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werden. Der Bauunternehmer und der Parlier wurden verhaftet.
Frankfurt a. M., 22. Dez. Wegen des gestrigen Neubau-Einsturzes wurden, außer dem Unternehmer und dem Parlier, noch der Architekt Limbach und Sensal Hertz, welcher das Baukapital vorgeschossen hatte, verhaftet. Ein Arbeiter wird immer noch vermißt. Von den schwerverwundeten Arbeitern ist inzwischen einer gestorben.
Berlin, 21. Dezember. Wie die „Berliner Börsenzeitung" hört, wird der Staatsanwalt eine weitere Verfolgung des Abgeordneten Liebknecht nach Schluß des Reichstages nicht eintreten lassen. Die Regierung sei durch die nationalliberale Resolution wegen Erhöhung der Disciplinargewalt des Präsidenten vollauf zufrieden.
Berlin, 22. Dezember. Fürst Bismarck traf gestern abend 6 Uhr in Berlin ein und setzte sogleich die Reise bis Friedrichsruh fort, wo er um 11 Uhr anlangte. Den Fürst begleiteten Graf Herbert Bismarck und Professor Schweninger.
Paris, 21. Dezember. Von den beiden Deutschen, von Kassel und von Schoenebeck, welche kürzlich wegen angeblicher Spionage verhaftet worden waren, ist ersterer freigelassen worden; von Schoenebeck stand heute wegen Spionage vor dem Zuchtpolizeigericht. Die Verhandlung findet unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt.
Paris, 22. Dez. Eine Magistratsperson erklärte im Justizpalaste, in Folge der Verurteilung des Preußischen Lieutnants von Schoenebeck habe die französische Regierung die strengsten Maßregeln gegen alle in Paris wohnenden Deutschen getroffen. Alle Deutschen, welche die gesetzlichen Vorschriften betreffend das Residenzrecht nicht erfüllt hätten, sollen massenhaft ausgewiesen werden, ebenso alle Verdächtigen, auch wenn sie die Vorschriften erfüllt hätten. Diese Erklärung rief eine große Bestürzung hervor.
Innsbruck, 21. Dez. In Schnauders bei Brixen brannte in der vorletzten Nacht eine Schmiede nieder. Fünf Personen sind umgekommen. Sie konnten durch die vergitterten Fenster nicht mehr hinaus.
Rom, 22. Dez. Die radikalen Blätter fahren fort, die von Giolitti bekannt gegebenen Dokumente zu besprechen, sie heben besonders diejenigen hervor, welche gegen den Ministerpräsidenten Crispi gerichtet sind. Aus den Papieren soll hcrvorgehen, daß 9 Tage später, nachdem der Abgeordnete Colajani, den
Skandal der Banca romana in der Kammer aufgedeckt I hatte, Crispi eine Anleihe bei der Bank gemacht hatte. I Die Freunde Crispis schweben über seinen Gesundheitszustand in großer Besorgniß. Crispi befindet sich in einem Zustande dauernder Erregung, wovon ihn selbst die ärztlich angewandten Mittel nicht befreien konnten.
Petersburg, 22. Dezember. Schuwalow reiste nach Warschau ab, um sich über seine neue Stellung zu informiren. Der definitive Antritt seines Postens ist auf Ende Dezember festgesetzt. Der Zar und die Zarin verbringen Weihnachten im Zarskoje Selo.
New-Jork, 21. Dezember. 5000 Arbeitslose veranstalteten gestern auf dem Marsfeld bei Montreal eine revolutionäre Kundgebung. Der Bürgermeister versprach denselben, alles aufzubieten, um ihnen Beschäftigung zu geben.
Nermischtes.
— Der Leichtsinn, die festverschlossene Bett- flasche in den heißen Ofen zu stellen, hat in Hummelsweiler bei Ellwangen zu einem Unfall geführt. Die Flasche explodierte in dem Augenblick, als die Frau des Hauses, Frau Förstner, nach derselben sah. Der ganze Inhalt ging ihr ins Gesicht, so daß sie nicht unbedeutende Brandwunden davontrug. Zum guten Glück ist das Augenlicht verschont geblieben.
— In Wangen im Algäu war Ende der 70er Jahre in der dortigen Baumwollspinnerei ein Buchhalter Namens Martin angestellt, welcher nach seinem Austritt aus dem Geschäft Tierbändiger geworden ist. Dieser Tage lief nun die Nachricht ein, daß der Mann bei einer Produktion in Konstantinopel von einem Löwen zerrissen worden ist.
