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M 145 . Amis und Anzeigeblatl für den Bezirk (Lalw. 69 . -shrgav-.

Erscheint Di« ntt« g , DonnerSrsg und S « mStag. Die EinrüSungSgebühr berräqt im Bezirk und nächster Um­gebung S Pffl. di« .leile, ssnst 12 Pf-.

Dienstag, den 11. Dezember 1894.

Absnne«emr»rerß vierteljährlich in der Stadt 90 Pfg. «rch »0 Pfa. Trägerlohn, durch die Post be-ogen «k. 1. 1b, sonst i» -an- Vürttember« Mk. 1. Sb.

Amtliche Aekanntmachnnge«.

Die Oeisvorstehrr

werden angewiesen, die Gesuche um Wandergewerbe­scheine für das Jahr 1895 so zeitig vorzulegen, daß sie vor Ablauf ves Jahres 1694 erledigt werden können.

Calw, den 8. Dezember 1894.

K. Oberamt.

Voelter.

Die Schultheißrn-Aerntrr

werden zum Zweck der Fertigung und Veröffentlichung einer durch die K. Centralstelle für die Landwirt­schaft zusammenzustellenden Uebersicht über die in den Jahren 188L und 1884 in Württemberg ,zu Stande gekommen oder in Vorbereitung beziehungs­weise in Angriff genommenen bedeutenderen land- wirtschaftlichen Verbesserungen, wie Ent- und Be­wässerungen, Flußkorrektionen, größere Obstpflanz­ungen, Kultivierung und Regulierung von Allmanden oder sonstigen bisher ertragslosen Flächen, Bepflanzung größerer öder Flächen mit Holzbäumen, Anlage von Sammelgruben für Mkaldünger u. s. w. veranlaßt, bis 15. Dez. dem Oberamt anzuzeigen, in welchen Orten während der obengenannten Zeit und durch welchen Techniker derartige Anlagen ausgeführt wor­den sind.

Calw, 8. Dezember 1894.

K. Oberamt.

Voelter.

An die Orlskrhördrn.

Im Verlage der W. Kohlhammer'schen Buch- -ruckerei ist eine neue Dienstanweisung für die Waldschützen der Gemeinden, Stiftungen, Kirchen- L Pfarrgemeinden erschienen und wird das gebundene Exemplar denjenigen Stellen zum ermäßigten Preis von

3L Pfennig

abgegeben, welche ihre Bestellungen jetzt durch Ver­mittlung des Oberamts machen. Für die später be­stellten Exemplare wären 65 zu bezahlen. Be­stellungen werden bis 80. d. M. entgegengenommen.

Calw, den 8. Dezember 1894.

K. Oberamt.

Voelter.

A« die Ortsdrhorden.

Ueber die zunehmende Belästigung der Bezirks- Einwohner durch Bettler und Landstreicher sind dem Oberamt schon mehrfach Klagen zugekommen.

Die Ortsbehörden werden daher beauftragt dem Polizeidienern durch Eintrag in das Schul- theistenamts-Protokoll zu eröffnen, daß sie jeden Tag den Ortsetter zu begehen, bei Strafvermeidung auf Bettler und Landstreicher ein wachsames Auge zu richten und solche vorzuführen haben.

Zu den Ortsbehörden versieht man sich, daß sie bei eigener Verantwortung die Bestimmungen des Ministerial-Erlasses vom 21. März 1888 (Minist. Amtsbl. S. 115) strenge handhaben, die Thätigkeit der Polizeidiener genau überwachen und die Bettler und Landstreicher dem Oberamt vorführen lassen.

Auch ist dafür Sorge zu tragen, daß die Poli­zeidiener für ihre Thätigkeit angemessen belohnt und denselben Mäntel angeschafft werden.

Calw, 8. Dezember 1894.

K. Oberamt.

Voelter.

Bekanntmachung.

Nachdem die Maul- und Klauenseuche in Möttlingen erloschen ist, werden die mit Er­laß vom 30. Nov. d. I. über die Gemeinden Mött­lingen, Simmozheim, Neuhengstett, und Unterhaugstett verhängten Sperrmaßregeln wie­der aufgehoben.

Die Schultheißenämter haben dies in ihren Gemeinden vorschriftsmäßig bekannt zu machen.

Calw, den 10. Dezember 1894.

K. Oberamt.

Voelter.

Deutsches Reich.

Berlin, 7. Dez. DieNordd. Allg. Ztg." bespricht in einem Leitartikel die Vorgänge in der gestrigen Reichstagssitzung. In demselben sagt sie, die Sozialdemokraten hätten sich beeilt, die Notwen­digkeit der auf wirksamere Bekämpfung der Umsturz­bewegung abzielenden Vorlage durch ein drastisches Beispiel zu verstärken. Das Blatt führt aus, der Vorgang stelle vor die Kernfrage gegen die Umsturz- propaganda und darin sei ein Gewinnst zu erblicken. Das vom Präsidenten v. Levetzow gestern ausge­brachte Hoch gelte dem Kaiser als dem Oberhaupte eines Bundes, welcher den NamenDeutsches Reich" führt. Wer nach dieser Seite demonstrirt, wende sich gegen die Bestimmungen der Verfassung. Am Schluffe des Artikels führt das offiziöse Blatt aus, der Abgeordnete Singer halte durch seine ge­stern aus ge spräche ne An sicht schützend sei ne Hand über eine offene, blutige Revolu­tion, er identificire sich unzweideutig durch die von ihm ausgesprochene Meinung mit der Idee der Revolution.

