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Berlin, 19. Dez. Der Lokalanzeiger meldet aus Magdeburg: Im Laufe des gestrigen Tages sind 120 Oberfeuerwerkerschüler zu ihren Regimentern entlassen worden. Heute durften wieder­um 15 entlassen werden. Die Verbüßung ist noch seitens des obersten Gerichtsherrn zu bestätigen. Die Strafe wird demnach bei den Regimentern erfolgen.

Berlin, 19. Dez. Vor etwa 5000 Personen sprach der Abgeordnete Singer gestern Abend über die Umsturzvorlage. Singer schloß seinen Vorlrag mit dem Hinweis, daß nicht die Auslösung des Reichs­tags erfolgen könnte, falls derselbe die Vorlage ab­lehnte. Die Versammlung erklärte sich in einer Re­solution mit den Ausführungen des Referenten ein­verstanden.

Berlin, 19. Dez. Von den wegen Falsch­münzerei angeklagten Anarchisten wurden Pieschel und Lorenz zu je 5 Jahr Zuchthaus, Schettler zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt. Ein Angeklagter wurde frei­gesprochen.

Berlin, 19. Dez. Die Berliner Gewerkschafts­kommission hielt gestern Abend eine Sitzung ab, in welcher die vorläufige Abrechnung über die Einnahmen im Bierboykott vorgelegt wurde. Eingegangen sind zusammen M. 155,148, ausgegangen sind zusammen M. 143,737. Es wurde Klage darüber geführt, daß von außerhalb die Einzahlungen sehr spärlich waren, so z. B. hat Hamburg nur 160 M. geschickt. Ferner wurde mitgeteilt, daß 152 Brauereiarbeiter ausge­sperrt seien. Gegen den neu errichteten Arbeitsnach­weis der Vereinigten Brauereien wurde Stellung ge­nommen. Diejenigen ausgesperrten Arbeiter, welche sich daran beteiligen würden, würden der Unterstützung verlustig. Der Brauereiboykott besteht nach wie vor, die gegenteiligen Blättermeldungen sind unrichtig.

Berlin, 20. Dez. DemTagebl." zufolge haben die sogenannten Ringbrauereien beschlossen, zur weitern Unterstützung kleinerer weniger kapitalkräftiger Brauereien bei den hiesigen Bankinstituten einen Kredit bis zu einer Million Mark zu eröffnen.

Berlin, 20. Dez. Ahlwardt ist heute Mit­tag 12'/, Uhr aus dem Strafgefängniß in Plötzensee entlasten worden. Wenige Personen fanden sich zum Empfange ein. Jede Demonstration ist unterblieben.

Magdeburg, 21. Dezember. Den entlassenen Unteroffizieren der Oberfeuerwerkerschule wurde mit­geteilt, ihre Strafe sei als durch die Untersuchungs­haft verbüßt erachtet ivorden. Noch 15 Angeklagte sind interniert.

Wien, 18. Dez. (Versammlung.) Bei einer gestern Abend stattgehabten größeren Versammlung

Arbeitsloser wurde festgestellt, daß in Wien gegenwärtig sich 60000 Arbeitslose befinden. Bei einer auf der Straße versuchten Kundgebung schritt ein starkes Polizeiaufgebot ein und nahm Verhaf­tungen vor.

Wien. Der Dienstmann Karl Edlinger hat sich am 10. ds. im Prater unter Laub eingegraben, den Tod durch Verhungern erwartend. Sechs Tage und sechs Nächte blieb der Mann in dieser Lage, bis er aufgefunden und ins Krankenhaus gebracht wurde. Dort dürfte der Mann, der zunächst an einem er­frorenen Fuß operiert werden muß, wieder hergestellt werden. Edlinger erzählte:Am 26. September verlor ich meine Wohnung in der Scholzgaffe und begab mich zumJägergraben" bei der Militär­schießstätte, um hier zwischen Laubwerk zu verhungern. Da mir jedoch der Durst namenlose Qualen verur­sachte, so ich ab und zu von den gerade damals reifenden schwarzen Beeren. Ich wurde am 21. Okt., also nach fünfundzwanzig im Freien verbrachten Tagen, von einem Wachmanne aufgefunden und wegen eines Magenkatarrhs in das Krankenhaus gebracht, wo ich sehr freundlich behandelt wurde. Am 6. De­zember d. I. verließ ich, wie cs hieß, geheilt das Spital, allein ich selbst fühlte mich im Kopfe krank. Am Abend des Tages meiner Entlassung, am 6. De­zember, ging ich wieder auf dieselbe Stelle im Prater, fest entschlossen, diesmal auch auf den Durst nicht mehr zu achten; ich wollte sterben. Ich entledigte mich meiner Stiefel; Rock, Hose und Hemd behielt ich an und hatte, als ich mich auch dieser entledigen wollte, hiezu nicht mehr die Kraft. Hunger verspürte ich nicht, nur der Durst that mir fürchterlich weh. Auch aus den Unbilden des Wetters machte ich mir nichts. Mein einziges Flehen war: Ach, wenn ich nur schon gestorben wäre, warum der Tod gar so lange auf sich warten läßt! Meine gefrorenen Füße schmerzten mich außerordentlich, doch ertrug ich dies gerne, da ich es für den Vorboten der letzten Stunde hielt. Leider sollte ich in meiner Hoffnung wieder getäuscht werden. Ein Förster und ein Wachman entdeckten mich unter dem Laubwerke; man brachte mich auf das Kommissariat, wo ich mit Suppe und Cognac gelabt wurde. Hier im Spitale befinde ich mich jetzt wohler. Für den Beruf eines Dienst­mannes fühle ich mich zu schwach. Ich bin krank und kann daher als Dienstmann nicht fort kommen."

