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Ucr mischten.

Der Sozialismus in chinesischer Be­leuchtung. In denBildern aus dem Leben des chinesischen Volks" von W. Preiswerk lesen wir fol­gende denkwürdige Mitteilung:

Im zehnten Jahrhundert unserer Zeitrechnung trugen Mißernten dazu bei, das chinesische Volk, daß ich so sage,nihilistisch" zu stimmen. Alles Be­stehende, so wurde uns erzählt, wurde angegriffen. Ein Bürgerkrieg nach dem andern durchzitterte bas Reich, und nicht weniger als sechs Herrscherhäuser kamen der Reihe nach auf, um ebenso schnell wieder unterzugehen. Da trat im Jahr 1069 unter einem außerordentlich gelehrten Minister Namens Wang Ngam-tsche an die Stelle des Nihilismus derSozia­lismus". Ein kaiserlicher, eben von dem genannten Minister erwirkter Erlaß schaffte alles und jeves Privateigentum an Grund und Boden ab. Der Staat wurde Alleineigenlümer und Alleinverwalter des Bodens. Staatsbeamte hatten jährlich das be­baubare Land unter die ackerbautreibende Bevölkerung zu verteilen. Was auf dem Felde geerntet wurde, gehörte dem Staat und wurde je nach der Dichtigkeit der Bevölkerung und nach Bedürfnis unter dieselbe verteilt. Aber dabei blieb man nicht stehen. Auch der übrige Privatbesitz wurde abgeschafft und die Kapitalisten gezwungen, in 5 Jahresraten ihr ge­samtes Baarvermögen dem Staat auszuliefern. Fort­an sollte es weder Arme noch Reiche geben. Der Staat sollte jedem Einzelnen den Lebensberuf an­weisen, er sollte alle anstellen und alle besolden. Aber wie ging es? Schon ehe jener erste kaiserliche Erlaß in Kraft getreten war, hatte ein treuer Rat­geber den Kaiser vor den Folgen eines derartigen Schritts gewarnt, indem er ihn darauf hinwies, daß die menschliche Natur in sich allein nicht genug An­trieb zur Arbeit finde, wenn sie der Hunger nicht dazu zwinge. Und so kam es. Jetzt, ivo dem Bauern die Frucht seiner Arbeit nicht mehr selber zu gut kommen sollte, wo er seine Ernte zum allgemeinen Besten an die dafür bestellten Beamten adliefern mußte, da war auch sein Interesse an dem Enrag seines Ackers dahin. Vielfach wurde der Saatreis, den die Regierung austeilen ließ, nicht mehr ausge­sät, sondern einfach aufgezehrt, die ehedem frucht­barsten Ländereien gingen im Ertrag zurück oder wurden gar nicht mehr angebaut. Die Folge war eine allgemeine Hungersnot, die das Reich durch­wütete. Und dazu kam, daß die vielen Beamten nicht Gärtner, sondern Böcke im Staatsgarten ge­worden waren, daß der Unterschied zwischen arm und reich nicht geschwunden war, sondern einfach andere Volksschichten in dem allgemeinen Durcheinander auf schlimmere Art als vorher sich zu Reichtum empor­gebracht harten. Fünfzehn lange Jahre dauerte dieser Zustand; da starb der Kaiser, und an die Stelle von Wang Ngam-tsche berief die Kaiserin- Witwe jenen Ratgeber, der so klar vorausgesagt hatte, wie alles enden würde. Das war vor acht­hundert Jahren. Wir können also den Chinesen gegenüber nicht darauf pochen, daß wir in unsrer Zeit die sozialen Probleme erst gründlich erfaßt haben; sie könnten uns im Gegenteil erwidern, mancher Europäer der Jetztzeit hätte nötig, von ihrer Ver­gangenheit zu lernen.

(Der Schiffbruch derWairarapa".) Ein entsetzlicher Schiffbruch hat an der Küste von Neuseeland stattgefunden, bei dem 112 Menschen ihr Leben verloren. DieWairarapa" war einer

