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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.

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amrtag, den 10. November 1894. ö ^°st

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Amtliche Aekanutmachuugen.

Bekanntmachung des Ministeriums des Innern, betreffend Danksagung für die Auf­nahme der Truppen des 14. Armeekorps in den Württembergischen Quartieren während

der diesjährigen Herbstübungen.

Der kommandierende General des 14. Armee­korps hat das Ersuchen gestellt, für die vortreffliche Aufnahme, welche die Truppen dieses Armeekorps in den Württembergischen Quartieren aller Orten ge­funden haben, den beteiligten Behörden und Ort­schaften seinen Dank zu übermitteln.

Indem hievon den betreffenden K. Oberämtern und Ortsvorstehern mit besonderer Befriedigung Er­öffnung gemacht wird, erhalten dieselben zugleich den Auftrag, Gegenwärtiges durch Abdruck im Bezirks­amtsblatt beziehungsweise durch ortsübliche Bekannt- machung zur Kenntnis der Quartiergeber zu bringen.

Stuttgart, den 5. Oktober 1894.

K. Ministerium des Innern.

Pischek.

Vorstehendes wird dem gegebenen Auftrag ge­mäß hiemit bekannt gegeben.

Calw, 8. November 1894.

K. Oberamt.

V o e l t e r.

Tagesneuigkeiten.

Calw, 9. Nov. Gestern Vormittag zwischen 11 und 12 Uhr brach in Altburg in dem von Zung und Alt Taglöhner Keck bewohnten Hause Feuer aus. Das Gebäude, das in der Nähe der Kirche steht, wurde bis auf den Grund zerstört. Die Abgebrannten sind versichert. Wie man nachträglich hört, ist der Brand durch zwei Kinder, im Alter von 6 und 3 Jahren, entstanden, welche oft im Hause verkehrten.

Der Brandstifter in Altbulach und Kohlersthal ist nun in der Person des 23 Jahre alten Bäckers Otto Bla ich von Altbulach ermittelt. Der verdächtige Spengler Ludwig Helle von Wild­berg wurde sofort aus der Haft entlasten.

Stuttgart, 6. Novbr. (Fall Kuhnle.) Die zweite Broschüre des Bauern Kuhnle aus Beutelsbach ist nunmehr mit dem Titel:Hie Bauer, hie Staatsanzeiger" und mit dem Porträt Kuhnles im Robert Lutz'schen Verlag er­schienen. (Preis 30 A) Zunächst teilt der Verleger den bekannten Artikel desStaatsanzeigers" und seine eigene in mehreren Blättern veröffentlichte Er­widerung darauf mit. Dann kommt Kuhnle selbst zum Wort. Dem Leser drängt sich die Ueberzeugung auf, daß nichts anderes übrig bleiben wird, als dem Verlangen Kuhnles um Wiederaufnahme des gegen ihn und seinen Bruder durchgeführten Strafverfahrens anstatt in Ellwangen nun in Stuttgart stattzugeben.

Untertürkheim, 7. Novbr. Ein hiesiger Metzger in der Eßlingerstraße ging letzten Montag* nach Fellbach, um nebenbei auch den Neuen zu probie­ren. Da er für den Heimweg nicht mehr gut auf den Beinen war, führte ihn ein Fellbacher Metzger collegialisch zu Wagen in scharfem Trabe nach Hause,

nachdem er dessen Hund hinten an den Wagen ge­bunden hatte. Als das Gefährt in Untertürkheim ankam, war der Hund stranguliert und verendet. Zum Aerger hat der Mann nun auch den Spott zu tragen.

Altbach bei Plochingen, 7. Novbr. Gestern Abend 9-/« Uhr stiegen in den Zug Nr. 48 ver­schiedene Jagdliebhaber, darunter der junge Herr Krehl zum Schützen in Eßlingen. Dieser vermißt« seinen Hund, stieg aus während der Zug bereits im Anfahren war, fiel aus dem Wagen, hielt sich aber noch am Wagengestänge fest. Der Zugmeister sah die Gefahr und brachte den Zug sofort wieder zum Stehen, sonst wäre Krehl zweifellos verloren ge­wesen; so kam er mit dem bloßen Schrecken davon.

Heilbronn, 5. Nov. Unter dem Verdacht der Landstreicherei wurde heute durch die Polizei ein öfters vorbestraftes 26 Jahre altes Frauenzimmer in einer hiesigen Herberge verhaftet. Bald darauf macht« ein älterer Mann von Lauffen a. N. Anzeige, daß er von eben diesem Frauenzimmer über alle Maßen beschwindelt worden sei. Er habe einen Sohn und dieser Frauenzimmer habe es verstanden unter dem unwahren Vorgeben, sie habe eine Erbschaft von etwa 1200 ^ gemacht und dieses Geld liege auf dem Heilbronner Rathaus parat, sich die Gunst seines Sohnes zu erwerben, so daß schon mehrfache Vor­bereitungen zur nahe bevorstehenden Hochzeit getroffen wurden. Nun habe sich aber herausgestellt, daß das Frauenzimmer eine große Schwindlerin sei. Sie habe natürlich immer auf Borg Einkäufe gemacht, hier in einem Ausstattungsgeschäft habe sie für annähernd 600 ^ Möbel und Leinwand gekauft, doch sei dieser Geschäftsmann so vorsichtig gewesen und habe, da er nicht sofort Geld sah, die bereits aufgeladenen Aus­steuergegenstände wieder von dem, von Lauffen mit­gebrachten bekränzten Wagen abladen lassen. Die Person hat es sich schon einige Wochen in dem Hause ihres Schwiegervaters immer unter Berufung auf ihre Erbschaft wohl sein lassen und hat sowohl dem Bräu­tigam als dessen Vater noch Barbeträge abgeschwin­delt. Aus der Hochzeit wird unter diesen Umständen wohl nichts werden.