Schlechte Zeiten. „Wie geht das Geschäft, Herr Baumeister?" — „Miserabel! Und noch dazu muß man jetzt besseres Material verwenden, weil man die Häuser oft ein paar Jahre lang nicht anbringt!"
Der Wunschzettel. Mama: „Also das ist der Wunschzettel, den Du für Dich und Klärchen gemacht hast?" (Liest.) „Ein Schlitten, eine Trommel, Bleisoldaten, ein Schaukelpferd, Schlittschuhe, ein großer Expreßwagen, ein Gewehr, ein Dampfboot, Candy und eine Puppe für Klärchen. Aber, Alfred, der Wunschzettel ist viel, viel zu lang. Da mußt Du schon etwas streichen." — Alfred (prompt): „Na, dann laß' Klärchens Puppe weg."
Litterarisches.
In die Werkstatt 'des Bildhauers führt uns ein originelles Farbenkunstblatt, das in dem neuesten (achten) Hefte der Halbmonatsschrift „Vom Fels zum Meer" (Stuttgart, Union Deutsche Verlagsgesellschaft. (Preis des Heftes 75 Pf.) erscheint und die vollendete Technik des heutigen Farbenfaksimiledruckes varthut. Dem mit der Modellirung eines Denkmals für Kaiser Wilhelm I. beschäftigten Bildhauer dient ein mit dem Feldherrnmantel bekleideter Unteroffizier als Modell; auf hohem Bocke reitend, sitzt er stramm da, indes der Bildhauer eilfertig im Thon die Skizze ausführt. Ist in diesem Bilde W. Zehmes lebensvolle Aktualität verkörpert, so weisen u.ns die anderen Beiträge auf die Poesie des Weihnachtsfestes hin. Wir nennen neben der allerliebsten, mit prächtigen Bildern A. Mandlicks geschmückten Humoreske „Weihnachtsfeier im Verein Harmonie" von JullusStinde,die Kunstblätter „Heimkehr zum We ihn achts fest", die packende Schilderung einer Schlittenfahrt von M. Flashar und „Weihnachtswünsche" von C. 'Zopf, sowie das fröhliche Bild „Weihnachten an Bord der Ariadne", eine der Stationen der Hochzeitsreise um die Welt", deren Bilder dem Umschläge der Hefte ein so eigenartiges Gepräge verleihen. Ueber das viel genannte „Goldene Buch der Stadt München" verbreitet sich eine interessante Plauderei von R. von Seydlitz, und eine Anzahl der durch Bilder in ihm vertretenen Münchener Künstler hat durch die der Redaktion gewährte Reproduktionserlaubnis dazu beigetragen, daß der Leser von dem kostbaren Schatz Münchens nähere Kenntnis erlangt. Der „Sammler" ist wie immer von größter Vielseitigkeit und bringt mit seinen Schilderungen aus allen Gebieten des modernen Lebens, Wissenschaft, gesellschaftlichem Leben, Sport rc. sicher jedem etwas Zusagendes, während die Musikfreunde durch die Beilage „Tarantella" von Taver Schawenka erfreut werden.
Gottesdienste
Am h. Christfest, 25. Dezember.
Vom Turm: 102. Ter Kirchenchor singt: „Freuet euch, ihr lieben Christen (Schröter 1650). Predigtlied: 106. 9 ','4 Uhr Beichte in der Sakristei. 9'/- Uhr Vorm.- Predigt: Hr. Dekan Braun. Feier des heil. Abendmahls. 2 Uhr Nachm.-Predigt: Hr. Stadtpfarrer Schmid. Das Opfer am heil. Christfest ist für die Rettungsanstalten des Landes bestimmt.
Am Stephauusfeiertag, 26. Dezember.
9'/« Uhr Predigt: Hr. Dekan Braun.
Aohannisfeiertag, 27. Dezember.
9'/r Uhr Predigt: Hr. Stadtpfarrer Schmid.
Amtliche Kkirmmtulachungev.
Bekanntmachung.
Der SSgwerkbesitzer Hermann Funk in Unterreichenbach hat zur besseren Beförderung des Holzes auf sein neu errichtetes Sägwerk einen Klotzweiher angelegt, welcher 3,6 m westlich von seinem Sägwerk an sich in einer Länge von 29,5 m bis zum Reichenbach erstreckt, wo ein 4,5 m langes Uebereich beginnt.
