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Zeuge Vorarbeiter Christian Weber, der seiner Zeit wegen Meineids bestraft wurde, wird nicht beeidigt. Vorsitzender:Hat Bücher Drohungen ausgesprochen?" Zeuge:Das könnt' ich nicht sagen, ich bin aber in Untersuchungshaft genommen worden." Vorsitzender: Ist in der Untersuchungshaft gedroht worden?" Zeuge:Nein. Bücher hat gesagt,: Sagen Sie die Wahrheit, dann dürfen Sie wieder heraus!" Des weiteren giebt der Zeuge an, daß Bücher in ihn ge­drungen sei, mehr zu sagen als er gewußt habe. Er habe dann, um aus der Untersuchungshaft heraus­zukommen, so gesagt, wie er es von den Leuten ge­hört habe, und nicht seinen eigenen Wahrnehmungen gemäß. Vor dem Schwurgericht Ludwigsburg hat der Zeuge mehrere in der Voruntersuchung gemachte Aussagen zurückgenommen, zu denen er von Bücher gezwungen worden sei. Es seien allerhand Fragen von Bücher an ihn gerichtet worden:So und so ischt's jetzt ganga!"Do Hab' i eba ja g'sagt." Anderseits giebt der Zeuge an, er sei nicht gezwungen worden. Vorsitzender:Können Sie sich erinnern, daß Bücher etwas in's Protokoll geschrieben hat, was Sie nicht gesagt haben?" Zeuge:Nein." In der Schwurgerichtsverhandlung erklärte der Zeugs, Bücher habe ihm gesagt, er lasse ihn sitzen, bis er schwarz werde. Der Zeuge kann sich dessen jetzt nicht mehr erinnern. Verteidiger Haußmann konstatiert, daß Weber ehedem Erklärungen abgegeben habe, wonach er gelogen habe, weil man ihm nicht glaubte und wonach man ihn zum Lügner gemacht habe.

Stuttgart, 27. Okt. In der heutigen Ver­handlung, wurden wieder mehrere Zeugen vernommen, welche der damaligen Gerichtsverhandlung angewohnt haben. Taglöhner Baumgärtner von Heilbronn giebt auf die Frage der Vorsitzenden:Es wird behauptet, daß Bücher beim Anblick der Mutter des Schaber, als diese an ihren Sohn herantrat, gesagt habe: Wer ist das Mensch?" darauf habe Schaber gesagt: das ist kein Mensch, das ist meine Mutter!" Bücher habe darauf befohlen:Mehr Fesseln her!"Was wissen Sie davon?" zur Antwort, daß es bewegt zuging, die Worte habe er nicht verstanden. Bezügl. der Aeußerung BucherS an die MutterSchämen

Sie sich, daß Sie einen solchen Sohn haben", wollen die Zeugen dies nicht selbst, sondern nur von andern gehört haben. Der Verteidiger Haußmann teilt mit, daß der Zeuge Methodistenprediger Klemm nach Schluß der Verhandlung im Gang weinend zusammengebrochen und von 2 Methodistenpredigern gehalten worden sei. Er beantragt die Ladung eines der beiden Prediger, welchem Antrag stattgegeben wird. Fortsetzung der Verhandlung am Dienstag.

Von Oehringen gingen Oberamts' tierarzt Seybold und Oekonom Gebert von Möhrig in die Schweiz, um im Aufträge des land­wirtschaftlichen Bezirksvereins Oehringen in der Gegend von Thun 60 bis 70 Ziegen anzukaufen. Dieselben werden an ärmere Leute des Bezirks um den An­kaufspreis abgegeben, wobei dem Vernehmen nach für besonders bedürftige Personen noch Vergünstigungen eintreten sollen.

Berlin, 27. Okt. Die Nordd. Allg. Ztg. bestätigt, daß Caprivi am Dienstag früh seine De­mission eingereicht hat. Dieselbe ist gestern nachmit­tag um 2 Uhr vom Kaiser angenommen worden. Ferner bestätigen verschiedene Blätter, daß auch der Ministerpräsident Graf Eulenburg demissioniert hat und daß das Gesuch gleichfalls bewilligt worden ist.

Berlin, 27. Okt. Es verlautet, Caprivi ver­lasse in den nächsten Tagen Berlin, um sich einst­weilen zur Erholung nach dem Genfersee zu begeben. Zur Ministerkrisis wird gemeldet, daß nicht allein Differenzen zwischen Caprivi und Eulenburg betreffs Bekämpfung der Umsturzbestrebungen, sondern über­haupt Unzuträglichkeiten infolge der Trennung der Aemter des Reichskanzlers und des preuß. Minister­präsidenten dem Kaiser den Gedanken an einen Per­sonenwechsel in den beiden höchsten Staats- und Reichs­ämtern nahelegten. Der Kaiser soll vergeblich die Vermittelung und Aussöhnung zwischen Caprivi und Eulenburg versucht haben. Als Nachfolger Caprivi'S wird zunächst Graf Waldersee, Fürst Hohen­lohe, ferner Kriegsminister Bronsart und Graf ! Zedlitz. Trützschler genannt.

