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Cöln, 20. Nov. In dem Strafprozeß gegen den Verleger der Westdeutschen Zeitung, vr. Hans Kleser u. Gen. wegen Beleidigung des Staats­sekretärs Frhrn. v. Marschall wurden vr. Kleser und Nestler zu je 2 Monaten Gefängnis, der Ange­klagte Zimmermann zu 150 Geldstrafe verurteilt. — In der evangelischen Trinitatiskirche fand heute mittag die Trauung des Reichskommissars Majors v. Wißmann mit Frl. Hedwig Langen, Tochter des Kommerzienrats Langen statt.

Varzin, 20. Nov. Der Tag der Abreise des Fürstenpaares ist noch ungewiß, da die Fürstin schwach und wenig reiselustig ist. Der Fürst befindet sich wohl.

Bremen, 18. Nov. Ein Bild entsetzlicher Roheit entrollte hier eine Schwurgerichtsverhandlung. Der 31jährige Obersteuermann Herm. Theod. Spree hat auf einer Reise der Bremer Bark „Paul Jsen- berg" den etwas linkischen und wenig gewandten schwedischen Matrosen Charley Petersen zu Tode miß­handelt. Auch der Kapitän Biet beteiligte sich daran, er ist noch auf See und wird später abgeurteilt werden. Man weiß, daß es unter den Schiffsmannschaften faule Leute giebt, die nur durch Bestrafung angetrieben werden können, aber die Behandlung des Petersen spottet jeder Beschreibung und ist eine Mißachtung aller Menschlichkeit. Er mußte nur mit einem Hemd bekleidet, auf Deck in der Kälte und im Regen zu­bringen. Spree peitschte mit einem dicken Tauende auf ihn ein und begoß die blutenden Wunden mit beißendem Seewasser. Petersen wurde so hinfällig, daß er keine Kraft mehr zur Arbeit hatte. Da ließ Spree ihn fast eine Stunde lang am Mast baumeln. Petersen lechzte vergeblich nach Wasser, wurde irrsinnig und sang fromme Lieder. Als er einmal von selbst loskam, wurde er wieder mißhandelt und hochgezogen, wobei ihm das Tau die Brust zuschnürte. Bald war er eine Leiche, und die empörten Matrosen sahen, daß der Körper des Unglücklichen mit Striemen und Blutschwielen förmlich bedeckt war. Der Angeklagte wurde zu 8 Jahren Zuchthaus verurteilt.

Berlin, 19. Nov. Die Nationalztg. ver­öffentlicht ein Schreiben des Geheimerats Göhring des bisherigen Chefs der Reichskanzlei, worin er die durch die Blätter laufenven Nieldungen über ihn für freie Dichtung ohne jede Beimischung von Wahrheit erklärt. — Die „Post" erfährt aus bester Quelle: Im Laufe dieser Woche beginnen im Reichsamt des Innern die Sitzungen in denen die erste Formulierung des Gesetzes über die Börsenreform erfolgt. Die Vorlage des Gesetzes dürfte, wenn es überhaupt noch in dieser Session, geschieht erst am Ende der Session an den Reichstag erfolgen und zur Beratung kommen.

Berlin, 20. Nov. Die „Voss. Ztg." fragt, ob endlich unter dem neuesten Kurs die oft verheißene Reform der Militärgerichtsbarkeit zur That wird. Heute nach 5 Monaten seit der Verhaftung des Zeremonienmeisters Kotze seien noch keinerlei amtliche Nachrichten über das Ergebnis der Unter­suchung erfolgt. Auch seit der Verhaftung der Ober­feuerwerker seien über 7 Wochen vergangen ohne daß über die Schuld Näheres bekannt wurde.

Berlin, 30. Nov. Die „Kreuzz." meldet auS Sofia: die Stimmungsberichte aus Petersburg entziehen den Erwartungen, welche anfänglich wegen des Dankestelegramms an den Zaren gehegt wurden, den Boden. Die Absendung einer Abordnung zur Leichenfeier mußte unterbleiben, weil, wie verlautet, die Zulassung derselben verweigert wurde.

Berlin, 21. Nov. Der „Lokalanz." meldet aus Petersburg: Es bestätigt sich, daß die Kaiserin- Witwe nach der Vermählung des Zaren Nikolaus zum kranken Großfürsten Georg nach AbaS Tuman reist. Der Zar und seine künftige Gemahlin werden die Flitterwochen im Lustschloß von Zarskoje Selo verbringen, welches neuerdings renoviert ist. Es ver­lautet, der Hof werde schon am Abend des Hochzeits­tages dahin übersiedeln.

