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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk Calw. ' 69. Iahrgav».

Erscheint DienStclg, Donnerstag und GamStag. Die Einrückungsgebühr betragt im Bezirk und nächster Um­gebung S Pfg. die' Zeile, sonst lL Pfg.

Amtliche Aekauntmachnnge«.

An die Gememderäte bezm. Güterbuchs- protokollfiihrer.

Auf Grund der Ministerial-Verfügung vom 1. August 1894, Reg.-Bl. Nr. 21, betr. die Fort­führung der Flurkarten und Primärkataster, ergeht hiemit an die Obengenannten die Aufforderung, die «Güterbuchsprotokolle auf letzten Dezember 1894 ab­zuschließen, nachdem vorher sämmtliche seit 1. April rd. I. angefallenen Aenderungen in der Bodenver­teilung und Boden-Kultur in dieselben eingetragen worden sind. (Z 10 Seite 242 zweitletzter Absatz .unten und Z 52.)

Die in den Meßurkunden welche schon in »t>as Heft pro 1893/94 eingereiht wurden ent­haltenen Aenderungen, auch wenn sie erst nach dem >1. April 1894 einliefen, sind darunter nicht verstanden.

Unmittelbar nach Abschluß des Güterbuchs« -Protokolls ist letzteres nach Z 10 letzter Absatz dem Fortführungsbeamten (Bezirksgeometer) einzusenden, damit derselbe im Stande ist, rechtzeitig seinen in 14 gedachter Mim-Verf. vorgeschriebenen Reise-und Geschäftsplan aufstellen zu können.

Zugleich mit dem Güterbuchsprotokoll sind auch sämtliche zugehörigen, pro 1. April bis letzten Dez. 1894 angefallenen Handriffe und Meßurkunden, soweit sie bereits vorliegen, einzusenden, was in Zukunft vierteljährlich zu geschehen hat, und wobei der zweit­letzte Absatz des Z 10 einzuhalten ist.

Wenn über angefallene Veränderungen die vorgeschriebenen Meßurkunden teilweise noch nicht beigebracht wären, so sind dieselben gleichwohl in das Güterbuchsprotokoll aufzunehmen, wobei die Be­schreibung der veränderten Parzellen dem Güterbuch entnommen werden kann.

Sind keine Aenderungen angefallen, mithin leine Einträge im Protokoll nöthig geworden, so ge­nügt eine Fehlanzeige.

Auf möglichst vollständige Führung wolle be­sonders Bedacht genommen werden, um Nachträge, welche außerordentlich störend wirken und deren Be­rücksichtigung unverhältnismäßig hohen Zeitaufwand erfordern kann, möglichst zu vermeiden.

Vom 1. Januar 1894 ab ist das Güterbuchs­protokoll neuesten Formulars zu verwenden; wo das­selbe noch nicht vorliegt, wolle für dessen alsbaldige -Anschaffung Sorge getragen werden.

Calw, 20. Dezember 1894.

Kgl. Bezirksgeometerstelle.

Stroh lein.

Tagesneuigkeilen.

* Calw, 21. Dez. Bei der gestern stattge­fundenen Bürgerausschußwahl erhielten die meisten Stimmen und sind als gewählt zu betrachten: Fabrikant Zoeppritz mit 1S4 Stimmen, Karl Feldweg, Flaschner 183 St., Hermann Wagner, Fabrikant 177 St., Julius Staelin, Fabrikant 273 St., Glaser Häußler 171 St., Metzgerober­meister Ziegler 171 St., Garnzwirner Rühle 268 St., Metzger K. Essig 167 St. und Mechaniker

Sonnabend, den 22. Dezember 1894.

Wackenhuth 166 Stimmen. Weitere Stimmen erhielten K. Waidelich z. Rößle 165 St., K. Müller z. Linde 162 St., Bäcker Schnürle 157 St., Verwaltungsaktuar Staudenmeyer 156 St., Ernst KirchHerr 156 St., Gustav Mayer 152 St., Bauunternehmer Gehring 139 St., Paul Bozenhardt 138 St. und Konditor Kosten - Kader 130 St. Wahlberechtigte waren es 508 (im vorigen Jahr 522). Abgestimmt haben 328 Wähler (im Vorjahr 378), also 64 °/o. Auf dem Wahlzettel des Bürgervereins standen 7, auf dem des Volksvereins 2 der Gewählten. Unabgeänderte Wahlzettel wurden 204 abgegeben, nämlich 112 vom Bürgerverein u. 92 vom Volksverein; 22 Stimmen zersplitterten sich.

Calw. Am kommenden Sonntag wird der hiesige Postschalter von vormittags 10°/« bis 12 Uhr und nachmittags von 3 bis 7 Uhr geöffnet sein. Am Mittwoch (Stephansseiertag) den 26. Dez. werden auf der Nagoldbahn 2 Personensonder­züge ausgeführt und zwar von Pforzheim nach Teinach um 3,5 nachm, und von Calw 3,57 nachm, abgehend. Ankunft in Teinach 4 Uhr 16 Min. Von Teinach zurück nach Pforzheim 6,35, von Calw 6,43 abgehend. Ankunft in Pforzheim 7 Uhr 32 Min. Diese Züge haben denselben Kurs wie die im Winter­fahrplan für Oktober und April zwischen den ge­nannten Stationen vorgesehenen Sonntagszüge.

Wie seit einigen Jahren, hat die kgl. Post - direkt ion über den Weihnachts- und Neujahrs­verkehr für sämmtliche Stuttgarter Postämter etwa 300 Personen aushilfsweise angestellt, die aber nicht mehr aus der Kaserne, sondern aus der auch in Stuttgart nicht unbeträchtlichen Zahl von Arbeits­losen entnommen sind.

