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^ 136. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 69. IahrM-.
Erscheint Diensr«z, Donnerstag und SamStag. Die EinrüvkunzSzebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung S Pfg. di, Aeile, sonst 12 Pf-.
Dienstag, den 20. November 1894.
AbonnementSpreiS vierteljährlich in der Stabt SV Pfg. mM Sv Pfg. TrLgerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 1b, sonst i» ganz Württemberg Mk. 1. 85.
Amtliche Aekarmtmachimgerr.
Bekanntmachung.
Nachdem in Oberhaugstert die Maulend Klauenseuche ausgebrochen ist, werden nachstehende Maßnahmen bis zum 1. Dezember d. I. einschließlich angeordnet:
Es ist verboten:
1) Das Treiben von Rindvieh, Schweinen und Schafen außerhalb der Feldmarkgrenzen in den Gemeinden Oberhaugstett, Neubulach, Liebelsberg und Martinsmoos.
Gestattet ist jedoch die Benützung von Vieh zur Feldarbeit auf den angrenzenden Markungen.
2) Die Weggabe von Magermilch aus Sammelmolkereien in den genannten Gemeinden jedoch mit der Ausnahme, daß solche Milch, welche zuvor auf mindestens 100° 6. erhitzt worden ist, abgegeben werden darf.
Die Schultheißenämter haben vorstehende Maßregeln in den betr. Gemeinden in ortsüblicher Weise zur öffentlichen Kenntnis zu bringen und dabei darauf hinzuweisen, daß die Unterlassung oder Verspätung der Anzeige von Seuchenausbrüchen und bie Zuwiderhandlung gegen die ergangenen Anordnungen nicht nur Bestrafung, sondern auch den Verlust der Entschädigung für an Maul- und Klauenseuche gefallenes Rindvieh nach sich zieht.
Calw, den 17. Nov. 1894.
K. Oberamt.
Voelter.
Tagesneuigkeiten.
* Calw, 17. Novbr. Um den gesunkenen Viehpreisen einigermaßen Rechnung zu tragen,
hat die hiesige Metzgergenossenschaft beschlossen, den Preis des Schweinefleisches herabzusetzen. Das Pfund Schweinefleisch kostet von jetzt an statt 76 nun 70 A Man hofft, daß auch der Preis der andern Fleischwaren nach dem Vorgang von Stuttgart und anderer Städte in Bälde eine Herabminderung erfahren möchte.
* Calw, 17. Novbr. Preise auf dem
heutigen Wochen markte: 1 Pfund Butter kostete 95 H bis 1 05 -rZ, Süßbutter 1 ^ 15 iZ.
Eier gelten 7—8 -r^ pro Stück. Hühner kostetet 85 ^ bis 1 10 ^ je nach Größe und Qualität,
junge Hahnen 60—70 -H, 1 Gans 4 ^ 50 A Frisch geschossene und sehr schöne Hasen waren zu 3 ^ zu haben. Kartoffeln wurden um 2 ^ bis 2 50 der Ztr. und das 100 Stück Waldkraut
zu 3—4 ^ verkauft. Für Aepfel wurden pro Stück 3—4 und für Birnen 10—15 das Pfund verlangt. Obst war wenig vorhanden und wird in diesem Winter ein gesuchter Artikel werden. Neue Monatrettiche und neue gelbe Rüben kosteten das Büschelchen 3 --Z. Zwiebel waren um 9—10 2 Z das Pfd. feil.
* Calw, 18. Novbr. Eine Gesellschaft von jungen Leuten hat in der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch einen recht unbesonnenen Streich ausgeführt, indem dieselben den auf dem städtischen Auffüllplatz bei der kathol. Kirche stehenden Latrinenwagen in die Nagold gestürzt haben. Der Wagen konnte nur mit größter Anstrengung wieder gehoben werden. Der Schaden an demselben ist zu 30 ^5 veranschlagt. Außer Ersetzung der entstandenen Unkosten dürfte der „Spaß" den schon angeklagten Urhebern noch teuer zu stehen kommen.
* Calw, 19. Nov. Die gewerbliche Fort
bildungsschule ist in diesem Winter von einer großen Anzahl von Schülern besucht. Der Unterricht, welcher von 7 Lehrern erteilt wird, erstreckt sich auf Deutsch, Rechnen, Zeichnen, Geometrie, Buchführung, Englisch und Französisch. Am Freihandzeichnen beteiligen sich 64, am technischen Zeichnen 12, am Aufsatz und Rechnen 53 und an der Geometrie 9 Schüler. Der ältere Jahrgang der Schüler hat wöchentlich 1 Stunde Buchführung. Es ist demnach den Lehrlingen aus allen Berufsarten reiche Gelegenheit ge» boten, sich in den verschiedensten Schulfächern weiterzubilden und dadurch eine im jetzigen Geschäftsleben so notwendige Bereicherung von nützlichen Kenntnissen sich anzueignen.