Haag, 20. Nov. Amtliche Meldung aus Lombock: Gestern wurde die Umgebung von Tiakra- negra durchsucht und die Zerstörung des Ortes be­gonnen. Der alte Radjah ist wahrscheinlich verwundet und nach Norden entflohen. In seinem Schatze wur­den 230 Gold und 3810 Lx Silber vorgefunden und nach Ampenam gebracht. Die Operationen werden fortgesetzt. Das Wetter ist andauernd günstig.

Fiume, 30. Nov. Bei dem im Bau begrif­fenen Gouvernementsgebäude stürzten 2 Säulen ein, welche die inner« Mauern zum Einsturz brachten. Zahlreiche Arbeiter wurden unter den Trümmern be­graben. 5 Tote und 12 Verwundete wurden bis jetzt herausbefördert. Die Zahl der Verschütteten ist noch unbekannt. Die Bergung der Verschütteten ist sehr schwierig, man befürchtet, daß alle tot seien. Die Behörden eilten zur Unglücksstätte, vor welcher sich eine große Menschenmenge ansammelte.

Rom, 19. Nov. Diese Nacht wurde abermals im Reggio, Seminara und Malachio heftige Erdstöße verspürt, wobei es 20 Todte und über 100 Ver­wundete gab. Die Gemeinde Seminara ist vollständig zerstört.

Petersburg, 19. Nov. Nach der heutigen Beisetzung der Leiche des Zaren Alexander fuhr Kaiser Nikolaus mit seinem jüngsten Bruder Großfürst Michael nach Hause; desgl. dieKaiserin Mutter mit der kaiserl. Braut und der Groß­fürstin Olga. Gegenüber der Peter-Paulskathedrale war eine Ehrenwache deS russ. Gardehusarenregiments aufgestellt, dessen Musikkapelle bei der Abfahrt des Zaren die russ. Nationalhymne intonierte. Morgen findet noch eine Trauermesse in der Peter-Pauls­kathedrale statt.

Petersburg, 30. Nov. Wie der „Lokal- anzeiger" aus St. Petersburg erfahren haben will, hatte Kaiser Nikolaus eine Beratung mit den Großfürsten über die Frage, ob die geheime Hof­polizei abzuschaffen und der Belagerungszustand in Petersburg auszuheben sei. Der Kaiser soll geäußert haben, wenn ihm durch das Geschick bestimmt sei, getötet zu werden, könne ihn die geheime Polizei auch nicht schützen. Er billige auch die Preßfreiheit als Mittel, um Mißbräuche der großen und kleinen Staatsbeamten aufzudecken und zu unterdrücken.

London, IS. Nov. Sämmtliche Morgen­blätter veröffentlichen anläßlich deS heutigen Begräb­nisses deS Zaren sympathievolle Artikel für Rußland. Der „Standard" betrachtet die Aufmerksamkeiten, welche dem Prinzen von Wales vom Zaren in Pe­tersburg zu teil werden, als gutes Vorzeichen für die Bessergestaltung der englisch-russischen Beziehungen.

London, 21. Nov. Die „Pall Mall Gazette" enthält Interviews mit Herbert Bismarck, woraus hervorgsht, daß die Beziehungen des Hauses Bismarck zu dem des neuen Reichskanzlers nicht so intim sind, wie allgemein angenommen wird.

London, 20. Nov. Der „Standard" meldet aus Petersburg über ein vermeintliches Attentat gegen den Zaren NicolauS folgendes: Als der Zar mit dem Großfürsten Michael am vorigen Sonntag durch die Straßen von Petersburg fuhr, sprang ein Moujik auf das Trittbrett deS Wagens und warf einen Gegen­stand vor die Füße des Zaren; man glaubte an em Attentat und verhaftete den Moujik sofort. 'Der Zar nahm kaltblütig den Gegenstand auf, der sich als ein­faches Bittgesuch entpuppte und versicherte dem auf seinen Befehl sofort freigelassenen Manne dasselbe zu prüfen.

London, 21. Nov. Alle Vermittlungsoer­versuche zwischen China und Japan sind aufgegeben; auch die amerikanischen.

Littrrarisches.

