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Zeilage.
Samstag.
Beilage zu Ur. 138.
24. November 1894.
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Das tote Kcrus.
Roman von Carl Görlitz.
(Fortsetzung.)
Als Angelika in's Zimmer trat und sich in holder Schüchternheit tief verbeugte, sagte die majestätische Herrin des Hauses mit einem freundlichen, ermutigenden Blick:
.Komm näher, mein Kind, ich freue mich, daß Du meine alte Dorothea so gut gepflegt hast."
.Sehen Sie darin mein Bestreben," erwiderte Angelika, „mich für meine Aufnahme hier im Hause erkenntlich zu zeigen."
.Nun, nun," meinte Frau Dreßler mit gütigem Lächeln, .Du trägst einen Namen, der dir einiges Anrecht auf diese Aufnahme giebt. Aber was stehst Du so fern, setze Dich zu mir". Sie wies auf einen Sessel. .Du sollst heute Abend den Thee mit mir nehmen."
.Sie sind sehr gütig, mir das zu erlauben, gnädige Frau," entgegnet« Angelika und nahm den bezeichneten Platz ein.
„Nenne mich auch nicht .gnädige Frau". Hat Dein Vater nicht zuweilen mit Dir von mir gesprochen? Hat er Dir nicht gesagt, daß er eine Tante habe?"
„Sehr oft; er hat uns wiederholentlich von Ihnen erzählt."
DreS „unS" lockte ein etwas geringschätziges Lächeln auf die Lippen der Frau, aber eS verschwand rasch wieder, da sie bedachte, daß sie vor dem Kinde auch die Mutter ehren müsse und daß letztere doch auch Vorzüge gehabt haben müsse, denn sonst hätten der Tochter Manieren und ganzes Auftreten nicht die größte Wohlerzogenheit erkennen lassen.
.Ach!" rief Angelika, deren Blick auf ein an der Wand Hangendes Bild gefallen war, plötzlich aus, .Willibald!"
Frau Dreßler seufzte, wandte dann ihr Auge auch nach dem Porträt, das ihren Sohn als fünf- oder sechsjährigen Knaben darstellte, und fragte: „Du kennst ihn? Hast Du dies Bild schon gesehen und warst Du vielleicht vor Dorothea's Krankheit einmal heimlich mit ihr in diesem Salon, während ich im Park pro- menirte?"
Angelika schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe dies Bild noch niemals gesehen, aber ich besitze ein demselben sehr ähnliches kleines Aquarellbild, das mein Papa einst aus der Erinnerung gemalt hat, um, wie er sagte, doch ein Andenken an dies Haus, in dem er seine Jugend so glücklich verlebte, zu besitzen."
Die Augen der Frau Dreßler füllten sich mit Thränen. Sie sah in Angelika nur noch die Tochter ihres N-ffen Paul und rechnete sie von diesem Augenblick an ganz und gar zu ihrer Familie.
>,DaS kleine Bild," fuhr Angelika fort, „von dem ich spreche, ist hier im Hause."
„Wie?" horchte ihre Großtante auf.
„Ich habe eS in meiner Albummappe."
„Hole es mir," rief Frau Dreßler, „hole es mir!"
Angelika sprang auf, eilte nach ihrem Zimmer und war nach kurzer Zeit mit dem in Rede stehenden Aquarellbilde wieder zurück.
Frau Dreßler hatte sich erhoben und nahm ihr das Porträt ihres Sohnes mit zitternder Hast aus den Händen. Sie betrachte den schönen blonden Knabenkopf mit großer Rührung.
„Ja, das ist er! Das war er!" setzte sie schmerzlich hinzu. „So blühend schön, und nun schon so lange todt!"
Angelika stand mit feuchten Augen vor ihr und wagte kaum zu athmen, bis endlich Frau Dreßler wieder ihre Gegenwart inne wurde und sie fragte, ob und bei welcher Gelegenheit ihr Vater ihr dies Bild geschenkt habe.
