des Art. 15 des Nachbarrechts- Ges. v. 15. Juni 1893 ist bei der Neuanlage eines -Hopfengartens gegenüber jedem nicht mit Hopfen angepflanzten Nachbargrundstück eine Entfernung von 1,25 m vorgeschrieben. Da jedoch diese Bestimmung den Hopfenbau zu schädigen geeignet ist, sollten diejenigen Gemeinden, in denen Hopfenbau betrieben wird, von der Aufstellung eines Ortsstatuts auf Grund der Art. 17 und 31 dieses Gesetzes Gebrauch » machen und diese Entfernung ermäßigen und zwar nach dem Vorschlag des Ausschusses des landw. Vereins — allgemein auf 85 om.
Der Unterzeichnete ist bereit, das erforderliche Formular zu einem solchen Ortsstatut auf Ansuchen Hu verabfolgen und sieht etwaigen Gefachen spätestens bis 1. März d. I. entgegen.
Calw, 14. Febr. 1895.
K. Oberamt.
V o e l t e r.
Die Gemeindebehörde«,
welche mit Beantwortung des oberamtlichen Erlasses vom 2. Jan. d. I.; betr. die Pensionsrechte der Aürperschaftsbcamteu und ihrer Hinterbliebenen im Rückstände sind, werden beauftragt, die verlangte Aeußerung bis zum 2V. Febr. unfehlbar hieher »orzulegen.
Calw, 15. Febr. 1895.
K. Oberamt. Voelter.
Bekanntmachung.
Als Mitglieder der Pferdemusterungskommission für die 3 Kalenderjahre 1895/97 sind von der Amts« Versammlung gewählt worden:
Schoening, Chr., Hirschwirt in Calw,
Flik, Chr., Gcorg's Sohn, in Althengstett, Kurz, Oberförster in Stammheim; zu Stellvertretern:
Haisch, Karl jun., Müller in Liebenzell,
Din gl er, Louis, alt Adlerwirt in Calw, Oettinger, Joh. Friedr., in Calw.
Als Taxatoren für die Pferdeaushebungskommission wurden gewählt auf die 6 Jahre 1895—1900: Schneider, Gutspächter in Georgenau, Bauer, Güterbeförderer in Calw,
Weiß, Gemeindepfleger in Althengstett; zu Stellvertretern:
Ziegler, Friedrich, Hirschwirt in Gechingen, Weiß, Karl, Oekonom in Stammheim,
Ke ppler, Jakob, in Liebelsberg.
In die Kommission zur Abschätzung der Wagen und Geschirre sind auf die 3 Jahre 1895/97 gewählt: Bauer, Zacharias, Sattler in Calw, Frohnmeyer, Karl, Kannenwirt in Calw; zu Stellvertretern:
Stüber, Friedrich, Wagner in Calw,
Weiß, Ludwig, Gemeindepfleger in Gechingen.
- Calw, 15. Febr. 1895.
K. Oberamt. Voelter.
Die Orts Vorsteher
werden aufgefordert, die Kostenanrechnungen, betr. die Anzeige des Landtagswahl-Ergebnisses an das
Oberamt mittelst Benützung des Telegraphen oder durch Extraboten, binnen 4 Tagen hieher einzureichen, soweit solches noch nicht geschehen sein sollte.
Falls nicht besondere Gründe die Anrechnung einer höheren Entschädigung rechtfertigen, sind für Extraboten 25 --Z pro Klm. Entfernung zu Grunde zu legen. Bruchteile von Klm. dürfen voll gerechnet werden.
Calw, den 15. Februar 1895.
K. Oberamt.
Voelter.
Deutsches Reich. -
Berlin, 13. Febr. (Deutscher Reichstag.) Zweite Beratung der Anträge Auer und Colbus über die Aufhebung des Diktatur- Paragraphen in Elsaß-Lothringen. Abg. Bueb (Soz.) erklärt die Forderung auf Aufhebung drr^Oiktatur sei allgemein als richtig anerkannt worden, mit der Stattgebung derselben gebe man de» Elsaß-Lothringern nur ihr gutes Recht. Abg. Küchly (Els.-Lothr.) beklag: sich über den Sprachenzwang m Elsaß-Lothringen. Der Absicht des Redners die Sprachenfrage weiter zu erörtern tritt der Präsident als nicht zulässig entgegen. Redner bittet den Antrag Colbus anzunehmen. Sodann werden beide Anträge gegen die Stimmen der Conservativen und Nationalliberalen angenommen. Beratung der Anträge Pachnicke, Ancker und Auer betr. obligatorische Durchführung einer Volksvertretung in allen Bundesstaaten. Abg. Richter (fr. Vp.) erklärt, die Kompetenz des Reiches in dieser Frage sei nicht zu bezweifeln und fährt fort: Unser Antrag zieltauch auf Preußen, für welches wir das Reichswahlrecht wünschen.