„Nnfre Damen an Wilb'rd" betitelt sich eine Skizze von Aenny Ais-Neumann im 5. Heft der illu­strierten Halbmonatsschrift „A o m Keks zum Meer" (Stuttgart, Union Deutsche Verlagsge­sellschaft), die namentlich durch den reizenden Bil­derschmuck das Auge fesselt und die verschiedensten Posen dieses ebenso decenten als vom sanitären Standpunkt empfehlenswerten Sports aufs anmutigste zur Geltung bringt. Die glänzende Jllustrationstechnik, die sich schon auf dem Umschlag so vorteilhaft bemerkbar macht, feiert auch in diesem Heft wahre Triumphe in Schwarz- und Buntdruck, so besonders in dem, dem Andenken Hans Sachsens gewidmeten Aufsatz Aus Nürnbergs goldenen Hagen von Hnstav Attischer, den Rollenbildnissen der Schauspielerin „AngnkeNrasch-Hrevenberg , der lustigen Dur und Moll Episode „ßtn seltsamer Wohkthäter" von HskarWkuhm, den prächtigen Kunstbeilagen „Hlnik Hkuck!" und „Ach ei« Spion! 1" nach Gemälden von K. Koester und ß. Houi. Daß aber neben dem Auge, dem hier so reiche Weide geboten ist, auch der Geist und das UntcrhallungSbedürfnis der Leser ihre volle Befriedigung finden, dafür bürgt der gediegene sonstige Inhalt, von dem wir hier noch die interessante Novelle von Wanda Wartet»: „Die Hrinncrungsblätter des Kerr» Walentin»» Sileftns", zu welcher der berühmte Gatte der Verfasserin die Illustrationen geliefert hat, den spannenden Berliner Roman von Aedor von Za­beltitz: „Gin Schkagwort der Zeit" und die zeitgenös­sische Skizze aus dem afrikanischen Missionsleben: „Mr. and ZVrs. Shaw" von Hskar Wanmann, sowie den mit einem Porträt Professor Behrings geschmückten Aufsatz des Dr. Kr. Wanzow über „Die Kettung der Diphtherie" erwähnen. Eine Abteilung für sich bildet der Sammler mit trefflichen Momentaufnahmen aus Aarzin, dem Porträt Keinrich Koffmanns, illustrierten Darstellungen aus den Gebieten des „Klug- und Was­sersports" sowie der „Wariser Kervstmoden" und einer reichen Auswahl von Wätsel- und Spielausgaben. Auch hier zeigen sich in Wort und Bild dieselben Vorzüge, die den Preis von 75 Pfennig für das einzelne Heft dieser Zeitschrift als einen außerordentlich billigen er­scheinen lasten.

Revier Hirsau.

Keis- und Streuverkauf

am Freitag, den 33. d. M., nachmittags 3 Uhr,

im „Hirsch" in Oberreichenbach aus Hirsch­trieb: 6700 St. Nadelreis in Flächen­losen, aus Oberer Föhreichenhau ca. 20 Rm. gemähte Bodenstreu sowie das Laub von Wegen und Gräben im Weckenhardt.

Revier Stammheim.

Eichen-Verkauf.

Müdem auf Mon­tag, 26. Nov., vor­mittags 11 Uhr, Rat­haus Deckenpfronn, ausgeschriebenenHolz- verkauf kommen auch 16 Eichen (für Wagner und Küfer) mit 6,60 Fm. und 1 Birke mit 0,38 Fm. aus Staatswald Wasserteich und Jäger­wiese zum Verkauf.

«SM

Revier Altensteig.

Siangen-

Aerkauf.

Am Freitag den SS. November

nachmittags 3 Uhr

werden im grünen Baum zu Altensteig aus den Staatswaldungen Buhler, Neu­bann, Nonnenwald, Schornzhardt und Glashardt die in den Durchforstungen anfallenden Stangen in einem Los ver­steigert.

I ffükIMseiiiNiiT ^

^ Alle unsere werten Freunde und ? Ä Bekannte von Stadt und Land laden A L wir auf nächsten Sonntag, den S5. Novbr., zu einem guten Glas ^ Wein zu Ernst Häberle freund-^ « lichst ein. K

G Friedrich Bothner K

L von Stammheim. L.

L Franziska Fischer. L

Vrirmt-Anzeigen.

Donnerstag abend 8 Uhr

Bibelstunde

im BereinShaus

Am Montag d. M. wurde in Weil d. Stadt zw. Marktpl. und Bahnh. ein

Ehering gefunden.

Abzuh. g. Einrückungsgeb. bei

I. Fenchel,

Schwarzenberg (OA. Neuenbürg).

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