„Vapa hat es mir einmal zu meinem Geburtstage geschenkt, als er mir nichts anderes geben konnte, denn wir waren mitunter recht arm. Er wußte, daß ich das Bild lnbte, und da hatte er es mir, von einem Blumenkranz umgeben, auf den Tisch gelegt, indem er sagte, ich solle es gut bewahren, cs werde mir als das einzige Andenken aus seiner Familie Glück bringen."
Überwältigt von diesen Worten Angelika's breitete Frau Dreßler die Arme aus. .Ja', Dein Vater hat wahr gesprochen," rief sie und schloß das junge Mädchen in ihre Arme. „Das Bild meines Kindes war Dir teuer, nun, es ist Dir zum Empfelungsbrief geworden. Ich will Dir eine wahre Freundin sein. O, ich fühle eS jetzt, mein krankes Herz besitzt doch noch die Fähigkeit zu lieben. Du wirst meine Tochter sein, Angelika!"
Angelika fühlte sich mit einem Male so wohl und geborgen in den Armen der stolzen Frau, daß sie dieselbe unter Thränen küßte. Jene hatte an der Seite d«S Mädchens ein Gefühl der Erlösung; sie lauschte, während der Thee servirt wurde, dem muntern Geplauder des rosigen Geschöpfes, stellte Fragen über ihr vergangenes Leben und sprach selber mit ungewohnter Lebendigkeit. Das Gespräch wurde durch Jordan unterbrochen, welcher eintrat, um seiner Herrin einen Brief ihres Neffen zu überreichen. Als er im Salon Angelika an der Seüe der Hausfrau sah, erschrak er heftig.
Frau Dreßler sah die Adresse an. .Von Deinem Onkel," sagte sie zu
Angelika; „ich bin gewiß, daß er Dich gern als Nichte begrüßen wird, wir wollen nachher seinen Brief zusammen lesen."
Mehr brauchte Jordan nicht zu hören, aber als solle ihm das Gefährliche seiner Lage noch mehr vor Augen geführt werden, rief Frau Dreßler ihn, als er nach einer Verbeugung den Salon verlassen wollt«, zurück. „Herr Jordan," sagte sie zu ihm, .treffen Sie Anordnungen, daß so bald wie möglich die nach der Straße gelegenen Prunkräume gelüftet und renovirt werden; da meine Großnichte, die Baroneß von Bartenstein, fortan bei mir leben wird, will ich in unserem Hause einige Aenderungen in der Einrichtung desselben treffen."
Angelika hatte durch diese Worte ihre Stellung im Hause erhalten. Dankbar beugte sie sich zu Frau Dreßler und küßte ihre Hand.
Jordan verneigte sich tief und stumm. Keines Wortes mächtig verließ er den Salon.
.Diese verwünschte Kreatur," murmelte er beim Hinabgehen in seine Wohnung, „wird vielleicht die Hälfte der Erbschaft bekommen — ah, nun heißt es handeln. Du sollst bald verschwinden, kleine Angelika!'
ES schlug neun Uhr, als Angelika von ihrem Besuch bei Frau Dreßler zurückkam und an Dorothea's Lager trat. Jene freute sich herzlich, als sie vernahm, wie gütig ihre Frau gegen die Waise gewesen sei.
Dorothea bestand darauf, von heute an als Gesunde betrachtet zu werden^ ES wurde nun bestimmt, daß Betty in dem anstoßenden Zimmer Dorothea's sich auf das Sopha zur Ruhe legte, sobald sie ihren Dienst bei Frau Dreßlers Nachttoilette versehen hätte, während Angelika sich in ihr eigenes Zimmer zurückziehen wollte.