Der Weiher ist vergl. 3,55 w, zum kleineren Teile nur 1,6 m breit und von soliden Umfassungswänden aus Beton begrenzt.
Dies wird mit dem Anfügen zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß etwaige Einwendungen gegen diese Anlage innerhalb 14 Tagen beim Oberamt anzubringen sind und nach Ablauf dieser Frist Einwendungen in dem Verfahren nicht mehr geltend gemacht werden können. — Zeichnungen, Beschreibungen und Pläne liegen auf der Oberamtskanzlei zur Einsicht auf.
Calw, den 22. Dezember 1894.
K. Oberamt.
V 0 e l t e r.
kkord.
In Folge höherer Weisung sind die Bahngleisunterhaltungsarbeiten pro 1895 und zwar:
auf der Strecke Weilderstadt—Althengstett mit 4000 ^
„ „ „ Althengstett-Calt» „ 3800 „
„ „ „ Calw—Emmingen „ 4000 „
„ „ „ Emmingen—Gündringe« „ 3200 „
„ „ , Gündringeu—Eutingen „ 4000 „
„ „ „ Eutingen—Horb , 3000 „
im Wege schriftlicher Submission im Akkord zu vergeben. Liebhaber hiezu werden daher eingeladen, die Bedingungen und die Preistabelle auf dem BauamtSbureau in Calw einzufehen und ihre Offerte in Prozenten der festgesetzten Einheitspreise auSgedrückt schriftlich versiegelt und mit entsprechender Aufschrift, sowie die-seitS Unbekannte mit LrrmögenS- und Fähigkeits-Zeugnissen versehen, daselbst bi- spätestens Sam Stag den 5. Januar 1895, «dendi 6 Uhr, «bzugeben.
Kgl. Ketriekskaxaml Calr».
Bekanntmachung.
Neujahrswunschenlhebungskarten
werden für Personen, welche von den üblichen Glückwünschen zum neuen Jahre entbunden sein wollen, auch in diesem Jahr gegen Entrichtung eines Geldbetrags von mindestens 1 ^ ausgegeben. Diejenigen, welche eine solche Karte erwerben, bringen durch Lösung der Karte ihre Gratulationen dar unv verzichten ihrerseits auf Besuche und schriftliche Beglückwünschungen. Die Namen der Kartenabnehmer werden rechtzeitig veröffentlicht. Im Hinblick darauf, daß diese Einrichtung allgemein als zweckmäßig anerkannt wird und die erzielten Einnahmen den Armen der hiesigen Stadt zu gut kommen, richten wir an alle Stände die Bitte um zahlreiche Beteiligung.
Calw, den 21. Dezember 1894.
Namens der Ortsarmcnbehörde:
Die Vorstände:
Dekan Braun. Stadtschultheiß Haffner.
K. Staatsanwaltschaft Tübingen.
Diebstahlsanzeige.
Am 12. Dezember d. I. wurde zu Calw bezw. auf dem Wege von da bis Möttlingen dem Bauern Michael Volle von dort ein Sack, enthaltend ein Quantum Werg, sowie ein Stück Baumwoll- flanell mit weißem Grund und eingewobenen blauen und roten Karros im Gesamtwert von 35 ^ entwendet.
Ich bitte um sachdienliche Mitteilungen.
Den 20. Dezember 18S4. _ Hsry, H.-A.
Hirsau.
Im Vollstreckungswege wird am Montag, den S1. Dez., nachmittags 2 Uhr,
im Psandlokal auf dem Rathaus gegen sogleich bare Zahlung eine noch ganz
»eue
Nähmaschine
(zum Treten) versteigert.
Gerichtsvollzieher Schlee.
Revier Stammheim.
Uadelstanrrrcholx- Verkauf
Donnerstag, den 3. Januar, (vorm. 9 Uhr, lauf dem Rat- /haus in Calw aus I. Dickemer- berg Abt. Schleifberg, Kentheimerberg, Dickemerschlößle,
Baierrboch, II. Stammheimermark Abt.
Wilhelmseiche und Lindenrainhütle, IV. Lerchenhäule: 1797 St. Langholz (92"/» Fichten) mit Fm.: 703 I.. 341 II, 259 III., 369 IV.. 42 V. Cl. und 111 St. Tägholz mit Fm.: 117 I., 15 II. und 7 III. Cl.