Berlin, 27. Okt. Wolffs Bureau meldet weiter: Es wird zuverlässig bestätigt, daß die nach­gesuchte Demission des Grafen Eulenburg sowohl als Ministerpräsident, wie als Minister des Innern in huldvollster Weise vom Kaiser angenommen wurde. Statthalter Fürst Hohenlohe ist in Wildpark­station eingetroffen, wo er vom Kaiser empfangen und huldvollst begrüßt wurde. Mit Fürst Hohenlohe traf Unterstaatssekretär v. Köller ein, der ebenfalls huldvollst vom Kaiser begrüßt wurde. Der Kaiser fuhr mit Fürst Hohenlohe im offenen Wagen nach dem Neuen Palais, desgleichen v. Köller mit dem Adjutanten Grafen Moltke. Auch die Anwesenheit Köllers wird mit der Krise in Verbindung gebracht.

Berlin, 29. Okt. Fürst Hohenlohe ist bereits zum Reichskanzler, Köller zum Minister des Innern ernannt. Die amtliche Publikation er­folgt heute. Vermutlich werden auch die Namen der Nachfolger Hohenlohe's und Köllcr's heute amtlich publiziert.

London, 26. Okt. Wie aus Shanghai ge­meldet wird, haben gestern 500 Japaner den Palu- fluß überschritten und die chinesische Besatzung über­rumpelt. Unbeschreibliche Panik entstand unter den Chinesen, welche die Flucht ergriffen und 2 Kanonen sowie viele Waffen zurückließen. 20 Chinesen wurden getötet mehrere verwundet. Die Japaner hatten keine Verluste. Die chinesischen Truppen haben auf der Straße nach Mukten ihr Lager aufgeschlagen und steht eine große entscheidende Schlacht bevor. Die japanische Armee wird heute den Aalufluß überschreiten und die Festungswerke von Souko besetzen. Die Brücken sind bereits geschlagen.

Gemeinnütziges. Die Nässe der letzten Zeit hat sicher wieder eine Menge Stiefel verdorben,, und es kann deshalb nicht genug darauf hingewiesen werden, daß dasSchuhfett Marke Büffelhant" selbst schon ganz hart gewordenes Leder wieder weich und ge­schmeidig macht. Noch besser ist es allerdings, die Stiefel, so lange sie noch gut sind, damit regelmäßig zu behan­deln, wodurch sie sehr dauerhaft und weich bleiben, ohne daß das tägliche Glanzwichscn ausgesetzt zu werden braucht. Verkaufsstellen siehe Inserat.

Amtliche Bekanntmachungen.

Forstamt Neuenbürg.

Zur Vermeidung von Irrungen und zur Erleichterung der Aufrechthaltung der Ordnung bei der Abfuhr von Holz jeder Art aus den Staatswaldungen muß die Vorschrift, wonach die betreffenden Fuhrleute den quittirten Loszettel oder eine amtlich beglaubigte, wörtlich gleichlautende, Abschrift desselben bei sich führen sollen, durchaus aufrecht erhalten werden. Dieses wird, um Anständen vorzu­beugen, hiemit öffentlich bekannt gemacht mit dem Anfügen, daß Abschriften, welche nicht vollständig sind, insbesondere solche, welche nicht auch die einzelnen Nummern des Holzes enthalten, als ungenügend keine Beachtung finden können.

Neuenbürg, den 20. Oktober 1894.

K. Forstamt.

Uxkull.

Rottenburg.

Warklstandpliihe Verpachtung.

Die Marktstandplatze von den gedeckten Ständen, sowie von den Hafnern und Geschirrhändlern werden am

Samstag, den 3. November d. A., nachmittags 3 Uhr,

und die von den ungedeckten Ständen, sowie von den Küblern, Gerbern und Schuhmacher« am

Montag, den 5. November d. I., vormittags 8 Uhr,

gegen sofortige Vorauszahlung deS Pachtgeldes aus 1 Jahr verpachtet, wozu Liebhaber eingeladen werden.

Den 26. Oktober 1894.

Staötpftege.

Schmied.

K. Amtsgericht Calw.

Die gegen den Küfer Jakob Prost in Neuweiler wegen Verschwendung ausgesprochene Entmündigung ist durch Beschluß von heute wieder aufgehoben worden.

Den 29. Okt. 1894.

gez. AR. Fischer. Veröffentlicht durch Gerichtsschreiber Bauer.

Fahrnis-Verkauf.

In der Konkurssache über das Ver­

mögen der Friederike Bauer, Kauf­manns Witwe von hier, Inhaberin der Firma C. H. Bauer, kommt in deren seitheriger Wohnung an der Altburger­straße folgende Fahrnis im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf: am Montag, den 5. Nov. d. I., von morgens S Uhr ab:

-- Gold und Silber, 3 voll­ständige Betten, Lein­wand, Küchengeschirr und allgemeiner Hausrat;

am Dienstag, de« 6. Nov. d. I., von morgens S Uhr ab:

Schreinwerk, worunter 3 Sopha's, mehrere Tische, 6 gepolsterte Sessel,

Stühle, 1 Amerikanersessel, 3 Kom­moden, 1 Sekretär, 3 Kleiderkästen, 1 Nachttisch rc., ferner Faß- und Bandgeschirr und die Vorräte an Holz und Kohlen.

Calw, den 29. Oktober 1894.

Konkursverwalter Gerichtsnotar Sapper.

Bestellungen auf

Deikreis

wollen im Laufe der nächsten 6 Tage bei der Stadtpflege gemacht werden. Spätere Aufgaben können nimmer be­rücksichtigt werden.

Stadtpflege.

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