JnCannstatt haben sich zehn dort prakti­zierende Aerzte von Neujahr ab die Taxe für ärzt­liche Hilfeleistungen neu geordnet, bezw. erhöht. Da­nach wird der erstmalige Besuch mit 23 Mk., jeder folgende mit 1.502 Mk. berechnet, Nachtbesuche kosten 36 Mk., eine erste gemeinschaftliche Beratung wird von jedem Arzte mit 10 Mk., jede folgende mit 5 Mk. berechnet.

Heilbronn, 19. Dez. In einem Hause der Klostergafse bekamen zwei Frauenzimmer aus Eifer­sucht Streit, wobei die eine als Waffe eine Kohlen­schaufel verwendete und ihrer Gegnerin der recht­mäßigen Gattin des umstrittenen Mannes ver­schiedene blutende Wunden beibrachte. Einige nette Früchtchen wurden in den letzten Tagen durch die Polizei hier aufgegriffen. Ein 16 Jahre alter, aus der Lehre entlaufener Malerlehrling hat in einem Spezercigeschäft Waren auf den Namen seines früheren Meisters, so namentlich 15 Pfund Rosinen erschwin­delt und verzehrte diese mit zwei gleichaltrigen, eben­falls arbeitsscheuen Kameraden. Die beiden letzteren stahlen von einem Botenwagen herunter einen Ueber- zieher. Die Gesellschaft hatte sich in einem außer­halb der Stadt stehenden Strohhaufen häuslich ein­gerichtet.

Knittlingen, 19. Dez. Der auf gestern bestimmte Vieharkt, gewöhnlich der beste des ganzen JahreS, durfte nach amtlicher Bekanntmachung vom

SbonnrmentSpreiS vierteljährlich in der Stadt SV Pfg. »»st so Pfg. Drägerlohn, durch die Poft bezogen Ml. 1. 1L, fönst st> ganz Württemberg Mk. 1. VL.

17. Dez. abends nicht abgehalten werden, da in einer Stallung in Breiten die Maul- und Klauenseuche herrscht; nur der Handel in den Stallungen war gestattet. Da die Bekanntmachung erst spät erfolgt war, hatten sich viele auswärtige Käufer und Ver­käufer eingefunden, konnten aber mit ihrem Vieh nicht in die Stadt herein gelassen werden. Zu stei­genden Preisen wurden von Auswärtigen in den hiesigen Stallungen etwa 100 Stück Vieh aufgekauft. Auch der Krämermarkt war gut besucht.

Ulm, 20. Dezember. Redakteur Engels von der Ulmer Zeitung wurde heute vom Schwur­gericht wegen Majestätsbeleidigung, begangen durch den ArtikelVon Gottes Gnaden* freigesprochen.

Pforzheim. Seit etwa 10 Tagen ist der Viehhändler Hölderlin von Deckenpfronn bei Calw durchgebrannt. Derselbe war in Pforzheim gut bekannt, da er viele Viehlieferungen an die hiesigen Metzgermeister machte. Eine Postkarte, die er an einen Bekannten dieser Tage von Antwerpen hierhersandte, dürfte ihm wohl zum Verderben gereichen, denn Tele­graph und Steckbrief eilen schnell hinterher. Der Flücht­ling dürfte etwa 18 20 000 ^ bares Geld bei sich haben. Durch Leistung von Bürgschaften seitens Dritter hat er sich insbesondere größere Geldsummen zu verschaffen gewußt. Auch schuldet er vielen Land­leuten noch das Geld für aufgekauftes Vieh. Er hat Frau und einige Kinder zurückgelaffen.

Pforzheim, 20. Dez. Vom 18. auf den 19. Dez. wurde in Altingen, OA. Herrenberg, ein Pferdim Werte von 700 Mark gestohlen. Gestern Abend nun stellte ein Mann in einer hiesigen Wirt­schaft ein Pferd ein und wurde dadurch verdächtig, daß er den Anwesenden das Pferd zum Kaufe anbot, wenn er auch nur 100 Mark erhalte. Er sagte, er habe zu Hause 3 kranke Kinder. Von der Schutz­mannschaft über seine Personalien gefragt, gab er an, er heiße Rohm und hätte das Pferd von einem Pferdehändler um den Preis von 750 Mark gekauft. Bei der vorgenommenen Untersuchung fand man einen Pfandschein auf einen anderen Namen lautend. Der Verhaftete gab hierauf zu, daß er Georg Sayer, Dreher von Unterjettingen, OA. Herrenberg, sei, im übrigen blieb er bei seiner Behauptung. (Nachträglich erfährt man, daß das Pferd thatsächlich gestohlen ist.)

Villingen, 19. Dez. NiedereGetreide- preise sind für den Landwirt schon eine schlimme Sache, wenn er aber bei diesen niederen Preisen noch betteln muß, daß chm seine Früchte nur abgenommen werden, dann ist es noch schlimmer. So können demSchwarzwälder* zufolge, die hiesigen Land­wirte ihre Gerste nicht los werden, weil die hiesigen Bierbrauer sie ihnen nicht abkaufen. Es hat sich nun eine Anzahl der hiesigen Landwirte zusammen gethan und will sich wegen der Abnahme der Gerste mit einem auswärtigen Bierbrauer in's Benehmen setzen. Kauft ihnen dieser die Gerste ab, so soll hier von demselben ein Bierausschank errichtet werden und ver­pflichten sich die Landwirte, nur diese Schankstelle zu besuchen; ein geeignetes Lokal soll sich bereit» hierzu gefunden haben.