In die Wohnstube Dorothea's mündete der Klingelzug aus Frau Dreßlers Gemächern, während sie auf der anderen Sette dicht an das Schlafkabinet Dorothea's stieß, also im Bereich von deren Stimme lag. So konnte Betty von beiden Setten leicht abgerufen werden, wenn ihre Dienste entweder von der gnädigen Frau oder von der in der Genesung begriffenen Kammerjungfer während der Nacht in Anspruch genommen werden sollten.
Mit pünktlicher Regelmäßigkeit, wie alle Abende, erscholl um zehn Uhr die Klingel von Frau Dreßler. Es war das Zeichen, daß die Dame sich zur Ruhe legen wollte. Betty begab sich zu ihr, um ihr Kammerjungferndienste zu leisten.
Sowie Betty in das Zimmer der Frau Dreßler getreten war, löste sich aus dem Dunkel des Treppenhauses ein Schatten ab und huschte lautlos wie ein Geist über den Korridor, den Betty soeben passirt hatte.
ES war Jordan, der genau die Gewohntheiten der Herrin des Hauses kannte und wohl wußte, das Betty eine Viertelstunde beschäftigt sei.
Diese Viertelstunde war die einzige Zeit, die er gebrauchen konnte, um ein Vorhaben auszuführen, das ihn für immer jeder Furcht überheben sollte.
Der schlaue Jntriguant klopfte an die Thür, die in Dorothea's Zimmer führte. Dies Klopfen wurde in ihrem Schlaskabinett vernommen. Angelika, die vor Dorothea's Bett saß, um Betty's Rückkunft zu erwarten, ehe sie die Kranke verließ, erhob sich und ging in die anstoßende Wohnstube, um nachzusehen, wer dort geklopft habe. ^
Als sie die Thür zum Korridor öffnete, stand Jordan vor ihr. Mehr verändert als erschreckt sah sie ihn an; ihre ursprüngliche große Furcht vor ihm hatte^ sich, seitdem sie des Schutzes und der Liebe ihrer Großtante sicher war, be-° deutend gemildert.
„Gnädiges Fräulein," redete Jordan -mit tiefer Verbeugung Angelika an, „ich weiß, ich thue Unrecht, daß ich Ihnen diese Botschaft bringe."
„Unrecht?" wiederholte Angelika mechanisch; sie konnte gar nicht begreifen, was Jordan zu ihr geführt hatte, „und welche Botschaft?"
Trotzdem er wußte, daß Angelika's sechszehn Jahre keine zu große Übersicht und Urteilskroft zuließen, war er doch seinerseits zu schlau, um, nachdem er sich bisher so unfreundlich gegen sie benommen, jetzt plötzlich von Teilnahme oder Dienstfertigkeit zu sprechen. Nein, er gestand seine schlechten Charakterseiten zu, indem er aussprach, daß auf dieselben spekulirt worden sei. Daher fuhr er fort:
„Ich habe der Verlockung einer großen Belohnung nicht widerstehen können undlhabe gegen Empfang einer bedeutenden Summe es übernommen, Ihnen diese Karte heimlich zu überbringen."
Damit überreichte er ihr eine Visitenkarte aus jener Tasche, welche Gerhard an der Parkmauer vor dem Pavillon verloren hatte.
Sie trat unter die Lampe und warf einen Blick auf die Karte.
.Gerhard!" rief sie erbebend und wandte sich ganz fassungslos nach Jordan um, als erwarte sie von ihm eine weitere Auflösung dieses Rätsels.
„Ich habe nur nach Befehl gehandelt, wenn ich die Blumen des Herrn nicht abgegeben und später seinen Besuch auch abgewiesen habe, denn die gnädige Frau hatte den Eintritt jedes Fremden ohne Ausnahme verboten, aber wie ich offen bekenne: „Das Geld, was stumm ist, macht grad', was krumm ist!" Ich übernahm heute den Auftrag, Ihnen diese Karte zu überreichen, und stellte mich weiter zur Disposition. Wollen das gnädige Fräulein die Gewogenheit haben, die Rückseite der Karte gefälligst zu bettachten.
(Fortsetzung folgt.)