131. Arnis- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 6S. IahMU-.

Erscheint Dienstag, Donnerstag und Gam Stag. Die EinrückungSgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um- ,Bung 9 Pfg. die Zeile, sonst 12 Pf,.

Dienstag, Len 25. Dezember 1894.

LbonnementSpreiS vierteljährlich in der Stadt 90 Pfg. rmS 90 Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 1b, sonst ß» ganz Württemberg Mk. 1. Sb.

Abonnements-Einladung.

Wir bitten unsere Leser um baldige Er- meuerung des Abonnements für das I. Haartak 1895, damit in der Zusendung keine Unter­brechung eintritt. Das Calwer Wochenblatt wird, wie seither, wichtige Tagesereignisse, sofern sie in die Blattausgabetage fallen, zu gleicher Zeit mit anderen Blättern bringen und über Vorkomm­nisse in Stadt und Bezirk möglichst eingehend be­lichten

Zu zahlreichem Abonnement ladet freund- -lichst ein

die Redaktion.

Amtliche Aekauutmachunge«.

Av die Ortsschiilbkhiirdkll und Gememdkrüte.

Nach einem Erlaß des Kgl. evang. Consisto- 'riums vom 1. d. M. sind für das Etatsjahr 1894/95 nachstehende Slaatsbeiträge für die in den be­treffenden Gemeinden bestehenden Arbeitsschulen 'bewilligt und die Beträge zur Ausbezahlung an die 'Gemeindepflegen angewiesen worden:

Agenbach

30

Altbulach

10

Altburg

20

Deckenpfronn

20

Dennjächt

10

Möttlingen

30

Monakam

25

Neubulach

20

Neuhengstett

20

Neuweiler

30

Oberkollbach 25

Oberreichenbach 30 »

Ottenbronn 12

Simmozheim 20

Teinach 40 »

Unterhaugstett 30 »

Unterreichenbach 20

Zavelstein 40

In den Rechnungen ist auf die betreffend« Nummer des Wochenblattes zu verweisen.

Calw, 20. Dezember 1894.

Kgl. gem. Oberamt in Schulsachen.

Voelter. Braun.

Die Ortskehorden

werden darauf aufmerksam gemacht, daß Anträge auf Verwilligung des Jeuertvehrdienstehrenzeichens (Statut vom 20. Dez. 1885, Regbl. S. 540) unter Beachtung des Minist.-Erlasses vom 12. Jan. 1886 (Min.-Amtsbl. S. 101 bis

3. Januar L8NS hieher vorzulegen sind.

Fehlanzeigen sind nicht erforderlich.

Calw, 22. Dezember 1894.

K. Oberamt. Voelter.

Bekanntmachung.

Nachdem die Maul- und Klauenseuche in Seitzenthal, Gemeinde Altbulach erloschen ist, werden die am 4. d. Mts. über die Gemeinde Alt­bulach samt Teilgemeinden verhängten Sperrmaß­regeln wieder aufgehoben.

Calw, den 22. Dezember 1894.

K. Oberamt.

Voelter.

Bekanntmachung.

Nachdem die Maul- und Klauenseuche in Teinach ausgebrochen ist, werden folgend« Maß­nahmen bis zum 7. Januar 18S5 einschl. an­geordnet.

Es ist verboten:

1) Das Treiben von Rindvieh, Schweinen und Schafen außerhalb der Feldmarkgrenzen in den Gemeinden Teinach, Röthenbach, Zavel­stein und in der Teilgemeinde HofWaldeck, gestattet ist jedoch die Benützung des Wehs zur Feldarbeit auf den angrenzenden Markungen.

2) Das Verladen von Rindvieh, Schweinen und Schafen auf der Eisenbahnstation Teinach.

3) Die Weggabe von Magermilch aus Sammel­molkereien in den genannten Gemeinden mit Ausnahme solcher Milch, welche zuvor auf mindestens 100 ° 6. erhitzt worden ist.

Die Schultheißenämter haben vorstehende Maßregeln in den betr. Gemeinden auf ortsübliche Weise sofort zur öffentlichen Kenntnis zu bringe.: und dabei darauf hinzuweisen, daß die Unterlassung oder Verspätung der Anzeige von Seuchenausbrüchen und die Zuwiderhandlung gegen die ergangenen Anord­nungen nicht nur Bestrafung, sondern auch den Ver­lust der Entschädigung für an Maul- und Klauen­seuche gefallenes Rindvieh nach sich zieht.

Ueber den Vollzug dieser Anordnung ist sofort Anzeige hieher zu erstatten.

Calw, den 24. Dez. 1894.

K. Oberamt.

Voelter.

H, (Nachdruck »kiboten-I

Dev Sonderling.