Nagold, 15. Nov. Vorgestern wurde die zwischen Gültlingen und Deckenpfronn neugebaute Straße dem Verkehr übergeben; zur Ueber- nahme hatten sich außer den beim Bau beteiligten Personen auch Baurat Grauer aus Stuttgart und Straßenbauinspektor Fleischhauer von Calw eingefunden. Die neue Straße hat eine durchschnittliche Steigung von 5°/o und kostet etwa 65 000 welche Summe teils durch die beiden Gemeinden teils durch Beiträge der Amtskorporationen und des Staates aufgebracht wird.
In der Eyachmühle, Gemeinde Dobel, kehrte am 12. d. Mts. der Gemeindewaldhüter Michael Lötterle von Maisenbach auf der Rückkehr vom Gerns- bacher Schweinemarkt ein und legte einen Sack mit 3 von ihm gekauften, besonders schönen, Milchschweinen neben der Hausthüre nieder. In der Wirtschaft befand sich außer einem total betrunkenen Zimmermann von Dobel noch ein angetrunkener Metzger von da, welcher mit Lötterle Streit anfing, weil dieser seinen einfältigen Reden nicht die genügende Aufmerksam-
- §? ^Nachdruck »«boten.I
Das tote Kaus.
Roman von Carl Görlitz.
(Fortsetzung.)
Durch diese Drohung stark eingeschüchtert, bekam Betty vor dem Sanitätsrath "beinahe ebenso viel Respekt, wie sie vor ihrer gefürchteten Gebieterin hatte.
„Ich gehe ja schon!"
Frau Dreßler war im ersten Augenblick sehr überrascht, als ihr von Betty das Verlangen des Arztes gemeldet wurde. Der Sanitätsrath, seit einer langen Reihe von Jahren Hausarzt bei Frau Dreßler, war dessenungeachtet schon seit geraumer Zeit nicht mehr von ihr empfangen worden. Wie alle nervösen Personen finsteren Eindrücken leicht zugänglich sind, so war auch ihr der Anblick des Sanitätsrates verhaßt, weil von seiner Hand die Todtenscheine ihres Gatten und SohneS ausgestellt und unterzeichnet waren. So sehr sie es auch bisher geliebt hatte, sich selbst in das Andenken an ihre teuren Abgeschiedenen zu versenken, so wenig mochte sie von außen durch Andere an jene schrecklichste Katastrophe ihres Lebens erinnert werden.
Sie gab nach kurzem Besinnen Betty trotzdem den Befehl, den Arzt eintreten zu lassen. Dies geschah und Betty kehrte darauf nach dem Krankenzimmer zurück. ES mußten wohl außer dem Bericht über Dorothea'S Gesundheitszustand noch andere, und zwar recht wichtige Dinge zwischen Frau Dreßler und ihrem Hausarzt verhandelt werden, denn die Konferenz zwischen Beiden währte ziemlich lange Zeit.
Jordan ging schon sehr unruhig auf dem Hausflur auf und ab und wartete noch immer vergeblich auf das Wiedererscheinen des Arztes. Endlich kam dieser die Treppe herab.
„Es geht ja, Gott sei Dank, oben viel besser," sagte der Arzt im Vorbeigehen,
indem er die Hand flüchtig an den Hut legte, „wir dürfen hoffen, daß nun hier im Hause bald wieder normale Verhältnisse zurückkehren werden."
Dann öffnete er selbst die Hausthür und war hinausgegangen, ehe sich Jordan über den Grund des gegen sonst so ganz veränderten Benehmens des Arztes klar geworden war.
Was war vorgefallen, fragte er sich selbst, daß der langjährige ärztliche Berater des Hauses, der ihn bis jetzt stets mit der Vertraulichkeit eines Gleichgestellten behandelt, an ihm heute so kühl und reservirt vorbeigegangen war? Und warum hatte er sich oben so lange aufgehalten, wenn doch, wie er selbst gesagt, die Kranke sich auf dem Wege unerwarteter Besserung befand?
XIV.
Dorothea, die sich nach dem Genüsse einer Taffe Fleischbrühe immer mehr gekräftigt fühlte, fing an, sich wieder mit den Verhältnissen im Hause zu beschäftigen. Da sich Angelika ermüdet in ihr Zimmer zurückgezogen hatte, um auszuruhen, so befand sich die Genesende mit Betty allein. Sie hatte den ganzen Tag über erwartet, daß Jordan kommen würde, um ihr zu ihrer Rekonvalescenz Glück zu wünschen. Da er aber ausblieb, fragte Dorothea endlich, ob er vielleicht auch krank sei.
„Nein, er befindet sich ganz vortrefflich," antwortete Betty, „und hat sich heut Vormittag, bald nachdem der Doktor hier gewesen, durch Joseph nach Ihrem Befinden erkundigen lassen; allein selbst zu Ihnen zu kommen, wagt er nicht, weil er sich vor Ansteckung fürchtet."
„Hat er Ihnen das gesagt?" fragte Dorothea, in deren Zügen man ihren mit Geringschätzung verbundenen Verdruß lesen konnte.
„Mir nicht." erwiderte Betty, „aber Joseph, der ihm, wie Sie wissen, auf- wartrt, hat es mir erzählt! Ihm ist auch von Herrn Jordan verboten, die Schwelle Ihres Zimmers zu übertreten, damit er nicht etwa die Ansteckung wetter verpflanze.