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Der Sonderling.
Roman von P. Felsberg.
(Fortsetzung.)
Die Magd war auf das Geheiß der Baronin längst zu Bett gegangen, sie mußte morgens früh auf und am Tage schwere Arbeit verrichten; Frau von Felben dachte viel zu menschlich, um zu verlangen, daß sie ihren Schlaf bekämpfte» um dem Arzt zu leuchten, wenn er kam und ging. Sie hatte es von Gertrud verlangt, und diese fügte sich widerwillig in das Unabänderliche und schritt stolz ihm voran, nicht darauf achtend, ob er wirklich genug sah im flackernden Kerzenschein. Er sprach kein Wort, er-blickte sie gar nicht an, als er ihr .Gute Nacht" wünschte, -kurz und kühl, sobald er zur Thür hinauSschritt.
„Gute Nacht!" klang «8 ebenso kühl zurück von Gertrud, aber sie biß sich auf die Lippen und blickte ihm nach voll Haß. Er hatte nicht einmal ein Dmckes- wort, er bettachtete es ganz selbstverständlich, daß sie ihm leuchtete, sie, die Baroneß, dem Landarzt. Die schwere Thüre fiel laut schallend ins Schloß, sie wartete nicht einmal, bis er sein Pferd bestiegen, mochte er sich im Dunklen zurechtfinden mit demselben. Tief beleidigt stand eine Weile Gertrud hinter der verschlossenen Thür. Er hatte ihr all ihre kalte Nichtachtung zurückgcgeben, sie waren quitt, quitt für immer. Sie ballte die Hände zusammen m jähem Zorn.
X.
»Doktor, ich habe eine schlaflose Nacht verbracht," begrüßte Günther Schönburg Doktor Justus im Park.
„Ich auch," antwortete lakonisch Justus. „Ich wurde nach Felde» gerufen und ritt noch nach Mitternacht hinüber, da es dringend schien."
„So, irgend einer der armen Feldner wollte wohl sterben? Doktor, hätten ihn ruhig sterben lasten sollen, ist doch eine Qual zu leben für solche Menschen."
„Wie gemütvoll Sie plötzlich sind, Herr Graf." entgegnet« Doktor Justus und lächelte sarkastisch, ^liosa Felben ist krank."
„Ah, Rosa, das ist etwas anderes, hoffentlich nicht schlimm?"
„Ich möchte, daß Sie heute nicht hinübergehen, unbedingte Ruhe ist für die Kranke dringend geboten," sprach der Arzt und schlug mit der zierlichen Reitgerte an seine Stiesel. Plötzlich hob er den Kopf und sah Günther forschend an, so» als sähe er ihn heute zum erstenmal. Er musterte ihn mit raschem Blick vom Kopf bis zu den Füßen und gestand sich, daß er ein schöner Mann, eine bedeutend« Erscheinung sei. Er seufzte leicht auf und dachte, daß Rosas Herzenskummer m einer unglücklichen Neigung zu dem schönen jungen Grafen bestand, der sich so auffallend und ausdauernd um die Gunst ihrer Schwester bewarb. „Armes junges Ding," dacht« er weiter, und warmes Mitleid zog in seine Brust; er hätte Ros» ein großes Glück gegönnt, sie verdient« es gewiß mehr als Gertrud. Aber Günther? Wäre Günther derjenige, der chr Glück hätte spenden können? fragte er sich, und lächelnd schüttelte er das Haupt; nein, Günther nicht. — Seine Ahnungen waren also ganz falsch. Rosa hatte eS wohl verstanden, ihm ihre Liebe zu verberge«, und doch, hätte er sie genauer beobachtet, und wäre er ein wenig eitel gewesen, sicher wäre ihm dann die Wahrheit nicht verborgen geblieben.
Er sann auf Mittel und Wege, wie er Rosa helfen könne, ihre unglücklich« Neigung zu bekämpfen. „Also befolgen Sie meinen Rat, Graf, reiten Sie heut« nicht nach Felde»," mahnte noch einmal Doktor Justus, dann bestieg er das Pferd, welches der Diener ihr» vorführte, und ritt im Schritt nach dem alten Herrenhaus. Günther blickte ihm nach und drehte gedankenvoll dm Schnurrbatt zwischen dm feinen Fingern. Er hatte wirklich eine schlaflose Nacht gehabt, und Gertrud war eS, die seine Ruhe ihm geraubt hatte. Er liebte sie, wie er nie ein Weib geliebt; sie mußte sein werden, seine Braut, seine Gemahlin. Aber wie würde dies möglich werden, was würde sein Oheim dazu sagen? Ohne ihn konnte er nichts, gar nichts unternehmen. Sein Urlaub ging bald zu Ende. Eine nie gekannte Ungeduld erfüllte ihn von Tag zu Tag mehr. Noch ehe er das Schloß verließ, um in di«