Roman von P. Felsberg.

(Fortsetzung.)

DaS Bild, von einem der ersten Meister gemalt, wirkte überwältigend auf Justus. Mit raschen Schritten kehrte er zurück, und leise Worte entschlüpften seinen Lippen, er sprach mit der schönen Frau, die er längst als eine Tote beweinte, als ob sie noch lebte. Endlich riß er sich los. »So rein, so edel, so lieblich wie sie, giebt cs nie mehr ein Weib!' flüsterte er vor sich hin, als er draußen stand auf der Terrasse des Schlosses, und der frische Abendwind um sein erregtes Gesicht wehte.

Überwältigende Erinnerungen lebten in ihm auf und trieben ihn fort aus dem Schloß und dessen Umgebung.

Der Diener führte den gesattelten Braunen vor, und rasch schwang sich Justus <u»f denselben, gab dem Tiere die Sporen, daß es in flottem Trab davonjagte durch den Park, dem Walde zu. Freier atmete seine Brust, die eine beklemmende Sehn- -fucht befallen wollte nach einer vergangenen, schönen Zeit. Stundenlang ritt er durch den Wald, der teils zu Schönburg gehörte, teils königliches Eigentum war. Do» weitem leuchtete das kleine weiße Haus des Forstwarts zu ihm herüber. Über­rascht hielt er einige Minuten. Die Waldlichtung, welche sich vor seinen Blicken aufthat, gehörte nicht mehr zum Besitze der SchönburgS. Er entsann sich nicht, jemals diesen Platz im Walde gesehen zu haben, der ihn anmutete wie ein Stück aus einem Märchen. »Es war einmal ein kleines weißes Haus" dachte er lächelnd, »so könnte das Märchen anfangen, in dem Feen und Kobolde ein« Rolle spielten.' Langsam ritt er weiter und hatte bald den Saum de» Waldes erreicht.

Vor ihm breitete sich ein flacher Thalkrssel aus mtt wogenden Feldern und grünen Wiesen, von einem hellblitzenden kleinen Gewässer durchzogen.

Ein einfaches Landgut mit mächtigen Scheuern und Ställen lag inmitten der

Mchk" Der Weihnachtsfesttage Wege« erscheint

Landschaft. Der Blick war nicht malerisch schön, der sich hier bot, aber er zeigte ein fruchtbares, gut bestelltes Stück Land, das seinem Besitzer prachtvolle Ernte bot.

Zwischen den Arbeitern auf dem Felde ritt Herr von Werden hin und her, überall nach dem Rechten sehend.

Doktor Justus rüt langsam vom Waldsaum hinab.

Herr von Werden kam ihm entgegen geritten; neugierig, wer der Ankömm­ling sei, blickte er forschend zu ihm hinüber. »Ah. mein Herr Reisegefährte/ sprach lebhaft der Gutsbesitzer.

»Und einstweiliger Nachbar,' ergänzt» der Arzt und stellte sich Werden vor, gleichzeitig Grüße von seinem Freunde, dem Grafen Schönburg, bestellend.

»Denkt der Graf noch an uns? Ich glaubte, er hätte längst Schönburg und die ganze Nachbarschaft vergessen. Seien Sie mir willkommen als sein Ab­gesandter und Freund.'

Der ältere Herr streckte Doktor JustuS die Hand hin, die dieser lebhaft ergriff und herzlich drückte.

»Nun sagm Sie mir einmal, lieber Doktor,' begann Werden, »wo steckt denn der Graf, und was treibt er, daß er gar keine Zell für seinen Besitz hat? Ich hörte einmal, daß er wegen einer unglücklichen Liebesgeschichte dir Heimat verlassen habe und so eine Art ruheloser Wanderer geworden sei. Es ist wirklich nicht nm Neugierde, sondern lebhaftes Interesse und Teilnahme, welche mich diese Frage stellen lassen.'

Über Doktor JustuS' Züge war ein leichter Schatten geflogen. »Ich glaub», mein Freund wünscht nicht, daß man darüber spricht. Sagen wir also, der Wan­dertrieb, der Wissensdurst hat ihn durch die halbe Welt gejagt; das andere wird er Ihnen selbst erzählen, wenn er kommt.'

»Also er hat die Absicht, endlich zu kommen, das ist ja prächtig! Ich denke noch mtt Freude an dm lieben Jungen, der als Knabe manchmal hier herüber ge­ritten kam. Ein feinfühliger, prächtiger Mensch versprach er zu werden, ist er da»?'

»Er ist mein einziger und bester Freund,' lächelte Doktor JustuS, »und von

da- nächste Blatt erst Freitag abend. "HWlL