. Heilbronn, 6. Nov. Die einst so blühende und einträgliche Lachsfischerei hat seit fast zwei Jahr­zehnten hier vollständig aufgehört. Gestern wurde nun erstmals wieder ein schöner Lachs im Neckar ge­fangen. Derselbe wog reichlich 16 Pfund. Mehrere weitere bis zu 20 Pfund schwere Lachse wurden beo­bachtet, als sie über das hiesige Wehr hinweg auf­wärts zu wandern versuchten, so daß unsere Fischer hoffen, wieder besseren Zeiten entgegenzugehen. Man vermutet, daß diese Lachse im Jahre 1891 in der hiesigen und der Hohenheimer Fischzuchtanstalt künst­lich auSgebrütet und damals als winzig kleine Tisch­chen in den Neckar eingesetzt worden sind. Auch von den in den letzten Jahren im Neckar eingebürgerten Fischarten, dem Zander und amerikanischen Bach- saibling, sind kürzlich hier und in der Umgegend prächtige Exemplare gefangen worden.

In der Kantine einer großen Heilbron­ner Fabrik schlug am Dienstag vormittag 9 Uhr ein 20 Jahre alter Arbeiter von Flein einem ^jäh­rigen Taglöhner von Kirchhausen eine Bierflasche auf

den Kopf, so daß dieser eine klaffende jedoch nicht gefährliche Wunde erhielt, die von einem Wundarzte verbunden werden mußte. Wegen eines Betrags von 3 Pfg. waren die betreffenden Arbeiter in Streit ge- rathen. Der Thäter wurde sofort aus dem Geschäft entlassen und durch einen gerade anwesenden Schutz­mann verhaftet. Wie aus Metzingen geschrieben wird, grassieren in den meisten Orten am Fuße der Alb unter der Kinderwett die Masern. In See­burg, Neuffen und and. Orten mußten die Schulen zeitweilig geschloffen werden. Manche Todesfälle sind vorgekommen. In der Nacht vom Samstag auf den Sonntag wurde in Ulm ein 66jähriger Taglöh­ner in dem Eingang zu einer Wirtschaft der Neustadt von jungen Leuten überfallen, zu Boden geschlagen und seines Geldbesitzes im Betrag von 40 Mk. beraubt. Der Beraubte war schwer betrunken. Die Strolche wurden verhaftet. In Zürich wurde durch eine gräßliche Familientragödie die Bevölkerung in Auf­regung versetzt. Eine junge Frau erwürgte in Ver­zweiflung über dis Verhaftung ihres Mannes ihre Kinder und hängte sich schließlich selbst auf.

Ebingen, 7. Novbr. Heute Nachmittag fiel die Frau eines hiesigen Fuhrmanns beim Holzauf­ziehen zum Obertennenloch herunter, in bewußtlosem Zustande wurde sie hinweggetragen.

Heidelberg, 6. November. Einen großen Menschenauflauf verursachte am Sonntag Abend in der Seitengasse ein eifersüchtiger Soldat, der seinenherztausigen Schatz bei einem Andern stehen" sah. Mit seinem Seitengewehr wollte der Othello auf das Mädchen eindringen. Dasselbe entwand ihm jedoch die Waffe und versteckte sich in einem Haus­gang. Ein Reserve-Offizier machte der Szene da­durch ein Ende, daß er den wütenden Soldaten in die Kaserne verbrachte.

Oos, 6. Novbr. Das hiesige Gendarmerie­kommando ergriff einige junge fremde Burschen, die ihm verdächtig erschienen. Es stellte sich auch bald heraus,, daß die Burschen Zöglinge der Besse­rungsanstalt in Flehingen waren und daselbst nach» durchgebrannt sind. Vorher brachen sie aber noch in die Kammern der Anstalt ein, versahen sich mit besseren Kleidern und jeder mit einem langen Küchenmeffer, das er nach Räuberart in den Gürtel unter dem Rocke einsteckte. Daß die Gutedel auf ihrer freien Wanderschaft auch etwas Räuberles spielten, beweist der Fall, daß sie in Jöhlingen eine stattliche Gans, die in den Straßen herumspazierte, zum Orte hinaus und auf das freie Feld jagten. Hier wurde das Tier mit Steinen totgeschlagen, gerupft und auf einem in einem Welschkornacker angemachten Feuer gebraten und dann verzehrt.

Berlin, 6. Novbr. Bot da dieser Tage in der Leipziger Straße eine ärmlich gekleidete Frau kläglicher Stimme Wachsstreichhölzer an, die sie in einem Korbe hatte, während sie auf dem Arme an­scheinend ein in ein großes Umschlagetuch sorglich gewickeltes Kind trug.Ich bitte für mein Kind!", stöhnte sie unausgesetzt und erhielt auch vielfach Gaben. Im Begriff, den Fahrdamm zu überschreiten, wurde sie von einem Fuhrwerk überrascht, sodaß ein Herr