der größten und elegantesten Dampfer der Union S. S. Company, die regelmäßig zwischen Sydney und Auckland gehen. Die Fahrt dauert gewöhnlich sieben Tage, und sie waren abgelaufen. Im Be­wußtsein, bei aufgehender Sonne im Hafen von Auckland vor Ancker zu liegen, hatten sich die Paffa­giere zur Ruhe in ihre Kabinen zurückgezogen. Es war eine dunkle, neblige Nacht, die See ging hoch. Kein Licht war zu sehen; vergebens spähte der Kapitän nach dem Leuchtlurme auf der Insel Mokisinan aus, der er nahe zu sein glaubte. Da, wenige Minuten nach Mitternacht, plötzlich ein furchtbarer Stoß. Mit donnerndem Getöse bricht die Brandung sich an einer 6800 Fuß schroff aus dem Meer aufsteigenden Felswand, gegen die der Dampfer in voller Fahrt gerannt. Es war die Toten-Jnsel der Maoris, das düstere Great Barrier Eiland, das, 20 Meilen lang, sich der Küste von Neuseeland gegenüber hinzieht. Die aus dem Schlummer aufgeschreckten Passagiere stürzten auf Deck, alle Lichter waren verlöscht. Brau­send ergossen sich die Wogen über sie und erstickten ihre Hilferufe. Die Verwirrung wurde noch vermehrt durch 16 auf Deck stehende Pferde. Sie hatten sich losgerissen und tobten mit wildem Gewieher zwischen den Menschen umher, die sich in dichtem Knäuel an­einander drängten. Der Kapitän befahl Jedermann, Rettungsgürtcl anzulegen und die Boote herab zu lassen, doch nur zwei derselben gelang es, flott zu machen. Eine Minute später legte sich das Schiff so scharf auf die Seite, daß das Deck fast senk­recht stand. Eine furchtbare Welle schlug darüber hin und riß alles, was sich nicht festgeklammert halte, die Menschen und die Pferde, den Schorn­stein, dis Kapitänsbrücke mit dem Kapitän in die Tiefe. Die unglücklichen Paffagiere, vorherrschend Frauen und Kinder, die von den Wellen nicht schon über Bord gespült, schienen rettungslos dem Unter­gänge geweiht zu sein. Und doch war die Küste nur etwa 40 Nieter entfernt! Zuerst versuchte es ein Matrose, dann der zweite Offizier schwimmend eine Leine an die Küste zu bringen, doch erst einem Diener gelang es, die Verbindung mit dem Lande an einer Stelle, wo das Ufer weniger steil war, herzustellen. Auf dem kahlen Felsen war es jedoch unmöglich, das Seil zu befestigen und mußten es diejenigen, die schwimmend die Küste erreichten, festhalten eine heroische Leistung für die wenigen erschöpften Männer, noch dadurch erschwert, daß sie mit ihren nackten Füßen kaum auf Hem scharfen Felsenboden zu stehen ver­mochten. Zuerst wagte eine junge Dame den gefähr­lichen Weg, sich mit den Händen am Seil durch die rasende Brandung Herüberzulaffen und kam glücklich an, die zweite und dritte verließen jedoch die Kräfte. Sie gaben den Halt auf und wurden von den Wogen an de» Felsen zerschmettert. Doch gelang eS immer­hin viele auf diese Weise zu retten, nur keine Kinder, i Die Mütter aber vermochte natürlich nichts, sich von ! ihren Lieblingen zu trennen. Im fahlen Morgen­grauen sah man herzzerreißende Bilder wie Welle auf Welle ein junges Menschenleben von der Mutier fort in die Tiefe riß, bis auch sie ihnen zum Opfer siel. Die letzte war eine junge Frau mit zwei kleinen, sich fest um ihren Hals klammernden Kindern. Die beiden Kleinen im Arm verschwand sie in dem l Gischt. Ueberall trieben Leichen, dazwischen aber i auch manche Lebende, die sich an Schiffstrümmer ge- ^ klammert. Ein junges Mädchen wurde aus dem § Wasser gefischt, die zwölf Stunden an ein Stück I Holz geklammert, von den Wellen umhergeschleudert ^ worden war; man mußte das Holz mit ans Land ziehen, da die Finger von demselben nicht zu lösen

waren. Nach bangen 36 Stunden wurden die Schiff­brüchigen, die meist wenig bekleidet waren und nur einige Apfelsinen als Mundvorrat besaßen, von Ein­geborenen entdeckt, die sie von den Felsen herunter­holten und den DampferArgyle" herbeiholtcn. Die Ankunft der Ueberlebenden, 14 Reisende und 43 Mann von der Besatzung, rief eine grenzenlose Auf­regung in Auckland hervor, der Dampfer ist mit der Ladung verloren; die 83 Postbeutel wurden, völlig durchnäßt, ans Land geworfen. An Deutschen befinden sich unter den Ertrunkenen der Farmer Hotske von Murtoa, sowie die Ansiedler F. Lange und H. Huwald aus Mt. Gambier.

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