Amts und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw
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Dienstag, Len 6. November 1894.
Lbonnementlpreir vierteljährlich i« der Stadt -0 Pfg. «M Sv Pfa. Trägerlohn, durch die Post bqoge« Mk. 1. 1L, svuft i» ganz Närttemberj Vtt. 1. 8L.
Amtliche ZSekauutmschuttge«.
Kekanntmachung,
betr. bezirkspoliz. Vorschriften in Beziehung auf das Schlachten von Vieh und den Verkehr mit Fleisch.
Auf Grund des Artikel 29 Abs. 1 und des Art. 52 Abs. 2 des Polizeistrafgesetzes vom 27. Dez. 1871 sind am 20. Okt. d. I. vom Oberamt mit Zustimmung des AmtSversammlungsausschusies für die Orte des Oberamtsbezirks Calw mit Ausnahme der Stadt Calw, für welche besondere ortspolizeiliche Vorschriften gelten, nachstehende bezirkspolizeiliche Vorschriften erlassen und von der K. Kreisregierung am -2. Nov. d. I. für vollziehbar erklärt worden.
1) Das Schlachten von Groß- und Kleinvieh an Orten, welche dem Publikum zugänglich oder dem Anblick desselben geöffnet sind, insbesondere das Schlachten des Kleinviehs auf und an den Straßen und öffentlichen Plätzen ist verboten und solches nur m — von öffentlichen Wegen abgelegenen Hof- oder sonstigen geschloffenen Räumen gestattet.
2) Die Kälber und Schafe müssen vor dem Abschlachten durch einen Schlag auf den Kopf betäubt werden.
3) Das Aufblasen der geschlachteten Kälber und Schafe mit dem Munde ist verboten.
-4) Auch ist untersagt, das Fleisch außerhalb der Verkaufslokale aufzuhängen.
Calw, 3. November 1894.
K. Oberamt.
V o e l t e r.
Bekanntmachung der Kgl. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Aussetzung von Preisen für Leistungen im Fischereiwesen für das Jahr 1885.
Zur Förderung der künstlichen Fischzucht und eines rationellen Betriebs der Fischerei werden als Anerkennung für hervorragende Leistungen auf diesem Gebiete, insbesondere für Errichtung zweckmäßiger Fischbrutanstalten, für Aufstellung und Anwendung geeigneter kleiner Fischbrutapparate, für zweckentsprechende Einrichtung und rationellen Betrieb der Teichfischerei (in Setz- und Streckteichen), für Vereinigung kleiner Fischwasserbezirke zu einem rationellen Gesamtbetrieb rc. Preise von 20 bis 100 ^ im Gesamtbetrag von 500 ^ ausgesetzt.
Die Preisbewerbungen, welche eine Darlegung der Leistung, beziehungsweise eine nähere unter Umständen mit Zeichnungen belegte Beschreibung der Anlage enthalten müssen, sind bis 1. März k. I. an die Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart ein- zufenden.
Diejenigen Fischzüchter, welche in den Jahren von 1889 ab Preise erhalten haben, können für das Jahr 1895 nicht wieder für die gleiche Leistung als Bewerber auftreten.
Stuttgart, den 26. Oktober 1894.
v. Ow.
Tagesneuigkeiten.
— Calw, 3. Nov. Gestern abend hielt der Gabelsb. Stenographenverein Calw in seinem Vereinslokal „Adler" seine alljährliche Generalversammlung ab. Den Vorsitz führte an Stelle des verhinderten Vorstandes der Schriftführer Hr. Gerst. Nach kurzer Begrüßung folgte ein ausführlicher Rechen
schaftsbericht, welcher vom Schriftführer erstattet wurde. Während der Beratungen wurde der Antrag gestellt, auch Freunden unserer Kunst Gelegenheit zu bieten, sich dem Verein anzuschließen. Dieser Vorschlag, nach welchem diese neue Art von Mitgliedern „Unterstützende" genannt werden sollen, fand allgemeinen Beifall. Wenn auch an hiesigem Platze Gabelsb. Schule bei der Jugend weniger Beachtung findet, so kann sie doch im allgemeinen auf höchst günstige Resultate zurückblicken. Nach den Erhebungen des K. stenographischen Instituts in Dresden wurden im vergangenen Jahr 54,000 Personen in dieser Schnellschrist unterrichtet. Das System findet offizielle Verwendung bei 38 parlamentarischen Körperschaften; die Zahl der Kenner dieses Systems beträgt etwa doppelt so viel als dir der übrigen bekannteren deutschen Systeme zusammen. — Möge nun der Verein auch in den folgenden Jahren mit voller Kraft an der Ausbrei» tung der besten deutschen Schnellschrift arbeiten helfen, so daß die Kunst Gabelsbergers uns und den kommenden Geschlechtern eine treue Gehilfin bleibe und als echte deutsche Kunst deutsche Art, Einigkeit, Fleiß und Ausdauer pflege.