London, 19. Dez. Es ist den Japanern ge­lungen, der chinesischen Nordarme den Rückzug abzu­schneiden. Die japanische Armee geht bereits auf Tabuk, welches zu Wasser und zu Lande angegriffen werden soll, vor.

Kritische Tage im- Jahre 189T'- werden nach Rudolf Falb sein: Erster Ordnung: 11. Januar, 9. Februar, 11. März, 9. April, 20. August, 18. September, 18. Oktober; zweiter Ordnung: 24. Februar, 26. März, 25. April 9. Mai, 22. Juni, 4. September, 14. Oktober, 2. November, 16: Noo..- 31. Dezember; dritter Ordnung: 25, Januar, 24. Mai, 7. Juni, 7. Juli, 5. Aügust, 2. Dezember,. 16. Dezember.

Standesamt ßalw.

Gestorbene:

15. Dez. Elisabethe Wagner, lO-Monate alt, Tächter des Otto Wagner: Fabrikanten hier.

17. Dez. Karoline Christiane Schwämmle, ledig von - hier, 65^/» Jahre alt.

Gottesdienste

am 4. Ad entssonntag, 23. Dezember.

Vom Turm- 101. Predigtlied: 97. 9'/- Uhr ^

Vorm.-Predigt: Hr. Dekan Braun. 1 Uhr Christen-, lehre mit den Söhnen.

Am Montag, 24. Dezember.

4 Uhr: Weihnachtsandacht im Vereinshaus mit-- Beichte, Hr. Dekan Braun.

Am h. Christfest, 25. Dezember.

Vom Turm: 102. Der Kirchenchor singt :Freuet- euch, ihr lieben Christen" (Schröter 1650). Predigtlied r 106. 9Uhr Beichte in der Sakristei. 9'/-Uhr Vorm.- Predigt: Hr. Dekan Braun. Feier des heil. Abend­mahls. 2 Uhr Nachm.-Predigt: Hr. Stadtpfarrer -. Schmid. Das Opfer am heil. Christfest ist für die. Rettungsanstalten des Landes bestimmt.

Am Stephanusfekertag, 26. Dezember.

9'/« Uhr Predigt: Hr. Dekan Braun.

Zohannisfeicrtag, 27. Dezember.

9'/- Uhr Predigt: Hr. Stadtpfarrer Schmidt

D)

^HsTder seine Angehörigen, »14 Freundinnen, Unterge- denen rc. angenehm über- raschen will, kaufe als Zugabe zu den Be- scheerungs - Gegenständen einen ßarton voerinKS 8sikv mit cker Luis. Mit dieser Gabe wird Niemand einen Fehlgriff thun, weil Doerings Seife mit der Eule für die bessere Toilette geradezu unentbehrlich und zu je 3 Stück in äußerst pracht­vollen und elegant auSgestatteten Cartons eingelegt ist, sodaß ein Weihnachtscarton mit Doering's Seife mit der Eule, eines der nützlichsten und repräsentabelsten Geschenke bildet. Zu haben in tzalw bei I. tz. Wayer's Aachf., Emir Sänger am Markt. A. Schaufler, Wieland und (leiderer (Federhaffsche Apoth.)

Amtliche Kkkaulltmachuugeu.

vekn»t»it>nacl?u«ini.

Bei der heute vorgenommenen

WürgercrusschußwclHL

haben von 508 Wahlberechtigten 328 abgestimmt. Gewählt wurden:

I. Für die 4 Jahre 1895, 1896, 1897 und 1898

1) Zoeppritz, Emil, Fabrikant, 194 Stimmen,

2) Feldweg, Karl, Flaschnermeister, 183

3) Wagner, Hermann» Fabrikant, 177

4) Stalin, Julius, Fabrikant, 173

5) Häusiler, Karl» Glasermeister, 171

Siegler, Adolf, Metzger-Obermeister, 171

tühle, Karl, Garnzwirner, 168

Esiig, Karl, Metzgermeister, 167

II. Für die Jahre 1895 und 1896:

9) Wackenhnth, Georg, Mechaniker, 166

Einsprachen gegen die Wahl sind binnen 8 Tagen entweder bei dem Orts­vorsteher oder dem K. Oberamt anzubringen.

Calw» den 20. Dezember 1894.

Stadtschultheißenamt.

Haffner.

Gemeinde Schnneh.

Langholz-Verkauf.

t Montag, den

^24. Dezbr. 1894, ^nachmittags 1 -Uhr, werden auf -^t/dem Rathause As,'dahier 187 St ^ Langholz mit 189,47 Festmeter Meßgehalt zum Ver­kauf gebracht.

Gemeinderat.

Vrivat-Anzeigen.

Gänzlicher

Ausverkauf

in Unterhosen

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A. Schaufler.

Calw.

Danksagung.

Für die liebevolle Teil­nahme während der Krankheit uns Hingang unserer lieben Schwester gnd Tante

Karoline Schwämmle,

für die zahlreiche Leichenbegleitung, den Herren Ehrenträgern, die Blumenspenden, sowie auch den beiden Diakonissinnen im Krankenhause für ihre Aufopferung, sagen herzlichsten Dank

die trauernden Hinterbliebenen.

Am l. Weihnachtsfeiertag

bleiben unsere Geschäfte geschlossen.

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