Berlin, 7. Dez. Die ganze hiesige Presse verurteilt das Verhalten der Sozialdemokraten in der gestrigen Reichstagsfitzung. Am Schluffe ihrer scharfen Kritik bedauert die Nationalzeitung die Ver­fassungsbestimmung, welche eine Vertagung der Straf­prozesse gegen Abgeordnete zulaffe. Dutzende von Strafprozessen würden während jeder Session durch den Beschluß des Hauses unterbrochen und oft auf Jahre hinaus verschleppt. Diese Privilegierung sy­stematischer Gesetzesverletzung führe zur Nichtachtung der Justiz. DasBerl. Tagebl." schreibt wört­lich:Mit einer Brutalität, die sich nur aus dem völligen Mangel gesellschaftlicher Gesittung einiger­maßen erklären läßt, hat der Sprecher der sozialde­mokratischen Partei dem Vorsitzenden geantwortet, und er hat dadurch auch das unzweideutig erwiesen, daß er sich mit seinen Anschauungen außerhalb un­serer ganzen Empfindungslehre stellen wollte. Der Vorwärts" äußert sich wie folgt:Für die bevor­stehende Umsturzvorlage-Debatte können die heutigen Vorgänge im Reichstage wohl als typisch gelten. Unter der Vorführung ekelhafter byzantinischer Speichelleckerei hofft die agrarisch-bürgerliche Sippe im Bunde mit den Schlotjunkern aus dem Westen ihre diversen Raubzüge am Volke durchführen zu können. Ob dieser Coup gelingt, wird sich bald zeigen. Was an uns liegt, soll nicht versäumt werden, das unsaubere Spiel zu stören.

Die Feierlichkeiten bei der Ein­

weihung des neuen Reichstagshauses haben zu vielen Ausstellungen Anlaß gegeben. Die Veranstaltung trug ein überwiegend höfisches Gepräge, bei der Schlußsteinlegung gelangten die Präsidenten des Reichstages nach den Rittern vom Schwarzen Adlerorden und den kommandirenden Generälen zum Hammerschlage, die Abgeordneten waren von den in der Mitte vor dem Thron postirten Hofleuten durch Seile (allerdings schön verzierte) gesondert, die Ab­geordneten, welche Beamte oder Landwehroffiziere sind, waren gehalten, im Amtstracht resp. Uniform zu erscheinen, so daß auch der erste Präsident der Volksvertretung als Major auftrat. Alle diese Dinge sind aber geringfügig im Vergleich zu den Thatsachen, daß nicht nur in der Schlußstein-Urkunde der Name des Fürsten Bismarck fehlt, sondern daß auch der Reichstagspräsident in der Rede, mit der er vom alten Hause Abschied nahm, des großen Begründers des Reiches, dem eS den alten Bau vor allen, wenn nicht allein dankt, daß er eine geschicht­liche Stätte geworden ist, mit keiner Silbe Erwäh­nung that. Der sozialdemokratischeVorwärts" be­merkt deswegen höhnisch, das Volk versage dem Altreichskanzler den Dank für seine Thaten. Der Vorwärts" hat Unrecht. Nicht ein Zeichen der Undankbarkeit der deutschen Nation, allerdings aber ein Beweis schwächlicher Rücksichtsnehmerei eines Teiles ihrer Vertreter ist Das, was am 5. Oktober in dem Hause, auf das Fürst Bismarck so oft die Blicke der Welt gelenkt, unterlassen worden ist.

Berlin, 9. Dez. Das Präsidium des Reichs­tages ist heute Mittag im neuen Palais zu Potsdam vom Kaiser in besonderer Audienz empfangen worden. Der Kaiser begrüßte die Herren aufs freundlichste und freute sich über ihre Wiederwahl. Dian kam sodann auf die erste Sitzung im neuen Reichstags­hause zu sprechen. Der Kaiser bezeichnete den tu- multuösen Vorgang als sehr bedauerlich, er erblicke aber darin keine gegen seine Persönlichkeit gerichtete Demonstration als vielmehr eine schwere Beleidigung der parlamentarischen Institution, insbesondere des Reichstages selbst, der durch ein solches Vorgehen schwer verletzt wurde. Ein derartiger Vorgang könne die Erledigung der Umsturzvorlage nur fördern. Die weitere Unterhandlungen berührten vornehmlich land­wirtschaftliche Angelegenheiten. Ferner teilte der Kaiser mit, daß nach ihm zugegangenen Berichten in Rußland die Landwirtschaft lebhafte Klage führe über die Wirkungen der deutsch-russischen Handelsvertrages, dieser für uns also vorteilhaft sein müsse. Schließlich wurde das Präsidium von der Kaiserin empfangen.

Tagesneuigkeiten

* Calw, 7. Dez. Gestern kam Regierungs­präsident Leibbrand von Stuttgart hieher, um mit den bürgerlichen Kollegien über die Korrektion der Altburger Steige zu beraten. Es handelte sich hauptsächlich um 2 Projekte. Nach dem ersten Projekt sollte die Korrektion nur den Teil außerhalb der Stadt umfassen. Die beträchtliche Steigung an der Schwane sollte beibehalten und die Straße vom Löwen" an in gerader Richtung bis etwa zum Wurstbrunnen und dann m Windungen aufwärts bis