Calw, 5. Nov. Auf dem hiesigen Bahnhof kostet heute der Ztr. M ostobst 6 ^ 50 ^ (also gegenüber den früheren Preisen ein Aufschlag von 2 und der Ztr. Tafelobst 8
Calw. Wie man hört, ist am Samstag abend ein Flößer unterhalb Unterreichenbach durch den Floß verunglückt. Der Leichnam wurde an nicht allzutiefer Stelle im Wasser gefunden. Näheres steht noch aus.
sAmtliches aus dem StaatSanzeigrr.j Für Leistungen im Fischereiwesen wurden von der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft Presse
Das tote Kcrus.
Roman von Carl Görlitz.
(Fortsetzung.)
Der junge Mann außerhalb der Mauer ließ seine Blicke rechts und links schweifen. Niemand war in der Gasse weit und breit zu entdecken, vom Innern des Parks konnte er nickt gesehen werden, da ihn die Mauer, namentlich hier am Pavillon, um mehrere Fuß Höhe überragte. .Sind Sie allein?" fragte er dann halblaut.
.Ganz allein/ erwiderte sie und sah wieder freundlich zu ihm herab; eS freute sie gar sehr, ihren Reisegefährten so plötzlich und unerwartet vor sich zu sehen.
»Ich bitte Sie noch einmal/ flüsterte er hinauf, .bewegen Sie sich nicht, damit Niemand auf Sie aufmerksam wird! Ich habe allen Grund, zu vermuten, daß Sie in diesem Hause bewacht werden und daß es finstere Geheimnisse birgt.'
Angelika erschrak. In ihr erwachte mit einem Male Furcht vor einer unbekannten Gefahr. Da» lähmte ihre Freude über das Wiedersehen ihres Reisegefährte» etwas, erleichterte ihr aber gleichzeitig, seinem Verlangen nachzukommen. Sie saß unbeweglich und wagte nicht mehr, auf die Gasse hinabzublicken.
»Ist auch Niemand im Garten?"
Angelika sah sich um. .Nein, Niemand!"
»So hören Sie, was ich Ihnen zu sagen habe!"
»Ich werde mein Buch vornehmen und thun, als ob ich lese." Nach diesen Worten schlug sie das Buch wieder auf und blickte hinein, ohne sich zu bewegen.
.Schon fett mehreren Tagm bin ich hier vorbeigegangen in der Hoffnung Sie zu sehen."
.Also haben Sie mich nicht vergessen?" sagte sie, ohne sich zu bewegen, in- rdem sie eifrig in daS aufgeschlagene Buch schaute.
.Diese Frage macht meinen Argwohn zur Gewißheit, daß Sie mein» Blumm nicht erhalten haben."
.Blumen?" horchte Angelika auf, »was für Blumen?"
.Die ich Ihnen am Abend des Tages Ihrer Ankunft übersandte."
»Ich weiß nicht» davon."
.Sie sind also unterschlagen worden," fuhr der junge Mann fort, »wovon ich nach meinen späteren Wahrnehmungen bereits überzeugt war. Trotzdem ich wußte, daß die jBewohner des .toten Hauses" — Angelika schauerte bei dessen Benennung unwillkürlich zusammen, — .in großer Abgeschiedenheit leben, glaubte ich doch nicht, daß da» alle Haus so ganz unzugänglich sei, wie das märchenhafte Schloß Dornröschen, mit dem es seit Sie in seinen Mauern weilen, doppelte Ähnlichkeit hat. Schon vor mehreren Tagen wollte ich der Dame des Hauses meinen such machen und mich dabei nach Ihrem Ergehen, mein Fräulein, erkundigen ; denn nach dem. was Sie mir auf unserer gemeinschaftlichen Eisenbahnfahrt erzählten, mußte ich annehmen, daß Sie hier von einer Ihnen wohlgesinnten Verwandten ausgenommen worden seien, aber das scheint mir nicht der Fall zu sein. Als ich nach der Dame des Hauses und nach Ihnen fragte, erhielt ich von einem äußerst unangenehmen Manne die zwar höfliche, aber kurze Antwort, daß die Eigentümerin de» Hauses sehr krank sei und niemals Besuch Empfange, und daß ihre junge Verwandte, also Sie, mein gnädiges Fräulein, sich nur für vierundzwanzig Stunden auf der Durchreise hier aufgehalten und Haus und Stadt bereits wieder verlassen hätten. Ich bezweifelte dies. Da ich hinlänglich mit dm lokalen Verhältnissen der Stadt vertraut bin, so wußte ich, daß die zu den Gebäuden gehörenden Gärten auf diese Gaffe mündeten. Nach mehreren vergeblichen Versuchen habe ich Sie nun heute wirklich entdeckt! Der Alte hat mich also belogen, Sie sind noch hier, und ich frage mich sehr besorgt, was dies« Heimlichkeit in Bezug auf Ihre Person zu bedeuten hat?"
Angelika hatte mit atemloser Spannung seiner Erzählung gelauscht; di« widerstreitrndstrn Gefühl« warm dadurch in ihr erregt wordm. Furcht und Angst